Donnerstag, 23. Juli 2009

Weinrallye #25 - Wein & Literatur

Wein und Literatur ist das vom Weingut Steffens-Keß ausgegebene Thema für die Viertel-Hundert-Weinrallye - ein feines Thema.

Literatur und Wein sind eine harmonische Kombination. Zur (nicht nur) abendlichen Lektüre paßt ein guter Tropfen ganz hervorragend. Dabei ist Wein nicht weiter wählerisch - er paßt zur Satire ebenso gut wie zur Belletristik, zu einem Krimi oder einem Sachbuch.
Unter diesem Aspekt kann auch das nunmehr bereits zum 10. Mal abgehaltene Literatur und Wein - das Niederösterreichische Kulturenfestival im Stift Göttweig gesehen werden.

Wir wollen die Rallye aber ein bißchen enger mit Wein in Verbindung bringen. Da wären zum einen die Weinkrimis von Paul Grote oder Andreas Wagner, einige davon fanden ja bereits in Form von Rezensionen Eingang in diversen Blogbeiträgen.
Und Frau Google bringt's außerdem schnell ans Tageslicht, daß es sogar eine eigene Domain für Wein, Literatur und Film gibt - auch wenn (spärlicher) Content nur bei Büchern vorhanden ist.

Bei den Filmen sind wohl Sideways und Modonvino die Klassiker und noch in guter Erinnerung. Ersterer versteht sich als Hommage an den Pinot Noir, zweiter als Abrechnung mit R. Parker, M. Rolland und Konsorten. Gemeinsam ist beiden, daß ich sie für nur mäßig gelungen halte.

Ganz anders verhält es sich da mit Alfred Komareks Krimireihe Polt. Eingebettet in die sanfte Hügeligkeit des niederösterreichischen Weinviertels (Pulkautal) löst der Gendarm Simon Polt vier (sehr authentische) Fälle auf seine eigene, durch und durch sympathische und ganz unspektakuläre Art.


Die Einsamkeit der Gegend, die charakterlichen Eigenarten der handelnden Personen, die Schlichtheit der Kellergassen - getragen durch die wundervolle Kameraführung und Musik von Haindling - macht die zeitweilige Tristesse des Landstrichs richtiggehend erfühlbar und bietet so einen einzigartigen Rahmen für großartige Schauspielleistung der namhaften Akteure. Bei solcher Melancholie kann ich gut verstehen, daß viele Einheimische oftmals einen über ihren Durst trinken.
Es ist aber auch eine Liebeserklärung / Hommage an Warmherzigkeit, an den gesunden Menschenverstand, an Tradition und an die Schönheit und Weite der Landschaft im Gewand der vier Jahreszeiten - jeder der vier Filme spielt zu einer unterschiedlichen. Und vor allem an die in dieser Gegend vorherrschenden Rebsorte, dem "Grünen" (Veltliner), vorzugsweise in der 2l-Flasche, dem Doppler.

Bildquellennachweis: www.filmstills.at

Schöner kann ein "Slow Food"-Film gar nicht sein. Klaro, daß zu einem solchen Werk es die Ehr' gebietet, nur Grünen Veltliner aus der unmittelbaren Region zu genießen - frei nach dem Motto Friedrichs "geh trink' ma wos".

Weingut Prechtl, Grüner Veltliner Leitstall 2007, Zellerndorf (zwischen Pulkau und Haugsdorf), Franz Prechtl, hat den Veltliner zu seiner Leitsorte erkoren, dies wird an der Vielzahl der GVs in seiner Produktpalette erkennbar, der Leitstall ist einer der beiden Premiumveltliner, aus einem über 30-jährigen Weingarten mit Molasse (fossilen Urmeerablagerungen), ausgebaut im Akazienholzfaß, Strohgelb im Glas, die Nase verhalten, etwas Apfel, wenig Exotik Richtung Mango, am Gaumen dann voller Zitrusaromatik, mit mittlerem Volumen, blitzsauber, weist eine lebendige, rassige Säurestruktur auf, kaum zu glauben, daß dieser Wein Restsüße hat, erst der Blick auf's Etikett offenbart die Kategorie halbtrocken, hat noch einiges Potential vorzuweisen, *(*)/***

Schloßweingut Graf Hardegg, Grüner Veltliner vom Schloß 2007, Seefeld-Kadolz, Weinviertel, ein Veltliner traditioneller Machart, das heißt nur teilweises Rebeln der Trauben, daß heißt Spontanvergärung, das heißt teilweise Gärung im großen Holzfaß, das heißt Ausbau auf der Feinhefe.. . Strohgelb, helle, zart süßliche Nase, nicht wirklich primärfruchtig - grüner Apfel angedeutet - und nicht mineralisch, am Gaumen von einer wundervollen Saftigkeit, einer der großen Unterschiede zwischen traditionellen und neuzeitlichen Stilistik ist die Durchgängigkeit des Weins, wirkt wie aus einem Guß, nicht Nase-Gaumen-Abgang, sondern ein harmonisches Ganzes mit toller Struktur, bietet was zum Beißen für die Zähne (jaaa!), feinste Gerbstoffen und lebendiger Säure hintennach! Einziger Wermutstropfen - am zweiten Tag läßt der Wein bereits ein wenig seiner inneren Spannung vermissen. Andererseits - überlebt ein Wein von solcher Machart normalerweise höchstens eine Stunde! **-**(*)/***

Unter dem Aspekt des annähernd gleichen Preisschilds von ca. €13 würde ich nochmals zum zum Veltliner von Hardegg greifen, auch wenn der Leitstall wohl zu jung in meinem Glas landete und ich ihm das größere Potential attestiere.

Als Abschluß halt ich's mit dem unvergessenen Hans Moser

"Ich muss im früh'ren Leben a Reblaus g'wesen sein,
sonst wär' die Sehnsucht nicht so gross nach einem Wein;
drum tu den Wein ich auch nicht trinken, sondern beissen,
und hab den Roten grad so gern als wie den Weissen. "

Das Lied zum Anhören &
der Text zum Nachlesen.

Keine Kommentare: