Über die Herkunft des Traminers gibt es widersprüchliche Aussagen, sicher ist aber, daß sie eine der urkundlich ältesten erwähnten Rebsorten unseres Kulturkreises ist und ein gutes Lagerpotential besitzt.
Nachfolgende Probe versuchte mit 14 Weinen einen kleinen Querschnitt über das aktuelle Angebot an Stilistiken zu geben (2 Flaschen hatten einen deutlichen Korkfehler, die Ersatzflaschen waren iO):
- KG St. Pauls, Gewürztraminer 2005, Südtirol, kräftiges Gelb, muskattraubig, üppige, homogene Nase, auch kraftvoll am Gaumen, trocken - das behindert ein wenig den Trinkfluß - zartes Bitterl hintennach, (*)/***
- Dorigo, Gewürztraminer 2005, Colli Orientali, Friaul, strahlendes Gold, Uhu, leicht brotig, mittelgewichtig, knochentrocken mit präsenter Säure, noch nicht ganz balanciert, fast graziler Wein, € 14
- Tissot, Savagnin Ouillé, Arbois, Jura, Biowein, blasses Gelb, eigenwilliger Charakter, Honig, mineralisch, schlank, aber harmonisch von vorne bis hinten, fokussiert, leicht salzig, hat mit der Sorte nichts wirklich gemeinsam, trotzdem ein sehr interessantes Exemplar von Wein, *(*)/***, € 13
- Gießauf-Nell, Gewürztraminer XXNell 2005, Südoststeiermark, blasses Gelb, hochexpressive Nase, ein typischer Sorten- & Gebietsvertreter, vorbildhafte Struktur und Harmonie, wirkt nicht zu trocken, wundervoller Trinkfluß, hat für mich Modellcharakter, **/***, € 14
- Weingut Ruck, Traminer Spätlese 2004, Iphofen, Franken, Blassgelb, freundliche, aber breite Nase, der Traminer ist zu erkennen, angenehm zu trinken, kein schlechter Wein, */***, € 15
- Elzenbaum, Gewürztraminer Blasbichl 2006, Südtirol, goldgelbe Farbe, nicht ganz so intensive Nase, zeigt aber Sortentypizität, viel Körper, leider auch viel Alkohol, (noch) nicht ganz balanciert
- KG Tramin, Gewürztraminer Nussbaumer 2006, Südtirol, 15 %Vol., helles, strahlendes Gold, fein ziselierter Duft, Rosenaromen, leichte Süsse am Gaumen, sehr geschmeidig mit guter Balance, wundervolle Aromatik im Abgang, dicht & cremig, der hohe Alkoholgehalt ist kein Thema, (auch das) zeigt seine Klasse, wie schon die Vorgängerweine eine sichere Bank, zu Recht tre bicchieri im Gambero Rosso, **/***, € 16
- Gießauf-Nell, Gelber Traminer Röhrl 2006, Südoststeiermark, sehr blasse Farbe, äußerst duftintensiv, Parfum, Rose, detto auch am Gaumen, wirkt herrlich balanciert durch leichten Restzucker, der dieser Rebsorte ganz hervorragend steht, schöner Wein, *(*)/**, € 11
- Domaine Loberger, Gewürztraminer Grand Cru Spiegel 1999, Elsaß, aus biologischem Anbau, kräftiges Goldgelb, eher undiffernzierte Nase, Heu, Blumenwiese, schon im Auslesebereich angesiedelt, wirkt für sein Alter noch sehr jugendlich, am Gaumen dann aber flach, rund und ölig, wahrscheinlich ein guter Speisenbegleiter zu asiatisch scharfen Gerichten, */***, €16,50
- Domäne Müller, Traminer Auslese 1999, Südsteiermark, sattes Gold, wiederum Klebstoffnoten, süß, fehlende Säure und damit fehlende Spannung, wird mit etwas Luft aber ganz harmonisch, € 9
- Corison, Corazon 2004, Anderson Valley, USA, strohgelb, aufdringliches Aroma, mehr Sauvignon Blanc als Traminer, parfumiert, Tannenwipferl, der Alkohol von 14 %Vol. ist gut eingebunden, fast schlank am Gaumen, etwas harzig, balsamisch, nicht uninteressant, aber eigenwillig und hat alles nichts mit einem Traminer zu tun, (*)/***, € 15
- Haas, Traminer Aromatico 2006, Südtirol, 14,5 %Vol., brilliantes Strohgelb, helle Nase, stechend, CO2, unruhig, wirkt eindimensional und irgendwie sogarnicht in Form?? € 19
- Hofstetter, Gewürztraminer Kolbenhof 2006, Südtirol, 15 %Vol., goldgelb, exotische Anklänge, helle Fruchtnoten, leicht brandig im Mund, fehlende Komplexität, naja, da gibt's "gleich um die Ecke" mehr um weniger Geld, € 19
- Elena Walch, Gewürztraminer 2006 Kastellaz, Südtirol, 15 %Vol., schlägt stilistisch in die gleiche Kerbe wie der Vorgängerwein, wirkt zu süß, fehlende Feinheit und Aromatik, wahrscheinlich auch jahrgangsbedingt, ev. hilft hier auch einmal "den Wein im Keller vergessen"?
- Südtirol hat alkohol-bedingt mit 2006 nicht gerade das in der Flasche, was man einen Trumpf bei dieser Sorte nennen könnte, aber wie immer bestätigt eine Aussnahme die Regel: der Nussbaumer der KG Tramin - wer sonst?- lieferte den Wein des Abends und mit welcher Konstanz in den letzten Jahren - Respekt!
- ein kleiner Zuckerschmelz steht der Rebsorte perfekt zu Gesicht und verleiht ihr seidigen Trinkschmelz, welche die trockenen Varianten vermissen lassen,
- und der österreichische Vertreter liefert traumhaften Traminer aus der Südost-Steiermark rund um Klöch, der jeden internationalen Vergleich mit dieser Sorte locker standhält.
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