Dienstag, 5. Mai 2009

Kleiner Rieslingwettstreit (1)

Die ersten Frühlingstemperaturen lassen mich im Keller nach leichteren Weißweinen Ausschau halten, sodaß sich im Laufe der letzten Wochen ein paar Rieslingexemplare ansammelten. Wie immer sequentiell und nicht parallel verkostet!
  • Prinz von Hessen, Riesling 2007, Rheingau, blaßgelb, sehr frische Nase, (eine in deisem Segment der leichten Weine bekannte) dominante Zitrusaromatik, am Gaumen hätte ich mir einen schlanken Wein erwartet mit rassiger Säure, bekommen habe ich einen vollmundigen, reifen Körper, welcher im Hinterrgrund bereits mit deutlich wahrnehmbaren Petroltönen behaftet ist, im Abgang wiederum viel Zitrus.
    Eine sehr eigenartige Stilistik, noch nie hatte ich einen derart voluminösen Wein mit nur 11.5 Vol% im Glas, entspricht in dieser Gewichtsklasse nicht ganz meinem Verständnis von Balance und Harmonie, (*)/***
  • Reichsrat von Buhl, Riesling 2007, Pfalz, feine mineralische Note, keine überbordenende Primärfrucht, zarte Steinobstnoten, schlanke Struktur, feinbalancierte Säure, harmonisch, im Abgang begleitet ein zartes Bitterl den schönen Zitrushall, gelungener, vor allem trinkfreudiger Alltagswein auf guten Niveau, nettes Etikett! *(*)/***
  • Peter Jakob Kühn, Rheingau (Guts)Riesling 2007 (0,7l), helles Stroh, eigenartige Nase, dann eher die Aromatik nach Sauvignon Blanc, hat (für mich) so gar nichts von einem Riesling, erstaunlich viel Volumen und eine gute Mundfülle für die 11 % Vol., von der auf der Homepage beworbenen vibrierenden Klarheit habe ich nichts bemerkt, wirkt ab Tag 2 noch undifferenzierter, breit, fast mostig, ohne jeglichen Trinkspaß, rätselhaft? Fand sein Ende in einer (Terlaner) Weinsuppe! oW.
  • Maglock-Nagel, Riesling Gaisberg 2006, Kremstal, Strohgelb, viel Zitrusfrucht und Exotik, Ananas, schon die Nase macht Appetit auf einen Schluck, rollt einfach nur saftig über die Zunge, rund, cremig, breit, aber auch mit der richtigen, trinkanimierenden Säureportion den Gaumen hinab, durch und durch balancierter, süffiger, zutiefst hedonistischer Wein, der zwar in meinen Augen nichts (mehr) Rieslingspezifisches aufzuweisen hat, aber dafür umso mehr Spaß mit unkompliziertem Trinkvergnügen bereitet, *(*)-**/***
  • Walter Buchegger, Riesling Tiefenthal 2006, Kremstal, kräftiges Strohgelb, anfangs undifferenziert, Gemüsenoten, wirkt breit am Gaumen, erst am nächsten Tag offenbart sich das volle Potential dieses Weines, pure Mineralik, Gesteinsmehl, reife gelbe Früchte, im Dialog mit etwas Parfum, dann prachtvolle Marille, wirkt kompakt, aber offen, hat eine feste innere Spannung, süße Frucht, voll, ja fast ausladend und barock, mit feiner, harmonischen Säure ausklingend, wiederum Marille im Abgang, ein Prachtexemplar heimischer Rieslingkunst, hat seinen initialen Eindruck mehr als bestätigt, **(*)/***
  • Domäne Wachau, Riesling Federspiel Terrassen 2007, Wachau, manchmal reicht der erste Schluck nicht aus, um einen Wein zu einschätzen zu können, manchmal reicht aber bereits der erste Schluck, um sich in einen Wein zu verlieben oder aber - wie in diesem Fall - den Wein einfach nur mäßig zu finden. Selbst wenn er noch zulegen würde, dieser Aromatik, dieser Stilistik werde ich niemals Sympathie entgegenbringen,
    kein vibrirendes Spiel - und das braucht ein Wein der Federspiel-Klasse nunmal - hat außer viel Zitrus nichts für meinen Riechkolben zu bieten, am Gaumen .. ein Säuerling erster Güte, macht mich K.O. und daher o.W. ;-)
..to be continued..

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