Donnerstag, 31. Dezember 2009

Guten Rutsch & Prosit Neujahr!

Allen meinen Bekannten und Weinblogger-Kolleginnen & -kollegen wünsche ich einen guten Rutsch in die neue Dekade und natürlich viele genußvolle Stunden im neuen Jahr 2010 mit unserem Einserthema, dem Wein!

Unsere Neujahrsschwein-Rasselbande labt sich bereits am Kleeblatt
und lässt mit euch um Mitternacht die Korken knallen!

Samstag, 26. Dezember 2009

Weinkellermanagement (1)

Ein Blick in meinen Keller genügt - und mir graut.
Nein, natürlich nicht ob der herrlichen Flaschen, die da schlummern, sondern ob der da herrschenden Unordnung. Und der Keller geht über! Nein falsch, der Keller ist zu klein!

Nicht, daß da jetzt wer glaubt, ich sei eine unordentliche Person, denn nein, das bin ich nicht. Nicht bei Dingen die mir wirklich wichtig sind im Leben und dazu gehört der Wein ganz sicher dazu.
Vielmehr hat das Chaos seinen Ursprung in der Ordnung. Klingt verrückt, ist aber so!
Ich trinke noch immer gerne in die Breite, daher gibt es viele Einzelflaschen aus vielen unterschiedlichen Ländern und Anbaugebieten. Zudem haben sich über die Jahre unterschiedliche Ordnungssystematiken als zweckmäßig erwiesen und in den Regalen Eingang gefunden:
  • Anfangs getrennt nach Ländern und Farbe (Rot & Weiß),
  • dann kamen die speziellen "Rebsortenregale",
  • dann Regale für Weine, welche den Trinkzeitpunkt erreicht haben
  • und für solche, welche noch geruhsam ein Jahrzehnt schlummern dürfen,
  • daneben wuchs das Regal für Bordeaux, x2, x3, x4,
  • Holzkisten am Boden für Verkostungsspecials, zB. 5-Jährige Grüne Veltliner, Horizontale vom Sauvignon, kleine Vertikale eines bestimmten Weins,
  • Einzelflaschen, welche noch einzusortieren sind, minimierten rasant die am Boden verfügbaren freie Flächen,
  • Kisten der letzen Einkäufe, welche von einem Eck ins andere - und wieder zurück wandern :-(
  • Flaschen, die nirgendswo sonst so wirklich dazu passen (eine Fundgrube für die kleinen freien Lücken zwischendrin),
  • extra Flaschen für jene Gäste, die Wein als sommerlichen Durstlöscher mit mindestens 2l täglichen Bedarf sehen,
  • zwischendurch mal eben schnell (an 3 Wochenenden) umschlichten, denn das Regal mit den Rieslingen bzw. jenes für die österreichischen Weißweinen hat einen Füllfaktor von über 1 erreicht, jenes mit den Magnums dagegen erst einen von 0.5 (ein Tausch erscheint dennoch nicht praktikabel ;-)
  • Kartons mit Rosé, der vor ein paar Jahren ja noch nicht am Radarschirm war und ergo dessen auch keinen angestammten Fixplatz im Keller hatte - jetzt aber schon,
  • und, und und..
Alles mehr oder weniger konsequent (zumindest in Teilbereichen des Kellers) umgesetzt ergibt ein feines Weinsammelsurium und ein (beschränkt brauchbares) Potpourrie an "Best Practices für Weinkellermanagement".

Und somit ist klar - es muß sich was ändern! Tabula Rasa im Weinkeller sozusagen.
Also werde ich in mich gehen und liebgewordene Weingewohnheiten auf ihre Gültigkeit überprüfen - in der Art einer Mischung aus strategischem Consulting (wer will als externer Coach fungieren?), Feng Shui und dem jährlichen Qualitätsaudit.
Deshalb wird es im neuen Jahr ein neues, weil fokussierteres W(ein)kaufsprogramm geben!

Wie das genau aussieht weiß ich selber noch nicht - aber wer schon mit ähnlichem Gedanken konfrontiert sah, möge sich doch bitte mit zweckdienlichen Hinweisen bei mir melden. Diskretion wird zugesichert ;-)

Sonntag, 20. Dezember 2009

SALON (I) - Chardonnay 08-Duett

Der SALON Österreich Wein – seit nunmehr über 20 Jahren laut Eigendefinition "Österreich Wein härtester Weinwettbewerb" - ist zumeist Garant für hohen Standard und präsentiert sich seit heuer (2009) im neu gestalteten Gewand - angepaßt an die neue Werbelinie der Österreich Wein Marketing (ÖWM). Im gekürzten O-Ton ÖWM liest sich das folgendermaßen:

"Basierend auf den Landesprämierungen werden in mehreren Blindverkostungen die besten Weine unabhängig ermittelt. Dadurch findet man im SALON immer wieder neue, junge Weingüter, für die der SALON oft das Sprungbrett zu weiteren Erfolgen ist. In einer Finalverkostung ermittelt die ÖWM die höchstbewerteten Weine einzelner Kategorien – die SALON Sieger! Im Vorfeld wurden auch die renommiertesten Weinmagazine, -journalisten und Sommeliers um ihre Nominierungen, die mit 40 Fixplätzen im SALON vertreten sind, gebeten. Jene Weingüter, die dabei am öftesten genannt werden, kommen als SALON Auserwählte in den SALON. Somit ergibt sich jedes Jahr ein spannender Mix" welcher in unterschiedlichen Wein- & Rebsortenklassen im Spätsommer in den österreichischen Casinos der breiten Öffentlichkeit präsentiert wird.

Summa summarum erfolgt die Auswahl- & Nominierung doch nach einem einigermaßen komplexen Regelwerk.

Manchmal gibt es Weine (mit einem SALON-Flaschenaufkleber), an denen kann ich im LEH einfach nicht vorbeigehen kann, schon gar nicht, wenn sie als Sparringpartner zu einem ebenfalls im SALON ausgezeichneten Exemplar der gleichen Sorte, aber aus einer anderen österreichischen Weinregion handelt.

  • Weingut Heinzel, Chardonnay Ried Junge Bergen 2008, Weinviertel, helles Strohgelb, anfangs Eiszuckerl und C02, dann Blutorange und etwas Exotik, breite Nase, aber mit mächtigem Extrakt - wohlgemerkt bei nur 12.5% Vol. ! Sauber vinifiziert und auch am Gaumen wiederum breite, aber schmeichelnde Textur, harmonisch, mit Trinkspaß zu konsumieren und zu scharfen asiatischen Gerichten eine gute Wahl, *(*)/***
  • Vinum Pannonia Allacher, Chardonnay 2008, Gols, helles Strohgelb, frische Nase, etwas Blüten, zart würzig am Gaumen, gute Extraktfülle, sauber, aber kurzer und ein bißchen wäßriger Abgang, beliebige Stilistik, denn unter dieser Aufmachung treten schon genügend Weine an! Was bitteschön soll denn an diesem Wein SALON-würdig sein?
    Gemach, Gemach, denn sein wahres Ich offenbart dieser Wein eben erst am zweiten Tag. Dann aber dafür mit Gesteinsmehl, Apfel, Litschi und Ananasnoten, rollt straff und fokussiert über die Zunge, ein sehr nerviges Säurekorsett umtänzelt den Gaumen, gebündelt und mineralisch im Abgang - eine 180° Kehrtwendung des Weins - nicht schlecht - wenngleich sich aber noch immer die Frage nach dem Sortentypus stellt! *(*)-**/*** €7
Beides sauber vinifizierte Weine, beide mit erstaunlich viel Extrakt für 12.5% Vol. - und doch so völlig konträre Stilistik. Bloß, woran ist dies für den Konsumenten ersichtlich?
Nebenbei sind diese beiden Flaschen zwei Paradebeispiele dafür, daß die in den letzten Jahren so vielgeschmähte Chardonnay-Traube durchaus in der Lage ist, vielschichtige und interessante Weine auch im günstigen Preissegment von €5-8 hervorzubringen - sofern nur der Winzer sein Handwerk versteht.
Technisch gut gemachter Wein findet sich heutzutage aber zuhauf im LEH-Meer der Weltweinproduktion. Ob da der SALON-Aufleber für den Konsumenten zum entscheidenden Mehrwert avanciert, vermögen diese 2 Flaschen wohl nicht ausreichend zu beantworten.
Darum bin ich schon gespannt, was die demnächst zur Verkostung anstehenden '08er-SALON-Veltliner aus dem Weinviertel zu bieten haben.

Montag, 14. Dezember 2009

Blogger-echo ) echo )) echo )))

Oder was wird das sonst auf tvino's "vinotainment blog" (1|2)?

Liebes tvino-posterous-Team, was haltet ihr davon, eure eigenen eigene Beiträge zu verfassen? Denn naturgemäß ist das gedankenlose Wiederkauen bereits von einigen Pflanzenfressern hinreichend besetzt!
Zumindest die Grundspielregeln wie einen Link auf den Originalblogbeitrag, richtiges zitieren und Zitate als solche auch erkenntlich zu machen, sowie ein paar eigene Gedanken zum Beitrag - wenigstens mit einem (1!) Satz - sind auch der nördlichen Blogsphäre nicht zuviel verlangt, oder?

Sonntag, 13. Dezember 2009

Weinbloggerkalender 2009 Reloaded

Im Gegensatz zu den meisten kurzlebigen Dingen unserer Zeit (und das inkludiert ja auch die eine oder andere Weinflasche ;-) habe ich unseren Weinbloggerkalender vom Vorjahr wiederverwertet und ihm kurzerhand ein aktuelles "2010"-Mascherl verpasst. Ein 2. Aufguß sozusagen - wurde doch der '09er-Kalender ganze 66 Mal heruntergeladen!

Um ein wenig Variation in die Sache zu bringen, ist der Kalender nun neben der obligatorischen Druckversion (als PDF) auch als Kalender für den Desktophintergrund am PC (gezippte exe) verfügbar.

Viel Spaß damit!

Samstag, 12. Dezember 2009

2 x Glatzer Dornenvogel

Das Weingut Glatzer vorzustellen, hieße Eulen nach Athen zu tragen - scheint doch Walter Glatzer in Göttelsbrunn im Weinbaugebiet Carnuntum mit seinem Zweigelt Dornenvogel einen Platz am Stockerl des falstaff-Zweigelt-Grand Prixs fix abonniert zu haben.
Reichte es heuer mit dem 2008er "nur" für den 3.Platz, so konnte der '07er-Dornenvogel im Vorjahr den Grand Prix für sich entscheiden und auch in der vinaria konnte der Wein heuer reüssieren.
  • Weingut Glatzer, Zweigelt Dornenvogel 2004, Carnuntum, besitzt noch Reste vom Purpur, dunkler Kern, in die vom Holz geprägte Aromatik mischen sich Noten von Brombeere, welke Schwarzeteeblätter und Teer, braucht Luft, der Wein erreicht am zweiten Tag sein Optimum, zeigt sich balanciert am mittelgewichtigen Gaumen, ausladend, bei guter Fruchtsüße, immer mit einer feinen Säureader durchzogen, harmonischer Abgang, mürbe Gerbstoffe, hat Klasse und Potential und wäre bzw. ist sicherlich zu dunklem Fleisch ein perfekter Begleiter, zu Recht oftmaliger Sortensieger, in dieser Verfassung hat dieser Wein ganz klar meine Präferenz gegenüber Hans Pitnauers Bienenfresser, **-**(*)/***
  • Weingut Glatzer, Zweigelt Dornenvogel 2007, Carnuntum, mitteldichtes Purpur, hochfeine Textur bereits in der Nase, das Holz deutlich riechbar, und trotzdem nicht dominant, sondern fein verwoben mit roten Fruchtkomponenten, dunkelrote Beeren, Kirsch, Zwetschkennoten, Nougat, moderne Stilistik, sicherlich, aber was für eine! Am Gaumen feinste Gerbstoffe in Kombination mit gutem Säurerückrat, bleibt immer eher auf der schlanken Seite, zart feuriger Abgang, feine Stilistik, **/***
Zweifelsfrei zwei tolle Flaschen! Nach dem Motto "weniger (Holz) ist mehr (Frucht)" würde ich mir jedoch eine Reduktion des Holzeinsatz wünschen. Sicherlich würde es diesem Wein gut stehen, ohne etwas von seiner Klasse einzubüßen.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Weinrallye #28 - Adventswein?

Na also, die Weinrallye hat wieder Fahrt aufgenommen - zum Glück. Mit leicht veränderten Spielregeln, sind doch die nächsten Ausrichter der Rallye ab nun im Vorfeld bekannt, nicht aber das Thema.
Der "Neustart" wird von Thomas (weinverkostungen.de) eingeleitet, es folgen Robert (lamicucina) im ersten Monat des neuen Jahres und Matthias (Social Wine) im Februar 2010.

Thomas' auserkorenes Thema der 28. Weinrallye ist "Adventswein oder Wein zum Christstollen".

Nun gibt's ja - wie Thomas völlig richtig erwähnt - keinen klassischen Adventswein, bis auf den
Glögg vielleicht, den ich jedenfalls im Vergleich zum ganzen industriellen Punschfusel der
Weihnachtsmärkte (und Schihütten) bevorzuge - zumindest sofern dieser in einer ähnlichen Qualitätsklasse wie beim Linzer Adventmarkt im Bischofshof vom Konditormeister Jindrak ausgeschenkt wird.

Ein weiteren Differenzierungsmerkmal zur österreichischen Durchschnittsfamile dürfte das Faktum sein, daß sich unser Keks, Lebkuchen und Christstollenverbrauch im Advent eher im Gramm, denn im Kilobereich bewegt.
Erst zu den Weihnachtsfeiertagen bzw. zwischen Silvester und den Hl. Drei Königen werden die
Leckereien bei uns kredenzt. Ich weiß, daß im Advent bei vielen Familien das große vorweihnachtliche Kekswettfressen einsetzt - und vielen ist daher der Gedanke an Weihnachtsbäckerei zu Weihnachten infolge der üppigen Mahlzeiten zu den Feiertagen unerträglich, aber glaubt mir, alleine wegen der Vorfeude lohnt es sich zu warten. Und ohnehin ist die besinnlichste Zeit im Jahr ( ;-) ja eigentlich eine Fastenzeit!

Ab-und-zu eine Schnitte vom Christstollen, vom Kletzenbrot oder ein einzelner Lebkuchen ist natürlich in Ordnung, die ganze Pracht der weihnachtlichen Vielfalt meiner lieben Renate eröffnet sich für unsere Familienangehörige aber erst in der zweiten Hälfte der Feiertage - nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, daß die eine oder andere Köstlichkeit schon mal ein wenig "Reifezeit" zur vollen Genußentfaltung benötigt.

Da Christstollen und Lebkuchen, wenn richtig gemacht, nicht allzu süß sind, sondern eher durch ihre Würze bzw. feine Aromatik der Früchte besticht, braucht es eine Begleiter auf Augenhöhe, der die Vorzüge beider Seiten zum Vorschein bringt und nicht alles entweder zum süßen Papp oder sauren Beitrunk verkommen läßt.
Nachfolgende beiden Getränkevarianten haben jedenfalls zu Elisenlebkuchen und Früchtebrot ein äußerst passables Geschmacksbild auf meiner Zunge hinterlassen.


Weinlaubenhof Kracher, Auslese vom Muskat Ottonel 2007, Neusiedlersee, helles Gold, feine Muskattraubigkeit, expressive Nase, wirkt nie zu süß, immer in feinem Dialog mit der Säure, noch nicht vollends in Harmonie, wer mag das aber bei einem noch so jungen Süßwein schon erwarten, die Qualität ist ohne Tadel, bereits gut antrinkbar, das ist ein Süßweinspaß ohne Reue
, *(*)/***, €10

Wenn tagsüber die Nebelschwaden hängen, die Meetings in der Firma auch abends nicht enden wollen und einem die Nächte zeitweilig so kurz wie ein Sekundenschlaf vorkommen, dann ist für mich wieder die Portweinzeit angebrochen. Ein feiner Rubyport empfiehlt sich zudem ob seiner jugendlichen Süße, Kraft und Würzigkeit auch als ganz hervorragende Alternative zu allen adventlichen Leckereien.

Einer meiner jährlichen Favoriten - von denen es in der kalten Jahreszeit immer eine Flasche zu Hause gibt - ist Dows Midnightport, der neben allen erwähnten Vorzügen nicht so überschwenglich süß ist, eine feine Säurestruktur erkennen läßt, vor allem aber eine Noblesse von Gerbstoffen auf der Zunge aufzuweisen hat, daß es jedesmal ein Freude ist. Wohlgemerkt ist das kein großer Stoff, aber mit Sicherheit gemäß der Website, die da (sinngemäß) verkündet "..the perfect match to end an evening.".

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Addendum Gans '09

Ein kleiner Nachtrag zum Beitrag im Kontext der heurigen & Vorjahresgans und zur Weinpreiskalkulation in unserem Thermenhotel.
Haben wir im Vorjahr noch vergeblich auf die richtige Menüfolge zum Knacken des "Preisschnäppchens" in Form des 2001er Santa Rita Casa Reals gewartet, so hatten wir dieses Jahr in Form einer geschmorten Hirschkeule mit Maroni-Blaukraut, Eierschwammerl und Kartoffelroulade mit Spinatfülle - eine in der Grundnote nicht unähnlichen Kombination zu unserer Martinigans - mehr Glück.

Natürlich konnte ich nicht widerstehen, mich im Vorfeld in den Weiten des Internetzes schlau zu machen. Eigentlich hat der Jahrgang dieses Weines durchwegs sehr gute Rezensionen bekommen, bis auf jene auf tv.winelibrary.com in Episode #279 vom 23 Juli 2007.
Mal sehen, ob die durchschnittlich vergebenen 91-93 (xyz-)Punkte sich auch zu meinem Empfinden decken.

Santa Rita, Cabernet Sauvignon Casa Real 2001, Maipo-Valley, Chile, noch ohne erkennbaren Reifeton, tiefdunkles Schwarzrot im Kern, prachtvolle Nase im Stil eines alten Welt-Weins, tief, immerhin wird der Casa Real aus 40-60-jährigem Rebbestand gewonnen, zeigt balsamische Noten wie Teer, Leder, aber auch ein Hauch von Minze bzw. Eukalyptus, sehr zivil am Gaumen, geprägt von einer toller Fruchtsüsse, hat Finesse, aber immer mit Druck, reife, noble Gerbstoffstruktur, wirkt eher wie ein gut gereifter Bordeaux, hat so gar nichts von dem überbordenden Fruchtcharme seiner kleineren Weinkollegen aus gleichem Haus, um ehrlich zu sein hätte ich diesen Wein in einer Blindprobe auch nicht als reinsortigen Cabernet Sauvignon erkannt, so balanciert und zivilisiert wirkt er! Das Säurerückgrat in harmonischem Gleichgewicht mit den festen Gerbstoffen und das Beste kommt zum Schluß: ein tolles Finish mit einem schier endlosen Abgang, noch nach Minuten finden sich balsamische Noten auf der Zunge, leicht feurig, da explodiert ein Gewürzfeuerwerk im Mund, schafft locker die 150 Caudalie-Marke zu überspringen, ein Solitärwein zum Sologenießen! **-**(*)/***

Sorry Gary Vaynerchuk, aber deiner Einstufung kann ich nicht zustimmen! Und in knapp 2 Jahren kann der Wein seinen grundlegenden Charakter nicht um 100% drehen!

In Verbindung mit dem Wild wollte der Wein aber keine gelungene Einheit bilden. Die am Gaumen doch sehr dominante Fruchtsüße wich einem harschen Tannin - wo blieb die Säure? - und der Wein wurde richtiggehend eng, ja hart am Gaumen - ein wenig ähnlich dem Rioja Reserve der letzten Wein-Gans-Paarung.

Zur Te-Amo Toro-Zigarre aus Mexiko mit ihrem herben Tabakgeschmack wußte die Flasche jedenfalls wieder abschließend zu brillieren und sorgte für einen sehr versöhnlichen Ausklang. Na also - geht doch :-)

Dienstag, 1. Dezember 2009

Novemberweine

Die themenbezogenen Beiträge werden immer mehr. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die (Länge der) Monatsweinliste. Nicht so wirklich schlimm, war es doch wieder einmal ein Monat mit durchgehend feinen Weinen :-)
  • Judith Beck, Pannobile 2005, Neusiedlersee, eine Cuvée aus Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent, dunkelrotes Rubin, mittelkräftige, rotfruchtige Nase, auch etwas Brombeere, das Holz doch deutlich wahrnehmbar, läßt aber der Frucht genügend Spielraum, mundfüllende Struktur, aber zivilisiert am Gaumen, sanftes Tannin in Kooperation mit einer feinen Säureunterstützung, herber Grundcharakter, wieder deutliche Barriquenoten, balancierter Abgang, hat (am dritten Tag) gute Stunden, wo der Wein scheint, tendenziell die richtige (burgundische) Richtung, läßt mich aber ob des dominanten Holzbrands, das mein Harmonieempfinden stört, ein wenig zwiespältig zurück, *(*)/***
  • Weingut Nigl, Grüner Veltliner Privat 2006, Kremstal, kräftiges Strohgelb, in der Nase die bei Weinen solcher Reife üblichen Aromen nach Birne, gelben Früchten, Tabak, der erste Schluck manifestiert sich wie eine Explosion am Gaumen, unglaublich druckvolle Dichte und harmonische Konzentration macht sich auf der Zunge breit, dabei zu jeder Zeit saftig und süffig, ein Hedonistenwein mit langem, zart mineralisch unterlegtem Nachhall, schön zu trinken. Das Einzige was man diesem Wein in der €20-Preisklasse ankreiden könnte ist die mangelnde Komplexität. Aber Angesichts des Offenheit und des wundervollen Trinkflusses ist dies ein Jammern auf hohem Niveau :-) **/***
  • Peter Jakob Kühn, Riesling Oestricher Lenchen Spätlese 2002, Rheingau, Goldgelb, komplexe tertiäre Aromen zum Riechen, Petrol in angenehmer Dosis, aber auch viel Honig, Nüsse, ein wenig altmodisch nach antiken Möbeln, den Gaumen gut auskleidend, die Süße steht etwas von der Säure abseits, so gesehen keine wirklich harmonische Einheit, etwas zuckrig im Abgang, dann jedoch mit einer versöhnlichen Balance im Rückgeschmack fein ausklingend, *(*)/***
  • Weingut Tscheppe, Morillon vom Pössnitzberg 2006, Südsteiermark, dem Genußportfolio der Gebrüder Polz zugehörig, Strohgelb, eine fein ziselierte Nase, brotig, Zitrusnoten, blitzsauber und unheimlich appetitanregend, frisch im Mund mit korrespondierender Trinkanimo, wird wirklich fein von Zitrus getragen, nervige Säure, leicht herb, balanciert und somit einfach ein perfekter Trinkspaß mit nur 12% Vol., **/***
  • Weingut Dr. Heger, Grauburgunder Ihringer Winklerberg Spätlese trocken 2005, Baden, Goldgelb im Glas, braucht ein wenig um seine Reifenoten abzulegen, offenbart eine "straffe" Nase in Verbindung mit gelben Früchten, Birne, geht ins Exotische, zeigt viel Agilität im Mund, gutes Säurekorsett, schlank, fast juvenil, aber extraktreich abgefedert und rund, harmonisch ausklingend, wiederum reife Birnenoten im Abgang, mineralischer Nachgeschmack, bereitet einiges Trinkvergnügen, hat aber am zweiten Tag seine Strahlkraft verloren - also zügig trinken ;-) *(*)-**/***
    Verkostungsnotitz zweier badischer 06-Sortenvertreter
  • Weingut Knoll, Grüner Veltliner Kreutles Smaragd 2007, Wachau, ein fast unnatürlich leuchtendes Goldgelb, fein pikante und intensive Nase, hat Würze, reife Gelbfrucht, Tabak, am Gaumen schön offen, mit Spiel, im Dialog mit einer harmonischen Säure ergeben sich im Nachgeschmack auch mineralische Noten, hat Trinkfluss, ein Wein mit Anspruch und trotzdem "leicht" zu trinken - was will man mehr? Einziger - zugegebener nur gedanklicher - Wermutstropfen: Auf eine längere Haltbarkeit dieses Weines würde ich nicht setzen, **/***, Notiz des 2004er-Weins