Sonntag, 4. Oktober 2009

Rosarotes Verlangen (ein Finale)

Rosé hat im heurigen Sommer wieder für einige Themen gesorgt. Wir erinnern uns, zum einen durch die Proteste französischer Winzer über die den EU-Vorschlag (1), das Verschneiden von Rot- und Weißweinen für die Roséherstellung zu legalisieren, was ja aus Sicht der französischen Rosélobby erfolgreich und zum Leidwesen der restlichen europäischen Winzer abgewendet werden konnte (2). Dazu empfiehlt es sich unbedingt, den wundervollen Artikel von Eckhard Supp zu diesem Thema (3) zu lesen! Andereseits liegt Roséwein nachwievor voll im Trend, wie diverse Artikel zum Thema in (Kunden)Zeitschriften des Fachhandels als auch der Blogs (4) belegen. Bestätigt wird das auch durch einen kurzen Blick in Google Trends mit ein paar Schlagwörtern:

+ bedeutet dabei steigendes, - fallendes Suchvolumen
  • Rosé (+)
  • Wein (-), wine (-), vin (eigentlich - mit großen + Spitzen im letzten Jahr), muß sich die Weinwirtschaft hier Sorgen machen?
  • Weißwein (+), white wine (+), vin blanc (+)
  • Rotwein (-), red wine (+), vin rouge (+)
***
Leider wird dabei meiner Meinung nach aber viel zu wenig auf den Typus des Rosés eingegangen und alles über einen Kamm geschert.
Die Frage nach "Was macht den einen Rosé so besonders?", "Was unterscheidet ihn von anderen Weinstilen?", "Was sind die Eigenheiten dieser Weinart?", "Gibt es unterschiedliche Stilistiken beim Rosé oder sind eh' alle gleich?" wurdem noch nie gestellt und ihre Beantwortung noch nirgends gesichtet :-( - wieso nicht?
Stattdessen setzt der Fachhandel größenteils beim Rosé auf einen Mix aus Einfachheit, Unkompliziertheit - weil zu allem, immer und jedem passend - und Lifestyle.
Dies wird dem Roséwein aber bei weitem nicht gerecht! Schade! Auch wenn viele Weine genau dem Image der Einfachheit gerecht werden, so gilt auch hier: wer sucht, der findet (die Qualität)!
Meine eigene Sichtweise, was denn einen guten Roséwein ausmacht, habe ich im Zuge der 08er 11. Weinrallye kundgetan, für Interessierte hier nachzulesen.

So präsentiere ich hier mein "großes Finale" zum Them Roséwein - 12 Weine aus 3 Kontinenten und 6 Ländern.

Beginnen möchte ich gleich mit der erfreulichen Nachricht zum Thema heimische Rosés. Nachdem meine Bedenken mit den lokalen Vertretern schon mit dem Fritz'schen Pinot Noir weggespült wurden, freue ich mich, hier gleich noch einen absolut tollen Vetreter gefunden zu haben, übrigens ebenso wie jener vom Weingut Fritz ein Rosé aus Pinot Noir-Trauben :-)
  • Walter Buchegger, Rosé Pinot Noir 2008, Kremstal, nun wissen wir endlich, was aus den gepachteten Pinot Noir Weinberg geworden ist, von dem Walter Buchegger noch vor 2 Jahren so gar nicht wußte, was daraus werden soll (ob wir ihm das glauben sollen?), im Glas zeigt sich ein wundervolles Rosarot, exakter Match mit der Blüte unseres Oleanderbuschs, und ohhh, eine prachtvolle Nase mit provencalischem Einschlag, hat Tiefe und zeigt würzige Noten, mit einer appetitlichen Säure behaftet, zart himbeerig, leichte Herbe bei guter Struktur im Mund, von den feingliedrigen Gerbstoffen ist auch genügend zu schmecken, so muß es bei Rosé sein, sonst verliert er den Anspruch Teil von Rotweintrauben zu sein, blitzsauber, knochentrockenes Finish, wiederum mit gutem herben Rückgeschmack ausklingend! Danke Walter Buchegger (und Josef Fritz), ihr habt mir gezeigt, daß es doch noch österreichische Winzer gibt, die echten Rose mit Mundgefühlt zu erzeugen imstande sind! **(*)/***
Weiter mit den Weinen der Alten Welt..
  • Vina Vilano, Rosado 2007, Ribera del Duero, Spanien, 100% Tempranillo, kräftige dunkle Farbe, bereits mehr Rot als Rosa, feine und zart herbe Himbeeraromatik in der Nase, leicht kräuterwürzig, im Mund schöne Fruchtsüße mit gutem Volumen, hintennach wird der Wein von nerviger Säure getragen, knochentrocken im Abgang, wiederum eine neue stilistische Art des Rosés, die Struktur hat nichts vom Roten - wie zB. eine zarte Gerbstoffstruktur - mitbekommen, statt dessen lebt dieser Vertreter vom Spannungsfeld des Süße-Säure-Dialogs ähnlich einem Dessertwein, eignet sich bestens als Aperitif- & Terassenwein, *(*)/***
Herrliche Roséwelt Südfrankreich und bei - oder sollte ich besser sagen: nur bei - sorgsam bedachter Einkaufsquelle weit weg von der großen und belanglosen Masse des sommerlichen Rosé-Touristen-Schladerers!
  • Les Chemins de Bassac isa Rosé 2007, Côtes de Thongue, Languedoc, Frankreich, Lachsrot im Glas ist dieser Wein aus Grenache Noir, Mourvèdre und Syrah, der durch das Saignée-Verfahren hergestellt wird, wiederum ein typischer Rosé-Vertreter des Südens, feine rote Beeren in der Nase kombiniert mit einer angenehmen Herb- und auch Würzigkeit am Gaumen in Zusammenspiel mit einer erfrischenden Säurestruktur machen diesen zertifizierten Biowein zu einem Klassiker der Sommerterasse, um €7 mehr als ein gute PLV zeigend, *(*)/***, Notizen zum
    2005er
  • Domaine Saint André de Figuière, Rosé Grande Cuvée Vieilles Vignes 2007 Côtes de Provence, mit 50 % Mourvèdre, 25 %Cinsault und 25 % Grenache ein klassischer südlicher Rebsortenmix, herrliches Lachsrosa, sehr verhaltene Aromatik, fern jeder Primärfrucht, die Würze schlägt ein wenig durch, seidig rund und ohne Ecken, so wie ich es mir von einem Provenve-Rosé erwarte mit einer leicht herben Gerbstoffstruktur, in Summe sauber, aber unauffällig (das kann jedoch auch manchmal von unschätzbarem Vorteil sein), universeller Speisenbegleiter, aber fern einer eigenständigen Identität, in Anbetracht des Preises von €12 nur *(*)/***
  • Domaine de la Courtade, L'Alycastre 2007, Côtes de Provence, kräftiges Lachsrosa, fein ziselierter Fruchtbogen, feine frische Fruchtwürze, aus einem Guß, feine nervige Säure, sehr sauber, Cinsault, Grenache und Mourvèdre sorgen für unkomplizierten Sommer-Terrassen-Spaß, aber auch nicht mehr, *(*)/***
  • Château de Roquefort, Corail 2007, Côtes de Provence, Frankreich, der Vorgängerjahrgang setzte den Maßstab in Sachen Rosé - mal sehen!
    Eine herrliche Bio-Mischung aus Gre
    nache, Syrah, Carignan und (jaja, da sind sie wieder, die unvermeidlichen weißen Rebsorten im provencalischen Rosé) Vermentino sowie Clairette vom lt. Eigendefinition "halben Bayer" Raimond de Villeneuve Flayosc, zwiebelschalenfarben, eine hochfeine, verspielte und leicht parfumiert, ein Mix aus in Alkohol eingelegten roten Früchten gut durchzogen mit würzigen Komponenten, den Gaumen umschmeichelt eine stoffige Süße, die niemlas opulent wird, dem Wein aber gutes Volumen verleiht und im Dialog mit einer harmonische Säurebalance und dem trocken Abgang steht, zarte Gerbstoffnoten im Finish, so muß Provence-Rosé schmecken, hat Modellcharakter und bestätigt seine Pole-Position! **-**(*)/***
  • Mas Cal Demoura (2), Qu'es Aquo 2007 , AOC Coteaux du Languedoc, ein Saignée-Rosé haupsächlich aus Cinsault und Grenache mit ein wenig Syrah, Mourvèdre & Carignan , helles Rot (wie ein Vernatsch), verschwenderische Aromatik, rote Früchte im Überfluß, Himbeere, Erdbeere, rote Ribisel, die Würze ganz zart nur angedeutet, rinnt mit erstaunlichem Volumen über meine Zunge, feine Fruchtsüße, frische Säure im Abgang, leicht herb und würzig hintennach, ein seriöser Rosé mit Anspruch für den Abend, und das nicht nur im Sommer, überzeugend auf der ganzen Breite, **/***
  • Mas de Cadenet, Rosé 2007, Sainte Victoire, Côtes de Provence, meiner Verkostungsnotiz aus dem Vorjahr ist nur hinzufügen, daß die Würzekomponenten etwas in den Hintergrund getreten sind und die zarte Süße am Gaumen fast schon eine laszive Dimension erreicht haben, easy drinking, aber mit sowas von Spaß! **/***
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Heuer war's einfach einmal zu verlockend über den Tellerrand der europäischen Rosés zu blicken und Vertreter der Neuen Welt zu testen. Summa summarum aber konnten sie aber meine doch einigermaßen hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Zu schwer(fällig) im Trunk am Gaumen, zu alkohollastig und damit zu unbalanciert präsentierten sich die Exemplare, sodaß ich getrost die Devise "die alte Welt kann's besser" ausgeben kann. Einige (Reserve)-Vertreter harren noch ihrer Degustation. Falls sich ein (nicht erwarteter, aber natürlicher möglicher) Meinungswandel vollzieht werde ich davon berichten, aber keine Abbitte leisten ;-)
  • Mulderbosch, Rosé 2008, Stellenbosch Südafrika, Rosé aus Cabernet Sauvignon-Trauben, leuchtendes Dunkelrosérot, die Nase eine originelle Mischung aus einem Wettstreit zwischen Kirschkompott und Campari-Orange - letztere Aromen gewinnen, viel Extrakt am Glas, süße Frucht gepaart mit einem herben Grundton, "ein Mundvoll Wein", frische Säure, unkomplizierter, sommerlicher Trinkspaß mit New-World-Winefeeling, *(*)/***
  • Farview Wines, Rosé Goates de Roam 2007,Western Cape (Paarl and Swartland), Südafrika, wer einen Blick auf die Zusammensetzung dieser Rosé-Cuvée wirft - aus Pinotage, Shiraz, Grenache, Gamay, Cinsaut, und Mourvèdre-Trauben - dem wird schnell klar, daß hier wohl ein Rhone-Verehrer am Werk ist. Fairview Eigentümer Charles Back folgte der humorvollen Anregung eines Weinliebhabers und so entstanden liebevolle Weinnamen mit Wortwitz, nicht ohne einen gewissen augenzwinkerndern Seitenhieb (nicht nur) auf Frankreichs Rhone! Kostprobe gefällig: Goat Rotie, Goats in Villages, The Goatfather, Don Goatti, .. . Köstlich!
    Jaja, wiederum diese "unnatürlich" intensive, weil eben bereits rote Farbe im Glas, ebenso die unvermeidliche Erdbeere, aber nicht intensiv, vielmehr auch Kirsch und vor allem Campari-Noten, harmonisch rund im Mund und balanciert auf der Zunge, durchaus anspruchsvolle, weil mit Gerbstoffen versehene Stilistik, zart-herbes Bitterl im Abgang, ermöglicht trotzdem ein easy-drinking, und ja, ich mag die Ziegen :-) *(*)/***
  • Leyda, Single Vinyard Rosé Pinot Noir 2008, Chile, Farbton nach roten Ribiseln, intensive Aromatik in der Nase, wenig Himbeere, mehr Kirsch und noch mehr Wacholder, der aber am nächsten Tag überhaupt nicht mehr präsent ist, mittelgewichtig, auf der Zunge und im Abgang dominiert der Alkohol, die 14 Vol. % wirken fast brandig im Nachhall, ein richtiger Afterburner, am zweiten Tag dann deutlich ziviler, ein wenig Martini-Rosato-Feeling, am Gaumen dabei aber immer trocken und nicht süß, zu einer Südtirolerjause ganz ordentlich, aber definitiv nichts für die Sommerterrasse, soferne nicht gewollt, daß die Gäste nach dem ersten Glas wegkippen, */***
  • Valle Perdido, Rosé Malbec 2008, Patagonien, Argentinien, intensives Kirschrot mit einem orangen Leuchtstift übermalt ;-), intensive Aromatik, Sauerkirschen mit überlagerten Zitruszesten, die Würze kommt erst nach intensiven Luftkontakt, zeigt ein gutes Volumen, alle Rosé-Komponenten (Frucht, Würze, Säure) sind vorhanden, der herbe Abgang macht ihn auch als Aperitif geeignet, und doch kann sich dieses Exemplar nicht so richtig entscheiden, wirkt im Süß-Sauer-Dialog gefangen, die Zitrusnoten sind manchmal penetrant vordergründig und treiben einem auf der Sommerterrasse fast den Schweiß auf die Stirn, jedenfalls eine neue, eigenwillige Rosé Stilistik, gekonnt vinifiziert, *(*)/***

Zum Schmökern alle bisher zum Thema Rosé gepostete Beiträge. Noch gibt's ja einige Sonnentage, welche durchaus Lust auf eine rosarotes Glas machen können.. .

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