Sonntag, 28. Juni 2009

Bordeaux-Primeur?

Nun haben sie alle Weinmagazine wieder durch, die Bordeaux-Primeur-Notizen. (Fast) Jedes Jahr die gleiche Aufregung, nur eben aus einem anderen Grund. Überhöhte Preise, vermeintliche Jahrhundertjahrgänge, die Bewertungspunkte des Herren aus Maryland - was auch immer - für Diskussionsstoff ist reichlich gesorgt.
Nun mag es viele Weinfreunde geben, die diesen Notizen folgend ihre Einkaufskorb füllen. Zu behaupten, daß ich gegen eine Beeinflussung von diesen Notizen resistent bin, wäre gelogen. Jedoch bin ich mir sehr wohl der Tatsache bewußt, daß sie nur eine (verfrühte) Momentaufnahme zum Lebensanfang der Weine darstellen. Gerade aber in durchwachsenen Jahren mit inhomogener Qualität, so wie eben in den letzten 3 Jahren, frage ich mich aber, warum keine Weinzeitschrift eine erneute Verkostung im Jahr der Arrivage - sprich nach der Auslieferung - durchführt?

Eine Bestandsaufnahme fertiger - weil gefüllten Weine - hätte im Gegensatz zur Bewertung der frühen Fassproben für uns private Weinliebhaber deutlich mehr Aussagekraft. Und auch der Preisanstieg in solchen Jahren zwischen Primeur- & Arrivagekauf ist zugunsten einer "gesicherteren" Qualitätsaussage vertretbar, ja, bei einigen Gütern sogar überhaupt nicht vorhanden, sodaß es eben nicht immer en primeur sein muß! Auch an Verkostungsmöglichkeiten kann es wohl kaum scheitern. Hat es nicht eine Veranstaltungen zum bordelaiser Weinjahr 2006 auf der ProWein gegeben? Und selbst wenn! Es läge wohl auch am Journalismus bzw. den Fachhändlern Druck aufzubauen und eine von offiziellen Seite organisierten Veranstaltung - ähnlich der Primeurverkostung - einzufordern!
Aber herrjeh! - ich vergaß - da sind die Euro ja schon über die Theke gerollt - verrücktes Handelssystem, oder? Ist das noch zeitgemäß! Über die Aussichten auf Erfolg will ich.. - ach, was soll's, genug gesponnen!

Zudem werden auch immer die gleichen 50 Châteaus präsentiert, obwohl es sicherlich bei den Tausenden von Weinbaubetrieben dieser Region mehr als nur ein paar Preis-/ Leistungsgranaten zu entdecken gäbe, denn keine andere Weinbauregion der Welt hat eine ähnliche Dichte und somit eine solche Masse an Konkurrenten vorzuweisen. Ein paar Höchstleistungen abseits der Technikverliebtheit von Ms. Rolland und Konsorten sollten sich doch jedes Jahr aufspüren lassen. Ihnen gebührt die Bühne, nicht dem hundertsten Aufguß der Premier Crus.
Warum geht hier keine Weinzeitschrift einmal mit gutem Beispiel voran? Nur Mut, oder folgen alle bloß den Lemmingen gleich dem ewigselben Einheitsbrei?
Aber klar, da kommt wieder das Prestige einiger weniger Châteaus ins Spiel, die glänzende Aura, der Nimbus des Unantastbaren, in dem schlußendlich dann doch wieder nur das Mascherl samt Top-Score einiger weniger Experten zählt.

Trotz alledem. Ich liebe Weine aus Bordeaux - naja, zumindest einige davon ;-)

Samstag, 27. Juni 2009

Zwei badische 06er Grauburgunder

Der Grauburgunder, eine Rebsorte, die vor langer Zeit einmal sehr "in" war - in Form von Pinot Grigio - und in den letzten Jahren meinem Gefühl nach von den Einkaufslisten der Weinliebhaber zwar nicht ganz verschwunden ist, zumindest aber ein Minderheiten-Dasein fristet. Grauburgunder assoziieren viele mit schweren, kräftigen Weinen ohne besonders ausgeprägte Aromatik.

Das dies nicht immer so sein muß beweisen 2 feine Sortenvertreter aus Deutschlands wärmster Weinbauregion, dem badischen Kaiserstuhl. Dieser hat mit 19% Grauburgunder am Rebsortenspiegel auch den größten Anteil deutscher Weinbauregionen vorzuweisen.
Mit Gestein vulkanischem Ursprungs samt Lößauflage erscheint mir dieser geradezu prädestiniert für die (weißen) Burgundersorten zu sein, da diese Rebsortenfamilie durch ihre noble Zurückhalten besonders gut in der Lage ist, die Vorzüge des jeweiligen Terroirs wiederzugeben - auch wenn die exakte Lagenspezifikation am Kaiserstuhl durch die in der Vergangenheit großflächigen Flurbereinigungen verwässert wurden.

Beide Weingüter befinden sich südwestlich am Kaiserstuhl in gerade einmal 3.5 km Entfernung.



Größere Kartenansicht

  • Franz Keller, Schwarzer Adler Grauburgunder Oberbergener Bassgeige 2006, Kaiserstuhl, Baden, feines Goldgelb, eine mehr als zurückhaltende Nase, am Gaumen initial saftig und herrlich harmonisch, wie aus einem Guß den Schlund hinunterströmend, mit der Zeit verändert sich der Wein weg von seiner Seidigkeit hin zu einer fokussierten, mineralischen Textur, die Nase ganz fein mit Exotik unterlegt, Ananas, mineralisch straff im Trunk, da wird das vulkanische Terroir erschmeckbar, mittelgewichtig und so gesehen wenig vom "Bass", dafür druckvoll und vor allem viel von der lebendighaften Quirligkeit einer "Geige", feine Balance - toller Wein, **/***
  • Weingut Holger Koch, Grauburgunder 2006, Baden, mittelkräftiges Stohgelb, brilliantes, leuchtendes Farbspiel im Glas, homogene Nase, Mineralik, Gesteinsmehl, ein bißchen auch von reifen gelben Früchten, balanciert, knackig und zielstrebig, erfrischend und lebendig, zeigt viel Extrakt, aus einem Guß, homogen, mit Spiel, so fokussiert und spielerisch, ja richtiggehend feinsinnig habe ich Grauburgunder noch nie wahrgenommen, das ist toller Stoff zum Basispreis, **/***, €9
Wiederum zwei tolle Sortenvertreter aus unserem Nachbarland, meine Hochachtung an die Winzer!

Samstag, 20. Juni 2009

Weinrallye #24 - Die Nahe

Gastgeber der Weinrallye ist diesmal Alexander "der" Ultes und er möchte mit seinem Thema "Das Gute liegt wirklich NAHE" eine, seiner Meinung nach "zu Unrecht, nur wenig anerkannte Weinregion", die Nahe (2) ins Rampenlicht rücken.

Nun - wie immer liegt - die Wahrheit ein Stückchen im Auge des Betrachters, denn von meiner Heimatstadt Linz aus gesehen liegt die Nahe bei Gott nicht nahe, sondern einigermaßen fern!
Da ich aber im patriotischen Österreicherland ein - zumindest manchmal - einsamer Rufer zugunsten der oftmals so spannenden deutschen Weine bin, finde ich Gefallen an dieser lokalen zentrierten Rallye. Ermöglicht es mir doch, mich mit einer Weinregion auseinanderzusetzen, die zwar in Form einzelner Flaschen wie zB. einer 06er Riesling Hermannshöhle von Dönnhoff oder Grauburgunder vom Schloßweingut Diel in meinem Keller vertreten ist - ua. fehlen noch Crusius, Schönleber, usw. - aber nicht aktiv in meinem Weinbewußtsein vorhanden ist. In Anbetracht der Dichte von Spitzenweingütern hat es diese Weinbauregion, die mit etwas über 4000ha Anbaufläche in etwa mit dem österreichischen Kamptal vergleichbar ist - aber allemal verdient.

Und siehe da, wurde ich doch bei der Suche nach einem entsprechenden Rallyewein der Nahe nahe Linz fündig. Die Vinothek Wagner in Gmunden führt Weine des Weinguts Schäfer-Fröhlich. Und dieses mir bisher unbekannte Weingut scheint bei Recherche ebenfalls einer der ganz "Großen" dieser Region zu sein:
  • Tim Fröhlich wurde im Gault Millau 2005 zum "Aufsteiger des Jahres" gekürt,
  • Robert Parker - oder besser sein für den deutschen und österreichischen Wein zuständigen David Schildknecht - meint "Es gibt in Deutschland derzeit kein spannenderes Weingut als Schäfer-Fröhlich." (Quelle Wein-Plus),
  • "..ein echtes Dreamteam..” schwärmt Stuart Pigott in seinem letzen Buch „Wein spricht deutsch” und
  • auch international können die Weine reüssieren, wie zB. beim Weinkritiker Claude Kolm mit seiner The Fine Wine Review aus San Francisco, welcher regelmäßig voll des Lobes ist und den "Riesling Monzinger Halenberg 2005 Großes Gewächs" mit 98/100 Punkten bewertet, angeblich die höchste Bewertung, die jemals ein deutscher, trockener Weißwein erreicht hat! (Quelle Wein-Plus)
Erstanden habe ich eine Flasche Riesling trocken der Lage Bockenauer Felseneck und eine Flasche Riesling Spätlese Monzinger Halenberg, jeweils aus dem hervorragenden Jahr 2007 - beides lt. Deutschem Weinatlas privilegierte Lagen.
Der Halenberg erscheint mir noch viel zu jung für ansprechenden Genuß und so wende ich mich dem Gewächs aus dem Bockenauer Felseneck zu, einer Süd-/Südwestlage mit Konglomeraten aus blauem Schiefer, Quarzit, Basalt, aber auch Lehm und Lößanteilen. Kräftige Mineralik im Glas sollte also vorprogramiert sein.


Weingut Schäfer-Fröhlich, Riesling Bockenauer Felseneck 2007 trocken, Nahe, strohgelbe Farbe mit deutlichen Grünreflexen, phenolische Töne, zarte Exotik, Fichte, glockenklar und vibrierend, straff am Gaumen, dominierende Zitrusnoten mit rassigem Säurespiel als Prüfstein für die Geschmacksnerven, fordernd, hat eine innere, sehr fokussierte Spannung vorzuweisen und bietet trotzdem viel Spiel am Gaumen, zieht in einem durch, messerscharf, dabei gute Balance zeigend, wiederum phenolische Noten im Abgang, behält seine Pikanz und Frische durch die omnipräsente Zitrusfrucht, beweist Eigenständigkeit, ein wirklich toller Charakterwein, jetzt bereits wunderbar genußfähig, **-**(*)/***, €19

Bei einem deutschen Weinhändler habe ich zu den 2007er des Weinguts folgendes Resummée gefunden:

"Rieslinge mit glockenklaren Aromen voll vibrierender Spannung, explosiver Finesse und von kristalliner Frische – Beseelte Terroirweine mit laserstrahlartig gebündelter Energie auf absolutem Weltklasseniveau!"

Dem kann ich nur zustimmen!

Dienstag, 16. Juni 2009

Sweet Dreams of Wine!

Warum Wein immer nur in seiner natürlichen, flüssigen Existenz genießen, wenn daneben auch noch eine süße(re) Spielart in Form von Schokolade existiert?

Café-Konditorei Hagmann, die 1. Kremser Schokoladenmanufaktur - seit 1836 - produziert vielfältige und natürlich handgeschöpfte Schokolade mit hochwertigen Zutaten aus der regionalen Heimat, der Wachau und des Waldviertels.
Meine derzeitig Lieblingstafel ist die schwebend leichte, mit Wachauer Riesling gefüllte Schokolade, aber auch die Variante mit Veltlinergelee bzw. die Zwettler Bierschokolade ist köstlich! € 2.50 pro 80g

Linkes Bild: Schokolade vom Grünen Veltliner, rechts die Spitzer Riesling-Variation

Auch die Burgundermacher bieten zwei verschiedene Arten von Schokolade an. Bei den um "Der Schoko" getauften Spezialitäten handelt es sich um eine helle Edelmilchschokolade mit Pinot Noir-Anteil und eine dunkle, zart herbe St. Laurent-Variante, ganz getreu den beiden gebietstypischen Leitsorten der Burgundermacher in der Thermenregion.
Hergestellt werden die Schokoladen von Fenkart Schokoladengenuß in Hohenems, Vorarlberg. Gunter Fenkart ist selbst Weinfanatiker und dadurch auch Produzent für viele Winzerschokoladen, so zB. für die österreichischen Top-Winzer Leitner, Günter Triebaumer, Gesellmann, Pittnauer.
Beide Arten sind für meinen Gaumen ungewöhnlich süß. Am ehesten paßt dies noch für die Pinot-Milchschokolade, der St. Laurent könnte für eine dunkle Schokolade deutlich herber sein. Die Verpackung in einer aufschiebbaren Kartonschachtel finde ich hingegen äußerst praktisch! € 2.50 pro 80g

Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich auch Josef Zotter, sicherlich einer der kreativsten Chocolatiers, nicht nur des Alpenlandes. Nicht alle seiner handgeschöpften und gefüllten Schokoladenvariationen stoßen bei mir auf Gegenliebe, was aber nicht sosehr an der Unvereinbarkeit der Ingredienzien wie Käse, Chili, Rose, Kürbiskerne, Hanf, usw. als vielmehr an der oftmals vermißten Saftigkeit bzw. an Zutaten liegt, die ich einfach nur nicht leiden kann, wie zB. Marzipan. Zu vermerken ist auch noch, daß alle seine Produkte auf biologischen Zutaten basieren und das Fairtrade-Gütesiegel tragen! Seine Schöpfung mit Grünem Veltliner jedenfalls ist spitze! €3 pro 70g

Aus meiner Heimatstadt Linz kann ich Phillipp Wrann's feine Schokoladentrüffel empfehlen. Diese brauchen keinen internationalen Vergleich in Geschmack und Sortenvielfalt, aber nicht auch bzgl. Preis-/ Leistungsverhältnis zu scheuen. Spitzenklasse!
Eine Auswahl der "weinrelaventen" Pralinen bzw. Trüffel (von links oben nach rechts unten)
  • Champagner
  • Riesling, verfeinert mit einer Beerenauslese der Lage Zöbinger Heiligen Stein, Kremstal
  • Portwein
Wer da nicht zu Naschkatze wird, dem ist nicht zu helfen!

Donnerstag, 11. Juni 2009

Rotwein & Fisch

Als kleines Addendum zu meinem Beitrag zur Weinrallye #20 (Schwimmen muß der Fisch).

Ich wußte ja schon immer, warum ich bei diesem Thema skeptisch war - nur jetzt haben wir's alle schwarz auf weiß!

© King Features Syndicate, Inc

Samstag, 6. Juni 2009

Sauvignoneske Mischgefühle

Nach dem herrlicher Erlebnis der beiden 5-jährigen Sauvignon Blancs verspühre ich wieder auf verstärkt Lust auf diese aromatischen Trendsorte. Und ja, lieber Dirk Würtz, Sauvignon passt mit seinen oft grünen Aromen ganz hervorragend zu (grünem und weißem) Spargel!

Diesmal wollte ich allerdings sehen, was andere Länder aus dieser Rebsorte machen. Exemplare aus der (neben der Südsteiermark) wohl bekanntesten Sauvignon-Region von der Loire - wie zB. Puilly Fumé und Sancerre - habe ich aber leider derzeit nicht im Keller.
Macht auch nicht's, denn ein Vergleich in der kleinen 4er-Runde brachte einem wirklich hervorragenden Wein zum Vorschein, der auf allen Ebenen zu überzeugen wußte. Neben einem verläßlichen heimischen Klassiker aber leider auch zwei absolute Langweiler - einer davon sogar mit renommiertem Namen!
  • Capaia, Sauvignon Blanc Blue Groove Hill 2008, sehr helle Farbe, zeigt eine ziemlich komplexe Nase mit vielen unterschiedlichen Aromakomponenten, der grüne Typus überwiegt ganz leicht, zeigt Noten von Stachelbeeren, grünem Paprika, aber auch ganz leichte Anklänge von Cassis im Hintergrund, wirkt beim Riechen frisch und ein wenig zitronig, ich erwarte mir einen ziemlich straffen, vor allem eine säurebetonten Wein, obwohl das Glas guten Extrakt in Form von schönen Schlieren anzeigt, im Mund dann eher Ernüchterung, wie erwartet, eine prägnante Säurestruktur, geschmacklich im Gesamtbild jedoch flach, fad, lasch und ohne Spannungsbogen, völlig lustloser Wein, der sein Ende im Abflußrohr fand (was selten, aber manchmal eben doch vorkommt), sorry Herr Baron Alexander von Essen, aber um €10 erwarte ich mir eine andere Liga von Wein! oW.
  • Victor Contis, La Zeste des Avignon 2006, Vin de Pays d'Oc, eine Cuvée aus Sauvignon Blanc und Chardonnay, Strohgelb, sehr verhalten, ein bißchen florale Ankänge, mittlere Säure, gefällig und sauber vinifiziert, aber auch belanglos, (*)/***
  • Nautilus Estate, Sauvignon Blanc 2007, Marlborough, Neuseeland, Nautilus ist das neuseeländische Weingut von Robert Hill-Smith, Besitzer der berühmten australischen Kellerei Yalumba, blasses Strohgelb, wirkt frisch und kühl mit einer duftigen Nase nach grünem Paprika, ganz zart im Hintergrund finde ich auch Cassisaroma, im Mund ein korrespondierendes Fruchterlebnis - das ist was ich als Harmonie empfinde, der am Gaumen das hält, was die Nase verspricht - im Mund fein feurig mit tollen rot paprizierenden Aromen, wirkt aus einem Guß, die nervige Säurestruktur im balancierten Dialog mit Extrakt und Volumen am Gaumen, ein fein-aromatisches Exemplar, das mich außerordentlich fesselt. Das Preisschild von €14 geht für die gebotene Qualität voll in Ordnung, wenn man bedenkt, daß die Steirische Klassik ebenfalls bereits seit einigen Jahren die €10-Hürde hinter sich gelassen hat.
    Dieser Wein bietet alles, was IMHO für einen Premiumwein notwendig ist: eine komplexe Aromatik in der Nase und als Mundgefühl, nerviger Säurerückhalt, Balance und einen druckvollen Spannungsbogen am Gaumen, eine klare Empfehlung, **(*)/***
  • Erwin Sabathi, Sauvignon Blanc 2007, Südsteiermark, helles Strohgelb, sehr laute, weil intensive Nase, viel Johannisbeere (Cassis), voll am Gaumen, richtiggehend mundfüllend, bereits recht voluminöses Mundgefühl, sicherlich auch ein Folge des guten Jahrgangs, zweifellos blitzsauber vinifiziert mit einer harmonische Säurestruktur, garantierter Trinkspaß für ein breites Publikum, wie immer ein sehr zuverlässiger Weinwert, der bereits einen Tick mehr als die "Steirische Klassik" zu bieten hat, jedoch könnte der Wein für mich ein wenig gebündelter sein, *(*)-**/***
Die Enttäuschung Capaia dauerte nur halb so lang wie die Freude, einen tollen Neuseeländer entdeckt zu haben, der eine eigene stilistische Interpretation dieser Aromasorte vorweisen kann!

Dienstag, 2. Juni 2009

Mai-Monats-Weine

  • Hans & Christine Nittnaus, Nit'ana 2006, Neusiedlersee, Rotweincuvée aus den Sorten Zweigelt, Blaufränkisch. Merlot und Syrah, vinaria-Sieger in der Kategorie Cuvée bis €12, dunkles Rubin mit tiefem Kern, die Brombeer-Fruchtaromatik wird von einer tiefwürzige Nase komplett überdeckt, kräutrig, schwarzer und weißer Pfeffer, sehr fokussiert am Gaumen, zeigt eine gute Struktur mit feinen Gerbstoffen und einer subtilen Säure, zieht fein durch, perfekte, weil dezente und unaufdringliche Holzunterstützung trotz 13 monatigem Ausbau in neuem Alllier-Fässern, balancierter Ausklang, richtiggehend spicy hintennach, wiederum ein super Preis- / Leistungswein mit besten Anlagen für die nächsten 10 Jahre, **/***
    Zum Vergleich & Nachlesen die Notizen des 04er-Exemplars
  • Quinta de la Rosa, Douro Branco 2007, Portugal, klares Strohgelb, in der Nase erstmals merklich Holz, dahinter etwas getrocknete Wiesenkräuter, wirkt frisch am Gaumen (das alleine zeigt schon Klasse), aber auch beliebig. Ohne Zweifel sauber gemacht, wer mit dieser Stilistik - gut integriertes, aber deutliches Holz und Fruchtreduktion - leben kann, der findet hier ein feines Exemplar. Ich bemängle lediglich die fehlende Identität für einen solchen Wein. Auch der (mir unbekannte) Rebsortenmix - vermutlich eine Cuvée aus autochthonen Weißweinrebsorten - geben zuwenig für ein Aha-Erlebnis. Vielleicht auch nur deshalb, weil die portugiesischen Rotweine des Douro diese schon besitzen? */***
    Nachtrag: nach geschlagenen 4 Tagen beginnt sich der Wein langsam zu öffnen und zeigt neue Facetten, das Holz ist nun nicht mehr dermaßen präsent, florale Wiesenaromen, die Nase hat Spiel, pikant, würzig, knochentrocken, ein doch irgendwie faszinierender Nasenwein trotz des massiven Holzeinsatzes **/***
  • Weingut Karl Alphart, Chardonnay 2006, Thermenregion, Klares Strohgelb, ein üppiger Fruchtkorb von exotischen Noten, ein wenig Honig und Blüten, intensiv strömend, cremig, saftig, rund und balanciert am Gaumen, aus einem Guß, druckvoll, straff, Hedonistenwein mit perfektem Holzeinsatz, so einfach kann herrlicher Weingenuß sein, jedes Jahr immer wieder eine Bank, **/***
  • Weingut Alphart, Neuburger Hausberg 2007, Thermenregion, helles Strohgelb, verhalten, Wiesenblumenaromen, Nußbiskuit, braucht ebenfalls 2 Tage um "aufzutauen", zeigt gute Balance, wirkt ein wenig wie ein üppiger Weißburgunder, ist durch seine vornehme Zurückhaltung ein universell verwendbarer Speisenbegleiter zB. zu Spargel mit Sauce Hollandaise. Aber auch zu Gerichten, wo normalerweise eher Bier kredenzt wird wie zB. Wiener Schnitzel, Tafelspitz, usw. macht der Neuburger eine gute Figur. Richtiggehend Spaß macht ein gutes Exemplar aus dieser Rebsorte - eine natürliche Kreuzung aus Rotem Veltliner und Sylvaner - aber erst nach 5 Jahren, da der Neuburger ein hervorragendes Alterungspotential besitzt! *(*)/***
  • Heymann-Löwenstein, Riesling Schieferterrassen 2005, Mosel, sattes Goldgelb, im Glas ein höchst interessante Mischung aus nassem Gestein, exotischen Früchten und phenolischen Noten, am Gaumen wie immer herrlich hedonistisch, saftig, besitzt innere Spannung, wird niemals fad am Gaumen, trinkt sich fein, wiederum ein Exemplar das mich lehrt, wie gut die richtige Menge an Petrolnoten zur Komplexität des Weins perfekt beitragen können :-), **/***

Montag, 1. Juni 2009

Der Himmel, der ist rosarot!

Das (teilweise) prachtvolle Wetter im letzten Monat hat mich wieder verstärkt in meiner Roséschatzkiste stöbern lassen - bekanntlich bin ich ja ein lauter Verehrer diese Weinvarietät.

Nachdem mich Iris mit ihrer sachlichen Darstellung der Verhältnisse zur Situation der provencalischen Weinbauern beruhigt hat - wir erinnern uns an den Aufschrei samt Petition zum Thema Rosé durch Mischung von Rot- & Weißwein - kann ich mich nun an den nächsten Flaschen dieses süffigen Sommerstoffes erfreuen.

Und fürwahr, ich hatte das Glück, zu zwei absolut tollen Rosé-Botschaftern zu greifen!
Zum einen habe ich endlich einen meinen Vorstellungen entsprechenden Rosé aus Österreich gefunden! Das alleine für sich hätte schon zum Glück gereicht - habe ich doch im letztem Jahr dem heimischen Rosé dankend abgeschworen. Zum anderen folgte danach für mich die neue Referenz in Sachen Rosé - doch alles der Reihe nach!

So ganz nebenbei bin ich heuer beim Weinfrühling beim Besuch am Fritz'schen Weingut auf den Rosé gestoßen, gut versteckt im letzten Eck. Und er hat mir von Anfang an Freude bereitet, weil eben nicht so wie viele der bisherigen heimischen Rosé in reiner Weißweinstilistik vinifiziert wurde, sondern eben den entsprechenden Kuß vom Roten in sich trägt.

Weingut Fritz, Rose Pinot Noir 2007, Wagram, leuchtendes Lachsrosa, prachtvolle Nase, leicht würzig, die unvermeidliche Himbeere, aber auch Stollwerk (Karamell), schafft am Gaumen den Spagat zwischen runder Saftigkeit und einer prononcierten gute Säurebalance, trinkanimierend mit Volumen, trotzdem schwebend leicht, unkompliziert, macht mir viel Spaß, **/***

Interessant war zu erfahren, daß Josef Fritz so nicht wirklich zufrieden mit der Stilistik des Weins ist. Er hätte lieber einen zarten süßen Zuckerspitz gehabt, aber der Rosé, so meint er, der ist ein "Hund" und gar nicht so einfach zu erzeugen, zumindestens nicht so, wie er ihn ganz gerne haben würde! Bitte nichts ändern - für mich passt's perfekt ;-)

Der zweite Hochgenuß stammt von Nachbarn in Südtirol, vom Weingut Manincor. Michael Graf Goëss-Enzenberg, dessen Familie seit 1662 im Besitz des Hofes ist und dessen Credo "Tradition und Zeitgeist begreifen und neu entwickeln" als Motor ständiger Qualitätsverbesserungen wirksam wird. So auch wie bei diesem prachtvollen Exemplar, welches anschaulich die Möglichkeiten eines Roséweins zum Vorschein bringt.


Manincor, Rosé La Rose de Manincor 2007, Südtirol, die Farbe schon mehr Richtung Pinot Noir als Rosé, anfangs eine prachtvolle Nase mit Duft nach Rosen, danach süße, reife Erdbeeren, eine wundervolle Struktur am Gaumen, seriöser Stoff mit Volumen, braucht den Vergleich mit Weinen provencalischer Art in keinster Weise zu scheuen, feine Balance auf der Zunge, frisch, dabei so wundervoll süffig, saftig, das ist der definitive Sommer-Terassen-Wein für ambitionierte Weinfreunde mit Anspruch, Merlot, Blauburgunder und Cabernet Sauvignon, gewonnen mittels Saignée des Mostes der Spitzenweine des Grafen, die gebrauchten Barriques verleihen diesem Wein die zusätzliche Komplexität, mein neuer Referenzmaßstab, **(*)/***

Mit knapp €12 ist dieser Wein, der mit edlem Vino-Lok-Glasverschluß ausgestattet ist, nicht günstig, aber jeden Cent seines Preises wert! Noch gibt's einige Flaschen von diesem feinen Elixier beim Weinhändler meines Vertrauens, Zugreifen!
Spielt locker in der selben Liga wie meine bisherige Maßstäbe Roc d'Anglade und Château de Roquefort. Erschwinglicher Genuß adeliger Natur für alle Bürgerlichen - ein lautes Bravissimo nach Südtirol!

Hier die bisherigen Rosarot-Stories in der Übersicht..