Donnerstag, 4. September 2008

Der "Tod in Bordeaux"

Die Weinkrimis von Paul Grote wurden schon in einigen Blogs erwähnt, so zB. bei Swetlana Kittkes myexperience4u, bei Joachim von bestebioweine und in Bernhard Fiedlers Weinblog.

Nach der "Verschwörung beim Heurigen" war mir klar, daß Paul Grote für dieses Werke eher keinen Literaturpreis gewinnen würde, aber das ist ja auch nicht die primäre Intention eines solchen Buches. Eine gute - soll heißen spanndende - Unterhaltung auf möglichst hohen Niveau - gut recherchiert - erwarte ich mir aber bei (Krimi)Romanen allemal.

"Tod in Bordeaux", das erste Buch der nunmehr bereits 5 Werke umfassenden Weinkrimireihe und ist leider nach dem gleichen vorhersehbaren Muster gestrickt wie die "Verschwörung beim Heurigen".
  • Eine weininteressierte Person im "besten" Alter als Hauptfigur,
  • von sympathischer Natur, aber in unglücklicher Beziehung lebend, mit detektivischem Spürsinn und festem Charakter und im entscheidenenden Moment mit (Super)Mannskräften ausgestattet,
  • die Handlung ist auf den ersten Seiten soweit umrissen, daß man den weiteren Verlauf auch ohne hellseherisches Talent vorhersagen kann,
  • das Ganze gewürzt mit einer Love-Story als Nebenhandlung und
  • dazu ein paar Fakten aus dem jeweiligen Weinbaugebiet garniert mit sozial- & gesellschaftspolitischen Begebenheiten.
Dann alles einmal gut durchgerührt und fertig ist das Werk!
Ein gutes Glas Bordeaux hätte dem Autor vielleicht inspiriert, dem Roman ein bisschen mehr Komplexität in seinem Muster zu verleihen, so wie es ein guter Wein eben im Glas minütlich neue Facetten zeigt.
Risiko birgt das Werk für den geneigten Leser aber keines, denn im Gegensatz zum Werktitel ereilt den Leser höchstens der Schlaf durch aufkommende Langeweile beim Lesen.

Ich muß dem Buch aber zugestehen, daß es Aspekte bordelaiser Verhältnisse gut zu vermitteln vermag, obwohl ich nicht beurteilen kann, in wieweit sie auch der Realität entsprechen, da ich selbst noch nie im Bordelais war. Vorstellen kann ich mir's aber allemal. Daß es eine Szenerie zwischen den großen klassifizierten und den unzähligen kleinen, hart arbeitenden Weinbaubetrieben zeichnet, die nur in eingeschränktem Ausmaß vom Ruhm der Premiers und (Super)Seconds profitieren, daß mancherorts Mißgunst und Neid gegenüber Zugewanderten herrscht und daß eine gut geölte Marketingmaschinerie Besucher den Gedabken des "grand terroirs" verkaufen, der sie so über den einen oder anderen getätigten Kunstgriff wie zB. chaptalisation bze. le concentrateur gütlich hinwegsehen lässt.
Auch geben ein paar kleine Wendungen den Buch auf den letzten Seiten endlich jene Spannung, die ich auf den Seiten davor vermisst habe.

Wie immer gilt es aber, sich selbst ein Urteil zu bilden.

Tod in Bordeaux,
Rowohlt Taschenbuch
ISBN 3-499-23744-X

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