Donnerstag, 22. Oktober 2009

Kleiner Rieslingwettstreit (2)

Riesling zählt erst seit 5 Jahren zu meinen Lieblingssorten. Einzig und allein ist das der Verdienst von wundervollen Exemplaren aus deutschem Lande!
Natürlich lassen sich auch in meinem Heimatland Österreich feine Exemplare finden, aber selten in dieser feinen Nuanciertheit, Fokussiertheit, messerscharfen Klarheit oder hedonistischen Ausprägung der fruchtsüssen Vertreter. Und selten in dieser Preisklasse - wie der einfache Wein von Christmann deutlich belegt! So konkurrenzlos ich unseren Grünen Veltliner halte - auch international - so konkurrenzlos ist auch deutscher Riesling - auch wenn ich damit (noch immer) einsamer Rufer hierzulande bin..
  • Ansgar Clüsserath, Riesling Spätlese 2002, Mosel, klares Goldgelb, etwas phenolisch, reife Rieslingnase, in der Nase ein feiner Süß-Sauer-Dialog, zart zitrusfruchtig am Gaumen, die Säure steht über der Restsüsse, nicht unharmonisch, aber noch keine kompakte Einheit, dafür mit einer schönen feinziseliertem zitrussaurem Nachgeschmack, mittelang, *(*)/***
  • Heymann-Löwenstein, Riesling "Vom blauen Schiefer" 2004, Mosel, feinstes Goldgelb, anfangs etwas Petrol und nasser Stein, öffnet sich dann zu einem breiten Spannungsbogen zwischen mineralischen Noten, Gesteinsmehl und balancierter Exotik, von keiner Komponente zuviel oder zuwenig, ein wundervoll balanciertes Exemplar von Wein, hedonistisch mit temporärer Üppigkeit am Gaumen und nervigem Säurespiel im Ausklang, seidig rinnt jeder Schluck die Kehle hinunter, so genußvoll mit allen Sinnen, da wird jede Punktebewertung zur Farce, bravo!
  • Weingut Ansgar Clüsserath, Riesling Vom Schiefer 2005, Mosel, strohgelb, nasses Gestein, Mineralik, phenolische Anklänge, Petrol, aber auch Ananas, am Gaumen recht rund, weich, mit viel Zitrusgeschmack, angenehm balancierter Säure im Abgang, harmonischer und facettenreicher Wein, *(*)/***
  • Weingut der Stadt Krems, Riesling Steinterassen 2006, Kremstal, strohgelb, sehr diffus wirkende Nase, wenig bis gar keine Frucht, irgendwo dahinter schlummert ein wenig angedeutet die Mineralik, sehr schlanker Körper, aber ohne wirklichen Fokus, kann sich nicht entscheiden was er sein will, frucht- oder mineralikdominiert, Säurebalance ist ok, kurzer Abgang, läßt mich ratlos zurück und ist mir in dieser Phase nicht einmal einen Punkt wert! Ein Wein von kargen Urgesteins- und Schotterböden, aus einem sehr guten Jahr, von einem renommierten Erzeuger, ..?? Es sind genau solche Rieslingexemplare, die mich ganz klar in meiner Präferenz für trockene deutsche Rieslinge bestätigen - auch wenn hier von der stilistischen Bandbreite zuweilen Äpfel mit Birnen verglichen werden - die fruchtsüßen Exemplare sind sowieso konkurrenzlos!
    Nach 5 Tagen gewinnt dieser Wein zugunsten der mineralischen Noten deutlich an Profil, zeigt eine innere Dichte beim Riechen und offeriert eine schöne Pikanz, auch phenolische Komponenten in Form von (annehmbaren) Petroltönen sind vorhanden, am Gaumen noch immer schlank, jetzt auch präzise und mit wirklich knackiger Säure ausgestattet, Feuerstein im Abgang, na also, so macht dieses Exemplar doch noch Spaß und ich muß meine Meinung vom österreichischen Riesling und Fritz Miesbauer relativieren ;-) - *(*)-**/***
  • Weingut Ansgar Clüsserath, Riesling Vom Schiefer 2007, Mosel, ich habe den Wein nach einem österreichischen Roten Veltliner aus einem von mir geschätzten Weingut im Glas, was soll ich sagen, einfach ein Mehr an Frische, an Frucht, an Aromatik, an Spannung! Klares Strohgelb, in der Nase wundervolle Reife, ein wenig gelbe Früchte, Pfirsich, alles untermalt mit zarter Mineralik, am Gaumen frisch, mit Substanz, das hat was zum Beißen und Kauen, nervige Säure, prachtvoller Wein zum prachtvollen Preis! **-**(*)/***
  • Weingut Christmann, Riesling 2007, Pfalz, siehe Weinrallye #26 - Tipp vom Weinhändler
Als Nachlese: Teil 1

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