Donnerstag, 12. Februar 2009

Weinrallye #20 - Schwimmen muß der Fisch!

Gastgeber der 20. Ausgabe der Weinrallye ist Wolf mit seinem Blog Hausmannskost - bereits zum zweiten Mal - bravo!
Sein diesmal vorgegebenes Thema lautet: Wein zum Fisch, aber nicht weiß *und* trocken! - sicherlich kein 0815-Thema!

(1) Prolog

Nun gibt es ja die (bekannte) Anekdote vom Gast, der zum Fisch eine Flasche Mouton Rothschild ordert und dem verdutzten Sommelier dann netterweise ob dessen Perplexität seine Philosophie näherbringt: Ein guter Wein, der passt eben zu allem!
Auch René Gabriel ist einer Kombination mit Bordeaux nicht abgeneigt, wie sich hier anhand des 1995er GPL nachlesen läßt.

Also einmal kurz die Suchmaschine anwerfen und schon offenbaren sich (österreichische :-) Gedankensplitter zum Thema "Rot & Fisch" - so zB. ein informativer Artikel aus den Salzburger Nachrichten oder Irrtum #13 "Zu Fisch passt nur Weißwein!" eines Artikels zum Thema "Weinwahheit" des Genuss.Magazins.

(3) Monolog

Nun ja, trotz allen Beteuerungen, daß Fisch und Rotwein kein Widerspruch per se sein müssen, bleib' ich skeptisch. Ich gestehe auch ganz freimütig, in gewissen Punkten wertkonservativ zu denken. Schließlich habe ich mir mein persönliches Geschmacksprofil und Vorlieben in etlichen Verkostungsjahren hart erschlürft & ergurgelt ;-)
Das bedeutet aber jetzt nicht, daß diese nun für alle Ewigkeit unveränderlich sind, andereseits muß ich diese aber auch nicht jedesmal hinterfragen, nur weil der nächste Hipkoch, Sommelier oder ein Weinmagazin medienwirksam das Gegenteil als angesagt erklären!

Als Faustregel (für mich und als Antwort auf die Frage ob Rot & Fisch ein harmonisches Ganzes bilden können) würde ich einmal sagen: "..it depends!".

Es kommt d'rauf an, nicht so sehr auf die Art des Fisches als vielmehr auf die Art seiner Zubereitung.
Ich kann mir einen fruchtdominierten Wein mit kräftiger Säurestruktur wie zB. Pinot Noir aus der Thermenregion oder einen ganz jungen Blaufränkisch oder Zweigelt zu Thunfisch gut vorstellen, auch zu Forelle oder Saibling vom Grill - ob dies aber der Weisheit letzter Schluß im Vergleich zu Sauvignon Blanc, Grünem Veltliner, Weißburgunder oder (auch feinherben) Riesling bezweifle ich, gerade wenn ich an Gerichte wie zB. einen herrlich kross gebratenen Zander mit Gemüsejulienne und Kren(Meerrettich)schaumsauce denke! Ein sommerlicher Hit, genossen an einem der zahlreichen Salzkammergutseeen!

Als Rallyebeitrag möchte ich diesmal die Verträglichkeit von Fischvariationen in Form von Tramezzini-Aufstrichen - ein klassiker als Vorspeise - mit einem klassischen Aperitfwein - dem Rosé - testen!
Zu Thunfisch-, Lachs- (& außer Konkurrenz auch noch Beinschinken und Tiroler)aufstrich habe ich einen Trollinger Rosé aus Baden-Württemberg meinem Keller entnommen.

Schloß Lehrensteinsfeld Rosé 2007, Weinsberg, Württemberg, aus der Trollinger-Traube gekeltert, zartes Lachsrosa, sehr schön balancierte Nase, strömend, mit Duft nach wilden Walderdbeeren, in Kombination mit einer erdigen Parfumnote ergibt das eine hochfeine Komposition, dazu trägt sicherlich auch der Ausbau im großen Holzfaß bei, viel Noblesse, am Gaumen schlank, die Säure dominiert, zeigt eine wundervollene Harmonie, mittellang und fein ausklingend, sehr ansprechender Wein, als Aperitif perfekt, trocken, aber nicht (zu) kochentrocken, gleichermaßen sommer & wintertauglich, **(*)/***

Gratulation an die deutschen Kollegen - nach einem solch feinen Vertreter habe ich im Vorjahr in heimischen Gefilden vergeblich Ausschau gehalten!
Liebe österreichischen Weinbauern - bzgl. heimischen Rosé gibt bei mir immer noch eine Scharte auszuwetzen, wer liefert mir den Gegenbeweis in Form eines Tipps? Oder noch besser in Form einer Flasche?

(3) Dialog

Wie schlägt sich nun der Wein zu den beiden Fischaustrichen?
Eigentlich ganz wacker! Die feine Struktur des Rosés geht zwar bei den doch ziemlich üppigen Aufstrichen verloren, doch die Harmonie und Frische bleibt wunderbar erhalten und es gibt keine Spur von disharmonischen Anklängen! Zum Lachsaufstrich zeigt sich der Wein noch einen Tick besser balanciert als zur Thunfischvariante.
Ehrlicherweise muß ich anmerken, daß ein mehr vom Gerbstoff der Rotweintraube geprägter Rosé - zB. aus der Provence oder aus Spanien vielleicht noch besser reussiert hätte - allein der Wein für sich war schon ein Gedicht, sodaß ich auch so mehr als zufrieden bin!

(4) Epilog

Ein wenig neugierig hat mich das Thema allemal gemacht, sodaß ich zur heurigen Grillsaison einmal einen echten Roten zum Fisch probieren werde, wahrscheinlich einen Pinot Noir oder St. Laurent. Erfahrungsbericht folgt!

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