Am Anfang war der Blaufränkisch, und dann kam lange nichts. Die geschilderten persönlichen Erfahrungen von wein.pur-Autor Alexander Magrutsch kann ich gut nachvollziehen, denn auch heute noch genießen Hans Iglers Blaufränkische der Ried Hochberg der Jahre 1992 und 93 in meinen Erinnerungen Kultstatus. Ein harmonisches Gleichgewicht aus Frucht, Würze, von Säure und Gerbstoffen waren die damaligen Erfolgskomponenten, denen selbst der Basisqualität des Weinguts um damals umgerechnet €5 erstaunliches Lagerpotential bescherte.
Dann kam die Zeit, wo ich mich mit der Sorte Blaufränkisch sehr schwer tat. Das waren die Zeiten, wo kräftige, tiefdunkle und voll Würze und Holzaromen strotzenden Weine in aller Munde waren. Das alles konnte neben den eingebürgerter Rebsorten wie Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon auch der heimische Zweigelt viel besser.
Ausgedient hatten die einfachen, oftmals hellroten Säuerlinge. Im Wandel befand sich auch mein Weingeschmack. Es war die Zeit, in der mir bewußt wurde, daß ich niemals der Fruchtgilde huldigen würde, die Zeit der Erkenntnis von Mineralik, strukturunterstützender (Holz)Würze, Lager- & Tertiäraromen. Der fruchtdominierte Blaufränkisch (in den Basisqualitäten) entsprach jedenfalls nicht gerade dieser Stilistik. Zum Glück, denn nicht jede Rebsorte läßt sich bedingungslos auf den jeweiligen zeitgeistigen Weingeschmack zurecht biegen!
Erst über die Erfahrung, daß die fette und holzertränkte Weine auf Dauer nur Ermüden hervorrufen und ergo nicht der Weinweisheit letzter Schluß sein können, meiner steigender Wertschätzung gegenüber regionaler Authentizität, wieder der globalen Gleichmacherei, gegenüber dem Pinot Noir und der Tatsache, daß sich die Ausbaustilistik der Rotweine einiger Winzer doch grundlegend zu mehr Feinheit, Finesse und zu mehr Trinkbarkeit verändert hat, rückte den Blaufränkisch wieder zurück in mein Interessenfeld.
Blaufränkisch hat - falls durch diese noble Ausbaurichtung geprägt - das Potential, die jeweiligen Boden und Klimabedingungen im Wein präsent zu machen, wie zB. die Weine der Leithabergwinzer und oder die Exemplare um den Eisenberg im Südburgenland oftmals beweisen. Terroir pur sozusagen.
Für mich also wieder einmal höchste Zeit einen Blick auf die 2007er-Qualitäten der Blaufränkisch-Basisweine einiger burgenländischer Weinbauern zu werfen. Daß diese nach dem im pannonischen Raum geernteten '06er-Superqualitäten kein leichtes Spiel haben, macht die Sache reizvoller, denn durchwachsenen Jahren trennt die Spreu vom Weizen und nur Topbetriebe können auch in mittleren Jahren sehr gute Weine erzeugen, wobei 2007 im Burgenland so schlecht nicht war. Und gerade die Basisweine als "tragende Sockel" der Betriebe sollten dem Konsumenten zuverlässiges und beständiges Trinkvergnügen garantieren.
Beginnen möchte ich meine mehrteilige Reise am bereits erwähnten Eisenberg, genauer gesagt im Ort Deutsch-Schützen. Das Weingut Krutzler ist - zusammen mit dem Nachbargut Schützenhof - bildete vor mehr als 15 Jahren die qualitative Speerspitze des Südburgenlands.
Einiges hat sich geändert seit damals!
In den letzten Jahren hat die Region um den Eisenberg einen feinen Aufschwung erlebt. Die Weinidylle, diverse Vinotheken, Weingüter wie Polczer, Vinum Ferrerum, Kopfensteiner, Uwe Schiefer - dem die nächste Folge gewidmet sein wird - und Wachter-Wiesler sind im Spitzenfeld der österreichischen Weinszene aufgetaucht.
Von den beiden Brüdern Reinhold und Erich Krutzler übernahm Reinhold zur Jahrtausendwende das Kommando im Betrieb, Erich gründete gemeinsam mit Winzerkollege Roland Velich das Projekt Moric, führte anschließend in Slowenien das Weingut des Stiftes Admont Dveri Pax und gründet 2006 gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth Pichler ein eigenes Weingut.
2002 erfolgte eine Bereinigung des Sortiments im Weingut Krutzler. Seit damals sind die ehemals getrennt ausgebauten Blaufränkisch-Lagen Bründlgfangen, Eisenberg und Weinberg in den Weinen Blaufränkisch (Classic) und Reserve aufgegangen.
Der Bründlgfangen war mir stets ein wohlschmeckender Begleiter in den Anfangstagen meiner Weinneugierde. Zusammen mit dem Eisenberg wies er mir den Weg in Sachen Mineralität im Rotwein - auch ohne diesem Begriff damals zu gebrauchen bzw. die näher zu verstehen.
Somit freue ich mich, wieder einmal den aktuellen Basiswein des Hauses mit seiner derzeitigen Stilistik verkosten zu können. Hinsichtlich seines qualitativen Entsprechens brauche ich mir bei den Weinen von Reinhold Krutzler wahrlich keine Sorgen zu machen.
Weingut Krutzler, Blaufränkisch Klassik 2007, Südburgenland, jugendliches Violett mit Wasserrand, sehr präzise, fruchtbetonte Nase, rote Beeren, richtiggehend "weinig", und auch mit diesem sehr markanten Terroirnote des Eisenbergs behaftet, die sich für mich ein bißchen wie eine Mischung aus mineralischen Noten und rohem Fleisch darstellen, anfangs eine sehr burgundische Stilistik, schlanker Gaumen, mit präsenter Säure, legt der Wein dann über die Stunden im Glas kräftig zu, gewinnt an würziger Aromatik, das Mundgefühl wird voller, die Gerbstoffe weicher, die säurebetonte Stilistik im Abgang bleibt jedoch und sorgt für einen frischen Trunk mit Anspruch und leicht herben Unterton, insgesamt stimmig und ein feiner Trinkbegleiter, auch für laue Sommertage leicht gekühlt wärmstens zu empfehlen, *(*)/***
Wachter und Wiesler, das sind ursprünglich zwei Weinbaufamilien mit Weinbautradition, die ab 1990 ihre Zusammenarbeit im Weingarten intensivierten. Durch die Heirat von 2 Familienmitgliedern - Gerda Wachter und Josef Wiesler - wurden beiden Familien miteinander verbunden und so war es wohl der logische Schritt, beide Weingüter zu einem einzigen Betrieb zusammenzuführen. Die gesamte Weinproduktion wurde in das Weingut Wachter verlegt - der damit freigewordene Keller der Familie Wiesler in der Riede Ratschen wurde in ein Restaurant umgebaut, das die Gerda Wiesler und Thomas Wachter seit Oktober 2007 als Wachter-Wieslers Ratschen führen.
Ein Lichtblick, denn ich kann mich noch an eine Weinreise 1996 an den Eisenberg erinnern, wo wir abends nach dem Weineinkauf ob unserer verzweifelten Suche nach einer offenen Gaststätte wirklich geglaubt haben, die Gegend in finsterer Nacht mit knurrendem Magen verlassen zu müssen :-)
„Béla-Jóska“ - der Wein zu Ehren der beiden Väter Adalbert & Josef - wird aus 15 bis 20 Jahre alten Blaufränkisch-Rebstöcken gewonnen, wurzelt tief in in den eisenhältigen Lehm- und Schieferböden und steht seit 1992 auf der Weinliste. Traditionell nennt man sowas.
Wachter-Wiesler, Béla-Joska 2007, Südburgenland, schönes Kirschrot mit Wasserrand, erfreut mit einem erdigen Grundton, herzhafte Würze im Dialog mit rotbeerigen Fruchtaromen, auch ein wenig Zwetschke, zeigt sich dank 13-monatigem Ausbau im großen Holzfaß weich am Gaumen, mit feiner Balance und leicht feurigem Abgang, sehr schön die eisenhaltigen Terroirnoten der Ried Weinberg erschmeckbar, alles in Harmonie, ein handwerklich guter Blaufränkisch in bester Winzertradition, jetzt und in den nächsten 5 Jahren mit Genuß zu trinken, *(*)/***Gerhard Hofer hat's im Schaufenster der Tageszeitung Die Presse - Rubrik "Im Keller" treffend formuliert:
"Das ist ein sehr guter Rotwein, der eigentlich zu jeder Gelegenheit passt. Quasi der VW unter den Blaufränkisch. Zuverlässig, aber nicht überkandidelt."
Auch wenn ich überzeugt bin, daß eine fokussierte Stilistik möglich wäre und die Lage noch besser transportieren könnte. Der '06-Vertreter - so habe ich von einem Winzerkollegen aus Neckenmarkt gehört - der hat das! Aber das ist vielleicht auch nicht jedermanns Sache.
Mein Dank gilt dem Weingut Wachter-Wieser und wine-partners für die Bereitstellung der Kostflasche des Béla-Joska.
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