Dienstag, 1. April 2008

Weine vom März

  • Weingut Buchegger, Grüner Veltliner Pfarrweingarten 2005, Kremstal, es gibt Weine, die liebt man von Anfang an, die treffen punktgenau das, was man an einer Rebsorte bzw. Weinstilistik so schätzt, vielleicht nicht jedes Jahr in der selben Intensität - das wär' ja fad - aber so weit fehlt's dann nicht, der Wein weiß (fast) immer zu überzeugen. So einer ist (für mich) Bucheggers Pfarrweingarten.
    Diesmal läßt sich der Wein ziemlich bitten, braucht Tage um sein wahres Ich zu offenbaren, kein Genuß für ungeduldige Hedonisten - aber das wiederspricht sich ohnehin - dann herrliche Nase, tabakkig, mineralisch, tief, würzig, wirkt fest und stoffig am Gaumen, alles im Lot, genug Potential für die nächsten Jahre, **(*)/***
  • Weingut Juris, Stiegelmar, Chardonnay Altenberg 2005, Neusiedlersee, zeigt sich anfangs sehr verhalten, dann mit feiner, subtiler Aromatik, Melone, leichte hefige Noten von der Lagerung auf der Feinhefe, wirkt eher schlank in seiner Statur, aber immer balanciert mit leicht cremigem Abgang, wiederum ein schönes Rebsortenexemplar, das einer feinen Chardonnay-Linie huldigt, ABC? Gilt nicht für diesen Wein! **/***
  • Chateau Leoville Poyferre 1998, St. Julien, Bordeaux, am Sprung zum Granat mit jungem Kern, Bordeauxstinkerl, viel Würze vom Maggikraut, mittelgewichtig, zeigt eine gute Balance zwischen kräftiger Säure und festen Gerbstoffen, letztere wirken aber im Finish ein wenig austrocknend, jetzt mit Genuß zu trinken, der Wein lebt im Abgang von seiner feinen Säurestruktur, die Lust auf den nächsten Schluck macht, 19 Punkte-Wein von Rene Gabriel, bei mir einer weniger, **/***
  • Vinedos del Contino, Contino Reserva 1995, Rioja, gehört zum Teil dem Riesen CVNE, leuchtendes Granatrot, zeigt in der Nase ein wundervolle vielschichtiges Aromenspektrum, viel Süsse vom Holz, balsamische Anklänge, Tropenhölzer, Banane (!?), am Gaumen korrespondierende Süsse im Zwiegespräch mit nerviger Säure, etwas spitz hintennach, Süßholzwurzel im Abgang, ein moderner Traditionalistmit langem Holzausbau, für micht authentischer Wein aus dem Rioja, bravo! **/***
  • Weingut Neumeister, Sauvignon Blanc 2006, Südoststeiermark, sauber, initial sortentypisch, zartes Cassis, dann ein wenig launisch, mal intensive Aromen, mal sehr, sehr verhalten, frisch, aber nicht resch, harmonisch, ein passabler Fischbegleiter, einfach gestrickt, */***
  • Chateau d'Aurilhac, Cru Bourgeois 2003, Haut-Médoc, Bordeaux, dunkles Rot, farblich die erste Reife erkennbar, schon in der Nase ist merkbar, daß in diesem Jahr die Reben nur das Beste von der Natur bekommen haben, wenig Frucht, eher würzig, zeigt sich saftig, dabei kräftig und mit viel Tannin, anfangs aber übermäßig bitter im Abgang, am zweiten Tag parfumierte Nase, Rosenduft, das Bitterl ist zugunsten einer Säure verschwunden, wirkt trotzdem etwas marmeladig, leicht austrocknende Gerbstoffe im Finish, für seinen Preis gut gemacht, d'Aurilhac ist immer ein bourgeoiser Kraftlackel, niemals Aristokrat, die jahrgangsbedingte Stilistik läßt Sehnsucht nach der Finesse eines klassischen Bordeauxs aufkommen, *(*)/***
  • Nemeth Pince, Balaton, Muscat 2001, Ungarn, feines Goldgelb, intensive Nase, die Sorte leicht erkennbar, aber nicht so reintönig wie ein trockener Steirer, etwas künstlich, Leim, trotzdem mit viel eigenem Charakter, verschwenderische Fülle mit herrlichem leichten Süßespitz, guter Begleiter zu kleinen, scharf gewürzten Pizzinis, *(*)/***
  • ??? (ist ja zu dumm, gerade diese Flasche habe ich vor dem Ablesen des Etikett entsorgt :-(, Schilcher 2006, Südweststeiermark, Schilcher, eine lokale Rosé-Spezialität aus der Rebsorte Blauer Wildbacher war früher nicht zu unrecht ob seiner forschen und fordernenden Säure als Zungenschneider verschrieben, heutzutage zeigen sich die guten Exemplare eher gemäßigt, nennen jedoch (zum Glück) noch immer eine nervige Säurestruktur ihr eigen. Eine herrlich intensiv leuchtende Zwiebelschale mit deutlich rotem Farbeinschlag, wunderbar eigene Fruchtnoten, Erdbeere, die Kombination aus knackiger Säure und knochentrockenem Ausbau bewirkt höchsten Trinkfluß, ein sehr schönes Exemplar mit bemerkenswert niedrigen 11,5 %Vol., **(*)/***
  • Luna Beberide, Mencia 2007, Bierzo, Spanien, violette Farbe, ungestüme würziger Frucht mit deutlichen Veilchennoten, das Schöne bei diesem Wein finde ich die warme, weiche, fast mollige Note in der Nase, das korrespondierende Erlebnis am Gaumen und trotzdem die subtile Säure im Abgang, balanciert, jetzt & sofort trinken, wird am zweiten Tag etwas flach, */***
  • Winkler-Hermaden, Hermada 2003, Südoststeiermark, eine Cuvée aus Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Merlot, helle Farbe, fein würzige Fruchtnase, am Gaumen sehr rund und trinkfertig, ganz zartes Bitterl im Abgang, easy to drink, *(*)/***
  • Weingut Kerpen, Wehlener Sonnenuhr Riesling Auslese 2001, Mosel, zwischen Stroh- & Goldgelb, balsamische Noten, das bekannte Petrolstinkerl, allerdings in einer sehr subtilen und interessanten Art & Weise, etwas Mineralik, am Gaumen sehr fruchtsüß, die Reife der Auslese will sich mit der doch präsenten Säure nicht als harmonisches Ganzes verbinden, der unerwartete Geschmacksumschlag von süß auf "sauer" beim Schlucken stellt mir die Nackenhaare auf, sehr ordentliche Länge im Abgang, */***
  • Schloß Halbturn, Graf Koenigsegg Reserve 2002, Neusiedlersee, ein Halbpreiswein, vor 3 Jahren um etwas über € 6 verschleudert, hat noch nie entäuscht und beweist ein Reifepotential, das man sich manchmal von Weinen in ganz anderen Preissegmenten wünscht! Dunkles Bordeaurot, zarte Sauerkirschnoten, fein verwobenes Holz, nuancierte Säure trägt den Wein im Dialog mit feinen Gerbstoffen, balanciert mit mundfüllendem Abgang, von dieser seidigen Art trinkt man auch gerne ein weiteres Glas, *(*)/***

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