Freitag, 20. März 2009

Weinfrühling im Alten Linzer Rathaus

Wie immer ermöglicht der überschaubare Rahmen - diesmal waren so viele Leute wie noch nie! - eine erste Standortbestimmung des aktuellen Weinjahrgangs, insbesonders bei den Grünen Veltlinern (GV).
  • Die Winzer waren iA mit ihren Qualitäten sehr zufrieden - andererseits, wann sind sie das nicht?
  • Die Weine zeigen sich harmonisch, in der Säure optimal, dh. von 5 bis 6g / l im Kabinettbereich und damit fast gleichauf zu 2007,
  • Positiv ist mir aufgefallen, daß die meisten Weine um ein halbes Volumsprozent niedriger im Alkohol zu den Vorjahresvertretern liegen, und dennoch eine guter Struktur besitzen!
  • Einige Winzer hatten ihre 2007er-Topweine mit und ermöglichten so einen schönen Vergleich, was ein Jahr Reife in dieser Gewichtsklasse ausmacht. Diese Weine hatten ohnehin leichtes Spiel, denn besonders die 2008er Weine in den höheren Graduationen vom Veltliner waren Faßproben, schwer einzuschätzen und ohne wirklichen Genuß zu verkosten.
    Meine unablässige Bitte an die Winzer, die Konsumenten doch etwas in Richtung "Reife" zu erziehen, scheint doch vereinzelt auf ein offenes Ohr zu stoßen. Es erscheint mir ohnehin kontraproduktiv, Weine, welche erst im Herbst erhältlich sein werden, in diesem jungen und unfertigen Stadium den Konsumenten vorzusetzen.
Nachfolgende meine Empfehlungen:
  • Weingut Aigner, Kremstal, angenehm der GV Weinzierlberg, ein klassischer, frischer Sommerveltliner, nochdazu ohne das von mir so verabscheute Eiszuckerl, am Besten von allen kräftigen Veltliner - und damit für mich der Star des Abends - war der Veltliner Sandgrube Privat 07 Reserve DAC, unglaublich tiefe Noten, nach Kaffee und Mokka, dabei hat der Wein kein Holz gesehen, feste Struktur zeigend, gut harmonisch, auch die Säure, lang, viel Potential, ein Top-Vertreter, nicht minder fein der Gelber Muskateller, eigentlich ganz die steirische Classic-Linie, viel vibrierende Frucht, nervige Säure und trocken am Gaumen, ein Aperitif-Klassiker,
  • Wie immmer ist auch auf das Weingut Maglock-Nagel in Strass, Kamptal verlaß, sehr primärfruchtig ausgebaute Weine, ein guter Riesling Gaisberg, glockenklare, herbe Frucht, mineralisch, vibrierend, noch einen Tick traumhafter zeigt sich der Riesling Wechselberg, frisch, viel Marille, nervige Säure, sehr trinkanimierend, feine Balance, wirkt bereits fertig, auch beide leichteren Veltliner konnten überzeugen, der DAC Hasel nicht ganz so primärfruchtig, mit feiner Harmonie, der GV vom Wechselberg stilistisch extrem fruchtig, mit gutem Sortentypus, sehr balanciert,
  • Weingut Franz Anton Mayer, Königsbrunn, Wagram, unter den Veltlinern gefällt mir der GV Ried Bromberg am Besten, sehr fokussiert, aber die Hormonie ob seiner Jugend noch nicht ganz erreicht, Sauvignon Blanc, das ist Cassis pur im Glas, harmonisch, breit (etwas Restzucker!), aber auch Säure, ein Kraftlackel von Wein,
  • Joe Bauer, Feuersbrunn, Wagram, sehr schöner GV Spiegel Alte Reben, mit viel Tabak, wirkt sehr stoffig, straff und dicht, die Balance noch nicht ganz erreicht, ebenso ein feiner Rosé aus Saftabzug (Saignée), gute Würzenase, herb, sehr harmonische Säure, feines Fruchtsüße im Abgang,
  • Weingut Lutzer, Haugsdorf, Weinviertel, wiederum eine komplett gelungene Serie, keine Überflieger, aber allesamt ehrliche Winzerweine auf handwerklich gutem Niveau, ein feinziselierter Rosé-Frizzante, gut balanciert und belebend, GV Weinviertel DAC Hasenecken, mineralische Noten, schlank und fokussiert, der GV DAC Gerichtsberg ist mehr fruchtbetont, zeigt gutes Volumen im Mund, erfrischende Säure, auch der Sauvignon Blanc ist mit feiner, grasigen Aromatik ausgestattet, nerviger Säurestruktur, gut zu trinken, ein herrlich süffiger Blauer Portugieser 2007, ohne wirklichen Anspruch, aber rund, reif und geschmeidig, einfach einfach easy drinking, der St. Laurent 2006 ist dicht, fruchtig nach Sauerkirsche, besitzt eine gute Säure, alles Weine ohne Reue um weniger als € 6!
  • Johann Gisperg, Teesdorf, Thermenregion, zwei meiner Meinung nach sehr gute Weine, der St.Laurent und Pinot Noir Reserve 2006, derzeit noch mit viel Holz behaftet, trotzdem verführerische Nase, Kaffee, Liköraromatik, wirken extrem fokussiert, forsches Säuregerüst, sehr jung und mit viel Anlagen für die Zukunft, für mich Klasse! aber auch kontroversiell als schwierige Stilistik beurteilt,
  • Weingut Heggenberger, Tattendorf, Thermenregion, ein feiner, burgundisch wirkender Pinot Noir 2006 Reserve, zeigt viel Struktur und Tannin, ebenso der St.Laurent Reserve 2006, gut füllig, schöne Säurebalance, das ganze Potential der Thermenregion,
  • Weingut Schneider, Tattendorf, Thermenregion, zeigt eine andere, unmittelbar zugängliche Art der Thermenregionweine im Vergleich zu den beiden Vorgängern, ein runder und fülliger, ja fast weicher St.Laurent ermöglicht unkomplizierten Trinkgenuß, Pinot Noir 2006 Reserve, kräuterwürzige Nase, gute Struktur, mittelgewichtig, Würze im Abgang, geschmeidig rund.
Nachlese Weinfrühling 2008 | 2007 | 2006

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