Samstag, 11. April 2009

TYA 1999 (2)

Für diese Art des "Ten-Years-After-Wettstreits" - der ja eigentlich gar keiner ist - habe ich mich ganz bewußt gegen eine länderspezifische Zusammenfassung entschieden. Und auch gleich gegen einen direkten Vergleich der Weine. Warum?
Um 10 Jahre als Wein gut durchzustehen, da braucht es schon gewisser Anlagen hinsichtlich Qualität. Jeder Wein soll diese also mitsamt seinen Eigenheiten, Ecken und Kanten - soferne noch vorhanden - voll in einem Solo auspielen können. Soll sein Steherqualitäten beweisen und bekommt genügend Zeit zu Scheinen. Gut Ding braucht zuweilen eben Zeit. Und diese Zeit sollen nicht nur die Weine haben - Zeit, sich zu öffnen. Nein diese Zeit nehme auch ich mir ganz bewusst - auch als Wertschätzung gegenüber den Produzenten dieser Tropfen. Nicht nur bei den 10-jährigen Weinen, nein, auch bei jungen Weine, nehme ich mir in diesem Blog meistens länger Zeit für einen Wein als allgemein üblich im Weinjournalismus - zumindestens 3 Tage. Wie oft schon hat mich ein Wein oftmals mit (s)einer vielfältigen Entwicklung und Verwandlung überrascht! Zeit auch, die innerlich "entschleunigt". Es reicht eben vollkommen, sein Publikum im zweiten oder dritten Akt zu verzaubern. Im ersten muß nur ein Spannungsbogen etabliert werden - eine Spur für ein verdichtetes Finale gelegt werden. Schade für jene, welche in der ersten Pause entäuscht das (Schau)Spiel schon verlassen.

Und zweitens habe ich Lust auf Abwechslung. Abwechslung die heißt: heute ein Franzose, morgen ein Italiener und übermorgen vielleicht ein Vertreter aus Österreich. Ein homogener Mix macht doch die Sache erst spannend - die Vergleichbarkeit der Stilistik oder Rebsorten hin oder her!

Anforderungen an einen 10-jährigen Wein in der € 20-30 Preisklasse?
Ganz klar: Homogenität, Balance, Komplexität und das alles fein verwoben! Noblesse statt Kraft und Charme statt rüpelhafter Vordergründigkeit.. .

  • Hans & Christine Nittnaus, Comondor 1999, Neusiedlersee, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Zweigelt, beginnender, wässriger Granatrand, im Kern fest und dunkel, tief kräuterwürzige Nase, ein klassischer Bordeaux-Blend, rotbeerige Komponenten, Himbeere, süßliche, balsamische Textur, präsentiert sich äußerst geschmeidig am Gaumen, mittelgewichtig mit engmaschigen, reifen und gut integrierten Gerbstoffen, viel Fruchtsüsse, lebendiger Säure, harmonischer Abang, ein prachtvoller Essensbegleiter mit Potential für weitere 5 Jahre, **-**(*)/***
  • Niepoort, Redoma Tinto 1999, Duero, sehr verhaltene Nase, süßlich dominierte kräutrige Noten, etwas Klebstoff, der Alkohol merklich riechbar, nicht ganz in Harmonie, fängt sich aber gut am zweiten Tag, wirkt kompakt, ist mir persönlich aber zu sehr von einem süßlichen Grundton geprägt, feines, harmonisches Tannin im Abgang des Weins, wirkt insgesamt noch sehr juvenil, kein schlechtes Exemplar, ganz im Gegenteil, trifft nur nicht ganz meine präferierte Stilistik, *(*)/***
  • La Magia, Brunello 1999, Toskana, Granatrot mit orangem Rand, sehr ruhige strömende Nase, verführerisch, deutlich von Teer und balsamischen Noten getragen, ein wenig Parfum, sehr viel Fruchtsüsse, rotbeerige Würze, Anklänge an schwarzen Pfeffer, eher schlanker Körper, seidige Säure, die mächtigen, etwas spröde Gerbstoffe überrollen anfangs den Gaumen und hinterlassen im Finish ein austrocknendes Mundgefühl, am dritten Tag ist dann alles in Balance, hat diesen so gebietstypischen warmen Charakter, seidiger Trinkfluß, die Gerbstoffe sind nun gut verwoben, teerige Würzigkeit, die Nase strömend, viel Volumen, Süße, macht auch solo genossen viel Spaß, harmonischer Abgang, so soll Brunello sein! **-**(*)/***
  • Fattoria di Felsina, Fontalloro 1999, Toskana, schon dem Ziegelrot sehr nahe, feine, verwobene Nase, gute Fruchtsüsse, Gewürze, am Gaumen eher schlank und kurz, aber sauber, Säure und feine Gerbstoffe, wo bleibt die "eiserne Faust im Samthandschuh"? Der Wein wirkt ermüdet, das ist sicherlich nicht der Höhepunkt dieses Weins, schade, denn gerade den Fontalloro habe ich bisher immer als als Steher in Erinnerung, ein ordentlicher Essensbegleiter, aber mehr schon auch nicht, ce domage! */***

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