Samstag, 1. August 2009

100er-Punktevergabe

Über den Sinn und Unsinn der Weinbeurteilung nach der amerikanischen(sic!) 100-Punkte-Klassifikation sind wohl schon etliche Zeilen verfaßt worden. Wie divergierend darin die Beurteilung oftmals sind, ist mir vor kurzem wieder einmal anhand zweier (mir bekannter) Weine aufgefallen.

Zweigelt Classique 2007 vom Weingut Pöckl, Neusiedlersee
  • Niko Rechenberg (86-88)
  • Peter Moser 91 (falstaff, 2. Grand-Prix-Sieger Zweigelt Grand Prix)
Toni Hartl, Blaufränkisch Leithaberg 2006, Neusiedlersee/Hügelland (einer IMHO besten Weine, die unser Land zu bieten hat)
  • 89 von 100 falstaff Punkten (Peter Moser)
  • 3 von 5 Vinaria Sternen (??)
  • 97 von 100 A la Carte Punkten (Dr. Michael Pronay)
Wie gravierend ist nun das Überschreiten der "magischen", weil werbewirksamen, 90-Punkte-Grenze im ersten Beispiel? Oder ist es nur eine Frage der persönlichen Vorliebe für eine bestimmte Stilistik? Hatte einer von beiden Verkoster einen schlechten Tag? Oder nur der Wein? Oder liegen beide Bewertungen ohnehin innerhalb der "Beurteilungsunschärfe"? Wie hoch die wohl ist? Und wie definiert sich der Unterschied zwischen 89 und 91 Punkten?
Beim zweiten Beispiel, da wird's schon ein wenig heftiger! Von Unschärfe kann bei einer 8-Punkte-Differenz keine Rede mehr sein! Ich nehme an, es liegt schlichtweg am Gefallen bzw. Mißfallen einer bestimmten Weinausprägung.
Und was bringt das für den Endverbraucher? Wo bleibt da bitteschön der Nutzen und vor allem die Nachvollziehbarkeit für die Konsumenten?

Addendum:
Natürlich ist mir bewußt, daß eine unterschiedliche Einschätzung per se keine Korrelation mit dem zugrundeliegenden Beurteilungsschemata aufweist. Aber in einfacheren Systemen - wie zB. mit 5-Sternen - würden unterschiedliche Präferenzen mehr Spielraum bieten, zumal Wein nunmal sehr stark subjektiv und emotional geprägt ist (und alle Versuche ihn objektivierbar zu machen bisher nicht nur eher mäßigen erfolgreich verlaufen sind, sondern dem Thema auch den Großteil seiner Faszination raubt).
Zudem könnte ein grob gerastertes Beurteilungschema die Konsumenten eher dazu bewegen, die (hoffentlich vorhandene) verbale Beschreibung des Weins genauer zu interpretieren. Was dann aber wohl bei den "Punktesammlern & Etikettentrinkern" für Verstimmung sorgen würde.. .

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