Wen es interessiert, einführend ein paar Worte zum nicht ganz einfachen österreichischen o8er Weinjahr aus der vinaria-Presse.
Als untypischer österreichischer (Weiß-)Weinkonsument - also einer, der einem Teil seiner Weine auch die notwendige Reifezeit zur Entfaltung des Potentials ermöglicht - hat sich bei dieser Jungweinverkostung wieder einmal die Diskrepanz zwischen Wollen und Tun gezeigt.
Einmal mehr präsentierten sich der Großteil der Lagenweine - entweder gerade gefüllt oder noch als Faßproben - als schwierig beurteilbar, weil verschlossen, verkapselt und unbalanciert. Und ohne Frucht und ohne Charme eben kein Tringvergnügen!
Natürlich haben diese Weine allesamt Potential, nur gleicht eine seriöse Einschätzung dieser einem Lesen im Weinstein. Höre ich da nicht wieder die Stimmen der Professionellen, daß alles eben nur eine Frage der Erfahrung sei?
In Diskussionen mit den jeweiligen Vertretern der anwesenden Weingüter gab's zum Statement der derzeit schwierigen Beurteilung (für die nicht immer erfahrenen) Konsumenten fast ausnahmslos Zustimmung: "..ein Riese, aber gerade erst gefüllt..", "..wird erst im Herbst das wahre Potential offenlegen..", "..viel zu jung.." usw.
Warum - so frage ich (mich) dann - werden die Weine denn schon präsentiert? Wenn ich die Winzer dazu ermutige, die Konsumenten auch zur Einhaltung der Reifezeit zu "erziehen", stoße ich meistens auf ablehnende Argumente wie "..das geht nicht..", "..die wollen immer alles sofort..", "..wenn ich die Weine nicht habe, kaufen sie woanders..", "..haben wir immer so gemacht..", usw. Womit das eingangs erwähnte Volk der Jungwein-Trinker manifestiert ist!
Klar gibt's Schwierigkeiten, den Lagenwein im Herbst zu verkaufen, wenn viele bereits nervös auf das Erscheinen des neuen Jahrgangs zB. in Form des steirischen Junkers warten. Aber mal ehrlich - die entweder / oder Weintrinker sind erstens ohnehin nicht das richtige Zielpublikum für Lagenweine, zweitens kann man Äpfel (Jungwein) nicht mit Birnen (Lagenwein) vergleichen und drittens sind die Lagenweine zumeist quantitätsmäßig im Weinangebot nicht für das Überleben der Betriebe zuständig, viel eher für das Renommée.
Warum soll ein Winzer seine Qualitätsanstrengungen, welche einen Wein zu dem machen, was er ist, durch die Wahl eines falschen Präsentationszeitpunkts (subjektiv) mindern - meines Erachtens völlig unverständlich, warum jemand das freiwillig tun sollte.
Dabei ist die Lösung, welche beide Parteien zufriedenstellt, ganz einfach zu realisieren. Einfach durch den direkten Vergleich zum Vorgängerjahrgang. Der muß einfach ermöglicht werden. Dann gibt's die Aha-Erlebnisse zu mehr Frucht, zu einer reiferen Aromatik, zu harmonischerem Trinkvergnügen, zu mehr Balance und Tiefe im Gesamtbild.
Das alles natürlich nur dann - und hier beginnt das Spiel leider von vorne - wenn noch einige Flaschen des Vorgängerjahrgangs verfügbar sind. Was wiederum bedingt, daß nicht alle Flaschen im Frühling an die Ungeduldigen verscherbelt werden, was wiederum bedingt, daß die Weinfreunde sich erstmals am in Ruhe entwickelten Vorjahreswein genüßlich erquicken, was wiederum bedingt, daß die Winzer die Konsumenten.......... und-so-fort!
Wenden wir uns den einfacheren Dingen zu - im Groben meine Erkenntnisse des diesjährigen Weinfrühlings:
- wie bereits erwähnt, viele zu junge Weine,
- welche dann oftmals auch noch bis zur Schmerzgrenze eiskalt auf "Eiswein-Temperatur" runtergekühlt ausgeschenkt wurden.
- Die Rieslinge zeigten sich im Vergleich zu den Grünen Veltlinern bereits zugänglicher, mit ausgeprägterer Fruchtaromatik - was natürlich auch an der Rebsorte selbst liegt - dafür aber mit (geschmacklich empfundenen) Säurewerten an der Grenze des Harmonischen. Analytisch liegen die Werte lt. Auskunft einiger Winzer "nur" 0.2 -0.5 g/l über den Werten des 2007er Jahrgangs, welcher in meinem Empfinden bereits ein typisch resch-österreichischer Jahrgang war. Genau mit diesem Argument wird aber der "Säureschiefstand" gerechtfertigt.
Wie immer ein guter Tipp ist der Sauvignon Blanc Wahre Werte von der Riede Sandgrube, Weingut Weixelbaum in Strass, Cassis pur, süß-süffig, intensiv, mit gutem Säure-Fruchtdialog, ebenso die Peter Skoff'schen Sauvignon Blancs vom Kranachberg in der Südsteiermark, paprika, grasig, eher schlank, aber fein balanciert, die holzgeschulterte Reserve 2007, druckvoll, die Frucht noch etwas maskiert, ein Sommerhit auch der duftig aromatische und trinkanimierende Gemischte Satz 2008.
Feiner Sauvignon Blanc Fohrhof Collection auch von der Kellerei Kurtatsch in Südtirol, grasig mit viel Bennesselaromatik, fein fokussiert, auch der Weißburgunder Hofstatt, ein Bilderbuch-Spargelwein!
Wine of the Show war ein Grüner Veltliner Käferberg 1998 von Bründlmayer, dargeboten wie immer von meinem Schulkollegen und nunmehrigen Produktmanager vom Weinmagazin wein.pur, Oliver Krainz, wirkt absolut jugendlich, steht prachtvoll offen im Glas, sehr mineralisch, Tabak, im Mund voll der Würze, leicht salzig, endlos langer Abgang - wauoah - Danke Oliver, danke wein.pur!
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