Sonntag, 28. Februar 2010

Burgenlandweinpräsentation

Im für diese Veranstaltung bereits bewährten Linzer Designcenter fand am 25.2. die Präsentation der aktuelle burgenländische Weinpalette in Weiß-Rot & Süß zur Verkostung bereit.
65 Weingüter mit im Schnitt 5 Weinen sorgten für die ganze Bandbreite burgenländischer Winzerkunst - ganz klar, daß der Konsument daraus nur einen kleinen Ausschnitt verkosten kann. Am Besucherinteresse gemessen kann dem Abend jedenfalls ein toller Erfolg zugesprochen werden.

Licht und Schatten lagen nahe beieinander - mein Kurzresummée fällt wie folgt aus:
Nichts Großes, dafür viele wirklich gute Weine, aber auch etliches Enttäuschendes, teilweise sogar von renommierten Betrieben - darüber gab es einen klaren Konsens mit vielen Weinfreunden.

Besonders erfreulich war diesmal jedoch, daß ich Winzer und Bloggerkollege Bernhard Fiedler persönlich kenngelernt habe. Jemanden die Hand zu schütteln und mit ihm eine gute Dreiviertelstunde zu plaudern hat doch eine andere Qualität - nicht immer nur Kommentare zu Blogbeiträgen zu verfassen. Und das, obwohl ich Bernhards Beiträge wegen ihrer klar strukturierten Wissensvermittlung für Weininteressierte und klaren Sprache mehr als schätze.

Bernhard Fiedler (rechts) vom Grenzhof Fiedler aus Mörbisch, Burgenland

So hatte ich auch gleich einmal die Möglichkeit, einen Ausschnitt aus der Weinpalette vom Grenzhof Fiedler verkosten zu können und etwas von Bernhards Weinverständnis und -interpretation vermittelt zu bekommen. Allesamt sind sie blitzsauber, zeigen eine feine Frucht und Balance am Gaumen, keine Blender, sondern grundsolides, wohlüberlegtes Winzerhandwerk. Weine, die guten Trinkspaß besitzen und auch leise Zwischentöne zum Hineinhorchen offerieren.
Besonders zugesagt haben mir 2 Weine, einerseits der 2009er Muskat Ottonel, eine traditionsreiche Rebe im Burgenland, vital traubig, sommerlich leicht & beschwingt, trocken, wirkt wegen seine aromatischen Art sehr zugänglich, mit einer harmonische Säurestruktur und zum Zweiten ein vielschichtiger 2006er Cabernet Sauvignon, herrliches Toasting und Röstaromatik, Kaffee, zarte Cassisaromen, fließt mit großer Finesse über die Zunge, eher schlank, reife Gerbstoffstruktur, paprizierend im Nachgeschmack, wirkt noch jung, ist aber bereits mit Genuß zu trinken, Potential!

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Was gibt es sonst noch zu bemerken?
Schade, daß es keinen gemeinsamen Auftritt der Leithabergwinzer (so wie vor zwei Jahren) gegeben hat. Eine vergebene Chance, die Weine der künftigen DAC Leithaberg (ab Jahrgang 2009) von Anfang an gleich in das richtige Licht zu setzen und Marketing im Vorfeld zu betreiben.
Geschlossener agierten hier die Weinbaukollegen vom Eisenberg, welche zukünftig ebenfalls mit einer eigenen DAC bedacht wurden (ab 2009, Reserve-Weine ab Jahrgang 2008) und zumindestens die Leitbetriebe der Region unter einem gemeinsamen Vermarktungskonzept "Deutsch-Schützener Six-Pack" ihre Blaufränkisch zur Verkostung anboten. Unter dem Slogan „Mit der Kraft der südburgenländischen Erde“ zeigen die Weingüter Kopfensteiner, Krutzler, Schützenhof, Wachter-Wiesler, Wallner und Weber einmal mehr, welches tolles Potential als eigenständige Terroirlage rechtfertigt.

Viele 2007er Rotweine präsentieren sich in toller Verfassung und gerade bei Betrieben, welche eine eher kraftvolle Stilistik pflegen, zeigen sich die Vertreter des Nachfolgejahrgangs oftmals durchwegs balancierter und mit besserem Trinkfluß ausgestattet.

Weine, die ich - und der mich begleitenden Weinfreund Richard Touzimsky - positiv vermerkt haben:
  • ein frisch feiner, traubiger und von Riesling geprägter Frizzante Cuvée 2008 der Sektkellerei Gebrüder Szigeti,
  • ein feiner 2008er Imperial Weiß der Schloßkellerei Halbturn, Finesse, fein verwobenes Holz, wirkt komplett, gute Balance zeigt ebenso der 2006er Koenigsegg Rot, viel Fruchtcharme aus einer Cuvée aus Zweigelt, Blaufränkisch und St. Laurent mit 1/3 neuem Holz, erhaben der 2007er Imperial Rot, noble Bordeaux-Stilistik, mit viel Würze, sehr geschliffen, tolle Harmonie, gute Länge,
  • ein toller, messerscharfer '09er Muskateller vom Weingut Mariell, frisch, mit viel Zitus, glockenklar und blitzsauber, wer braucht da noch einen Südsteirer ;-)
  • Günter Triebaumer zeigt einen diesmal etwas fetteren, nicht ganz durchgegorenen, dafür intensiveren 2009er Furmint, lang, ein versprechen für die Zukunft, ein wiederum toller '09er Sauvignon Blanc, frisch, guter Extrakt im Glas, rot paprizierend, aber nicht vorlaut und ein hochfeiner 2007er Blaufränkisch Reserve, Kaffee und Likör, süßer Fruchtgaumen, gute Säurestruktur, im Dialog mit reifen Gerbstoffen, toller Wein!
  • mit Potential die Faßprobe vom 2008er Blaufränkisch Biiri des Weingut Igler, süße Kirsche, etwas Rumtopf, kräftiges Tannin, derzeit aber auch noch nicht ganz balanciert, gute Anlagen,
  • ein diesmal fast ziviler 2007er Titan vom Weingut Tesch, süße Frucht, Holz, Palisander, gute, feste Struktur zeigend, dabei am Gaumen fast schmeichelnd weich, macht bereits richtig Spaß zu trinken, ein Titan mit Charme :-)
  • seit 2008 neu im Programm beim Weingut Johann Heinrich ist der Alpha, Blaufränkisch trifft hier auf Nebbiolo, der '09er zeigt sich bei feiner rotbeeriger Frucht sehr balanciert am Gaumen, weich, gute Säure, ansprechend schlanker und unkomplizierter Trinkspaß, das pure Gegenteil der hedonistische Blaufränkisch Goldberg Reserve 2007, Würze, viel Struktur, Zwetschke, weich, saftig im Mundgefühl, feuriger Abgang mit guter Länge,
  • Vinum Ferreum, Cuvée Saeculum 2006, Blaufränkisch, Zweigelt und Merlot, würzig, engmaschig und am Gaumen und doch mit Spiel, feiner Dialog von Gerbstoffe und Säure ergeben einen durch & durch spannenden Wein,
  • gelungen ist der 2007er Blaufränkisch Weinberg vom Weingut Kopfensteiner, zeigt Finesse, ist warm im Mund, Säurebalance und Tannin, sehr schön auch der 2007er Blaufränkisch Eisenberg Selektion, fokussiert, weicher Fruchtgaumen, Holz gut integriert, Mineralik im Abgang, fest, terroirbezogen, gute Balance,
  • Weinbau Weber zeigt einen festen '07er Centaurus, kraftvolle Struktur und viele, viele Gerbstoffe, noch etwas bitter hintennach, zuwarten, prachtvoll der 2007er Vinea, eine Cuvée aus Cabernet, Blaufränkisch und Merlot, Kaffee, Mokka, tiefe Struktur, viel Power, vitale Säure, harmonischer als der Centaurus, Charakterwein,
  • superb auch die 2008er Faßprobe des Perwolffs von Reinhold Krutzler, violett, dunkles Fruchtconfit, Schokotouch, mittelgewichtig, wunderbar ausbalanciert, bereits animierender Dialog zwischen Säure und Tannin, zeigt beste Anlagen, wie immer ein toller Stoff!
Nächster Halt bei der Weinviertel DAC-Verkostung in KW9.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Habe gleich meine eigenen VKNs von der Insieme-Tour im Jänner herausgesucht. Scheint wir sind bei den Südburgenländer Weinen durchaus einer Meinung...

2007 Kopfensteiner Blaufränkisch Eisenberg:

Typical Eisenberg Blaufränkisch. Spicy, bloody, fresh cherry fruited wine. Excellent balance, ripe tannins, pretty oak. This will evolve favourably. - 91 points


2007 Weinbau Weber Blaufränkisch Centauros:

Pepper and spices, dark blackberry fruit, frim structure, slightly tart and rough tannins still. Needs some time in bottle, but should evolve favourably. - 89 points


2007 Weinbau Weber Blaufränkisch Vinea:

Very dark color. Dark fruited flavors, blackberries dominate, a hint of milk chocolate, well integrated oak, juicy, very smooth, ripe and soft tannins, good weight, lacking a hint of complexity though. - 89+ points


2008 Krutzler Perwolff:

(barrel sample): dark blackberry fruit, mocha, prunes, dark chocolate, smooth, velvety and very balanced. Just a hint hollow on the mid palate. Quite evolved. - (91 points)


2007 Johann Heinrich Blaufränkisch Reserve Goldberg (Juni 09):

Luscious and juicy, great body, elegant tannins, precise fruit and fresh acidity. Quite tannic now and slightly dominant alcohol, but should develop into a big and balanced wine. - 91 points

vinissimus hat gesagt…

Hallo Janik,

ich habe gestern erst die aktuelle vinaria-Ausgabe (1/'10) mit den VKN der Premiumroten geöffnet. Auch hier deckt sich ein Großteil der Bewertungen mit den von mir gewonnenen Eindrücken. Wichtig ist mir nur die Tendenz, über ein paar Punkte Auf oder Ab darf hinsichtlich seiner persönlichen Präferenz schon mal anders werten.

Das österreichische "Problem" sehe ich nicht sosehr in der Qualität (bei Rot), die ist durchaus sehr gut, sondern vielmehr im dafür verlangten Preis. Wer ein wenig international die Augen offen hat, sieht zB. die verlangten €22 für eine Eisenberg Selektion von Kopfensteiner in einem anderen Licht. Sicherlich, für österreichische Verhältnisse ist der Preis durchaus akzeptabel, ist das Preissegment für die Toproten schon längst jenseits der 30er-Marke bei €50 angekommen :-( - einfach nur verrückt!

Anonym hat gesagt…

Stimme dir zu, dass Österreichs bestbewertete Rote auch preislich seit einigen Jahren in der internationalen Top-Liga mitspielen und es dies gerade im Export, wo noch saftige Preisauschläge dazukommen, nicht einfach macht einen größeren Markt für österreischichen Rotwein zu gewinnen.
Letzlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob einem der Weingenuss diese Preise noch wert ist. Bislang habe ich noch in jedem Jahrgang auch sehr gute erschwingliche Weine von weniger bekannten Winzern gefunden mit denen sich dann der Keller wieder auffüllen lässt. Und es gibt gar nicht so wenige 10-15Euro Weine, welche auch einge Jahre Reifepotential für den Keller mitbringen. Gerade solch große Verkostungsveranstaltungen sind ja eine tolle Gelegenheit im breiten Sortiment einige interessante Weine abseits der großen Namen zu finden - auch wenn die Weine der bekannten Winzer natürlich faszinieren und zugegeben oftmals auch zu den Besten zählen.

Im Mittelpreis-Segment, und das ist für den regelmäßig Wein trinkenden Kunden vermutlich die intressanteste Sparte, sehe ich das "Problem" weniger. Da stimmen imho Preis und Qualität. Natürlich lässt sich in Chile, Argentinien, Australien und Spanien in Großkellereien billiger produzieren. Bei den Aufschlägen des heimischen Weinhandels sind die Preisunterschiede dann aber oft nicht mehr allzu groß zu den heimischen Produkten. Einen guten Bordeaux oder Chianti für 10 Euro findet man leider nur selten.