Dienstag, 1. Dezember 2009

Novemberweine

Die themenbezogenen Beiträge werden immer mehr. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die (Länge der) Monatsweinliste. Nicht so wirklich schlimm, war es doch wieder einmal ein Monat mit durchgehend feinen Weinen :-)
  • Judith Beck, Pannobile 2005, Neusiedlersee, eine Cuvée aus Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent, dunkelrotes Rubin, mittelkräftige, rotfruchtige Nase, auch etwas Brombeere, das Holz doch deutlich wahrnehmbar, läßt aber der Frucht genügend Spielraum, mundfüllende Struktur, aber zivilisiert am Gaumen, sanftes Tannin in Kooperation mit einer feinen Säureunterstützung, herber Grundcharakter, wieder deutliche Barriquenoten, balancierter Abgang, hat (am dritten Tag) gute Stunden, wo der Wein scheint, tendenziell die richtige (burgundische) Richtung, läßt mich aber ob des dominanten Holzbrands, das mein Harmonieempfinden stört, ein wenig zwiespältig zurück, *(*)/***
  • Weingut Nigl, Grüner Veltliner Privat 2006, Kremstal, kräftiges Strohgelb, in der Nase die bei Weinen solcher Reife üblichen Aromen nach Birne, gelben Früchten, Tabak, der erste Schluck manifestiert sich wie eine Explosion am Gaumen, unglaublich druckvolle Dichte und harmonische Konzentration macht sich auf der Zunge breit, dabei zu jeder Zeit saftig und süffig, ein Hedonistenwein mit langem, zart mineralisch unterlegtem Nachhall, schön zu trinken. Das Einzige was man diesem Wein in der €20-Preisklasse ankreiden könnte ist die mangelnde Komplexität. Aber Angesichts des Offenheit und des wundervollen Trinkflusses ist dies ein Jammern auf hohem Niveau :-) **/***
  • Peter Jakob Kühn, Riesling Oestricher Lenchen Spätlese 2002, Rheingau, Goldgelb, komplexe tertiäre Aromen zum Riechen, Petrol in angenehmer Dosis, aber auch viel Honig, Nüsse, ein wenig altmodisch nach antiken Möbeln, den Gaumen gut auskleidend, die Süße steht etwas von der Säure abseits, so gesehen keine wirklich harmonische Einheit, etwas zuckrig im Abgang, dann jedoch mit einer versöhnlichen Balance im Rückgeschmack fein ausklingend, *(*)/***
  • Weingut Tscheppe, Morillon vom Pössnitzberg 2006, Südsteiermark, dem Genußportfolio der Gebrüder Polz zugehörig, Strohgelb, eine fein ziselierte Nase, brotig, Zitrusnoten, blitzsauber und unheimlich appetitanregend, frisch im Mund mit korrespondierender Trinkanimo, wird wirklich fein von Zitrus getragen, nervige Säure, leicht herb, balanciert und somit einfach ein perfekter Trinkspaß mit nur 12% Vol., **/***
  • Weingut Dr. Heger, Grauburgunder Ihringer Winklerberg Spätlese trocken 2005, Baden, Goldgelb im Glas, braucht ein wenig um seine Reifenoten abzulegen, offenbart eine "straffe" Nase in Verbindung mit gelben Früchten, Birne, geht ins Exotische, zeigt viel Agilität im Mund, gutes Säurekorsett, schlank, fast juvenil, aber extraktreich abgefedert und rund, harmonisch ausklingend, wiederum reife Birnenoten im Abgang, mineralischer Nachgeschmack, bereitet einiges Trinkvergnügen, hat aber am zweiten Tag seine Strahlkraft verloren - also zügig trinken ;-) *(*)-**/***
    Verkostungsnotitz zweier badischer 06-Sortenvertreter
  • Weingut Knoll, Grüner Veltliner Kreutles Smaragd 2007, Wachau, ein fast unnatürlich leuchtendes Goldgelb, fein pikante und intensive Nase, hat Würze, reife Gelbfrucht, Tabak, am Gaumen schön offen, mit Spiel, im Dialog mit einer harmonischen Säure ergeben sich im Nachgeschmack auch mineralische Noten, hat Trinkfluss, ein Wein mit Anspruch und trotzdem "leicht" zu trinken - was will man mehr? Einziger - zugegebener nur gedanklicher - Wermutstropfen: Auf eine längere Haltbarkeit dieses Weines würde ich nicht setzen, **/***, Notiz des 2004er-Weins

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