Dienstag, 12. Oktober 2010

Monatsweinliste

Ja, ich war schlampig über die letzten Monate mit der Aufzeichnung meiner Kostnotizen. Na und? Hat schließlich auch was Gutes! So genieße ich die Freiheit, einmal eine Flasche Wein einfach hinunterzugurgeln, ohne diese akribisch unter die Lupe zu nehmen. Das gilt für schlechte wie für gute Weine gleichermaßen. An ersten hat ohnehin keiner Interesse und letztere können so schnell verschwunden sein, daß einem für eine Notiz gar keine Zeit mehr bleibt.. ;-)

  • Weingut Steffens-Keß, Riesling Burger Hahneschrittchen 2009, Mosel, helles Strohgelb, verhaltene, jedoch vielschichtige Nase, grüner Apfel, dann dezente Zuckerschoten im Hintergrund, ein wenig exotische Noten, wirkt sehr insgesamt sehr reif, sogar ein wenig Tabakwürze ist auszumachen, fein herb unterlegt, zeigt sich sehr saftig am Gaumen, für 11.5% Vol. gute Struktur, mit viel Trinkanimo ausgestattet, dabei immer glockenklar und fast messerscharfem Säurenerv, feiner Zitrustouch im Abgang, wunderbar als Aperitif, macht aber durch seine lebendige Säure auch als "Wein danach" eine gute Figur, **/***
  • Josef Schmid, Grüner Veltliner Alte Reben Priorissa 2004, Kremstal, SALON 2007-Wein, helles Gold, intensiv reife Nase nach gelben Früchten, weich gehaltvolles Mundgefühl, harmonische Säurestruktur, ein guter Speisenbegleiter, *(*)/***
  • Walter Buchegger, Riesling Tiefenthal 2006, Kremstal, sattes Strohgelb, holla, da springt einem gleich einmal die Feuersteinmineralik aus dem Glas an, knisternd vor innerer Spannung, zwischendurch gibt's Gelbfruchtaromatik, Birne, Mango, aber auch ein wenig Marille, zieht auch im Mund in einem Guß durch, cremige Anklänge weichen sofort einer messerscharfen, nervigen Säurestruktur, aber alles in harmonischer Balance, am dritten Tag richtiggehend saftig am Gaumen, Gesteinsnoten, prägnanter Nachgeschmack, hoho, das ist ein teutonischer Riesling im Österreichformat, einige heimische Winzer können's also doch, Respekt, Respekt Herr Buchegger, aber eigentlich wundert es mich nicht, lieb' ich doch auch auch die Moosburgerin, sowie die "grünen" aus der Lage Gebling bzw. Pfarrweingarten, **-**(*)/***
  • Podere 414, Morellino di Scansano, 2008, Toskana, mitteldichtes, jugendliches Rubinrot, eine äußerst attraktive und vor allem vielschichtige Nase, Kakao, schokoladige Noten gehen einher mit feiner Würze und einer tollen Balsamik, Teer, insgesamt eine sehr kühle Nase mit Anklängen an Eukalyptus und Minze, im Mundgefühl noch nicht ganz die Harmonie aufweisend, wirkt noch etwas ruppig mit kräftiger Gerbstoffstruktur, braucht derzeit unbedingt die Karaffe zur Belüftung, baut einen guten Druck im Mund auf, kann im Abgang aber den "Cool Climate"-Anspruch nicht ganz halten, in Summe mit vielversprechenden Anlagen, trinkt sich mit ausreichender Belüftung jetzt bereits sehr angenehm und wird sich in den kommenden 2-3 Jahren zu einem richtigen Winner harmonisieren, sicherlich einer der besten Italiener aus dieser Region, die ich jemals getrunken habe, **-**(*)/***
  • Winzerhof Sigl, Grüner Veltliner Smaragd Ried Steiger 2008, Rossatz, Wachau, kräftiges Goldgelb deutet auf eine bereits fortgeschrittene Reife hin, korrespondierende Nase, appetitliche Frucht, Würze und auch mineralische Noten, am Gaumen dann straffer, jugendlicher, Säurestruktur mit Biss, balanciert, durchaus mit Charme, jetzt mit schönem Genußfaktor zu trinken, aber auch hier das "Phänomen" einiger Wachauer Winzer, daß ich diesem Wein kein Lagerpotential zutraue, obwohl ich dies von einem Wein der höchsten Qualitätsstufe natürlich erwarte, *(*)-**/***
  • Santa Digna, Torres, Cabernet Sauvignon Rosé Reserva 2008, Chile, die bisher verkosteten Rosé-Exemplare glänzten nicht gerade, üppig, schwer, alkoholreich und allesamt etwas fad, diesmal aber war alles ganz anders:
    eine satte Farbe zwischen Kirsch- & Himbeerrot, die Nase wie ein Himbeer-Kracherl von Keli (1|2), intensiv, strömend, harmonisch, auch Noten von Erdbeere und reifer Zwetschke, saftig süße Stilistik ist der Trinkanimo förderlich, wirkt aus einem Guß, blitzsauber vinifiziert, lecker, lecker, lecker, einziger Wehrmutstropfen ist der mit 14% Vol. doch hohe Alkohollevel. Macht nichts, dann eben nicht als Aperitif, sondern gleich als Speisenbegleiter oder hinten nach!
    **/***
  • Weingut Aigner, Chardonnay 2008, Kremstal, strohgelb, wirkt anfangs sehr reduktiv, aber mit einer kräftigen Nase, Grapefruit & Zitrusfrucht, am zweiten Tag dann etwas vegetabil und gemüsig, Sellerie und Spargel, gute Balance, feiner Säurebiß, erzeugt einen feinen Druck am Gaumen, Zitrusnoten im Abgang, macht (jetzt noch immer) Spaß, *(*)/***

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