Montag, 18. Mai 2009

Weinrallye #23 - WeinFrauenPower

Gastgeber ist diesmal Iris vom Weingut Lisson und sie hat sich zum Thema ein längst überfälliges, nämlich "Winzerinnen-Wein" ausgesucht.

Ein älterer, teilweise amüsanter, aber streckenweise auch stereotyper Artikel zum Thema "Winzerinnen (in A)" gibt es im Forum TAW nachzulesen.

(Österreichische) Winzerinnen, die mir spontan einfallen:
Maria Kerschbaum, Judith Beck, Birgit Braunstein, Birgit Eichinger (deren Konterfei hier stellvertretend für alle Winzerinnen abgebildet ist), Silvia Heinrich-Kaynak, Ilse Maier (Geyerhof), Petra Unger, Silvia Prieler, Heidi Schröck, Marion Ebner-Ebenauer, Inga Funke (Graf Hardegg) uvam.
Auch international befinden sich noch die eine oder andere Flasche in meinem Keller, welche die Handschrift von Winzerinnen tragen, so zB. von Eva Clüsserath, Elisabetta Foradori, Elena Walch, Emanuela Stucchi (Badia a Coltibuono), Serena Bonacossi (Capezzana), Barbara Widmer-Kronenberg (Brancaia), Caroll Duval-Leroy, Catherine Maisonneuve, Maria-José López de Heredia, Filipa Pato und Sandra Tavares da Silva aus Portugal.
Viele davon finden sich auch in Rolf Kleins Buch "WEINFRAUEN - Die besten Winzerinnen und ihre Weine" wieder.

Diese Namen sind ja nur die Spitze eines Berges und daher ließe sich die Liste lange weiterführen. Alles Zeugnis dafür, daß Frauen im Weinbusiness längst mit ihren Spitzenprodukten etabliert sind. Auch Weinvereine von Frauen fallen mir zwei ein, die schwarzen Katzen und natürlich jener der 11 Frauen und ihrer Weine!

Auch wenn ich persönlich niemals aktiv zwischen Wein aus Frauen- oder Männerhand unterschieden habe und schon gar nicht der Ansicht bin, daß sich anhand der Weinstilistik das Gender eruieren läßt, so kann ich doch für mich festhalten, daß es sich mit Winzerinnen oftmals leichter, weil nicht immer tierisch ernst, über den Wein fachsimplen läßt. Auf die Fachkompetenz habe ich dabei aber noch nie verzichten müssen. Diese ist ohnehin anhand des für die Konsumenten einzig überzeugenden Merkmals - der Produktqualität - leicht nachvollziehbar.

Und zum Thema "Sex sells" - und das gilt natürlich auch für Wein - fällt mir immer zuerst ein sonnengebräunter Hühne aus Jois ein - und keine Frau ;-)

Eigentlich wollte ich ja einen Wein der Carnuntumer Winzerin Birgit Wiederstein vorstellen, doch da ich von dieser nur Rotweine besitze und es mich zur Spargelzeit gerade nach Weißburgunder gelüstet - einer so unterschätzten und derzeit etwas vergessenen Rebsorte - habe ich kurzerhand umdisponiert.

Und so gibt's statt dessen einen wundervollen Weißen von einer meiner Lieblingsregionen, dem Leithaberg.
Passend zur Weinrallye zeichnete das Weinmagazin falstaff die Familie Prieler zum "Winzer des Jahres" aus und damit auch die promovierte Mikrobiologin Silvia Prieler - Gratulation!

Kleiner Auszug aus der Homepage der Familie Prieler:
"Das Leithagebirge, von den Einheimischen „Leithaberg“ genannt, ist der letzte Ausläufer der Alpen vor ihrem Übergang in die pannonische Tiefebene. Etwa 400 Meter hoch, 5-7 Kilometer breit und 35 Kilometer lang zieht sich das Massiv von Nordost nach Südwest. Es stellt also ein sehr eigenständiges Terroir dar, dessen Besonderheiten herauszuarbeiten, eine Gruppe von 15 Winzern sich zum Ziel gesetzt hat. Der Boden des Leithabergs ist geprägt vom Schiefer und Muschelkalk. Daraus ergeben sich Weine, die nicht üppig und mächtig sind, sondern mineralisch-geprägt, tiefgründig, engmaschig und spannungsgeladen."


Weingut Prieler, Leithaberg Weiß(burgunder) 2006, Neusiedlersee-Hügelland, klares Strohgelb, bereits die Nase ist herrlich straff, keine der bei Weißburgunder oftmals so typischen Aromen wie Haselnuß, Brioche, Biskuitt, Brot oder aber auch Nuß sind anzutreffen, dagegen herrscht eine gebündelte Mineralik, wie ich nicht viele Weine in dieser Art kenne, hell, klar und vibrierend, Apfel, Noten von sauren Drops, Würze, im Mund setzt sich diese Stilistik dann fort, wirkt wiederum fokussiert am Gaumen, mittelgewichtiger, straffer und engmaschiger, leicht salziger Ausklang, aber nicht ohne Spiel und feine Fruchtsüsse, prachtvolle Säurestruktur, ein toller Wein, die Rebsorte Weißburgunder als perfekte Botschafterin des Leithaberg-Terroirs mit Lagencharakter, **(*)/***

Bildquellennachweis: Homepage Eichinger

4 Kommentare:

Iris hat gesagt…

Sehr schöner Beitrag, Robert - und nicht mal zu spät:-). Die Liste der von Frauen gemachten Weine in Deinem Keller ist beeindruckend!

Ich werde gleich mal in Ruhe den Links folgen.

vinissimus hat gesagt…

Naja, das Spannende war daran, daß ich Teile meines Weinkellers nun unter einem neuen Blickwinkel wahrnehmen kann. Oftmals braucht man (bzw. ich) für eine bewusste Wahrnehmung eben einen Anstoß von außen - das ist ja ua. das Tolle an der Weinrallye :-)

Muzawo hat gesagt…

Ich muss sagen aus der Perspektive habe ich das auch noch nie gesehen. Mann muss allerdings zugeben (zumindest ich muss es), dass man mit Wein erstmal Männer assoziiert. Ich Frage mich, ob bei einem Geschlecht wohl die Sensorik besser ist als bei einem anderen?

Unknown hat gesagt…

Feiner Beitrag! Wenn man sich die Flaschen im Keller nach diesem Gesichtspunkt anschaut findet man mittlerweile wirklich ne ganze Menge, das finde ich auch.