Es war meine erste Weinviertel DAC Verkostung. Und diesmal ein Pflichttermin. Denn das, was ich im Herbst des Vorjahrs in der westlichen Region des Weinviertels um Retz gesehen und erlebt hat, nahm mich unmittelbar gefangen. Ruhe, weites Land, freundliche Leute, gute Weine - Entschleunigung für Geist und Körper. Zuneigung und Liebe auf den ersten Blick.
Das Weinviertel ist immer ein bißchen auch eine Reise in vergangene Tage, in Zeiten, wo Weininteressierte stolz vom "ihrem" Weinbauern erzählen, regelmäßig dort zu Besuch erscheinen und mehr oder weniger intensiv am Winzer(familien)leben Teil nehmen.
Von diesem persönlichen Nahverhältnis ist auf einigen Ständen viel zu spüren. Ein wenig zuhören offenbart auch gleich die Erwartungshaltungen vieler Besucher:
- ein wenig über den neuen Weinjahrgang und seine die Eigenheiten plaudern,
- ein paar saubere, frische Glaserl Wein zu trinken bzw. zu verkosten und so
- die besten Bouteillen um anständige €5-6 zu finden.
Da ist es einleuchtend, daß für viele Betriebe der mit dem 2009er erstmals auftauchende DAC Reserve zum Problem wird. €12 (und darüber) soll sie kosten, eine Flasche der Reserve. Viele Betriebe haben keinen Wein in dieser Liga im Angebot. Und selbst wenn - ihr Kundenstock wär nicht bereit soviel für eine Flasche "Grünen" auszugeben!
Und somit wird's wohl zukünftig eine Zwei-Klassen-Weingesellschaft geben, im schönen Weinviertel.
Das Weinviertel zu verstehen ist nicht schwierig und das ist gut so! Da stehen Landwirte & Weingärtner an den Ständen, keine Marketingprofis. Ein flüchtiger Blick auf kräftige Arbeitshände genügt - Winzer und Winzerinnen mit Leib & Seele. Das macht mir diese Region doppelt sympathisch. Zudem gibt es immer noch tolle Weinqualitäten zum konkurrenzlosen Preis zu entdecken!
Der Jahrgang 2009 selbst ist sehr gut gelungen, und das, obwohl es Herausforderungen zur Genüge gab:
- einen langen Winter,
- Verrieselung im Frühjahr, besonders bei den Burgundersorten,
- einen feuchter Sommer - in einigen Regionen ergoß sich an einem Tag streckenweise die Regenmenge eines Jahres und
- Hagelschäden, die teilweise lokal furchtbar wüteten!
In Summe gibt es somit die Grünen Veltliner in einigen feinen, jedoch unterschiedlichen Stilistiken:
- Schlanke, saubere, den Appetit stimulierende, auch von nerviger Säure getragene Fruchtbomben (der Klassiker sozusagen) wie zB. der DAC Hundspoint vom Weinhof Edlinger oder der DAC Classic vom Weingut E. Gruber (beide aus Röschitz)
- Jene wunderbar balancierten Exemplare, von nichts zu wenig oder zuviel vorhanden war, in sich stimmig und alle mit einer Extraportion Finesse ausgestattet, zB. der DAC Classic und DAC Steinparz vom Weingut Hindler (Schrattenthal), der DAC vom Weingut Seher (Platt) bzw. DAC von Josef Seifried (Oberstinkenbrunn) sowie der DAC Ausstich vom Weingut Setzer (Hohenwart)
- Einige, bei denen die höhere Reifere (zum) auch deutlich in der Stilistik durchschlägt, schön am Gaumen zu erfühlen beim DAC Blickenberg vom Weinbau Greilinger (Schöngrabern) oder den beiden DAC Weinen Classic und von der Riede Steinviertel von Heinzl-Gettinger (Deinzendorf) oder aber auch beim Weingut Schwarzböck aus Hagenbrunn mit dem GV der Ried Schachern, ganz extrem diesmal die die barocke, opulente Stilistik bei den Pfaffels (Stetten) mit DAC Zeiseneck und DAC Haidviertel und auch der DAC vom Schloß Bockfließ von sandiger Lage. Am Besten von allen ein paar Flaschen kaufen, weglegen und sich in 5 Jahren daran erfreuen!
- Und dann gibt es da noch den Wein der Veranstaltung, welcher abseits der Primärfrucht Aromatik, Balance und Finesse und zudem auch noch eine Spannung in Form von puren mineralischen Noten in Glas bringt: der DAC Phelling vom Pollerhof in Röschitz aus 30-40 Jahre alten Rebbestand ist mir mehr als nur positiv im Gedächnis geblieben!
Da sollte für jeden was dabei sein - auch für jene, die auf der Suche nach dem vielbeworbenen Pfefferl sind.. ;-)
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