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Gérard Gauby vorzustellen erübrigt sich. Einen kurzen Abriß über die Domaine gibt's zB. bei Pinard. Gauby-Weine sind nicht billig, können sie auch gar nicht, denn schließlich war er - und ist es immer noch - einer der großen Motoren hinter der Biodynamik im Süden Frankreichs.Sein Calcinaires Blanc hat schön öfters genußvolle Bekanntschaft mit meiner Zunge gemacht, die rote Variante ist aber Neuland für meinen Gaumen. Und es war Liebe auf den ersten, (aufgrund der sommerlichen Temperaturen leicht gekühlten) Schluck. An diesem lauen Abend saß ich wohl etwas länger - in trauter Zweisamkeit mit dieser Flasche. Und nur weil ich meine Begeisterung für diesen Wein auch meiner lieben Renate am nächsten Tag in Form eines Glases näherbringen wollte habe ich mich davon abgehalten, die Bouteille komplett zu leeren ;-).
Domaine Gauby, Les Calcinaires Rouge 2007, Côtes du Roussillon Villages, Frankreich, eine Cuvée zur Hälfte aus Syrah, einem Viertel Mourvèdre und dem Rest aus Grenache und Carignan, kultiviert auf kalkreichen Sedimentgestein und Schieferboden, schön leuchtendes Purpurrot, anfangs werden die Geruchsrezeptoren gleich einmal mit herrlich würzig intensiven Aromen eingefangen, aber auch ein wenig rohes Fleisch, expressive Mineralik, der Wein gleitet in einer unnachahmlichen Art und Weise so raffiniert seidig über die Zunge, mit frischem und kühlen Mundspiel, dabei zeigt der Wein eine bemerkenswerte Konzentration, die wohl ua. die spontane Vergärung mit teilweise nicht entrappten Stielen und Stengeln zurückzuführen ist, feine Fruchtaromatik gepaart mit Frische und Noblesse, im Abgang ist wiederum eine tolle Würzigkeit anzutreffen. In gewisser Weise ist dieser Wein intellektuell und avantgardistisch, aber wohl nur deswegen, weil diese umwerfende Stilistik einfach viel zu selten anzutreffen ist, Höchstwertung, ***/***
Solch einen fokussierten Weine in einer derart südlich gelegenen Region zu erzeugen ist bewundernswert. Und ganz nebenbei auch noch klares und kompromißloses Statement für deren Machbarkeit im Kontext dieser Bedingungen, auch wenn der Boden, das Mikrolima, sehr alte Rebstöcke und die biodynamische Bewirtschaftung ihres dazu beitragen.
Unglaublich was Monsieur Gauby hier um €14 ins Glas zaubert - das läßt vielfach so teure Weine richtiggehend antiquiert aussehen. Kategorie persönlicher Lieblingswein.
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Mein erster Jahrgang des zweiten Weines, den ich damals aus Neugierde von einer heimischen Weinhandelskette aus den Regalen mitgenommen habe, welche hierzulande auch die Weine importiert, war der 2002er Jahrgang.Der Wein der Waterford Estate - einem Gemeinschaftsprojekt der zwei Familien Ord und Arnold - wurde damals in der leider eingestellten Kolumne "Für sie verkostete neue Weine" im falstaff-Magazin 4/ 2003 mit lobenden Worten und dem Zusatz "gute Alternative zum burgundischen Vorbild" bedacht - zu recht, wie sich nun bei der Verkostung meiner leider letzten Flasche heraustellte.
Waterford Estate, Chardonnay 2004, Stellenbosch, Südafrika, Goldgelb, ein prachtvoll komplexe Nase voller fein verwobener Aromen, Biskuitt, Honigtöne, Karamel, dann die volle Ladung Myrrhe, balsamisch, das Holz perfekt eingebunden, aber auch ein wenig Zitrusfrucht, exotische Noten, zart vanillig am Gaumen, fein schlanke Struktur, balancierte Säure bei mittellangem Abgang, die Balsamik dominiert den Nachgeschmack, so wundervoll kann barriquegeschulter Chardonnay sein, hat Modellcharakter, ein Meisterwerk jetzt am Höhepunkt seines Trinkgenusses, ganz klar die vollen Punkte, ***/***
Eine Hoch für den barriquegeschulten Chardonnay! Bei einem solch traumhaften Exemplar wie diesem kann kein Weinliebhaber mit "ABC - Anything but Chardonnay" punkten. Nicht bei mir!
Übrigens kann ich berichten, daß ich die Nachfolgejahrgänge allesamt in guter Erinnerung habe. Ob sie nach 5 Jahren dem '04er allerdings qualitativ ebenbürtig sind? Die Zeit wird's zeigen.
Bildquellennachweis: Waterford Estate, Domain Gauby
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