Montag, 5. März 2007

Man muß ja auch einmal...

Glück haben (lautet ein bekannter Auspruch ;-) und einen Bordeaux-Wein zum richtigen Zeitpunkt öffnen. Damit meine ich ein Phänomen, daß ich persönlich in dieser extremen Ausgeprägung eigentlich nur bei Bordeaux (vom linken) Ufer her kenne. Diese Weine können sich phasenweise so verschließen, daß sie einfach nicht nur mehr keinen Spaß machen, ja oftmals so sperrig, dünn und sauer wirken (und sich das auch nacht 4 Tagen in der Karaffe nur unwesentlich bessert), daß man sie nur mehr dem Gulli übergeben kann - metaphorisch gesprochen. Zuletzt passiert mit einem Cambon la Pelouse 2002 und einem Rollan de By 2000. Wenn ich's nicht wüßte, daß sich beide ganz prächtig erholen werden - die Frage ist nur wann? - müßte man glatt verzweifeln. Diese Eigenart kann einem ganz schön die Lust an Bordeaux vermiesen. Mein Rezept dagegen ist ziemlich einfach: lange genug Warten :-)
Wenige andere Weinbaugebiete der Welt vermögen im Allgemeinen so gut und problemlos zu alten wie Bordeauxs.

Glück hatte ich wie gesagt vor kurzem mit einem Calon Segur 1999, welcher sich sehr gut trinken ließ - aber auch das Gefühl hatte, daß er noch lange nicht seine wahre Identität preisgab, also noch Potential besitzt. Der Labegorce 1998 aus Margaux hingegenzeigte sich offen, mit wunderschönen Anklängen von Zeder und rotbeeriger Frucht, am Gaumen herrlich harmonisch und mit Balance, getragen zwischen reifem Tannin und einem straffen Säurekorsett, langer Abgang. Dieser Wein repräsentiert genau das, was ich am Bordelais schätze - kein lauter Wein, sondern voller Noblesse, ruhig und getragen von der Nase bis zum Abgang. Und kein dicker Wein, der einem nach dem ersten Glas "no mercy" sagen läßt.

Mehr von dieser Art, das wünsch ich mir - und euch!

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