Sonntag, 5. Juli 2009

Die Posse um den deutschen Gault-Millau

Es ist das beherrschende Thema der letzten Tage - ganz klar. Der Aufstand einiger deutscher Spitzenweingüter gegen den Gault Millau-WineGuide sorgt für heiße Diskussionen in Blogs (Zusammenfassung), Wein-Foren und findet sogar zeitnah Erwähnung in den Printmedien, so zB. in der "Welt" und der "Süddeutschen".

Als bekennender Feinschmecker assoziiere ich - so wie wahrscheinlich die meisten anderen Österreicher auch - den Gault Millau in erster Linie mit nur einem Wort - Essen.
Gastrokritik, also Restaurants und die Leistung ihrer Köchinnen und Köche stehen da im Vordergrund. Weinbewertungen gibt's auch, als Beigabe und im Sinne eines Mehrwerts eines Guide prinzipiell ja richtig, da bekanntermaßen Essen und Trinken zusammengehören - wobei sich das Trinken nicht nur auf Wein bezieht.

Im Gegensatz dazu steht bei den Kollegen im Nachbarland offensichtlich mehr der Wein im Mittelpunkt. Auch dürfte die Relevanz des GM-WeinGuides eine höhere sein - wie sonst wäre dieser Sommerrevolte einiger der renommiertesten Winzer Deutschlands aufgrund eines offerierten (oder nahegelegten?) "Marketingbeitrags" des Münchner Christian Verlags als Herausgeber des GM erklärbar?

Da meiner Meinung nach der Einfluß dieser Art von Weinführern seit Jahren schwindet und der Deckungsbeitrag natürlich über die verkauften Stückzahlen erwirtschaftet wird, ist es durchaus legitim, über alternative Geldflüsse nachzudenken. Der vom Verlag - wohlgemerkt freiwillige! - Beitrag von etwas unter €200 ist gemessen an der Botschaft für Konsumenten (guter bzw. Spitzenbetrieb des Landes) und seiner Werbekraft samt Nutzung der GM-Logos udgl. wohl ein lächerlicher, zumal es in der Branche bei diversen Verkostungen durchaus Usus ist, von teilnehmenden Betrieben einen Regiebeitrag für ihre eingereichten Weine zu verlangen.

Die Reaktionen der unterzeichneten Betriebe halte ich deswegen (und gemessenen am Aufhänger, nämlich der Beitragsleistung) für überzogen. Auch der Argumentation einer Unvereinbarkeit der freiwilligen Zahlung und der Bewertung im GM-WineGuide kann ich nicht folgen, obwohl ein solches Vorgehen eine schiefe Optik bekommen kann, wenn die Rahmenbedingungen (die Freiwilligkeit) nicht transparent gegeben wären. Ergo dessen ist es ein leichtes zu vermuten, daß sich dahinter offensichtlich noch weitere Beweggründe verstecken.
Nun bin ich kein Winzer und auch kein Weinkritiker im Sinne eines professionellen Journalisten, fühle mich also keiner Partei wirklich zugehörig, sondern sehe mich nur als interessierten Beobachter der Szenerie aus Konsumentensicht. Und eines ist ja wohl sonnenklar: Werbung schadet auch den profiliertesten Weingütern mit den besten Weinen nicht.

Wär es somit nicht endlich an der Zeit, die wahren Gründe für ihre Verärgerung ehrlich und offen anzugehen?

Der Ball liegt bei den Unterzeichnern..

Addendum:
Eines stört mich bei der Sache noch: vom Krieg zu sprechen. Denn dieser hat wohl doch ein viel abscheulicheres Gesicht! So aber nicht der Wein, ganz im Gegenteil!
Andererseits, auch Worte können töten..

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