Eigentlich haben wir ua. wegen des Neulandes des Madeiraweins diese Insel als unser diesjähriges Urlaubsziel auserkoren. Aber anstatt sich gleich zu Beginn mit den unterschiedlichen Rebsorten und Weinstilen der Insel zu beschäftigen, erklommen wir erstmals die grünen Berge, wanderten zwischen tiefen Schluchten und erlebten an einem Tag abwechselnd Sonne, Nebel und Nieselregen - das alles bei angenehmen Temperaturen jenseits der 25°C! - erfreuten uns an den Festlandweinen Portugals zu schmackhaftem, regionalem Essen, das bäuerlichen Ursprungs ist und daher zumeist ziemlich deftig ausfällt:
- in Rotwein geschmortes, kräuterwürziges Gebirgskaninchen- köstliche wärmende Tomatensuppe mit pochiertem Ei (rettet besonders bei Nebel und Nieselregen im Hochsommer die Seelenbalance ;-)
- Fisch in allen Variationen, so zB. der berühmte Degenfisch "espada", sehr gut als Madeirensisches Nationalgericht mit süßer Banane, aber auch Bacalhau / gepökelter bzw. frischer Stockfisch als portugiesische Spezialität
- nicht zu vergessen meine liebste Vorspeise, Lapas (Napfschnecken) mit krossem Knoblauchbrot- für die Fleischgerichte war - sagen wir es wie es war - meisten eine Kiefermuskulatur eines Pferdes notwendig, das galt auch für den traditionellen "espetada"
Douro, Dão und Alentejo-Weine, die in jedem Gasthaus reichlich und zu Preisen umd die 8 - 15 (pro 0.75l Flasche wohlgemerkt, in Funchal + Eur 5) angeboten werden, erfreuen dabei des Weintrinkers Herz und lassen einem so kräftig gurgeln, was in Anbetracht des üppigen Essens und der Größe der Portionen zur Verdauung auch ziemlich zweckdienlich ist ;-)
1 Flasche Wein zum abendlichen Geschmause manifestiert sich somit als Standarddosis für unseren 14-tägigen Aufenthalt. Untertags sprechen wir eher dem auf der Insel erzeugtem "lokalen Saft der Passionsfrucht" in Form von "Brisa" Maracuja zu. Wegen der Süße des Getränks empfiehlt sich die Order "with plenty of ice, faz favor".
Aber für Süße haben die Madeirenser eine Vorliebe, das merkt man auch am Poncha und der Tatsache, daß die wenigsten einheimischen herben, trockenen Weißwein schätzen! Und das, obwohl sich auf den meisten Getränkekarten neben "vinhos brancos" auch eine eigene Rubrik für "vinho verde" mit mindestens gleichvielen Positionen findet. Ein Zugeständnis an die Gäste vom Festland?
Frisch gepreßter Zuckerohrsaft mit viel Zitrone (und optionalem Zuckerrohrschnaps) schmeckt gar nicht so übel, wie wir auf der "semana gastronomica", welche jährlich in der ersten Augustwoche in Machico stattfindet, feststellten.
Aber zurück zum Traubensaft. Die genossenen portugiesischen Weine waren allesamt sauber vinifiziert, einmal mit mehr, das andere Mal mit weniger eigenem Charakter. In nachhaltiger Erinnerung geblieben sind uns aber vor allem aber die trocken ausgebauten, ungespriteten Weißweine der Insel. Interessanterweise setzen die meisten Restaurants aber lieber auf die bekannteren Weine aus Portugal als auf die lokalen Varietäten, denn meine Frage nach einem Angebot an regionalem Rebensaft wurde oftmals verneint. Auch mengenmäßig erklärbar, werden doch nur rund 57.000 l Stillwein der Qualitätsstufe VQPRD (Qualitätswein mit Herkunftsbezeichnung) jährlich erzeugt, das entspricht gerade einmal mickrigen 0,01425% der Gesamtweinproduktion! Quelle: IVBAM
Nur am nordöstlichsten Zipfel in Porto Moniz - wo sich selbst auch eine größere Anbauzone für (gespriteten) Madeirawein befindet - und in Funchal haben wir in den Restaurants einige Exemplare genießen können. Auf alle Fälle lohnt es sich danach zu suchen, denn die Qualität der meistens aus Verdelho-Trauben gekelterten oder in einer Cuvée mit der deutschen Neuzüchtung Arnsburger, mineralischen geprägten Weißweine ist sehr ansprechend und braucht keinen Vergleich mit den Festlandweinen Portugals zu scheuen.
2 Exemplare des Jahrgangs 2008 habe ich in besonders angenehmer Erinnerung:
- Terras do Avô ("Land des Großvaters") Branco mit lustigem grünen Etikett! und
- den Barbusano (bezeichnet eine Art Lorbeergewächs) der gleichnamigen Quinta aus São Vicente
Ein paar sehenswerte Bilder der auf der Insel kultivierten Stillweine gibt es in einem Beitrag der spanischen Vinum-Ausgabe vom Dezember 2009.
Fortsetzung folgt...
1 Kommentar:
Das kommt mir doch sehr bekannt vor. Im letzten Jahr war ich auf Madeira und Porto Santo und in diesem Jahr im Oktober ist es auch wieder auf der Agenda.
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