Sonntag, 22. März 2009

TYA 1999 (1)

Etwas verspätet der erste (heurige) Beitrag zur Serie "Ten Years After"...

1999

Ein grandioses Jahr für mich - herrlicher Urlaub in Norspanien (Penedes, Somontano, Rioja, Ribera del Duero) und ein dicker Bauch bei meiner lieben Renate, welcher nicht nur den hedonistischen Genüssen Spaniens zuzuschreiben war ;-)

In der ersten Woche des neuen Jahrs 2009 gabe es folgende 3 Flaschen aus meinem 99er Sortiment:
  • Morillion Kranachberg 1999, Weingut Peter Skoff (jetzt Domäne Kranachberg), Südsteiermark, aus der Anfangszeit der Barriqueexperimente des Weinguts sind mir 2 Weine in Erinnerung geblieben, dieser und der 2000er Weißburgunder Kranachberg, beide zu kleinen Teilen im neuen Holz gereift, jeweils 1 Flasche habe ich mir für das "10-Jahres-Jubiläum" auf die Seite gelegt, kräftiges Goldgelb in der Farbe, offenbart anfangs mächtiges Holz, dann prachtvolle exotische Anklänge, Ananas, zart balsamisch, ein wenig Terpentin und Wachs, mittelgewichter Gaumen mit lebendiger Säure gesegnet, langer, kräftiger und öliger Abgang, die Balance ist ist ganz hervorragend, ist wunderbar gereift, offenbart nach 3 Tagen auch vegetabile und gemüsige Aromen wie zB. Fenchel, am besten solo genossen, aber mit viel Spaß auch zur gereiften Käseplatte oder zur Fettunta, hat sich ganz vorzüglich eine ganze Woche gehalten und sicherlich noch Potential für weitere 5 Jahre, Respekt, **(*)/***
  • Weinbau Harald & Christine Kraft, Ruster Chardonnay Auslese 1999, Neusiedlersee-Hügelland, helles Bernstein, Orangen- und Zitronenzesten, schon die Nase verrät, daß die Süsse einen strammen Gegenspieler (in Form der Säurestruktur) haben wird, am Gaumen geschmeidig, zuerst die Fruchtsüsse, dann die Säure dominierend, lange mit nervigem Säurespiel ausklingend, der sofort Lust auf den nächsten Schluck macht, ein schönes Exemplar in der 0,75l Bouteille, welches damals ab Hof - wenn ich mich recht erinnere - keine 60 Schilling (€ 4,50) gekostet hat und mich heute noch ungläubig ob der dargebotenen Qualität staunen läßt, **/***
  • Noval, Late Bottled Vintage 1999, Douro Portugal, leider, leider wiedereinmal ein deutlicher Kork, der sich aber mit viel Luftzufuhr auf ein fast erträgliches Maß reduzieren lässt. Eigentlich darf ich mich nicht beschweren, denn meine Ausfaller durch beeinträchtigten Kork sind sehr moderat, wobei natürlich noch immer gilt, daß jede schadhafte Flasche eine zuviel ist!
    Erkennbar - trotz der Maskierung - welch geschliffene Portweinstilistik Noval zu eigen ist. Das wäre LBV auf höchstem Niveau gewesen - schade!
    o.W.
..to be continued..

Freitag, 20. März 2009

"Spinner und ihre Weinblogs"

Ein Statement von vinum-Weinschreiber Rudolf Knoll sorgt derzeit für Aufregung!
Ungeachtet der Tatsache, daß allen Weinjournalisten eine gewisse Demut zueigen sein sollte - schließlich schaffen sie in der "Weinleistungskette" die geringste Wertschöpfung - sollte ein respektvoller Umgang miteinander selbstverständlich sein - bei den professionellen Journalisten sowieso! Eine (kurze?) menschliche Schwäche also des Herrn Knoll?

Wieso aber hat ein solches Lüfterl gleich so ein Rauschen im (virtuellen) Blätterwald zur Folge (blogger bashing, ..)? So ganz gefestigt sind wir Blogger in unserem Tun also doch nicht, oder? Wo bleibt das Selbstvertrauen? Der Blick auf Erreichtes?
Also Kollegen, zurücklehnen und entspannen, ein Gutel Glas vom Feinsten genießen und fröhlich weiterspinnen, denn so manche, die andere Wege beschritten haben, wurden schon als Spinner abgetan!
Und immerhin recherchiert Herr Knoll im Internet und liest dabei auch Blogs! So soll's doch auch sein, oder?

Weinfrühling im Alten Linzer Rathaus

Wie immer ermöglicht der überschaubare Rahmen - diesmal waren so viele Leute wie noch nie! - eine erste Standortbestimmung des aktuellen Weinjahrgangs, insbesonders bei den Grünen Veltlinern (GV).
  • Die Winzer waren iA mit ihren Qualitäten sehr zufrieden - andererseits, wann sind sie das nicht?
  • Die Weine zeigen sich harmonisch, in der Säure optimal, dh. von 5 bis 6g / l im Kabinettbereich und damit fast gleichauf zu 2007,
  • Positiv ist mir aufgefallen, daß die meisten Weine um ein halbes Volumsprozent niedriger im Alkohol zu den Vorjahresvertretern liegen, und dennoch eine guter Struktur besitzen!
  • Einige Winzer hatten ihre 2007er-Topweine mit und ermöglichten so einen schönen Vergleich, was ein Jahr Reife in dieser Gewichtsklasse ausmacht. Diese Weine hatten ohnehin leichtes Spiel, denn besonders die 2008er Weine in den höheren Graduationen vom Veltliner waren Faßproben, schwer einzuschätzen und ohne wirklichen Genuß zu verkosten.
    Meine unablässige Bitte an die Winzer, die Konsumenten doch etwas in Richtung "Reife" zu erziehen, scheint doch vereinzelt auf ein offenes Ohr zu stoßen. Es erscheint mir ohnehin kontraproduktiv, Weine, welche erst im Herbst erhältlich sein werden, in diesem jungen und unfertigen Stadium den Konsumenten vorzusetzen.
Nachfolgende meine Empfehlungen:
  • Weingut Aigner, Kremstal, angenehm der GV Weinzierlberg, ein klassischer, frischer Sommerveltliner, nochdazu ohne das von mir so verabscheute Eiszuckerl, am Besten von allen kräftigen Veltliner - und damit für mich der Star des Abends - war der Veltliner Sandgrube Privat 07 Reserve DAC, unglaublich tiefe Noten, nach Kaffee und Mokka, dabei hat der Wein kein Holz gesehen, feste Struktur zeigend, gut harmonisch, auch die Säure, lang, viel Potential, ein Top-Vertreter, nicht minder fein der Gelber Muskateller, eigentlich ganz die steirische Classic-Linie, viel vibrierende Frucht, nervige Säure und trocken am Gaumen, ein Aperitif-Klassiker,
  • Wie immmer ist auch auf das Weingut Maglock-Nagel in Strass, Kamptal verlaß, sehr primärfruchtig ausgebaute Weine, ein guter Riesling Gaisberg, glockenklare, herbe Frucht, mineralisch, vibrierend, noch einen Tick traumhafter zeigt sich der Riesling Wechselberg, frisch, viel Marille, nervige Säure, sehr trinkanimierend, feine Balance, wirkt bereits fertig, auch beide leichteren Veltliner konnten überzeugen, der DAC Hasel nicht ganz so primärfruchtig, mit feiner Harmonie, der GV vom Wechselberg stilistisch extrem fruchtig, mit gutem Sortentypus, sehr balanciert,
  • Weingut Franz Anton Mayer, Königsbrunn, Wagram, unter den Veltlinern gefällt mir der GV Ried Bromberg am Besten, sehr fokussiert, aber die Hormonie ob seiner Jugend noch nicht ganz erreicht, Sauvignon Blanc, das ist Cassis pur im Glas, harmonisch, breit (etwas Restzucker!), aber auch Säure, ein Kraftlackel von Wein,
  • Joe Bauer, Feuersbrunn, Wagram, sehr schöner GV Spiegel Alte Reben, mit viel Tabak, wirkt sehr stoffig, straff und dicht, die Balance noch nicht ganz erreicht, ebenso ein feiner Rosé aus Saftabzug (Saignée), gute Würzenase, herb, sehr harmonische Säure, feines Fruchtsüße im Abgang,
  • Weingut Lutzer, Haugsdorf, Weinviertel, wiederum eine komplett gelungene Serie, keine Überflieger, aber allesamt ehrliche Winzerweine auf handwerklich gutem Niveau, ein feinziselierter Rosé-Frizzante, gut balanciert und belebend, GV Weinviertel DAC Hasenecken, mineralische Noten, schlank und fokussiert, der GV DAC Gerichtsberg ist mehr fruchtbetont, zeigt gutes Volumen im Mund, erfrischende Säure, auch der Sauvignon Blanc ist mit feiner, grasigen Aromatik ausgestattet, nerviger Säurestruktur, gut zu trinken, ein herrlich süffiger Blauer Portugieser 2007, ohne wirklichen Anspruch, aber rund, reif und geschmeidig, einfach einfach easy drinking, der St. Laurent 2006 ist dicht, fruchtig nach Sauerkirsche, besitzt eine gute Säure, alles Weine ohne Reue um weniger als € 6!
  • Johann Gisperg, Teesdorf, Thermenregion, zwei meiner Meinung nach sehr gute Weine, der St.Laurent und Pinot Noir Reserve 2006, derzeit noch mit viel Holz behaftet, trotzdem verführerische Nase, Kaffee, Liköraromatik, wirken extrem fokussiert, forsches Säuregerüst, sehr jung und mit viel Anlagen für die Zukunft, für mich Klasse! aber auch kontroversiell als schwierige Stilistik beurteilt,
  • Weingut Heggenberger, Tattendorf, Thermenregion, ein feiner, burgundisch wirkender Pinot Noir 2006 Reserve, zeigt viel Struktur und Tannin, ebenso der St.Laurent Reserve 2006, gut füllig, schöne Säurebalance, das ganze Potential der Thermenregion,
  • Weingut Schneider, Tattendorf, Thermenregion, zeigt eine andere, unmittelbar zugängliche Art der Thermenregionweine im Vergleich zu den beiden Vorgängern, ein runder und fülliger, ja fast weicher St.Laurent ermöglicht unkomplizierten Trinkgenuß, Pinot Noir 2006 Reserve, kräuterwürzige Nase, gute Struktur, mittelgewichtig, Würze im Abgang, geschmeidig rund.
Nachlese Weinfrühling 2008 | 2007 | 2006

Donnerstag, 19. März 2009

Bordeaux 2005 (5)

Clos Manou 2005, Médoc
Ein mir bis dato unbekanntes Weingut, welches Francoise und Stephane Dief in St. Christoly im Médoc betreiben, eine absolut sensationelle und tief-süße Nase mit herrlichen Röstaromen, Kaffee, Likeur, Zedernholz, alles (schon | noch?) fein balanciert, ein hochkonzentriert Elixier, Schokolade im Mund, viel Balsamik ähnlich einem Balsamico Traditionale di Modena am Gaumen, fokussiert, reife Gerbstoffe, schöne Säure, alles da, da lacht mein Weinherz, das wird den arrivierten Platzhirschen das Fürchten lernen, sensationeller Stoff zum für diesen Jahrgang Diskontpreis, **(*)-***/***, €29 (noch erhältlich bei bei K&U)

Château d'Agassac 2005, Cru Bourgeois Superieur, Haut-Médoc
Klares Weinrot, anfangs eher verhaltene Nase, warme, aber "gezähmte" rotbeerige Fruchtanklänge, viel Würze, auch Mineralik, am Gaumen rund und harmonisch, mit einer kräftigen, sehr reifen Gernstoffstruktur, bleibt lange haften und wird im Abgang mit feiner Säure begleitet, mit Spaß zu trinken, die Finesse der Tannine wird aber noch ein paar Jaare brauchen - soweit der Initialeindruck am Tag 1!
Am dritten Tag gibt der Wein ein komplett anderes Bild ab, äußerst raffinierte und besonders kühle Nase, wirkt sehr gebündelt, läßt auf einen extrem konzentrierten Gaumen hoffen und
erfüllt diese Erwartung dann auch, dicht und fokussiert, wiederum sehr kühle Aromatik, die Gerbstoffe sind nun weniger vordergründig, grandiose Säurebalance, eine wirklich genußvolle Flasche, feiner Weinwert **-**(*)/***

Teil 1 (Lussac | Bellisle Mondotte | Jacquemeau)
Teil 2 (Veyry | Phélan Ségur)
Teil 3 (Charmail | de Crabitey)
Teil 4 (Cambon Pelouse | d'Aurilhac | d'Escurac)

Samstag, 14. März 2009

Empfehlenswerte 2005er

Kleine Verkostungsrunde zum Thema "Jahrhundertjahrgang 2005" mit 24 Weinen.
Bisher habe schon ein paar tolle Weine aus diesem Jahrgang verkosten können - nicht nur aus Bordeaux! - auch auf ein paar meiner Postings verteilt nachzulesen!

Eine Auswahl von ein paar grandiosen Weinen möchte ich kurz vorstellen, weil diese erstens größenteil noch erhältlich sind und IMHO neben Authentizität und einer individueller Stilistik auch ein (an der dargebotenen Qualität gemessens) vergnügliches Preis-/ Leistungsverhältnis aufzuweisen haben.
  • Bründlmayer Brut 2005, Kamptal, Österreich, brotig & hefig, Biskuit, cremig & dicht, schöne Noten vom großen Holzfass, sehr gute Qualität, **/***, €20
  • Holger Koch, Weißburgunder *** 2005, Baden, Deutschland, leuchtendes Stroh, strömende, klare Aromatik, gelbe Früchte, Würze, dicht, balanciert, stringenter Wein, prachtvoller Sortenvertreter, **/***, €19
  • Marjan Simcic, Sauvignon Blanc Reserve, Goriska Brda, Slowenien, ein spezielles Exemplar für all jene, die dieser Rebsorte einmal in einer anderen Schattierung erleben möchten, natürlich spuntanvergorgen und 18 Monate auf der Hefe, goldgelb, üppige Nase, extreme Reife, grasige und paprizierende Noten, Cassis, aber alles ohne jegliche Art von Primärfruchtigkeit, mundfüllend, am Gaumen findet sich eine wunderbare Harmonie, komplex & seriös, ein großer Individualist, **-**(*)/***, €19
  • Domaine Lombard, Brézème Eugene de Monicault 2005, Cotes du Rhone, Frankreich, jung, violett. Schoko- & Kaffeenoten, rotbeerig, balanciert, herrlich ausgereifte Tanninstruktur, würzig und kühl, dicht, wirkt sehr kompakt, so soll - nein so muß! - Syrah von der Rhone schmecken, **/***, €20
  • Quivira, Petite Sirah 2005, Dry Creek Valley, Sonoma, USA, dunkelstes Purpur mit einer unglaublichen Würze, lebhaft, gefangen im spannungsgeladenen Dialog zwischen Gerbstoffen und einer kräftigen Säurestruktur, extrem reif, dabei kühl und konzentriert wirkend, eine echte Überraschung aus jenem Land, das noch immer mit fetten Alkohlbomben assoziiert wird, spannend! **(*)/***, €23
  • Bouvet Ladubay, Instinct Brut 2005 (Chenin Blanc), Samur, Loire, Frankreich, Hefe- & Blütenaromatik, so wunderbar cremig und dicht, da braucht's keinen Champagner, nur in der Magnum erhältlich und daher ein sehr gutes Alterungs- & Reifepotential aufweisend, wie mein 98er Exemplar zur 10. Weinrallye bewiesen hat, **/***, €32
  • Domaine Huet, Chenin Blanc, Clos du Bourg Moelleux Premiere Trie 2005, Vouvray, Loire, Frankreich, ein perfekter Süßwein mit etwas über 60g Restzucker / l, golden im Glas, prachtvolle Nase, komplex, vielschichtig, mineralisch, strömt so richtig durch meinen Riechkolben, ein Traum von Wein, das ist Chenin Blanc vom Allerfeinsten, eine Offenbarung, ein Hochgenuß, meinen allergrößten Respekt vor der Vinifikation der Weine bei der Domaine Huet, **(*)/***, €42
    Verkostungsnotitz des trockenen Clos de Bourg
  • Bergquist / Moreira, Passagem 2005, Douro, Portugal, jung, violett, dicht, süß-saure Aromen, Würzigkeit, Zimt, viel reifes Tannin, gehaltvoll, pures Mundgefühl, hormonisch, lange, großes Potential, die machen einfach Spaß, die Weine von Jorge Moreira aus den Spielarten der Touriga-Traube, **(*)/***, €18

Montag, 9. März 2009

Weinrallye #21 - König Riesling

Gastgeber der 21. Weinrallye ist wieder einmal Lars vom Blog schreiberswein.
Sein auserkorenes Thema ist ein ganz & gar deutsch-patriotisches:

Die Königin der Reben - Deutscher Riesling aus Spitzenlagen!

Daß die Rieslingtraube den Königinnenthron beansprucht wird ja da & dort publiziert. Allein meine (Verkostungs)Erfahrung lehrt mir aber, daß es einige Konkurrentinnen gibt, die ihr diesen Anspruch durchaus streitig zu machen imstande sind - wenngleich wahrscheinlich nicht auf internationaler Ebene. Chardonnay, Chenin Blanc und auch unser heimischer Grüner Veltliner bringen IMHO manchmal ebenbürtige Qualitäten, letztere auch in ebenso vielen unterschiedlichen Qualitätsabstufungen.
Daß ich dem deutschen Riesling dennoch (fast uneingeschränkt) huldige liegt einfach daran, daß ich erst über die deutschen Vertreter Zugang zu dieser Rebsorte gefunden habe und diesen Weinen nicht nur bis heute treu geblieben bin, sondern sie meistens auch noch immer den österreichischen Exemplaren vorziehe.

Seit jeher üben steinige Steillagen einen ganz besonderen Reiz aus. Dies gilt für die Terassenweine der Wachau ebenso wie für die Lagen der Mosel. Die Mühen der Bewirtschaftung solcher extremen Lagen lohnen oftmals mit besonderen köstlichen Weinen. Aus diesem Grund habe ich mich auch für ein Exemplar aus einer solchen Lage für diese Rallye entschieden.

Der Röttgen ist Teil der Ortsgemeinde Winningen an der Untermosel, kann mit einem Devonschieferanteil von über 50% aufwarten und ist als Erste Lage nach der VDP-Klassifikation eingestuft und findet auch Eingang als einer der besten Lagen der Mosel im Deutschen Weinatlas.


Heymann-Löwenstein, Riesling Röttgen 2004, 1. Lage, Mosel, Goldgelb, prachtvolle Fruchtsüsse, anfangs gelbe Früchte, Marille, dann viel Exotik, Ananas pur, balanciert strömend, dahinter alles mit gebündelter Mineralik unterlegt, facettenreicher Wein für Nasentrinker, am Gaumen kontrolliertes Volumen, wunderbar voll, alles mit diesem herrlichen Süss-Sauer-Dialog auskleidend, Textur mit Spiel, barock, ja, aber auch wunderbar feinziselierte, richtiggehende erfrischende Säurestruktur im Abgang, dann wiederum Mango, endlos lang, ein Grandseigneur, ein Geschichtenerzähler der Rieslingkunst, in jeder Phase ein hedonistischer und erotischer Wein, gleichermaßen für Bauch und Intellekt geeignet, besser kann's nicht werden, dieser Wein sprengt ganz klar mein Bewertungschema, glücklich, wer ein paar Flaschen dieses außergewöhnlichen Elixiers sein eigen nennen darf! ***(*)/***

Nochmals eine Liga über dem bereits famosen 2005er Exemplaren, welche ich vor 15 Monaten zum ersten Mal genießen durfte!

Königin Riesling, auf *meinem* Thron ist genügend Platz für euch alle :-)

Sonntag, 8. März 2009

Österreich ist anders!

Während andererorts in Europa über restriktive Maßnahmen gegen den Weinkonsum nachgedacht wird, die manchmal schon an Absurdität kaum mehr zu überbieten sind, marschiert das kleine Österreich ganz ungeniert in die entgegengesetzte Richtung und erleichtert den Zusehern der öffentlich rechtlichen Rundfunk- & Fernsehanstalt ORF die Wahl des richtigen Getränks zu treffen, indem kurz vor der Primetime folgendes (rot-weiße!) Werbesujet gezeigt wird:

Ich persönlich vermute ja dahinter eine versteckte Kampagne der ÖWM, die in einem klassischen Weißweintrinkerland wie Österreich schon lange eine Erhöhung der Rotweinanbaufläche anstrebt ;-)

Samstag, 7. März 2009

3 x Leithaberg in Rot

Auszug aus dem Webauftritt der 14 Leithaberg-Winzer:

"..Philosophie .. unverwechselbar und regionaltypisch .. aus heimischen Rebsorten .. Natur- statt Reinzuchthefen .. Balance .. Charakter .. Mineralik .. Weine zum Entdecken und Nachdenken, mineralisch und dicht, hintergründig und langlebig - Weine, die sich immer noch weiterentwickeln und dabei ihrem Terroir treu bleiben."

Das hört sich doch gut an und entspricht genau meiner Vorstellung von heimischem Wein. Bisher konnten mich aber immer in erster Linie die weißen Vetreter vom Leithaberg begeistern, die - zugegebenermaßen jungen - Rotweine waren meisterns dünn, hart und von der Säure geprägt.
Nach ein paar Jahren der Reife ist es erneut an der Zeit meinen initialen Eindruck anhand zweier Flaschen zu hinterfragen!

Toni Hartl, Blaufränkisch Leithaberg Rot 2004, beginnende Reife, aber mit dunklem & kräftigem Kern, süße Brombeerenfucht, wundervoll komplexe und tiefgründige Würze, volle Nase, am Gaumen satt, strukturiert, aber nicht aufdringlich, mit guter Säurestruktur, feine Gerbstoffe, in Summe aber nicht ganz harmonisch, eine gewisse bordelaise Affinität nicht abzusprechen, das ist die zukunftsweisende Stilistik für die österreichischen Roten, **/***

Nittnaus, Leithaberg 2004, Neusiedlersee, strahlend klare Farbe, noch eher im Purpur, freundlich offen, Kirscharomen, dahinter ein wenig Milchschokolade, Kirschbrandy, fokussierter als der Hartl, minerlische Anklänge erkennbar, am Gaumen deutlich schlanker, mehr von der Säure geprägt, burgundischer, zeigt aber auch harte, trockene Gerbstoffe im Abgang, welche mit der trockenen Stilistik meines Erachtens (derzeit) keine rechte Harmonie bilden, *(*)/***



Und zur Verifikation des durchaus positiven Eindrucks noch gleich einen Vertreter des Nachfolgejahrgangs..

Toni Hartl, Blaufränkisch Leithaberg Rot 2005, braucht viel Luft um sich von seiner anfänglichen sperrigen Art zu verabschieden, dann aber sehr feinziselierte Himbeeraromatik mit viel Frucht, Wärme durchströmt meinen Riechkolben mit einer süße Würzigkeit, offenbart herrliche mineralische Noten, mittelgewichtig, mit fester Struktur am Gaumen, harmonische Säure, gute Würzigkeit im langen Abgang, viel kühler als der 05er, den dieser mühelos distanziert, rundherum ein herrlicher Wein mit burgundischer Tiefe und feinem Spannungsbogen, der aber Zeit von seinem Trinker einfordert, sich mit ihm auseinanderzusetzen, toller Stoff, besser kann Blaufränkisch nicht sein, ergo ziehe ich die Höchstnote! ***/***

Ich bin mehr als positiv überrascht! Wiederum bewähren sich zwei alte (Wein)Wahrheiten:
  1. (Fast) Jede Flasche verdient eine zweite Chance
  2. Weineindrücke sind nur Momentaufnahmen
Und ohnedies sollte wir alle regelmäßig unsere manifestierten Ansichten gründlich hinterfragen, am besten mit einem herrlichen Glas vom Leithaberg ;-)

Sonntag, 1. März 2009

Februarweine

Nun, diesen Monat hab' ich mich einfach dem hedonistischen Trinkspaß hingegeben ohne groß Notizen der Weine zu machen.
Das war richtiggehend angenehm, kann doch die - zugegebenermaßen selbst auferlegte - Aufzeichnungspflicht manchmal ganz schön anstrengen!
Nachfolgende kurze Zusammenfassung also aus meinem Gedächtnis rekapituliert:
  • Lapostolle Marnier, Merlot 2006, Chile, üppige Fruchtaromatik, viel Würze zeigend und doch mit einer inneren, geschliffenen Struktur behaftet, schöne, fast nervige Säure und trotzdem, obwohl nicht merklich, mit 14.5 % Vol. ein Alkoholmonster, das sich auch am nächsten Tag noch in meinem Kopf quicklebendig gezeigt hat :( *(*)/***
  • Maglock-Nagel, Grüner Veltliner Gaisberg 2006, Kamptal, Herr Maglock, ein Verfechter der reinzuchthefe erzeugt prima frische Weine, die aber jung getrunken am Meisten Spaß vermitteln. Dieses Exemplar macht aus seiner Veltlinerserie bisher den größten Spaß, viel Trinkfluß, sauber, die typische Veltlinerwürze, feiner Jausenbegleiter, *(*)/***
  • Bernhard Ott, Grüner Veltliner "Der Ott 2007", Wagram, kräftig in der Farbe, verrät aber seine Jugend noch durch einen grünen Farbreflex, expressive Nase, helle, leicht süßliche Ankläne vermischen sich mit voller Würze, bereits super zu trinken, am Gaumen voll, schon gute Balance zeigend, ein sicherer Griff mit viel Potential für die nächsten Jahre, **/***
  • Weingut Prieler, Weißburgunder Leithaberg Weiß 2006, Neusiedlersee-Hügelland, ein harmonisches, komplexes Gebilde, nicht mehr ganz diese messerscharfe Brillianz des Vorjahres zeigend, dafür großem Trinkspaß auf hohem Niveau und feiner Struktur zeigend, gute Balance, feine Mineralik und genug Leben für die nächsten Jahre **/***
  • Josef Pöckl, Zweigelt Classique 2005, Neusiedlerse, kirschfruchtig, Mon-Cheri-Noten, attraktive Nase, mittelgewichtig, viel Säure und eine ordentliche Portion Tannin im Abgang, leichtes Bitterl, eine komplett andere Zweigelt-Stilistik, der ich persönlich - obwohl nachvollziehbar gut gemacht - nicht viel abgewinnen kann, zu gewollt, zu erzwungen, ohne wirklichen Trinkfluß, die mögliche Leichtigkeit eines deartigen Weins zugunsten einer seriösen Maskierung vermissend! */***
  • Weingut Heinrich Lunzer, Pinot Noir 2003, Neusiedlersee, viel attraktive Frucht, naturgemäß des Jahrgangs wegen eher ein kräftigerer Vertreter mit fester Struktur und Gerbstoffen, gekonnter Holzeinsatz, kein wirklich klassischer Pinot, eher die österreichische Interpretation, läßt sich aber mit viel Spaß und Genuß trinken, da die Noblesse der Rebsorte den Wein vor üppigen oder gar überreifen Noten bewahrt, feine Begleitung zum Lammragout mit Kapern, schwarzen Oliven und Schafskäse, *(*)-**/***
  • Weingut Gager, Q2 2005, Mittelburgenland, eine Cuvée aus Zweigelt & Rösler, nach einer Flasche Pannobile 2003 vom Heinrich, der mit seiner kräftigen und balancierten Fruchtsüsse punktete, hatte es der Q2 mit einer Herbheit nicht allzuleicht. Straff, aber alles fein im Lot, ist der Rösler dem Wein doch deutlich anzumerken, viel dunkle Beeren, für den Preis von € 10 ein fairer Weinwert, nettes Etikett, *(*)/***