Dienstag, 31. August 2010

Ein toller 2010er Jahrgang

Das ist ja wieder einmal typisch Österreichischer Rundfunk (ORF).
Obwohl auch heuer wieder Weinmacher und Blogger Dirk Würtz als erster Verkünder des nächsten Jahrhundertjahrgangs aufgetreten ist - liebe Weinjournalisten, merkt ihr denn nicht von welch immenser Last euch dieser Mann befreit? - schafft es der heimische Informationsanbieter am selben Tag noch eins draufzusetzen.

Die lockende Überschrift:
Weinjahrgang 2010: Wenig, aber gut

Letzter Absatz relativierend (im Futur):
"Was die Qualität betrifft, ist man aber zuversichtlich. Vorausgesetzt, der Herbst bringe noch genügend Sonnenstunden, werde der Jahrgang 2010 ein guter, sagte Pleil"

Wer führt da in der niederösterreichischen Redaktion das Interview? Der Wetterfrosch? Wohl an lieber ORF, ich drücke euch die Daumen, daß auch ein wenig Sonne auf euer Redaktionszentrum scheinen möge..

Sonntag, 29. August 2010

Kommt Zeit, kommt (grandioser, österreichischer) Wein

Der Prophet gilt nichts im eigenen Land.

Diese Binsenweisheit gilt auch beim Wein und obwohl ich von vielen Winzern und Produzenten österreichischen Weins überzeugt bin und unserer Nationalrebsorte - dem Grünen Veltliner - sehr zugetan bin, so schielte ich doch in den vergangenen Jahren auch immer etwas neidisch zum westlichen Nachbarn und seinen feinen, nervigen, messerscharfen und mineralisch geprägten Weißweinen, allen voran dem Riesling.
Erst die tolle Rieslingstilistik der Nahe, Mosel und der Pfalz hat in mir überhaupt die Leidenschaft für diese Rebsorte geweckt.
Und obwohl ich die österreichische Leitsorte in Weiß mindestens ebenso hoch einschätze - vielleicht sogar ein eitzerl darüber - haben mir die Weine, die diesen Beweis erbringen, bislang gefehlt.
Auch wenn mir dies Ilse Mair vom Weingut Geyerhof heuer versicherte, daß Grüner Veltliner als kongenialer Partner zum Transport des Terroirs (in Österreich?) noch besser geeignet ist, als der Riesling.
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Zum Hochzeitstag führt man seine Frau fein zum Essen aus, so gehört sich das und ebenso gehört zu einem guten Essen auch ein guter Wein.
Da unser Lieblingslokal zur Zeit wegen Urlaubs geschlossen hat, packten wir die Gelegenheit beim Schopf, einmal ein Lokal zu versuchen, von dem wir schon einiges Gutes gehört hatten. Die Weinkarte wurde meinerseits bereits im Vorfeld sondiert und erfreute mein Weinherz durch eine durchdachte Auswahl und erfreuliche fair kalkulierte Preisgestaltung.
Langer Rede, kurzer Sinn, der Abend war lau, erlaubte das Sitzen auf gemütlichen Sesseln auf der Terrasse, das Service war nett und die Atmosphäre ungezwungen, das Essen gut, ließ aber für den Preis etwas die Finesse vermissen, der Wein jedoch, der war himmlisch!
Das war genau einer von jenen Exemplaren, die beweisen, daß meine "Lieblingsweißweinstilistik" (beim Riesling) auch beim "Grünen" existiert. Na also und na endlich!

Ein 2008er Grüner Veltliner Stockkultur Achleiten aus dem Weingut Prager in der Wachau war der Star des Abends, offen von Anfang an, schwebende und dezente Nase, zuerst grün-apfelig, dann Ringlotten, gelbe Äpfel und Birne, Würze, tolle Finesse am Gaumen, trinkfreudig mit perfekt harmonischer Säurebalance, mineralisch geprägt, dezent und nie üppig, ein Sir vom "Korken zur Flasche", ein superber Begleiter zu Aufstrich, Bouillabaisse, krossem Steinbutt auf Melanzani, und weich geschmortem Gab mit Parmesanpürree und Eierschwammerl, ein toller Wein aus einer tollen Lage aus einem tollen Jahrgang! **(*)/***

Und wie wenn nicht ein Beweis gereicht hätte, meinen Glauben an die heimische Rebsorte #1 zu festigen, kommt am Tag danach erneut eine weitere Offenbarung aus dem gleichen Jahrgang!

Weingut Neumayr, Grüner Veltliner "Wein vom Stein" 2008, Traisental, heller Farbton mit deutlich grünen Reflexen, von Anfang an eine "zwingende" Nase, fokussiert und messerscharf, Feuersteinaromatik, im Hintergrund der exotische Fruchtkorb, Banane, gelbe Birne, wirkt ungemein kühl beim Riechen, tänzelt spielerisch leicht über die Geschmacksknospen, bietet ein finessenreiches und doch druckvolles Gaumenerlebnis, die Frische und präsente Mineralik sind deutlich erschmeckfühlbar, alles in Balance, nerviges Säurerückrat, Zitrusnoten im Rückgeschmack, spannungsgeladen, gleich einem feinen Stromspiel "bremselnd" auf der Zunge (wer jemals eine 9V Blockbatterie an seine Zunge kurzgeschlossen hat, weiß, wovon ich hier spreche), wunderbare Eleganz, es sind Weine wie diese, die mich andächtig innehalten, denn das ist großer Stoff und entspricht genau den Komponenten, die ich im Wein so suche! **(*)/***

Zuletzt hatte ich mit einem 2006er Brauneberger Juffer feinfruchtig von Thomas Haag / Schloß Lieser soviel Spaß - oops - schon wieder diese deutschen Rieslinge ;-)

Dienstag, 24. August 2010

LoL (1)

Ausnahmsweise steht der Titel diesmal nicht für eines der Netzakronyme "LoL = laughing out loud" - auch wenn dies vor lauter Freude über einen wirklich tollen, weil erlebnisreichen Urlaub ebenso passend wäre, nein, in diesem Fall habe ich es als Arbeitstitel und stellvertretend für "Lands of Lizards" gewählt - was schon einmal einen Hinweis auf unsere Urlaubsdestination gibt.

Auch wenn ich diesmal mit einem Netbook und dem fixem Vorsatz "bestückt" war, den einen oder anderen Beitrag zumindestens zeitnahe zu verfassen und auch das öffentliche WLAN / WiFi-Netz wirklich erstaunlich gut ausgebaut ist, so war unser Programm doch so dichtgedrängt, daß ich den Gedanken an eine simultane Berichterstattung sehr früh wieder verworfen habe! Von der Trägheit nach dem täglichen, abendlichen Genuß einer Flasche Wein gar zu schweigen.. .
So gibt es also das Erwähnenswerte in kleinen Happen - sozusagen als Reprise bzw. Aufguß...
Auf der Insel der Eidechsen!
Urlaub, Urlaub - ja endlich! Als Destination haben wir uns diesmal eine Weinregion ausgesucht, mit deren Weine wir noch keine ausgiebigen Erfahrungen gemacht haben. Eine Weinregion, welche mit ihren an einer Hand abzuzählenden Rebsorten seit Jahrhunderten den gleichen Wein in den gleichen Stilistiken erzeugt, fernab jedweglicher Modeströmungen und so ist es auch nicht wirklich verwunderlich, daß dieser Wein heutzutage bei den wenigsten Weintrinkern eine Rolle spielt, auch wenn es einige wenige(? inklusive mir) gibt, die seiner Art und seinen Charme zu schätzen wissen und die "altmodische" Stilistik herrlich entschleunigt!
Vielleicht ist die Affinität zu diesem Getränk auch in den Weinerlebnissen meiner Jugend zu finden, denn diese hatten mit den beiden anderen bekannten Regionen zu tun, die eine ähnliche Weinstilistik bzw. Produktionstechnik besitzen.
So waren meine Eltern und ich zu besonderen Anlässen immer in einem Restaurant zu Gast, in dem der Patron stets ein kleines Faß Fino-Sherrys sein Eigen nannte. Zudem beherrschte er auch das stilechten Ausschenken aus diesem Faß mit einer Venencia in 4 in einer Hand zwischen den Fingern eingeklemmten Sherrygläsern.
Das zweite Erlebnis hatte ich während meiner ersten Interrail-Reise in Porto, genauer in der Vila Nova de Gaia. Portwein war Liebe auf den ersten Schluck und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ich die Begegnung mit dem dritten bekannten gespriteten Wein suchte, jenem aus der Blumeninsel Madeira!


Daß wir dieses Eiland in erster Linie nicht mit der Blumenpracht, sondern mit Eidechsen assoziieren, liegt einfach daran, daß es gar nicht soviele Blumen wie smaragdgrüne und braune Exemplare dieser Tiere geben kann!
Wo ein Stein, dort eine Eidechse, wo eine felsige Mauer, dort waren deren 100 anzutreffen und wir hatten oftmals Spaß daran, sie zu beobachten und die doch recht zutraulichen Tierchen zu füttern.

Freitag, 20. August 2010

Weinrallye #36 - Wein & Musik

Nachdem ich die letzte Rallye zum Thema "Wein & Stein" bewußt ausgelassen habe (der georderte Wein traf einfach viel zu spät ein, dafür ersparte ich mir all die Assoziationen zum Thema Wein, Gestein & Mineralik ;-) freue ich mich nun auf das vom WeinReich-Blog kundgetane Thema "Wein & Musik".

Ein dankbares Thema, so denke ich mir, läßt sich doch eigentlich eine jede Flasche (Wein) in geeigneter Weise mit Musik kombinieren..

Ein paar Gedanken zu der im Weinrallyeaufruf erwähnten Studie:

"..ein schwerer Cabernet wird am besten genossen zu Jimi Hendrix.."

Aha..
So so..
So verkehrt kann die Welt (in meinen Augen) sein..

Und während ich sowohl einem tanninreichen Cabernet als auch der Musik des Gitarrengotts positive Seiten abgewinnen kann, ist für mich eine Symbiose aus beidem nur schwer nachvollziehbar. Ein guter Cabernet braucht Hingabe, genauso wie ein perfektes Gitarrensolo. Aber beides zur gleichen Zeit? Nein, das ist ein kein "sowohl - als auch", sondern für mich ein ganz klares "entweder - oder"! Außergewöhnliches hat Tiefgang und will für sich alleine erobert werden, da reicht es nicht aus an der Oberfläche zu kratzen. Lahme Musik und mittelmäßigen Wein gibt's in rauhen Mengen, davon braucht keiner einen weiteren Aufguß.
Desweiteren ist doch erwiesen, daß Männer nicht multitaskingfähig sind!

Das alles ist also ein wenig wie "Minus mal Minus ergibt Plus" und so greife ich bei Hendrix dann lieber zum Bier, von mir aus auch zu einer Caipirinha - aber sicherlich zu keinem Aperol-Sprizz ;-).

Besser wär's der wundervollen Stimme einer Elina Garanca zu lauschen, denn da passen neben dem Cabernet auch noch etliche andere ganz feine Sachen im Wein & Food-Pairing-Kontext dazu. Das wiederum ist ein wenig so wie die Anekdote von "Mouton Rohschild und dem Fisch" - ein wirklich guter Wein paßt demnach so ziemlich zu allem.. .

Aber über die Qualität des Weines wurde in der Studie ja keine Aussage gemacht oder? Vielleicht brauchte man ja gerade extasische Musik vom Stile eines Jimi Hendrix, um dem Wein irgendeine positive Seite abzugewinnen? Egal!

Im übrigen stehen auch weitere Personen kritisch dieser Studie gegenüber, so zB. Tim Atkins in einem Artikel der Online-Ausgabe des englischen "The Observer" - über den ich auf der Suche nach der Weinblubber-CD vom burgenländischen Winzer Willi Opitz gestoßen bin.
Eine nette Idee vom findigen Vermarkter Opitz, der ua. auch Süßwein für das Formel 1-Team McLaren und Mr. President Bill Clinton erzeugt (hat). Richtig heißt die CD von seinen gärenden Weinen übrigens "Sound of Wine".

Auch das Weingut Höpler in Winden am Neusiedlersee hat in seinen Weinräumen eine Ort für die Vermählung von Klang und Wein eingerichtet.
Wir sehen also, daß der Kombination von Wein und Klang(bausteinen) bzw. Musik fast keine Grenzen gesetzt sind.

So entstehen aber auch eigene (Wein)Klangbilder, wenn man es schafft, sich auf den Wein einzulassen und mit ihm in Dialog zu treten. Natürlich klappt das nicht mit jedem Wein, muß es ja auch gar nicht. In einer nettem Runde mit Freunden ist der Wein ja oftmals nur (nebensächlicher) Begleiter - jedoch selten bei mir ;-) - und dann fällt bei einer hervorragenden Flasche schnell mal der Satz: "Der singt ja richtiggehend!" - q.e.d!

Guter Wein erzeugt seine eigenen Vibes - ich möchte hier nicht pathetisch "vom Singen" oder "(Wein)Musik" sprechen - alternativ kann ein jeder seinen Kopf in ein Weinfaß stecken und dann mal lauschen ;-) - so wie bei den Höplers.
Dieses Hineinhorchen in den Wein braucht Konzentration und Muse. Konzentration, die nicht immer vorhanden ist, aber wenn, dann lieber gleich Wein!Klang!Pur! Ohne laute Beschallung. Nichts gegen eine chillige Backgroundmusik, muß aber auch nicht immer sein. Und außerdem tauchen bei den vielfältigen wahrgenommenen olfaktorischen Komponenten (m)einer Weinnase ohnehin vielfältige Assoziationen zu Klangfragmenten auf.
Beispiele gefällig? Die Klängen von (fallenden, brechenden) Gestein wie Schiefers und Granit, Vogelgezitscher und Grillengezirpen im Marillen(oder wein)garten, Geräusche des Gärspunds, der alte, tuckernde 15er-Steyr-Traktor im Weingarten (auf dem ich als 14-jähriger das Fahren gelernt habe), das leise Klangspektrum in der Sommerzeit beim Heurigen im "weiten Land" (des Weinviertels), das konzentrierter Schlürfen und Gurgeln bei der Verkostungsarbeit, der Klang von dünnwandigen Weingläsern, das Quietschen des Korkenziehers beim Durchdringen desselbigen, das Grollen des Postlers, der immer meine Weinlieferungen schleppen muß, und und und.. .

Und bevor es jetzt zu philosophisch wird, gehe ich in den Keller und hole mir eine Flasche herauf, die richtig rockt! Und das ganz ohne den guten alten Jimi H. ;-)

PS: Nettes Weinrallye-Logo übrigens, liebes Weinreich-Team!

Samstag, 14. August 2010

Sommergenüsse x 2

(1) Die Olive und ich

Sobald meine Schwiegereltern wieder die alljährlich Reise über den Brenner antreten, ist das Gebot der Stunde, ihnen den Einkaufszettel für Sterzing mitzugeben. Fixpunkt darunter sind die Oliven der Marke "Nr. 1 von Italien".
Diese grünen "Le Giganti" zeichnet eine feinfruchtige, zartsäuerliche Konsistenz mit herrlich festem Fruchtfleisch aus - optimal für jegliche Antipasti - die ich in Kilo-Dosen zu vertilgen im Stande bin!
Und ich habe nördlich des Brenners wohl hunderte Italiener mit ihrem Olivenangebot getestet, aber keine ist wie diese!


Eine Traumkombination dazu ist  Josef - Pepi - Umathums Muskat Ottonel 2009, Neusiedlersee, der mir schon im spätherbstblichen Vorjahr zu gefallen wusste,  blasses Strohgelb, zarte, ja schüchterne Muskataromatik, Blütenaromen, wirkt niemals aufdringlich, trockener - nein knochentrockener! - Stoff, der mit seiner angenehmen herben Art im Nachgeschmack dem Typus eines eines idealen heißen Sommer-Nachmittags-Terrassen-Essenbegleiters zu Antipasti oder leichtem Fisch schon sehr nahe kommt, ebenso gut solo als Aperitifwein geeignet, wunderbar filigran vinifiziert, zusammen mit Bernhard Fiedlers Exemplar aus dieser österreichischen Rebsorte eine nachdrückliche Empfehlung, der Zantho eine Spur besser als Apero-Starter, Bernhards Wein eine Spur vielschichtiger als Solovariante! **/***


Mit der Olive zusammen ergibt das ein kongeniales, weil rundum harmonisches Geschmackserlebnis im Mund, das von einem abwechselnden Bedürfnis, weiter Oliven bzw. Weinschluckerl zuzuführen, geprägt ist!

(2) Eintopfvariation

Meine liebe Renate ist eine Meisterin der Spontanküche. Wann immer es schnell gehen soll oder die vorhandenen Zutaten unseres Kühlschranks zu einem Festschmaus verarbeitet werden sollen, dann brauche ich mir nur die Hände (wegen der Vorfreude) zu reiben und zu bitten: Renate, Eintopf bitte.. :-)

Diesmal ganz einfach:
Zwei große Bund Jungzwiebeln, viel Knoblauch, Sellerie, 2 große Erdäpfel / Kartoffeln grob schneiden, in gutem Olivenöl anbruzzeln, frische Cocktailtomaten und getrocknete bzw. eingelegte Tomaten, Rosinen, asiatisches Gewürz mit viel Curry dazugeben, mit Gemüse- bzw. Hühnerbrühe aufgießen, nebenbei Putenfilet in Streifen schneiden und in Butter anbraten, zum gedünsteten Gemüse dazugeben, mit einem Schuß Obers abschmecken, frisch gehackte Petersilie und eine Portion würfelig geschnittener Feta unterrühren, salzen und grob aus der Mühle pfeffern.. und am sommerlichen frühen Abend heiß genießen!
Wie immer gilt natürlich: je hochwertiger (Bio!) und frischer die Zutaten, desto g'schmackiger das Essen!


Der Wein dazu, ein 2006 Grüner Veltliner Gottschelle aus dem Stiftweingut Göttweig, Kremstal, von Fritz Miesbauer (Winzer Krems) perfekt "in Szene" gesetzt, helles Goldgelb, offen Aromatik, typische Veltlinernoten im Spätlesebereich, hochreife Gelbfrucht, Exotik, ein Maulvoll Wein, herrlich balancierte Fruchtsüsse, druckvoll am Gaumen, gute Substanz und harmonischer Abgang, ein Paradewein aus einem pipifeinem Jahrgang, jetzt bereits mir Hochgenuss zu konsumieren! *(*)-**/***