Seit 1996 nehme ich nun an der Bordeaux-Subskription teil und haben mich meistens aus Mangel an eigener Erfahrung an den Vergleichen und Punktebewertungen der Journalisten orientiert. Als Aufnahmekriterium in meine Auswahlliste gilt die einfache Mehrheit von positiven Beurteilungen eines Weines, somit war hier genügend Spielraum gegenüber zB. der Abneigung eines Jounalisten gegenüber dem Stil eines speziellen Weinguts oder einfach nur ein schlechtes Faßmuster oder eine schlechte Tagesverfassung gegeben.
Eigentlich bin ich bisher damit ganz gut gefahren, sicher den einen oder anderen Ausrutscher hat es schon gegeben, aber der überwiegende Teil der bisher geöffneten Flaschen hat die Bewertungen bestätigt.
Negativ schlägt sich natürlich der Aufwand zu Buche und die Wissenserkenntnis steigt nicht proportional zu der Menge an Bewertungen!
Interessant ist auch, daß es so viele konträre Meinungen zu Weinen gibt, Phelan Segur - eines meines Lieblingsweine und zugleich ungemein beständig - fällt mir hier als Beispiel ein. Zwar bekommt er gute Benotungen, aber nur Rolf Bichsel von Vinum äußerte sich bei den letzten Jahrgängen ähnlich euphorisch wie ich das eben auch empfinde - außer bei 2005 - aber in diesem Jahrgang gelten sowieso eigene Gesetze. Ist das vielleicht nur "part of the game", um die Hierarchien und somit Preise rechtfertigen zu können? Wein ist "big business", erst recht in Bordeaux und dessen muß man sich auch bewußt sein. Außerdem halte ich es sowieso vermessen, zu behaupten, daß man den Unterschied zwischen 90 und 92 Punkten nachvollziehen kann, nochdazu bei einem Faßmuster!! Ja, für den Verkoster kann das schon gelten, aber nicht in meiner Welt; da führen stilistische Unterschiede einzelner Regionen oder Weingüter schon zu Abweichungen in einer viel größeren Bandbreite, es gibt eben keinen objektiven Geschmack. Viele Konsumenten selektieren aber beim Kauf genau nach diesem (vernachlässigbaren) 2 Punkte Unterschied. Die meiner Meinung nach einzig vertretbare Bewertung ist jene der 3 Sterne, wie sie zB. bei der Zeitschrift Vinaria praktiziert wird.
Ohnehin habe ich in der letzten Dekade soviele hervorragende Weine getrunken, die keine gute Bewertung bekommen haben und mir trotzdem so ungeheuren Spaß vermittelt haben, daß ich jetzt (schlechte) Bewertungen von Weinen viel lockerer sehe.
Auch der Erfahrungsschatz steigt mit jeder Flasche und in Erinnerung bleiben sowieso nur Weine mit Ecken und Kanten, mit Profil und Mut zur Differenzierung. Das gilt für Österreich genauso wie für Bordeaux und den Rest der Weinwelt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen