Samstag, 7. März 2009

3 x Leithaberg in Rot

Auszug aus dem Webauftritt der 14 Leithaberg-Winzer:

"..Philosophie .. unverwechselbar und regionaltypisch .. aus heimischen Rebsorten .. Natur- statt Reinzuchthefen .. Balance .. Charakter .. Mineralik .. Weine zum Entdecken und Nachdenken, mineralisch und dicht, hintergründig und langlebig - Weine, die sich immer noch weiterentwickeln und dabei ihrem Terroir treu bleiben."

Das hört sich doch gut an und entspricht genau meiner Vorstellung von heimischem Wein. Bisher konnten mich aber immer in erster Linie die weißen Vetreter vom Leithaberg begeistern, die - zugegebenermaßen jungen - Rotweine waren meisterns dünn, hart und von der Säure geprägt.
Nach ein paar Jahren der Reife ist es erneut an der Zeit meinen initialen Eindruck anhand zweier Flaschen zu hinterfragen!

Toni Hartl, Blaufränkisch Leithaberg Rot 2004, beginnende Reife, aber mit dunklem & kräftigem Kern, süße Brombeerenfucht, wundervoll komplexe und tiefgründige Würze, volle Nase, am Gaumen satt, strukturiert, aber nicht aufdringlich, mit guter Säurestruktur, feine Gerbstoffe, in Summe aber nicht ganz harmonisch, eine gewisse bordelaise Affinität nicht abzusprechen, das ist die zukunftsweisende Stilistik für die österreichischen Roten, **/***

Nittnaus, Leithaberg 2004, Neusiedlersee, strahlend klare Farbe, noch eher im Purpur, freundlich offen, Kirscharomen, dahinter ein wenig Milchschokolade, Kirschbrandy, fokussierter als der Hartl, minerlische Anklänge erkennbar, am Gaumen deutlich schlanker, mehr von der Säure geprägt, burgundischer, zeigt aber auch harte, trockene Gerbstoffe im Abgang, welche mit der trockenen Stilistik meines Erachtens (derzeit) keine rechte Harmonie bilden, *(*)/***



Und zur Verifikation des durchaus positiven Eindrucks noch gleich einen Vertreter des Nachfolgejahrgangs..

Toni Hartl, Blaufränkisch Leithaberg Rot 2005, braucht viel Luft um sich von seiner anfänglichen sperrigen Art zu verabschieden, dann aber sehr feinziselierte Himbeeraromatik mit viel Frucht, Wärme durchströmt meinen Riechkolben mit einer süße Würzigkeit, offenbart herrliche mineralische Noten, mittelgewichtig, mit fester Struktur am Gaumen, harmonische Säure, gute Würzigkeit im langen Abgang, viel kühler als der 05er, den dieser mühelos distanziert, rundherum ein herrlicher Wein mit burgundischer Tiefe und feinem Spannungsbogen, der aber Zeit von seinem Trinker einfordert, sich mit ihm auseinanderzusetzen, toller Stoff, besser kann Blaufränkisch nicht sein, ergo ziehe ich die Höchstnote! ***/***

Ich bin mehr als positiv überrascht! Wiederum bewähren sich zwei alte (Wein)Wahrheiten:
  1. (Fast) Jede Flasche verdient eine zweite Chance
  2. Weineindrücke sind nur Momentaufnahmen
Und ohnedies sollte wir alle regelmäßig unsere manifestierten Ansichten gründlich hinterfragen, am besten mit einem herrlichen Glas vom Leithaberg ;-)

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