Freitag, 20. August 2010

Weinrallye #36 - Wein & Musik

Nachdem ich die letzte Rallye zum Thema "Wein & Stein" bewußt ausgelassen habe (der georderte Wein traf einfach viel zu spät ein, dafür ersparte ich mir all die Assoziationen zum Thema Wein, Gestein & Mineralik ;-) freue ich mich nun auf das vom WeinReich-Blog kundgetane Thema "Wein & Musik".

Ein dankbares Thema, so denke ich mir, läßt sich doch eigentlich eine jede Flasche (Wein) in geeigneter Weise mit Musik kombinieren..

Ein paar Gedanken zu der im Weinrallyeaufruf erwähnten Studie:

"..ein schwerer Cabernet wird am besten genossen zu Jimi Hendrix.."

Aha..
So so..
So verkehrt kann die Welt (in meinen Augen) sein..

Und während ich sowohl einem tanninreichen Cabernet als auch der Musik des Gitarrengotts positive Seiten abgewinnen kann, ist für mich eine Symbiose aus beidem nur schwer nachvollziehbar. Ein guter Cabernet braucht Hingabe, genauso wie ein perfektes Gitarrensolo. Aber beides zur gleichen Zeit? Nein, das ist ein kein "sowohl - als auch", sondern für mich ein ganz klares "entweder - oder"! Außergewöhnliches hat Tiefgang und will für sich alleine erobert werden, da reicht es nicht aus an der Oberfläche zu kratzen. Lahme Musik und mittelmäßigen Wein gibt's in rauhen Mengen, davon braucht keiner einen weiteren Aufguß.
Desweiteren ist doch erwiesen, daß Männer nicht multitaskingfähig sind!

Das alles ist also ein wenig wie "Minus mal Minus ergibt Plus" und so greife ich bei Hendrix dann lieber zum Bier, von mir aus auch zu einer Caipirinha - aber sicherlich zu keinem Aperol-Sprizz ;-).

Besser wär's der wundervollen Stimme einer Elina Garanca zu lauschen, denn da passen neben dem Cabernet auch noch etliche andere ganz feine Sachen im Wein & Food-Pairing-Kontext dazu. Das wiederum ist ein wenig so wie die Anekdote von "Mouton Rohschild und dem Fisch" - ein wirklich guter Wein paßt demnach so ziemlich zu allem.. .

Aber über die Qualität des Weines wurde in der Studie ja keine Aussage gemacht oder? Vielleicht brauchte man ja gerade extasische Musik vom Stile eines Jimi Hendrix, um dem Wein irgendeine positive Seite abzugewinnen? Egal!

Im übrigen stehen auch weitere Personen kritisch dieser Studie gegenüber, so zB. Tim Atkins in einem Artikel der Online-Ausgabe des englischen "The Observer" - über den ich auf der Suche nach der Weinblubber-CD vom burgenländischen Winzer Willi Opitz gestoßen bin.
Eine nette Idee vom findigen Vermarkter Opitz, der ua. auch Süßwein für das Formel 1-Team McLaren und Mr. President Bill Clinton erzeugt (hat). Richtig heißt die CD von seinen gärenden Weinen übrigens "Sound of Wine".

Auch das Weingut Höpler in Winden am Neusiedlersee hat in seinen Weinräumen eine Ort für die Vermählung von Klang und Wein eingerichtet.
Wir sehen also, daß der Kombination von Wein und Klang(bausteinen) bzw. Musik fast keine Grenzen gesetzt sind.

So entstehen aber auch eigene (Wein)Klangbilder, wenn man es schafft, sich auf den Wein einzulassen und mit ihm in Dialog zu treten. Natürlich klappt das nicht mit jedem Wein, muß es ja auch gar nicht. In einer nettem Runde mit Freunden ist der Wein ja oftmals nur (nebensächlicher) Begleiter - jedoch selten bei mir ;-) - und dann fällt bei einer hervorragenden Flasche schnell mal der Satz: "Der singt ja richtiggehend!" - q.e.d!

Guter Wein erzeugt seine eigenen Vibes - ich möchte hier nicht pathetisch "vom Singen" oder "(Wein)Musik" sprechen - alternativ kann ein jeder seinen Kopf in ein Weinfaß stecken und dann mal lauschen ;-) - so wie bei den Höplers.
Dieses Hineinhorchen in den Wein braucht Konzentration und Muse. Konzentration, die nicht immer vorhanden ist, aber wenn, dann lieber gleich Wein!Klang!Pur! Ohne laute Beschallung. Nichts gegen eine chillige Backgroundmusik, muß aber auch nicht immer sein. Und außerdem tauchen bei den vielfältigen wahrgenommenen olfaktorischen Komponenten (m)einer Weinnase ohnehin vielfältige Assoziationen zu Klangfragmenten auf.
Beispiele gefällig? Die Klängen von (fallenden, brechenden) Gestein wie Schiefers und Granit, Vogelgezitscher und Grillengezirpen im Marillen(oder wein)garten, Geräusche des Gärspunds, der alte, tuckernde 15er-Steyr-Traktor im Weingarten (auf dem ich als 14-jähriger das Fahren gelernt habe), das leise Klangspektrum in der Sommerzeit beim Heurigen im "weiten Land" (des Weinviertels), das konzentrierter Schlürfen und Gurgeln bei der Verkostungsarbeit, der Klang von dünnwandigen Weingläsern, das Quietschen des Korkenziehers beim Durchdringen desselbigen, das Grollen des Postlers, der immer meine Weinlieferungen schleppen muß, und und und.. .

Und bevor es jetzt zu philosophisch wird, gehe ich in den Keller und hole mir eine Flasche herauf, die richtig rockt! Und das ganz ohne den guten alten Jimi H. ;-)

PS: Nettes Weinrallye-Logo übrigens, liebes Weinreich-Team!

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