Mittwoch, 10. Dezember 2008

Vertikale vom Gebling

Walter Buchegger's südlich exponierte Lage Gebling in im nordöstlichen Krems (Rohrendorf) - urkundlich bereits 1180 erwähnt - ist auf kalkhaltigen Konglomeraten und Löß mit über 60 Jahre alten Reben bestockt. Sein Grüner Veltliner Gebling wurde erstmals 2003 erzeugt. Buchegger ist Mitglied im vinovative-Verbund, hat eine originelle Homepage, und hat durch seine frührere Sportlerkarriere als Tischtennislandesmeister gute Kontakte zum ÖOC, was seinen Weinen auch zu bereits etlichen "Olympiastarts" im Österreicherhaus verholfen hat.

Eine kleine Vertikale des Grünen Veltliners Gebling soll zeigen, ob der sensationelle 2005er Jahrgang würdige Nachfolger gefunden hat. Beim Stöbern im Keller bin ich dann auch noch auf eine Flasche des Vorgängerjahrgangs 2004 gestossen, sodaß ich nun anstatt der geplanten Trilogie ein Veltliner-Quartett ansagen kann :-)

  • Grüner Veltliner Gebling 2004, Kremstal, Salonwein, kräftiges Gelb, anfangs eher wie ein Klöcher Traminer, viel Süsse in der Nase, im Hintergrund zarte Veltlinerwürze, aber auch ein Alterston, am Gaumen knochentrocken, nicht uncharmant, die harmonische Milde des gereiften Weins kommt voll zum Tragen, zu Gerichten mit leichter Schärfe wahrscheinlich noch ein guter Begleiter, habe den Höhepunkt des Weins aber verpasst (auch dank des Kunstoffkorkens), nach weiteren drei Tagen plötzlich voll da, keine Spur mehr von der Altersmüdigkeit, am Gaumen quicklebendig, etwas flach hintenraus, *(*)/***
  • Grüner Veltliner Gebling 2005, kräftiges Strohgelb, viele Stoff, tabakig, mit Würze und Mineralik, herrlich cremig und harmonisch am Gaumen, hat in der Mitte Biß, rundum fein, so macht gereifter Veltiner Spaß, ein prachtvoller Sortenvertreter! **/***
  • Grüner Veltliner Gebling 2006, helles Strohgelb, die Brillianz etwas vermissend, wiederum die kräftige Veltlinerwürze in der Nase, diesmal aber im Wettstreit mit Zitrus, dem Wein fehlt ein weinig das Strahlende, am Gaumen wird der Wein dann ganz klar von der Zitrusfrucht dominiert, mittelgewichtig, wirkt etwas freudlos und lasch im Agbang, aus einem guten Jahrgang, da habe ich mir (viel?) mehr erwartet, */***
  • Grüner Veltliner Gebling 2007, helles Strohgelb noch mit zart grünen Reflexen, wirkt in der Nase sehr verhalten, fast flach, ohne Spannungsbogen, schüchterne Gelbfruchtanklänge, am Gaumen dann doch etwas Leben, aber untypisch für einen GV, wirkt eher wie ein verkappter Steirer aus der Reinzucht & Kaltvergärungsretorte, weit entfernt von einem harmonischen Ganzen, eine ungünstige Momentaufnahme? (*)/***
    Tag 2 wandelt das Bild ein wenig, wiederum gelbe Früchte, feine Würze, die Nase eher breit, hat aber einen gewissen Wiedererkennungswert, am Gaumen stoffig, die Säure im Kontext sehr niedrig, wirkt süffig und angenehm zu trinken, wird in seiner Gesamtbalance noch zulegen, *(*)/***
Die Weine sind etwas durchwachsen, besonders die 2006er Flasche von einem an-und-für-sich sehr guten Veltlinerjahrgang läßt mich etwas ratlos zurück. Die anderen 3 Jahrgänge waren aber fein zu trinken und besitzen - wie die 04er Flasche eindrucksvoll belegt - auch etliches Stehvermögen. Nicht alltäglich für einen Wein der Acht-Euro-Klasse!

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