Samstag, 9. Februar 2008

American Dreams, Part One

Bisherige zum Thema Amerikanische Weine - vorwiegend Cabernets - durchgeführte Verkostungen endeten meistens desaströs. Sie erfüllten größenteils das in Good Old Europe noch immer vorherrschende Klischee der überextrahierten und in Holz ertränken Weine.
Zwischenzeitlich stößt man aber glücklicherweise auch auf Exemplare, welche einem die eigene Position doch wieder überdenken lassen!
Umso gespannter war ich also auf eine Verkostung mit 27 amerikanischen Weinen quer durch den Rebsortenspiegel!
  • Weston, Zinfandel 2006, Snake River Valley, Idaho, ein Rosé mit 18g Restzucker, fruchtig säuerlich, expressive Nase, fülliger Gaumen, gschmackig, zarte Erdbeeraromatik, hoher Spaßfaktor , aber durch den RZ nicht jedermanns Sache, *(*), €5
  • Rodney Strong, Sauvignon Blanc 2006, Sonoma, sehr cremig, als Sauvignon zu erkennen, jedoch mit ganz anderer Aromatik, Melone, Pfirsich, keine grünen Noten, gut & gelungen, */***, €12
  • Toasted Head R.Phillips, Chardonnay Dunnigan Hills 2006, Esparto, ein Wein, welcher der Aromatik wegen Nachts gelsen wird, volles Goldgelb, wonderfully toasted (nomen est omen), kräftiger Holzeinsatz, jedoch nicht überholzt, Exotik, schön balanciert mit sauberem Abgang, *(*)/***, €12
  • Rodney Strong, Zinfandel Knotty Vines 2006, Sonoma, tiefe Würzigkeit, Pfeffer, Minze, 17 Monate Barrique, gutes Tannin, saftig und doch eher herb, glatter und dann doch noch mit Frucht versehener Abgang, viel Trinkfreude vermittelnd, *(*)/***, €15
  • Peacy Canyon, Zinfandel Old Schoolhouse 2001, Paso Robles, beginnendes Granat, sehr reife Töne, Rumtopf, Alkohol, Gerbstoffe, die 15,5% Vol aber gut packend, in Ordnung, (*)/***, €27
  • Burgess Cellars, Zinfandel 2002, St. Helena, Napa, gereifte Farbe, gerade noch nicht im Granatrot, strömende Nase, Zwetscken und schokoladige Anklänge, mittelgwichtig und süß am Gaumen, leichter Alkohol merkbar, hübscher Wein, *(*)/***, €19
  • Toasted Head R.Phillips, Merlot 2004, Esparto, für mich absolut nicht sortentypisch, wirkt leicht gemüsig, rote Früchte, gut fokussiert mit sanftem Tannin, */***, €13
  • Chateau Julien, Merlot Estate 2002, Carmel Valley, wiederum für mich nicht als Merlot zu erkennen und keine typische Stilistik a la Bordeaux bzw. Chile, Rumtopf, präsentiert sich aber mit einer schönen kühlen Aromatik am Gaumen, welche durch die extremen Tag-Nacht-Temperaturdifferenzen geprägt ist, wiederum die Reife durch malzige Töne schmeckbar, feines Tannin, */***, €20
  • Dunnigan Hills, Syrah EXP 2004, Esparto, helle Noten, Anis, würzig, braucht viel Sauerstoff, gutes Mundgefühl, sehr zivilisiert, €13
  • Toasted Head R.Phillips, Cabernet Sauvignon Dunnigan Hills 2004, Esparto, CS mit 7% Malbec, sehr fruchtbetonte Schiene, mit Struktur, Gerbstoffe, wirkt konstruiert und wenig überzeugend, €13
  • Eberle Winery, Cabernet Sauvignon 2004, Paso Robles, dunkel mit schwarzem Kern, ein Fruchtkonzentrat, Sauerkirsche, wirkt künstlich und gemacht, noch sehr sehr jugendlich, €20
  • Stag's Leap Winery, Cabernet Sauvignon Artemis 2004, Napa, dunkler Kern, klassische Bordeauxnase, leicht animalischer Touch, wirkt seriös & ernsthaft und doch mit genügend Fruchtsüße für den Trinkspaß ausgestattet, sehr balanciert, Cassis im Abgang, etwas kurzes Tannin, für mich eindeutig der Wein des Abends, Potential, obwohl dies nicht der Topwein des Hauses ist, läßt er erahnen, warum Stag's Leap bei der legänderen 1976er Pariser Weinprobe gegen die alte Weinwelt in Form der klassischen Bordeauxs des Sieg erungen hat, un vin formidable, **/***, €40
Meine Conclusio des ersten Abends: einige Weine wußten durchaus zu gefallen, wirkten strukturiert, harmonisch und weniger extrahiert als bisher gewohnt. Bravo.

Bezug einiger dieser Weine ist über PacificWine möglich. Einen guten Einstiegspunkt für die wineries bietet appellationamerica.com.

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