Nun - wie immer liegt - die Wahrheit ein Stückchen im Auge des Betrachters, denn von meiner Heimatstadt Linz aus gesehen liegt die Nahe bei Gott nicht nahe, sondern einigermaßen fern!
Da ich aber im patriotischen Österreicherland ein - zumindest manchmal - einsamer Rufer zugunsten der oftmals so spannenden deutschen Weine bin, finde ich Gefallen an dieser lokalen zentrierten Rallye. Ermöglicht es mir doch, mich mit einer Weinregion auseinanderzusetzen, die zwar in Form einzelner Flaschen wie zB. einer 06er Riesling Hermannshöhle von Dönnhoff oder Grauburgunder vom Schloßweingut Diel in meinem Keller vertreten ist - ua. fehlen noch Crusius, Schönleber, usw. - aber nicht aktiv in meinem Weinbewußtsein vorhanden ist. In Anbetracht der Dichte von Spitzenweingütern hat es diese Weinbauregion, die mit etwas über 4000ha Anbaufläche in etwa mit dem österreichischen Kamptal vergleichbar ist - aber allemal verdient.
Und siehe da, wurde ich doch bei der Suche nach einem entsprechenden Rallyewein der Nahe nahe Linz fündig. Die Vinothek Wagner in Gmunden führt Weine des Weinguts Schäfer-Fröhlich. Und dieses mir bisher unbekannte Weingut scheint bei Recherche ebenfalls einer der ganz "Großen" dieser Region zu sein:
- Tim Fröhlich wurde im Gault Millau 2005 zum "Aufsteiger des Jahres" gekürt,
- Robert Parker - oder besser sein für den deutschen und österreichischen Wein zuständigen David Schildknecht - meint "Es gibt in Deutschland derzeit kein spannenderes Weingut als Schäfer-Fröhlich." (Quelle Wein-Plus),
- "..ein echtes Dreamteam..” schwärmt Stuart Pigott in seinem letzen Buch „Wein spricht deutsch” und
- auch international können die Weine reüssieren, wie zB. beim Weinkritiker Claude Kolm mit seiner The Fine Wine Review aus San Francisco, welcher regelmäßig voll des Lobes ist und den "Riesling Monzinger Halenberg 2005 Großes Gewächs" mit 98/100 Punkten bewertet, angeblich die höchste Bewertung, die jemals ein deutscher, trockener Weißwein erreicht hat! (Quelle Wein-Plus)
Der Halenberg erscheint mir noch viel zu jung für ansprechenden Genuß und so wende ich mich dem Gewächs aus dem Bockenauer Felseneck zu, einer Süd-/Südwestlage mit Konglomeraten aus blauem Schiefer, Quarzit, Basalt, aber auch Lehm und Lößanteilen. Kräftige Mineralik im Glas sollte also vorprogramiert sein.
Weingut Schäfer-Fröhlich, Riesling Bockenauer Felseneck 2007 trocken, Nahe, strohgelbe Farbe mit deutlichen Grünreflexen, phenolische Töne, zarte Exotik, Fichte, glockenklar und vibrierend, straff am Gaumen, dominierende Zitrusnoten mit rassigem Säurespiel als Prüfstein für die Geschmacksnerven, fordernd, hat eine innere, sehr fokussierte Spannung vorzuweisen und bietet trotzdem viel Spiel am Gaumen, zieht in einem durch, messerscharf, dabei gute Balance zeigend, wiederum phenolische Noten im Abgang, behält seine Pikanz und Frische durch die omnipräsente Zitrusfrucht, beweist Eigenständigkeit, ein wirklich toller Charakterwein, jetzt bereits wunderbar genußfähig, **-**(*)/***, €19
Bei einem deutschen Weinhändler habe ich zu den 2007er des Weinguts folgendes Resummée gefunden:
"Rieslinge mit glockenklaren Aromen voll vibrierender Spannung, explosiver Finesse und von kristalliner Frische – Beseelte Terroirweine mit laserstrahlartig gebündelter Energie auf absolutem Weltklasseniveau!"
Dem kann ich nur zustimmen!
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