Samstag, 28. April 2007

"Weinbeissen" mit Aussicht

Beim letzten Ausflug ins Kamptaler (zufällig auch Weinfrühling :-) haben wir endlich einmal die Kamptalwarte am Heiligenstein erklommen und die wunderbare Aussicht auf Langenlois und weiter bis zur Donau genossen. Leider war die Warte - trotz anderslautender Auskunft - geschlossen.
Sehr erfreulich auch die Weinbeisserei von Matthias Hager in Mollands, etwas abseits vom Mainstream. Eine abenteuerliche Zufahrt (Spitzkehre 30°), wunderschöne Lage mitten im Weinberg mit toller Aussicht, gute Weine (GV, Muskateller und Sauvignon Blanc) und feines Essen. Kurios, daß für das warme Essen nur Spenden eingesammelt werden, da noch keine Umwidmung in Bauland vorhanden ist und somit kein Restaurantbetrieb (nur Buschenschank) möglich ist.
Einen hervorragende 2006er-Serie von Grünen Veltlinern (vor allem die GVs vom Wechsel- und Gaisberg) und Riesling Gaisberg, vor allem aber einen tollen Müller Thurgau - den ich anfangs gar nicht probieren wollte, glockenklar, helle Nase, trinkanimierend - gab's bei Familie Maglock-Nagel in Straß und das alles bei Preisen um € 5,-, das ist ehrliche Winzerarbeit, da lacht mein Weinherz!

PS: Mit den Weinen des Weingut Ehn in Langenlois hatte ich ebenfalls "Schwierigkeiten", der nächste auf meiner heuer schon ach so langen Liste...

Mittwoch, 11. April 2007

"Geholzte" Weine

Anläßlich eines herrlichen 2003er Traminer Kirchleiten des Weinguts Winkler-Hermaden, dessen Aromen bei meiner initialen Verkostung vor 2 Jahren hauptsächlich von röstigen Noten des Barriques geprägt war, welche nun aber annähernd komplett verschwunden sind - der Wein hat das Holz komplett gefressen.
Gerade bei Weinen, welche länger lagern und daher das Holz perfekt integrieren, frage ich mich, welchen Einfluß der Kuß des Holzes in der Entwicklung des Weines wirklich hat. Werden die Aromen anders, ist der Reifeverlauf ein anderer oder wird der Wein gar komplexer - wohlgemerkt alles unter dem Aspekt der längeren Reifung, denn kurzfristig trägt das Holz natürlich einiges zur Entwicklung des Weines bei - sei es nur die Zähmung der Gerbstoffe oder der Säure. Aber gerade diese beiden Hauptkomponenten werden bei hinreichen langer Flaschenlagerung auch abgeschliffen und schließlich ist der Preisaufschlag bei Barriqueweinen pro Flasche nicht unerheblich - den Marketingaspekt mal ausgeschlossen.

Samstag, 7. April 2007

Konstruktivistische Verkostungsnotizen

Der Tod von Paul Watzlawick, einem der führenden Persönlichkeiten und Vertreter auf dem Gebiet des "Radikalen Konstruktivisimus" hat mich dran erinnert, wie wertlos Verkostungsnotizen ohne die genaue Kenntnis des Geschmack und der Vorlieben des Kosters sind. Daher hier an dieser Stelle einmal kurz gefaßt, was im Wein ich zu finden vermag mir Freude bereitet:
  • eine Harmonie und Balance, von der Nase über den Gaumen zum Abgang, der Wein muß "strömen" beim Riechen, meinen Riechkolben dadurch zu verwöhnen, mich damit zum Verweilen einladen und doch meine Neugierde auf einen ersten Schluck steigern - ja ich bin ein Nasentrinker ;-)
  • ich mag fokussierte Weine, die gebündelt und klar sind, keine ausufernden, breiten "Laberln"
  • Frucht bedeuted mir im Allgemeinen wenig, ist oftmals nur vorgeschoben, jaja, bei aromatischen Weißweinsorten wie Muskateller und Sauvignon Blanc ist das natürlich unabdingbar, ich freue aber mich immer, wenn der Wein mir Mineralik, Würzekomponenten und Vielschichtigkeit offeriert, sein Geruchs und Geschmacksbild mich minütlich auf's Neue überraschen.
  • Ecken und Kanten und Eigenheiten eines Weines ziehe sind der Uniformität unabdingbar vor, lieber einen Wein der polarisiert, der anstrengt, dem man sich widmen muß, den man nicht immer versteht - und der auch nicht immer schmeckt! - als den 117 reduktiven Eiszuckerlaufguß. Wein braucht Seele, er muß leben, nicht technisch konstruiert sein, auch wenn das heißt, die eine oder andere "Unstimmigkeit" als Charisma zu akzeptieren
  • Weine abseits des Mainstreams und der Mode...
  • Ja, und ich mag Barriqueweine, auch wenn es dem einen oder anderen bereits zuviel ist, sowohl beim Roten wie auch beim Weißen, unter der Bedingung, daß der Wein harmonisch strömt, fließt, auch wenn sich dadurch ein bißchen ein Widerspruch zum vorher gennannten ergibt, nobody is perfect!
  • Ein noch zum Schluß: jeder der Wein kritisch beurteilt, soll sich bewußt sein, wie einfach wir Konsumenten es im Vergleich zum Winzer haben, Konsumenten brauchen einfach nur Vergleichen; das Winzer es da ungleich schwerer haben, jedes Jahr (manchmal unter den Wetterkapriolen) eine Serie von Topweinen in die Flasche zu füllen, sollte sich immer beim der Beurteilung im Hinterkopf halten - Weine kommen immer noch von Menschen und genau das macht ihn auch so spannend, vielfältig und interessant!

Dienstag, 3. April 2007

Wakolbingers Weinwunder, Lederfabrik, Linz

Ein richtiger Promi-Event mit ziemlichen Andrang und in manchen Ecken war einerseits ob des in der Luft schwebemden Parfumduftes der schönsten Linzer Frauen, andererseits ob des Zigarettenqualmes an seriöses Probieren nicht zu denken - ob das der Wein verdient hat?

In Summe hat sich das bestätigt, was sich bei der Burgenland schon abgezeichnet hat: teilweise sehr gute Serien gehen Hand in Hand mit einigen Flops und hie und da erlebt man echte Highlights ;-)

Entäuschend
  • waren für mich die meisten österreichischen Rotweine der Jahrgänge 04 /05 , das inkludiert so illustre Namen / Weine wie Heinrichs Gabarinza 05 / Pannobile 04, Paul Achs Ungerberg 04, auch die Claus Preisingers Heideboden und Pannobile 05 aber auch ausländische Weine wie Montevertine CC 03 / Le Pergole Torte 01
  • allesamt mit vielzuviel Holz, breit in der Nase, verschlossen und sperrig am Gaumen, einige richtiggehend dünn, aber mit kräftigen Gerbstoffen, welche sich nicht harmonisch ins Gesamtbild einfügen - wo bleibt die Frucht, wo die Würze gepaart mit kühler Mineralik?
  • einige Weißweine wie zB. Steininger (lasch, fehlende Säure), Angerer (sehr verhalten und eher schlank) - das alles kann natürlich auch nur von meiner eigenen Unfähigkeit Wein im gegenwärtigen, jungem Stadium zu beurteilen liegen, alleine der Vergleich mit anderen Weingütern dieser Tage läßt mich daran zweifeln ;-)
Schwierig
  • einige Faßmuster wie zB. Bucheggers Riesling Moosburgerin 06 und GV Pfarrweingarten 06, beide mit erkennbarem Potential, aber im gegenwärtigen embryonalen Zustand sehr zwiespältig
Gut / Sehr gut
  • Steiningers Sekte (Sauvignon / Grüner Veltliner)
  • Hans Setzers Rote Veltliner und der Grüner Veltliner 8000, bei den leichteren GVs schwingt immer ein wenig Eiszuckerlaromatik mit)
  • Bucheggers Riesling Tiefenthal 06
  • Ploder-Rosenberg, ein wundererbar erfrischender Rosa Rot, auch der Muskateller sehr ordentlich, sowie der rote Eruption
  • Paul Kerschbaums Blaufränkisch Dürrau 04
  • Heribert Bayers In Signo Sagittari und Leonis, auch der Tauri war sehr gut (alle 05)
Das Highlight
  • des Abends waren sicherlich die Weine des Moselweinguts Schmitges - eine wundervolle Serie über alle Qualitäten, stimmige Harmonie und Trinkfluß bereits in des Basisqualitäten - das müsste einigen österreichischen Kollegen augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht treiben, besser kann man den Konsumenten die Auswirkungen einer einzigen Rebsorte auf unterschiedlichem Terroir gar nicht anschaulich machen - meinen Respekt und Chapeau Herr Schmitges!

Sonntag, 1. April 2007

Burgenland im Design Center Linz...

...war eine sehr angenehme Athmosphäre, der Teppich dämpft die Geräuschkulisse, der Andrang hielt sich in Grenzen, auskunftsfreudige, entspannte WinzerInnen und einige gute Weine wie
  • Szigeti Sektkellerei, solide Qualität, sehr gut gefallen hat mir die Cuvee Prestige Brut 2005, seriöser Stoff, Champagnernase, sehr cremig am Gaumen,
  • Meinklang, Pamhagen, ein hervorragender Grüner Veltliner mit Würze und ein Grauburgunder Graupert, beide sehr stimmig von der Nase bis zum Abgang, "fließen", mit homogenen Trinkfluß, ja, das macht biodynamischen Weinbau sympthatisch, ebenfalls ein wunderschöner Rösler Prädikatswein, schöne Triologie von Süße, Gerbstoffe und Säure.
  • Erbhof Bayer, Donnerskirchen, ein guter Sauvignon Blanc Verum, nicht so vorlaut und nicht wirklich sortentypisch, aber gut mit schöner Würze, ein wundervoller Chardonnay Verum, hat alles, Exotik in der Nase, am Gaumen kühl, mit Struktur und Säure, ebenso der GV vom Leithaberg, extreme Reife, Mineralik, herrlich feinziselierte Säure, wunderschön,
  • Liegenfeld, Donnerskirchen, ein angenehm trinkanmierender GV Classic, leichtes Eiszuckerl, aber nicht unangenehm, bereits rund und dicht, Chardonnay Hofsatz, sehr Exotik, steirischer Typus, lebendig, aus einem Guß, GV Leithaberg, Reife, öffnet sich mit viel Luft, sehr "weicher" Wein, nicht ganz das Niveau vom Bayer,
  • Schönberger, Mörbisch, eine wundervolle weiße Serie, Homogenität pur, macht Spaß von vorne bis hinten - Burgenland Weiß, ein sortentypischer Pinot Blanc mit Biskuittanklängen, ein ziemlich intensiver, grasiger Sauvignon, Brennesselnoten, schlußendlich eine refe Herbstcuvee, das Holz bereits gut integriert, fließend, auch jetzt schon mit viel Freude zu genießen,
  • Schandl, Rust, ein herrlich zitrusfruchtiger Furmint, pipifein erfrischend, so locker und trinkfreudig habe ich Furmint noch nie erlebt, eine unbedingte Empfehlung,
  • Feiler-Artinger, Cuvee "1010" 2004, dunke Würze, vielschichtig, am Gaumen gut strukturiert, gute Gerbstoffe, schöner Wein,
  • DAC Mittelburgenland, Blaufränkischland, sehr gut gefallen hat mir der DAC Hochberg 2005 von Josef Tesch, frucht und Reife in Harmonie, guter Körper, ebenso vom Weingut Hundsdorfer der 2003er Blaufränkisch Barrique, hochfeine, röstige Nase, überschwengliche Fruchtsüße am Gaumen, langer Abgang, à point.
Die Roten - bis auf obige Ausnahmen - waren durchwegs entäuschend, die beiden verkosteten Weine vom Leithaberg ebenso (einer eindimensional, keine hatte die erhoffte Mineralik, der andere eher ein Leichtgewicht), ebso die holzbetonten und viel zu breiten Cuvees von Schindler, auch an Schönbergers Weine fand mein Gaumen keine Freude, zu hell, zu fruchtig, sanft am Gaumen trotz der merklichen Gerbstoffe, aber irgendwie können sich die Weine nicht entscheiden, was sie darstellen wollen, kräftig und strukuriert oder doch fruchtig weich und die Mitte fehlt mir am Gaumen komplett. Ibys Chevalier 2004 war hart, schlank und mit viel Säure - vielleicht aber auch nur gerade verschlossen.