(1) Prolog
Schweizer Weine bzw. Weine aus dem (italienischen) Valtellina
Ein wenig verhext ist es schon mit den Weinrallyethemen, den bereits Iris hat zur 8. Runde mit "Etikettentrinker - Alles für's Auge" ein Thema vorgegeben, das ganz oben auf der Liste für meine eigene Rallye stand.
Und nach der Durchführung dieser habe ich Rallyevater Thomas eigentlich auch bereits ein Thema für meine zweite (Sommer)Rallye vorgeschlagen, das ihr sicherlich bereits erraten habt: Genau, Schweizer Wein wär's gewesen, genauer gesagt: Autochthones Schweiz - bezogen entweder auf Wein bzw. Rebsorte oder aber - um dem Thema etwas mehr Spiel in Richtung Breitenwirksamkeit zu geben - Essen.
Und jetzt?
Nun hat sich Robert dieses Thema bemächtigt! Aber wie heißt es so schön: Wer zuerst kommt mahlt zuerst :-)
Natürlich sehe ich das mit zwei lachenden Augen, kommt doch nun diese spannende Rallye
- erstens viel früher,
- zweitens mit einem waschechten Schweizer als Initiator,
- drittens Dank Robert's populärem Blog wahrscheinlich mit einer ungleich größeren Reichweite, als ich sie jemals auch nur ansatzweise erreichen hätte können und
- viertens, nun, jedenfalls von einem Namenskollegen!
(2) Also, dann mal ganz von Vorne..
Schweizer Produkte haben in unzähligen Bereichen einen wohlklingenden Namen:
- bei Banken,
- bei Uhren,
- Präzisionsmaschinen im optischen und mechatronischen Bereich,
- Käse und Schokolade,
- die Schweiz als Synonym für Berge, Sauberkeit und Lebensqualität,
- ...
Mal ehrlich, was fällt euch denn zu Schweizer Wein spontan so ein?
Pinot Noir von Gantenbein vielleicht? Und dann etwa noch der "Eidechsliwy" Aigle les Murailles von Henri Badoux mit der grünen Eidechse am Etikett? Chasselas vielleicht noch! Achso, der zuletzt genannte ist eh' ein Wein aus dieser Rebsorte, aha, na dann!
Und weiter?
[Stille..]
Naja, das war dann ja wohl eher dürftig..
(3) Ein paar Fakten
Historisch gesehen ist die Schweiz jedenfalls ein Weinland mit Tradition, denn bereits 500 vor Christi kamen nachweislich die ersten Weinlieferung von Marseille nach Basel.
Interessant - und selbst den wenigsten Schweizern bewußt - ist auch die Tatsache, daß in *jedem* Kanton der Schweiz Weinbau betrieben wird (nur nach der Menge darfst du nicht fragen ;-).
Der Schweizer Wein bleibt wohl schon aufgrund seiner geringen Produktionsmengen ein Minderheitenprogramm. Die Weinanbaufläche der Schweiz beträgt mit 15.000ha weniger als ein Drittel der österreichischen Fläche. Zwei Drittel davon nimmt alleine die französische Westschweiz (Wallis, Waadt, Genf) ein, das verbleibende Drittel teilen sich die deutschsprachige Ostschweiz (Zürich, Schaffhausen, Garbünden, Aargau, Thurgau, St.Gallen und Basel) und die italienischsprechende Südschweiz (Tessin).
Zudem wird die größte Menge der Produktion von den Eidgenossen selbst im Land konsumiert, so daß die Chance auf eine gute Flasche im Ausland verschwindend gering ist. Spricht das nun für die Qualität oder nur für ein gesundes Nationalbewußtsein?
Wahrscheinlich ist es nur die logische Folge der Verquickung zweier Umstände: der kleinen Produktion und des großen Weindurstes der Nachbarn.
Liegen doch beim Weinverbrauch die eidgenössischen Konsumenten mit 36 l pro Kopf in der Statistik noch deutlich über jenen der Österreicherinnen und Österreicher (mit knapp über 30l), importieren aber immerhin 2.2% der gesamten Weltweinproduktion und das bei gerade etwas über 0,11% der Weltbevölkerung. (Quelle: ÖWM Doku 2009)
Wer auf dem Artikel über den "Weinbau in der Schweiz" auf Wikipedia nachsieht, wird feststellen, daß sich dort ziemlich viele (nur mir?) unbekannte Rebsorten im Anbau befinden. Oder schon einmal was von einem Doral gehört? Oder schon einmal einen Räuschling, Solaris oder Johanniter getrunken? Auch bei den roten Rebsorten liest sich die Liste wie ein Who-is-Who der Unbekannten: Gamaret, Garanoir, Ancellotta, Bondola, Maréchal Foch, Dakapo, Léon Millot, Carminoir, Galotta, Plant Rob
Die Schweiz - ein Weinland? Jawohl, und was für eines!
Und auch der distinguierte Weinshop der Martel AG ist mir während meines 14-tägigen Aufenthaltes in
- Staatskellerei Zürich (2), Chorb Rheingau Solaris 2007 Demeter, eine in unseren Breitenkreisen gänzlich unbekannte, weiße Rebsorte, welche 1975 am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg neu gezüchtet würde, hier in einer nach Demeter biodynamischen Form angebaut und vinifiziert, mit kräftigem Strohgelb, neutrale und zurückhaltende Nase, leicht angedeuted rieche ich grüne Äpfel, etwas Ringlotten, weiße Blüten, insgesamt ein eher schweres Bukett, am Gaumen dann kräftiges Volumen, ein bißchen zuckrig, aber auch zu einem Großteil ins doch recht harmonische Gesamtbild eingebunden, zu scharfen, asiatischen Gerichten gut passend, ein bißchen vergleichbar mit einem restsüssen Muskateller, gehört gut gekühlt getrunken.
Auch wenn dise Art der Weinstilistik nicht unbedingt zu meinen bevorzugten gehört - und ich bin süßen Weinen durchaus zugetan - so bescherte mir der Solaris zumindestens ein Geschmackserlebnis, daß ich bisher so in meinem Weinleben nocht angetroffen habe. Dieser speziellen Weine werden sich wohl ihre Liebehaber suchen (und auch finden) und entziehen sich daher jeglichem Bewertungsmaßstab!
- Staatskellerei Zürich, Gamaret 2006, die schwere Flasche in eleganter Aufmachung (mit Siebdruck direkt auf Flasche) unterstreicht den Prestigecharakter dieses Weines, kräftige, dunkle Farbe, das Bukett dieses Weines erinnert mich zuallererst einmal sofort an einen österreichischen St. Laurent in burgundischer Ausbaustilistik (wie es sie zB. in der Thermenregion rund um Tattendorf gibt), tief würzig, fast teerig, ein wenig Lakritz, minimal moussierendes und nicht störendes(!) C02, strömt ruhig und harmonisch den Gaumen entlang, sehr zivil und balanciert bei angenehmen 12.5% Vol. , mittelgewichtig und richtiggehend saftig, wiederum kräftige Würzearomatik, welche auch den Abgang dominiert, guter Nachhall, wirkt alles aus einem Guß, meine liebe Renate und ich finden den Wein unmittelbar ansprechend und äußerst gelungen, **/***
Schweizer Weine sind es wert probiert zu werden!
Schade nur, daß dies wohl nur direkt im Lande möglich ist. Obwohl, der Mövenpick-Weinshop ist rund um die Uhr verfügbar, auch von den Nachbarländern Deutschland und Österreich aus..
..und René Gabriel freut sich ganz sicher ob eurer Bestellung! Auch wenn er nicht mehr als Chefeinkäufer für dieses Unternehmen tätig ist ;-)
Wem die Neugierde gepackt hat und bereits ganz am Anfang meines Beitrags wissen wollte, was sich
2 Kommentare:
extra per email avisiert... und dennoch im täglichen Chaos übersehen. Sorry. Eben nachgetragen. Wäre zu schade gewesen um den interessanten Beitrag !
Soll schon mal vorkommen - bei der Zusammenfassung ist ja dann genug Platz für eine Würdigung ;-)
Kommentar veröffentlichen