Dienstag, 23. März 2010

Weinrallye #31 - Faszination Wein

Weinrallye-Gastgeber ist diesmal Bernhard Fiedler vom Grenzhof im burgenländischen Mörbisch. Sein Thema ist ein äußerst vielschichtiges:

Faszination Wein

Also eigentlich ist dies ein Thema, für eine ganze Weinrallye-Serie und viele Bloggerkollegen könnten wahrscheinlich ganze Bände zu den mannigfaltigen Aspekten des Rebensaftes verfassen - die mit eigenem Weinbaubetrieb sowieso.
Einige der wesentlichen Bereiche hat Bernhard ja schon kurz angerissen:
  • Kulturelle und geschichtliche Hintergründe des Wein(baus),
  • Wein als bedeutender Wirtschaftsfaktor,
  • Die Fähigkeit des Rebensaftes über Jahrzehnte zu altern,
  • Soloweine und Wein als Speisenbegleiter,
  • Den örtlichen Gegebenheiten (Boden, Klima, etc.) Ausdruck zu verleihen - i.A. als Terroir - die schmeckbare Herkunft - bezeichnet,
  • und, und, und ...
Was mich persönlich angeht, so ist es die Varietät, die Vielschichtigkeit des Weines, die mich an diesem Getränk so fasziniert. Und dies inkludiert selbstverständlich all jene vorher genannten Aspekte!
Es ist wie bei den Musik und der Sprache. Das Alphabet, die Noten und Buchstaben bzw. Rebsorten selbst sind endlich und beschränkt und doch lassen sich damit immer wieder neue syntaktische, sprich Sprachen, Musikstile, Klone & Kreuzungen und erst recht semantische völlig neuartige Ergebnisse erzielen!

Das Produkt aus

"Rebsorten weltweit" x "Anzahl der Winzer" x "Jahrgänge"

ergibt doch bereits eine ziemlich unüberschaubare Anzahl an Weinen, die wir durch unsere durstigen Kehlen rinnen lassen können, und kein einziger gleicht dem anderen!
Aber selbst ein einziger, winziger Punkt in diesem dreidimensionalen Weinhimmel spannt selbst wiederum einen eigenen Raum auf:

"Weinstilistik & -verständnis des Weinbauers" x "Reifezustand des Weins" x "Sensorik"
(bzw. organoleptische Erfahrung, Fähigkeiten & Vorlieben des Verkosters)

Dies alles ergibt in Summe eine Dimension, die so gewaltig und facettenreich ist, daß all jenen, die auf der Suche nach den Tiefen des Wein sind, ganz sicherlich niemals in ihrem (hoffentlich langen) Weinleben fad wird.

Diese Komplexität und Tiefe zu erschließt sich dem Weinfreund nicht unmittelbar. Wer aber Neugierde und Aufgeschlossenheit mitbringt, dem sind ganz wunderbare Erlebnisse hinter den mannigfaltigen Türen des Weinkosmos ganz sicher. Nicht nur mit Wein selbst, sondern auch den Menschen, die dahinter stehen. Kulturgut Wein! Das allein ist immer Grund genug, den nächsten Schritt zu gehen.
Das dies alles ganz und gar nichts mit "trockener Materie" zu tun hat (außer bei den Bodenanalysen ;-), liegt in der Natur der Sache und verleiht doch der Sache ungeheuren Spaß, nicht wahr?

Also, ran an den Korkenzieher - die nächste Flasche wartet schon!

Und weil's keine Weinrallye ohne einen Weinrallye-Wein geben kann, möchte ich hier eine Flasche eines Exemplars vorstellen, der aus einer Region kommt, die imagemäßig bezogen auf Qualität bei Weinfreunden wohl den absoluten Tiefpunkt erreicht hat und normalerweise sich nur im €2-3 Preiregal der Diskonter wiederfindet: Soave

Umso mehr war ich erstaunt, welch prachtvolles Trinkvergnügen mir dieser Wein aus dem "Dreimäderlhaus" Tessari bereitet hat. Das Weingut Suavia (der alte lateinischer Name für Soave) zeigt, welch tolle Qualität die Graganega, der autochthonen Rebsorte des Veneto, hier mit fast 50 Jahre alten Rebstöcken in vulkanischem Gestein zu liefern imstande ist.
Keine Frage, dieser Wein hat völlig zurecht die Tre Bicchieri im Gambero Rosso erhalten!

Bildquellennachweis & Weinbezugsquelle: Superiore.de

Azienda Agricola Suavia, Soave Classico "Monte Carbonare" (der Name ist ein Hinweis auf die dunkle Vulkanerde) DOC 2007, Venetien, Strohgelb, intensive Aromatik, helle Blüten, mineralische Noten, zeigt eine wunderbare Finesse am Gaumen, toller, spannungsgeladener Dialog zwischen Extrakt und nerviger Säure, blitzsauber, top Stilistik mit Anspruch, **(*)/***, €10

Totgesagte (Weinregionen) leben eben länger - auch das eine Facette der Faszination Wein!

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