Samstag, 20. Februar 2010

Spanien (1)

Spanien war mir als (Weinbau)Land eigentlich immer sympathisch - und ist es noch immer.
Ich mag die klassischen Riojas, ebenso die kräftig strukturierten und saftigen Vertreter aus dem Ribera del Duero und auch Sherry in allen Variationen steht bei mir manchmal auf dem Trinkplan. Zudem gab es immer die eine oder andere unbekanntere Weinregion zu entdecken, was sich auch an den vielen unbekannten Weinen mit 90 bzw. 91 Parkerpunkten und günstigem Preis - meist deutlich unter der 10 Euro-Marke - dingfest machen ließ (Baltasar, Hecula, Panarroz, usw.).
Die Dynamik in Spanien führte aber auch zu einer Inflation an hochgelobten Weinen, zu einer schier unüberschaubare Vielfalt, der ich nicht mehr zu folgen im Stande war - noch schlimmer war es um die Nachvollziehbarkeit der vielen Punkte bestellt - und so versiegte mein Interesse an diesem Land (bis auf die oben erwähnten drei Klassiker).
Meine bevorzugte Gaumenstilistik hat sich zudem in den letzten Jahren grundlegend gewandelt - genug der fetten, extraktreichen Gerbstoffbomben, an denen wir uns so oft zwar genüsslich, aber auch satt getrunken haben. Mit ein Grund, warum die meistens doch sehr südlich wirkenden Rotweine aus Spanien durch ihren unverkennbar hohen Alkoholgehalt nicht mehr meinen kritiklosen Zuspruch fanden.

Nach gut 5 Jahren des Ignorierens des flächenmäßig größten Weinbaulandes der Welt kam die nachfolgende Verkostung also ganz willkommen, um wieder einmal den Status Quo der Weinmacherkunst in diesem Land zu erkunden.
Ein spanisches Statement in 2 Abenden zu je 13 Weine, selektioniert vom bereits bewährten und engagierten Team der VHS-Weinrunde.
Sicherlich nicht repräsentativ für ganz Spanien, aber allemal ausreichend für einen groben Überblick!

Mein persönliches Konklusio gibt's diesmal gleich vorweg am Anfang:
  • die Weißen waren (wirklich) überraschend gut, ziemlich gut! Besonders Galicien und das nördliche Kastillien hat hier einiges zu bieten,
  • bei den Roten, naja, nichts wo ich meinte, wirklich etwas versäumt zu haben..,
  • und wieder eine Sensation aus Andalusien, ein von Rene Gabriel mit 20 (von 20 Punkten) geadelter Pedro-Ximinez in Hardcore-Ausführung!
Vorstellen möchte ich hier meine (wie immer höchst subjektive) persönliche Auswahl der Besten:
  • José Pariente, Verdejo 2008 Rueda, aus 40 jährigen Rebbeständen, helles Goldgelb, äußerst expressives Bukett, einem frischen Sauvignon Blanc nicht unähnlich und trotzdem eine ganz & gar eigene Stilistik, Exotik-Keli (Fruchtlimo), hat was quirliges, ja (positiv) nervöses am Gaumen, ein lebendiger, eigener Charakterwein, macht Spaß, ziemlich trocken, ein Preis-Leistungs-Klassiker! **/***, €9
  • Chivite, Chardonnay "125 Anniversario" 2006, Navarra, vom Guia Peñin mit 95 Punkten versehen und als bester Weißwein Spaniens tituliert, helles Gold, duftig, nervig-vital, wiederum ansprechend lebendig und sogar nicht südländisch, eher schlank im Mundgefühl, das Barrique fein eingebunden und perfekt dosiert, Banane, zeigt Würze, fordernd im Abgang, wirkt insgesamt noch sehr jung und hat viel Potential, **/***, €38
  • Rafael Palacios, As Sortes 2007, Valdeorras, ein Bruder vom großen Alavario Palacios, ein Wein aus der Rebsorte Godello, ein von den Kritikern frenetisch gefeierter Weißwein (Tanzer 93, Guia Peñin 94, Guia Proensa 99!), helle Farbe, Duft nach Honig und Jasmin, sehr schlank, fokussiert, mineralisch für spanische Verhältnisse eine nervige Säurestruktur, sehr schlank, detto im Abgang, fein, *(*)/***, € 27
  • Remondo Palacios, Rioja Reserva Especial 2001, Rioja, der nächste aus der Palacios-Familie, Weinmachen scheint dort im Blut zu liegen, Granatrot, viel Würze, reif, ein wenig Rumtopf, zeigt Geschmeidigkeit, balanciert, fast weich am Gaumen, ein Vertreter der "neuen" Stilistik im Rioja, die auch mir auf Zuspruch stößt, harmonischer Nachgeschmack, **/***, €25
  • Finca Sandoval, Syrah 2006 (mit ein wenig Monastrell und Bobal), Manchuela, Kastilien-La Mancha, verwendet werden die gleichen Syrah-Klone wie auf Château de Beaucastel im französischen Châteauneuf-du-Pape an der Süd-Rôhne, Purpur mit schwarzem kern, Frucht, süßliche Heidelbeeren, gutes Volumen im Mund, Alkohol merklich, trotzdem balanciert, da im Dialog zwischen Säure und Gerbstoffen behaftet, *(*)/***, €25
Bildquellen & Bezugnachweis: Cielo del Vino (alle Bilder), vif

Es folgt Teil 2..

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