Dienstag, 15. Juni 2010

Weinrallye #34 - Wein und Knabberei

So wenig Zeit und schon wieder stehet die nächste Etappe der Weinrallye an!
Thomas hat sich diesmal "Wein & Knabberei" als vorgegeben und damit wohl das richtige Thema für alle "Couch-Potatoes", die dem WM-Fieber erlegen sind, ausgewählt ;-)

Knabbereien - und auf solche möchte ich mich hier beschränken, denn das Feld von Wein-Essenskombinationen ist erstens schier unendlich und zweitens äußerst kontroversiell - haben in unserem Haushalt kein besonderes Gewicht. 1 Packung Chips pro Quartal, vielleicht auch mal 2. Am ehesten gibt's noch Soletti bzw. ein paar Maisstangerl bzw. -locken vom Bio-Supermarkt, ev. Nüsse aller Art bzw. im Mix mit Rosinen, das war's dann auch schon.


Als passionierter Weintrinker sehe ich diese oftmals völlig überwürzten Knabbereien sowieso als problematisch an, ist doch der richtige Wein dazu gar nicht so einfach zu finden. Zudem macht der hohe Salz- und Glutamatspiegel ziemlich durstig und deshalb lautet die optimale und übliche Kombination wohl eher ganz einfach: Eine kühles Bier :-)

Aus diesem Grund ist mir für den kleinen Gusto (vorher und / oder nachher) am liebsten ein gut würziger, reifer Hartkäse. Bevorzugt finden sich der Vorarlberger Bio-Bergkäse (1|2), Schweizer Greyerzer und Parmesan Reggiano ab der vecchio-Stufe in unserem Kühlschrank.
Alle drei Sorten lassen sich iÜ. sehr gut mit Weiß- *und* Rotwein kombinieren, auch mit den richtig schweren Kalibern!

2 Flaschen - na klar, je eine in Weiß und eine in Rot - habe ich zu den diversen kleinen Häppchen probiert und keine Kombination hat mich verschreckt! In erster Linie ist es wohl auch eine Frage der eigenen Erwartungshaltung und persönlichen Offenheit - und die war bei den pikanten Knabbereien nicht zu hoch gesteckt.

Ein weißer Vertreter, der schon bei der letzten Weinrallye als Teilnehmer am Start war, hat aufgrund der sommerlichen Temperaturen der letzten Woche auch einmal in mein Glas gefunden.
Das Feine an dieser österreichisch autochthonen Rebsorte war die Tatsache, daß er so mit ziemlich allen (paprikagewürzten) Snacks und dem Käse passabel zurecht kam und auch solo für sich eine ganz hervorragende Figur als Aperitif gemacht hat.
Die Rede ist von Bernhard Fiedlers Muskat Ottonel 2009, einem anpassungsfähigen, unaufdringlichen und doch mit einem eigenen Profil und klarer Persönlichkeit ausgestatteter Tausendsassa - naja, vielleicht übertreibe ich jetzt ein wenig, (m)eine Empfehlung verdient er aber uneingeschränkt!

  • Grenzhof Fiedler, Muskat Ottonel 2009, Neusiedlersee-Hügelland, Strohgelb, eine prachtvolle Nase, zart muskatig, Blütenduft, parfumiert, auch Honigaromen und Würze ist vorhanden, und doch vornehm und dezent, keine Spur von einem sich vorlaut in den Vordergrund drängende Intensität, und das trotz Aromasorte! Knackig frisch das Säurespiel auf der Zunge, knochentrocken, blitzsauberer Wein aus einer traditionellen österreichischen Rebsorte, durchaus mit Anspruch, ein TOP-Buy für den Sommer, **/ ***

Zum derzeit aktuellen Großereignis im Sportsektor habe ich auch eine passende Flasche in Rot vorzuweisen.

Dirk Niepoorts Roter Fabelhaft ist kein Unbekannter. Der "Ubuntu" - aus den Bantusprachen der afrikanischen Völker Zulu und Xhosa steht dieses Wort für Menschlichkeit, Nächstenliebe und Gemeinsinn - ist ein Fabelhaft im Fußball-Trikot! Das Etikett des 08er-Jahrgangs ist von der südafrikanischen Künstlerin Leonora van Staden gestaltet und versteht sich als Hommage an die derzeit in diesem Land abgehaltene Fußball-WM. Gemeinschaftlich kickende Tiere entlocken sogar mir als Anti-Fußballer ein Schmunzeln - am Besten finde ich die beiden "Tooor" rufenden Hippos, das Zebra samt Vogerl, beide mit den nervenden Tröten ausgestattet und den am Boden liegenden Löwen-Goalie!

  • Vinhos Niepoort, Ubuntu DOC 2008, der Wein selbst hat sich in seiner Stilistik ein wenig gewandelt, war früher noch mehr Kraft und Süße in der Flasche, liegt bei diesem Exemplar der Fokus mehr auf einer grazileren, fruchtbetonten Stilistik mit Herzkirsche und Weichsel. Würze ist allemal noch zur Genüge vorhanden, ebenso die vitale Säurestruktur und zarten Gerbstoffe, die den Wein zu einem angenehmen Sommerpartner machen. Auf den ersten Schluck könnte das fast als gut erzeugter DAC-Blaufränkisch durchgehen ;-) *(*)/***
Nicht verschweigen will ich jedoch, daß ich ein bißchen der tiefe Fruchtcharme der Vorgängerjahrgänge vermisse. Der Wein tänzelt in Kombination mit Essen zeitweise auf  des Messers Schneide zur Herbheit und ist daher zu Speisen gut überlegt zu kombinieren. Fairerweise sei angemerkt, daß 2008 kein einfaches Jahr im Douro-Gebiet war. Eine ordentliche Belüftung tut ihm jedenfalls ganz gut!

Danke an das Team von wine & partners für das kostenlose Testmuster des Fabelhaft!

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