Frank Cornelissen, ehemaliger belgischer Weinhändler und seit einigen Jahren Weinbauer an den nördlichen Hängen des Ätna in Sizilien ist sicherlich kein Winzer im herkömmlichen Sinn.
Ein kleiner Auszug aus der Hompage (Our Estate) macht seine ungewöhnliche Produktphilosophie schnell klar:
"Our farming philosophy is based on our acceptance of the fact that man will never be able to understand nature's full complexity and interactions. We therefore choose to concentrate on observing and learning the movements of Mother Earth in her various energetic and cosmic passages and prefer to follow her indications as to what to do, instead of deciding ourselves. Consequently this has taken us to avoiding all possible interventions on the land we cultivate, including any treatments, whether chemical, organic, or biodynamic, as these are all a mere reflection of the inability of man to accept nature as she is and will be. The divine ability to understand the 'Whole' was obviously not given to man as we are only a part of this complex and not god himself. Though, evermore man pretends to be god, altering nature's delicate balance, for reasons of productivity, with all due consequences..."
Konsequenterweise bedeutet das für diese Naturwein alles abseits der modernen Önologie:
Niedrigste Erträge, extreme (Einzeltrauben)Selektion, Fermentierung und Ausbau nach alten Produktionstechniken mit in den Erdboden eingelassenen (400l-)Tonamphoren über mehrere Monate, ja teilweise Jahre, ohne Trennung der Stile und Rebschalen, Verzicht auf jede Schwefelung, unfiltrierte Abfüllung auf der Hefe.
Klar, daß eine solche Art der Weinbereitung natürlich auch für kontroversielle Beurteilung und Diskussion in den Foren (1, 2) sorgt.
Azienda Agricola Frank Cornelisson, Rosso di Contandino 4, 2006, Etna, Sizilien, ich habe den Wein ziemlich gekühlt getrunken, eigentlich mehr wie einen Rosé und das hat dem Wein sehr zum Vorteil gereicht - wird im übrigen auch von Frank Cornelisson empfohlen, da die Weine ja keine zugesetzte Stabilisierung beinhalten und somit Kühlung zur Haltbarkeit beiträgt. Trüb - weil unfiltriert - deutlich orange, ja hellbraune Färbung, die Aromatik für mich sehr schwer zu beschreiben, aber nicht unharmonisch oder unangenehm, eine schiere Fülle an Aromen, Assoziationen an Gummi, oxidative Noten, überreife Tomaten, vegetabile Aromatik, chemisch (Lösungsmittel), im leeren Glas bleiben Lakritze, Minze, aber auch medizinische Noten, sprengt einfach die "Norm des Gewohnten", mundfüllende Struktur, sowohl die Gerbstoffe als auch die Säure betreffend, im Rückgeschmack extrem nussige Aromen, welche mich an den Tavel Rosé 2004 von Eric Pfifferling.
Interessant und bemerkenswert fand ich auch trotz der vorhandenen 15% Vol. die fast schwebende Leichtigkeit des Weins! Eine Er-fahrung im wörtlichen Sinn.
Ich habe großen Respekt vor Personen, die in einen solch konsequenten Weise ihren Weg entlang ihrer persönlichen Erfahrung und Überzeugung gehen. Wenngleich ich auch nur den einfachsten Wein von Frank Cornelission verkostet habe - und ich diesen für mich nicht zum alltäglichen Genuß auswählen werde - zeigt es doch wiederum eine neue Facette in der unglaublich vielfältigen Art der Weinlandschaften. Alleine dafür lohnt es sich mit diesen "Grenzgängern" und ihren Ideen auseinanderzusetzen.
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