Samstag, 24. März 2007

Weinfrühling im Alten Rathaus, Linz

Angenehme Atmosphäre im überschaubaren Rahmen, das bietet der Weinfrühling im Alten Rathaus jede Jahr. Diesmal auf der Suche nach dem sagenumwogenen 2006er Grünen Veltlinern (=GV). Von Freunden habe ich von der DAC Weinviertel Verkostung keine allzu großen Lobeshymnen vernommen - viel Alkohl und maskuline Weine. Zum Glück hat sich das bei den von mir verkosteten Weinen nicht immer bestätigt :-).
Gefallen haben mir
  • Weinbau Greilinger, Hollabrunn, Weinviertel, GV DAC 2006, Süße Nase, Würze, ziemliche Struktur am Gaumen, eine richtige Granate, trotzdem schön trinkbar, die Cuvee Holzberg 2004 (Zw, CS, Mlt) präsentierte sich weich und füllig, schöne Holzaromen, Würze, rund und sehr angenehm,
  • Schaflerhof, Traiskirchen, Thermenregion, sehr gastronomisch zeigten sich die 2006er (Rotgipfler, Zierfandler, Chardonnay und Sauvignon Blanc) der Klassik Linie, alle unkompliziert mit schönem Trinkfluß,
  • Weingut Lutzer, Haugsdorf, Weinviertel, eine wunderschöne Serie, angefangen von beiden DAC GVs - Ernte und Selection - über die Roten, ein wunderbar runder und fruchtdominerter Merlot 2004, trinkfreudiger Zechwein (€ 5,60), eine herrlich süffige Cuvee Leo 2005, harmonisch und balanciert , dabei auch mit guter Tannin Struktur, sehr gefällig um weniger als € 6,
  • Markus Iro, Gols, Neusiedlersee, ein sensationeller Cabernet Franc 2005 Heideboden, dezente grüne Noten in der Nase, Friulanische Anklänge, feste Tanninstruktur, die mächtigen 14,5% Alkohol perfekt eingebunden, sehr, sehr schöner, Falstaff prämierter Wein um wohlfeile € 6,40, da lacht mein Herz,
  • Maglock Nagel, Strass, Kamptal, eine beindruckende Serie von GVs - Hasel, Wechselberg und Gaisberg, glockenklar, würzig fruchtig ohne Eiszuckerl, schöne Säure, auch der Rote Veltliner, schöne, unaufdringliche Parfumnase, leicht herb am Gaumen, erfrischend gut, alle unter € 5!!
  • Reinberger, Grafenwörth, Wagram, ebenfalls tolle Weine, vom GV Fumberg über GV Brenner, beides schöne Sommerweine, hin zum GV Rose Grün, der mir mit seiner Harmonie sehr gut gefallen hat,
  • Joe Bauer, Feuersbrunn, Wagram, sehr schön der Unterschied zwischen Löß - GV Spieß, breit, saftig mit schönem Trinkfluß und den auf Kalk gewachsenen Veltlinern - GV Spiegel und insbesonders Spiegel Alte Reben, mit viel Mineralik, fokussiert, mit straffer Säure
  • Mayrhofer, Horitschon, Mittelburgenland, 2 tolle rote Cuvees, Johannes 2004 und Cabernet Merlot 2005, beide in Harmonie mit Holz, Frucht und Tannin, gebündelt, bereits sehr schön zu trinken, gutes P/L-Verhältnis mit € 11.
Sommer, du kannst jederzeit kommen!

Freitag, 23. März 2007

Cuveés von üüüüberall

Eine Verkostung mit 24 Weinen zum Thema "Cuveés" brachte wieder einmal einige Spitzenweine zu Tage, von welchen ich euch meine Favorits nicht vorenthalten möchte. Erwähnenswertes Detail am Rande: die Meinungen der Gruppe zu einigen Weinen waren diesemal sehr heterogen!
  • Champagne Cuvee Saint Anne Brut, Chartogne-Taillet, hefige Noten, brotig, cremig und rund, stimmig, guter Abgang, €24, Bezug: Noitz
  • Gemischter Satz Nußberg Alte Reben 2005, Fritz Wieninger, Wien, anfangs diffus, Würze, florale Aromen, dicht und reif, gut antrinkbar, viel Potential, € 14
  • Les Calcinaires Blanc 2005, Domaine Gauby, Parfumnase, aber nicht vordergründig, fokussiert, salzig, Würze und Minealik, quicklebendig am Gaumen, harmonisch, wow! - das ist Stoff, dabei einer seiner Bascic-Weine, € 14, K&U
  • Vinas de Gain 2003, Artadi, Rioja, Schwarze Farbe, würzig und dunkelfruchtig, rohes Fleisch und Leder, sehr modern, sicherlich gut gemacht und trotzdem habe ich diesem Wein nichts abgewinnen können, hat keine Seele und schon keine Identität für einen Rioja, hat den meisten anderen aber gut gefallen, € 17
  • Chateau Bel-Air La Royére 2002, Fronsac, Bordeaux, Schwarz, Röstnase, die Säurestruktur schon in der Nase sprürbar, kräftiges Tannin am Gaumen, dunkle Beeren, lebendige Säure aber balanciert, vital, fordernd, herrlich, mein Star des Abends!, €25, K&U
  • Il Molino die Grace, Chianti Classico Reserva Il Margone 2001, schöne Reife, Flieder, warme Töne (da fühlt man sich geborgen und zu Hause), traditionell, hat nach dem Bordeaux einen schweren Stand, €25, Weinwelt Interspar
  • Cava Brut Natural, Reserva de la Familia 2003, Juvé y Camps, Hefenoten, quirlig mit viel knackiger Säure, erfrischend mit viel regionalem Charakter, knochentrocken, macht einfach Spaß, € 16, Wein & Co
  • Thiel, Zierfandler Rotgipfler Grand Select 2005, Thermenregion, kräftige Gold, Gelbfruchtnase, Marillen, expressive Aromatik, vom Holz ganz leicht getragen, gute Struktur mit schönem Körper, balanciert, langer Abgang,"home of the good stuff", € 15
  • Eric Pfifferling, Domaine L'Anglore 2004, Tavel, ein Rose aus 5 verschiedenen Rebsorten, Biowein, der's in sich hat, mit Stil und Stengeel vergoren, sehr dunkel für einen Rose, Preiselbeeren und Zwetschkenanklänge, ein spontantes Uhhh, am Gaumen geht dann die Post ab, Kräuterwürze, Gerbstoffe!!!, herb mit floralen Aromen, ein Wein zum Diskutieren, ergründen, suberbe Qualität zur mediterranen Küchemit Oliven und Thymian, ein Erlebnis!, € 11, K&U
  • Baron von Essen, Capaia 2004, viel Holz, modern, Würze, grüner Paprika, lebt durch Dialog von Säure und Tannin, gefällt mir sehr gut, wurde von den anderen durch das präsente Barrique eher abgelehnt, € 24
  • Chateau Doyac 2001, Haut Medoc, Bordeaux, ernste Nase, ruhig und streng, Frucht am Gaumen, harmonisch, solider Wein mit sehr gutem P/L-Verhältnis, guter Essensbegleiter, € 9!!
  • Les Vieilles Vignes 2001, Domaine de Villeneuve, Chateauneuf-du-Pape, Biowein, viel Würze, streng, Alkohol sehr gut integriert, klassischer Rotwein traditioneller Machart, € 26
  • Castillo Ygay 1989 Gran Reserva, Marques de Murrieta, Granatrot, rotbeerige Frucht, fast schon burgundische Dimesion, harmonisch, feines Tannin, Würze, offen, Potential für viele Jahre, € 30, Cielo del Vino
  • Quinta do Noval, LBV 1997, Douro, Heidelbeere, Frucht!, päsentiert sich in perfekter Verfassung, strukturiert mit feinem Tannin, Schoko, Rosinen, pipifeiner Port, ein Hochgenuß um wohlfeile € 17

Montag, 19. März 2007

Seit Jahren 29...

...und daß nun schon seit zehn Jahren :-) - hieß es wieder einmal am 6.3. . Zum Fest mit Freunden gab's neben einem Test der Geschacksnerven - es galt blind 4 Lebensmittelproben auf einmal in den Mund geschoben zu benennen - natürlich auch was zu trinken. Rose Spumante von Canella, herrlich süffig und cremig, pipifein, **/***, Köfererhof, Sylvaner 2005, Vahrn / Neustift, Südtirol, harmonische Säure, eher zurückhaltender Natur, schöner Begleiter zu toskanischen Antipasti-Happen und unaufdringlich zur Topinamburschaumsuppe, */***, Chardonnay 2003 von Mulderbosch, Stellenbosch, Südafrika, muskulöser Vertreter mit merklichem, doch perfekt integriertem Holz, hamonisch und balanciert, öffnet sich wunderbar, wirkt fast cremig, mit Druck und herrlichem Trinkfluß, begleitete die Sardinen in Senfpanade und die Knoblauch-Petersilien Gambas vortrefflich, ein herrlicher Wein, **(*)/***, zum Lungenbraten auf Selleriepürre, mit Rotweincharlotten und Vichykarotten leider ein beinträchtigter 1999er Brunello von La Magia, Montalcino, Toskana, wir waren uns sicher, daß es kein offensichtlicher Kork ist, dem Wein fehlte einfach das Flair, schade, denn diesen Wein habe ich vor einem dreiviertel Jahr in Höchstform erlebt, doch der Commondor 2000 von John Nittnaus, Neusiedlersee, Österreich war viel mehr als ein würdiger Ersatz, herrlich rund und offen, intensive Nase, mit viel Fruchtsüße und reifem Tannin, machte einfach nur Spaß und hat noch etlich Potential, **/***, hintendrein ein Tinto Pesquera 2001 von Altmeister Alejándro Fernandez, Ribera del Duero, Spanien, ein klassischer Ribera, etwas Animalik, guter Körper, ein "Maullvoll Wein", gute Balance, reifes Tannin, aber auch Säure, kam mir aber etwas streng vor und brauchte etwas "Beschäftigung", vielleicht hatte er es hinter dem Commondor einfach schwer oder ist gerade im Umbruch, sicherlich noch viel Potential aus diesem sehr guten Jahrgang, */*** , zum Kaiserschmarrn dann eine Bouvier TBA 2001 von Martin Weiss, Apetlon, Neusiedlersee, harmonischer , sehr gefälliger Wein, dem aber die (Säure)Spannung etwas fehlt, zum Schmarrn aber sicherlich kein Schmarrn, *(*)/*** und als Abschluß gab's einen Vintage Port 1998 Quinta de la Rosa, ebenfalls mit sauberer Frucht, feiner Abschuß mit unkompliziertem Trinkfluß auf LBV-Niveau, könnte etwas mehr Struktur und Druck besitzen, *(*)/***. Ein (fast) perfekter Abend, oder?

Mittwoch, 7. März 2007

Weiß vs. Rot - eine Genußfrage?

Warum muß ein Rotwein mehr kosten als ein Weißwein?
Ja, das ist eine Frage, die sich mir schon länger stellt. Ein Weißer im unteren Preissegment bereitet mir ungleich mehr Vergnügen!
Die Chance, daß mich ein günstiger Weißer entäuscht ist ungleich geringer wie bei einem Roten. Warum ist das so? Auf den ersten Blick könnte es einige Erklärungen geben: Rotwein hat mehr Prestige und wird daher teurer verkauft! Vielleicht herstellungsbedingt - ist der Weiße vielleicht leichter zu machen oder gar fehlertoleranter im Herstellungsprozeß? Kaufe ich gar die falschen günstigen Rotweine? Oder stelle ich einfach nur höhere Anforderungen an Rotwein? Ist das wirklich so?
Übrigens: vor kurzem hat mir ein Bekannter gestanden, daß es bei ihm genau umgekehrt sei - er findet leichter einen günstigen Rotwein. Komisch. Liegt aber vielleicht daran, daß ich von 1995 mit 0% Weißweinanteil inzwischen auf 60% hochgestartet bin. Trotzdem halte ich's bei einem wirklich guten Roten noch immer mit Bruno Prats von Cos d'Estournel: Weißwein ist das, was man (Frau) trinkt, bevor man Rotwein trinkt. Wie wahr ;-)

Montag, 5. März 2007

Man muß ja auch einmal...

Glück haben (lautet ein bekannter Auspruch ;-) und einen Bordeaux-Wein zum richtigen Zeitpunkt öffnen. Damit meine ich ein Phänomen, daß ich persönlich in dieser extremen Ausgeprägung eigentlich nur bei Bordeaux (vom linken) Ufer her kenne. Diese Weine können sich phasenweise so verschließen, daß sie einfach nicht nur mehr keinen Spaß machen, ja oftmals so sperrig, dünn und sauer wirken (und sich das auch nacht 4 Tagen in der Karaffe nur unwesentlich bessert), daß man sie nur mehr dem Gulli übergeben kann - metaphorisch gesprochen. Zuletzt passiert mit einem Cambon la Pelouse 2002 und einem Rollan de By 2000. Wenn ich's nicht wüßte, daß sich beide ganz prächtig erholen werden - die Frage ist nur wann? - müßte man glatt verzweifeln. Diese Eigenart kann einem ganz schön die Lust an Bordeaux vermiesen. Mein Rezept dagegen ist ziemlich einfach: lange genug Warten :-)
Wenige andere Weinbaugebiete der Welt vermögen im Allgemeinen so gut und problemlos zu alten wie Bordeauxs.

Glück hatte ich wie gesagt vor kurzem mit einem Calon Segur 1999, welcher sich sehr gut trinken ließ - aber auch das Gefühl hatte, daß er noch lange nicht seine wahre Identität preisgab, also noch Potential besitzt. Der Labegorce 1998 aus Margaux hingegenzeigte sich offen, mit wunderschönen Anklängen von Zeder und rotbeeriger Frucht, am Gaumen herrlich harmonisch und mit Balance, getragen zwischen reifem Tannin und einem straffen Säurekorsett, langer Abgang. Dieser Wein repräsentiert genau das, was ich am Bordelais schätze - kein lauter Wein, sondern voller Noblesse, ruhig und getragen von der Nase bis zum Abgang. Und kein dicker Wein, der einem nach dem ersten Glas "no mercy" sagen läßt.

Mehr von dieser Art, das wünsch ich mir - und euch!

Freitag, 2. März 2007

Thema: Gläser

15 Jahre Experimente mit unterschiedlichen Gläsern mögen im Verhältnis zu einer Erfahrung, wie sie zB. Claus Riedel hat, nicht lange erscheinen, für mich sind sie aber lange genug, um Rückschlüsse für meine "Gläserpolitik" zuzulassen - davon zeugen unzählige nicht mehr benutzte Exemplare in meinen beiden Gläserschränken!

Die Mutter aller Fragen lautet ja wohl "Wieviele unterschiedliche Glasserien brauche ich wirklich?". Keine einfache Frage und daher keine einfache Antwort. Kommt d'rauf an, würde ich sagen. Erstens auf die persönlichen Vorlieben, auf die Weintrinkgewohnheiten, auf's Budget und auf den Stellenwert für Ästethik. Kompliziert? Ist es auch, denn eigentlich könnte man für jeden Wein das Beste Glas ermitteln - ist halt nur ziemlich unpraktisch! Versuchen wir's daher einfacher und mit einem pragmatischeren Ansatz. Ich habe für mich zwei Alternativen gefunden, eine Minimal- (= Radikal-) und eine Optimalvariante. Vorausschicken kann ich, daß ich für mich aus Trink-, ästethischen und haptischen Überlegungen heraus eine Vorliebe für folgende Glasserien entwickelt habe:
  • Riedel Vinum (mit Einschränkungen auch Sommeliers)
  • Spiegelau Grand Palais Exquisit und Wilsberger Collection
  • Wein & Co Solution Serie (vom Architekten Prof. Holzbauer entworfen und von Spiegelau gefertigt), welche auch maschinengefertigt als Revolution verfügbar ist
Die Radikallösung: Das Universalglas, zB. Riedel Vinum Chablis Chardonnay 416/5 oder Riesling Grand Cru (ich kenn das noch unter Chianti Classico) 416/5, mit dem läßt (fast) alles am Weinsektor genußvoll trinken!

Die Optimalvariante (sieht's naturgemäß etwas differenzierter):
  • Standard- / Universalglas wie oben oder mein Liebling Spiegelau Solution Classic. Der Grund, warum ich dieses Glas so liebe, ist - neben seiner schlichten Form - vor allem die Tatsache, daß dieses Glas perfekt ausbalanciert in der Hand liegt. Dies liegt hauptsächlich am längeren, vor allem aber dickeren Hohlstiel (!)und am geringeren Gesamtgewicht im Vergleich zum Riedelglas (die Riedels neuerer Machart sind aber alle bedeutend leichter, als die Exemplare bei mir Zuhause).
  • Für Gereifte Weine bzw. Bordeaux passt das Vinum Bordeaux 416/0 perfekt. Ich kenne kein besseres Glas für diesen Zweck. Das Spiegelau Solution Mature ist eine gute Alternative, welche ebenso hervorragend für Pinots (Burgund) geeignet ist, ebenso das Spiegelau Bordeaux Wilsberger Collection. Riedels Bordeaux bzw. Burgunderkelche aus der Sommelieres Grand Cru eignen sich meiner Meinung nach gut als Blumenvasen (Faßvermögen ca. 1l), aber nicht als Weintrinkgefäße; sorry, aber sie wirken in ihrer Größe für mich einfach deplaziert.
  • Schaumweine trinke ich entweder aus dem Standard- / Universalglas (Riedel) oder aus einem Spiegelau Champagnerglas der Serie Grand Palais Exquisit. Mein Kriterium ist ganz einfach: mein (nicht gerade kleiner) Riechkolben muß im Glas Platz haben, es braucht Volumen! Schaumweine sind nunmal genauso Weine und duften demnach genauso gut bzw. schlecht! Dieses Glas verkörpert mit seinem ganzen Erscheinungsbild die Noblesse des Champagners - Inhalt und Form werden so eins.
  • Süßweine gefallen mir am Besten aus einem Spiegelau Solution Sweet. Auch das Riedel Vinum Extreme Icewine 444/56 hat seinen Reiz und ein Suüßweinglas in klassischer Form gibt's wieder bei Spiegelau Grand Palais Exquisit.
Zugegeben, die neue Riedel Serie Vitis ist ausnehmend schön, fast sinnlich und sicherlich auch dem Weingenuß sehr zugetan. Wie immer also entweder die Qual der Wahl oder aber: zum Glück genug Auswahl!