Sonntag, 26. August 2007

(Mini-)Vertikale Hatzenport Kirchberg Heymann Löwenstein

Kirchberg Erste Lage 2002, goldgelb, überschwengliche, intensive Nase, Aromen im Auslesebereich, Honiganklänge, im Mund dann ein wenig konträr, wirkt erstaunlich trocken, nicht ganz die erwartete Komplexität, aber sehr mineralisch, hält sich prachtvoll über die Tage, mit Zitrus im Abgang und ist mit herrlichem Genuß solo und zu scharfen Gerichten zu trinken, hat noch einiges Reifepotential, **(*)/***
Kirchberg Erste Lage 2003, wie immer intensives Gelb (mit dem kann man alle unerfahrenen Weintrinkler gleich mal schockieren ;-), der erste Eindruck bringt gleich expressive Mineralik, welche sich dann aber innerhalb ein paar Minuten unwiderruflich verliert, in der Nase Anklänge an gelbe Ringlotten, etwas Parfum, Tabaknoten, viel schmeichelnder als der Vorgängerjahrgang, zeigt sich auch im Mund harmonisch rund, breiter und viel weicher und cremiger als 2002, außerdem mehr aus einem Guß, dabei ist der 2002 viel konturierter, trockener, mineralischer, und trotzdem rinnt dieser Stoff so lecker und süß über die Zunge, daß es eine wahre Freude ist, jetzt völlig à point, trinkfertig, übrigens ein wundervoller Partner zur Macanudo Hampton Court, Gleichstand mit ganz anderer Stilistik, **(*)/***.

Sonntag, 19. August 2007

Urlaubsweine

  • Waterford, Sauvignon Blanc 2004, Südafrika, sortenuntypische und verhaltene Nase, zeigt sich am Gaumen zwar harmonisch, unbefriedigend, ev. beeinträchtigte Flasche? o.W.
    Die Zweitflasche präsentiert sich blitzsauber, Stachelbeere, sehr fokussiert, knochentrocken, macht immer Lust auf den nächsten Schluck, ein herrlicher Aperitifwein, **/***
  • Weingut Beck, Pannobile Rot 2003, Neusiedersee, noch violette Farbe, tiefe Konzentration, verführerische Nase nach roten Früchten und Vanille, am Gaumen fest mit viel Schmelz, sehr, sehr zugängliche Flasche mit hohem Spaßfaktor, **(*)/***
  • T-FX-T, Arachon 1999, Mittelburgenland, noch sehr dunkler Kern, anfangs Dörrzwetschkenaromatik, dann Liköraromen, am 2. Tag dann sehr komplexe Tertiäraromen, balsamische Noten, Kräuterwürze, medizinische Anklänge, Alkohol ist präsent aber nicht störend, gute Strulktur gestützt durch mürbes Tannin, gereifter und harmonischer Wein, ein angenehmer Essensbegleiter, *(*)/***
  • Heymann Löwenstein, Schieferterrassen 2003, Mosel, wow, sattes Gold im Glas, die ganze Palette an exotischen Aromen, Säure und Süsse in balancierten Dialog, wo sonst auf der Welt gibt es einen solchen Wein? Perfekt zu meinem Thunfisch vom Grill mit schwarzem Pfeffer auf Rucola-Chili-Spitzpaprika-Beet mit Balamico Tradizionale, **(*)/***
  • Domaine Les Yeuses, Viognier 2006 Vin de Pays d'Oc, äußerst aromatische Nase, Zitrus gepaart mit einem Schuß Exotik, präsentiert sich am Gaumen als Schmeichler mit harmonischer Säure, ja richtiggehend cremig, ein tolles Preis-Leistungswunder um €6 für alle Nasentrinker, **(*)/***
  • Les Jamelles, Pinot Noir 2006, Vin de Pays d'Oc, Rubinrot, hübsche, schwebende, leicht parfumierte Nase, (Wald)Erdbeer, fruchtig und süffig mit unmittelbarem Trinkspaß, gut gemachter Alltagswein, schafft spielend den Spagat zwischen der Duftigkeit der Rebsorte und der Fülle des Süden, auch am dritten Tag noch sehr ansprechend, rund und weich, eine Empfehlung um wohlfeile €4, **/***
  • Klosterkellerei Neustift, Sylvaner 2005, Südtirol, diesmal zeigte sich der Wein wieder so wie ich ihn in Erinnerung habe, braucht einen Tag um richtig aufzugehen, dann glockenklare, blitzsaubere Nase, ein wenig Heu und Wiesenblumen, kräftig und mit viel Extrakt im Glas, ein mächtiger Wein, aber äußerst harmonisch strukturiert mit einem langen Schweif, macht einfach Spaß, **/***
  • Erwin Sabathi, Muskateller Klassik 2006, Südsteiermark, sehr harmonische und nicht zu laute Nase, kräftige Zitrusaromatik, am Gaumen sehr balanciert mit einer sehr bekömmlichen Säurestruktur, gastronomischer Wein, *(*)/***
  • Maglock-Nagel, Riesling Gaisberg 2006, Kamptal, kräftige Farbe korrespondiert mit kräftigem Extrakt, mächtige Schlieren, im Glas dann eher sutortenfremder Zitrusduft vorherrschend, den Mund gut ausfüllend, sauberer, klarer Wein mit Trinkspaß, *(*)/***
  • San Guisto a Rentennano, Chianti Classico Riserva Le Broncole 1998, ein Grandsigneur, superb gereiftes Exemplar, ruhig strömende, dabei so klassische Chiantinase, eine wundervolle Balance mit herrlicher Säurestruktur, der rinnt so lecker und seidig den Gaumen hinunter, danach ein minutenlanger Abgang, hohoho, leider meine einzige Flasche, bestätigt wieder einmal die Tatsache, den Weinen die Ruhe zum Reifen zu geben, ein echter Schatz (nicht nur zu Renates herrlicher Lasagne), ***/***
  • Chateau d'Escurac 2003, Medoc, Bordeaux, dunker, ein 18 Punkte Wein lt. Gabriel, fast schwarzer Kern, Nase sehr verhalten, erst am 2. Tag offenbaren sich rote Früchte und Würzearomen, leichter Alkohol, zeigt sich sehr kompakt, noch verkapselt, engmaschiges Tannin, viel zu jung, will einfach noch nicht so recht, daher einsweilen o.W.

Freitag, 17. August 2007

Herzensweine

Bei meinen Verkostungsnotizen verwende ich mit dem 3-Sterne-System ja eine sehr simple Klassifikation. Um's noch ein bisserl einfacher zu machen werde ich ab sofort Weine, welche mir in ihrer Summe - und das schließt neben der Qualität auch den Preis bzw. die Haltbarkeit mitein - hervorragend gefallen haben mit fetter oranger Schrift kennzeichnen.

Donnerstag, 16. August 2007

Dreierflight Chile-Merlots

Ja, ich liebe sie, die herrlich würzigen, fruchtsüssen, Merlots aus der Chile. Seit dem 98er Jahrgang des Errazuriz Reserva sind diese Weine Stammgäste in meinem Keller und erfreuen mich an Grillabenden und als kongeniale Partner einer guten Zigarre. Nachfolgend die drei Klassiker des chilenisches Weinbaus, nacheinander und nicht parallel! verkostet:

Errazuriz 2005, anfangs sehr typisch, zieht sich dann aber im Glas zurück, eher schlank am Gaumen und die 14% Alkohol deutlich im Vordergrund spürbar, sehr zivilisierte Gerbstoffe, insgesamt eher durchschnittlich (*)/***. Ein wenig besser der Merlot von Montes, ebenfalls 14%, gute Würze, auch dieser Wein mit deutlich spürbarem und vordergründigem Alkohol, aber mit mehr Druck am Gaumen, feurig, in Summe passabel, fraglich ob sich diese beiden Weine harmonisieren werden, */***. Am Besten präsentiert sich der Casa Lapostolle mit mächtigen 14,5% Alkohol, aber viel besser integriert, viel Frucht, Würzekomponenten, welche am Gaumen explodieren, spicy, süsser Körper im Dialog mit viel reifem Tannin, richtiggehend sexy dieser Wein, **/***.

Montag, 6. August 2007

goowei.de...

...ist ein ziemlich scheußlicher Name für eine vielleicht ganz nützliche Weinsuchmaschine, welche einer Kooperation von Wein-Plus und Google entspringt. Ab jetzt links im Navigationsbereich zu finden.

Rosé, die nächste!

Rosé Roc d'Anglade 2006 setzt die Referenz im bisherigen Rosé-Sommer(himmelblau :-), alleine schon die strahlende Lachsfarbe in der durchsichtigen Flasche läßt mir das Wasser im Munde zusammen laufen, in der Nase dann eine kühle, herbe Frische, Noten von Himbeeren und Walderdbeeren, knochentrocken und doch saftig zugleich, Würze, macht sogleich sogleich Lust auf den nächsten Schluck. Mit über €10 nicht günstig, aber seinen Preis wert. Bezug bei K&U.
Im Keller warten noch einen Tempranillo-Rose und auch ein 2006er Rosato von Castello die Ama , so watch out!

Samstag, 4. August 2007

Weine im Juli

Verspüre neuerdings vermehrt Gusto auf Rotwein, was auch meine Bestand im Keller "zugute" kommt:
  • Chateau Charmail 1998, Bordeaux, noch sehr jugendliche Farbe, Edelholzaromen, saftig samt herrlicher Süsse, aber auch dicht mit strammen Tannin, guter Nachhall, ein wunderschöner Wein im optimalen Reifestadium, **(*)/***
  • Chateau Citran 1999, Bordeaux, Ziegelrot mit beginnendem Granatrand, klassische Bordeauxnase mit Kaffe- & Liköraromen, anfangs verhalten und zeigt erst am dritten Tag sein wahres Ich mit Aromen von roten Früchten und einer superben Säurestruktur, welche sofort das Bedürfnis nach einem weiteren Schluck weckt, auch knackige Gerbstoffe, rundherum schöner Wein, **(*)/***
  • Anita & Hans Nittnaus, St. Laurent 2003, Neusiedlersee, präsentiert sich in burgundischer Dimension, ein Schnüffelwein für Nasentrinker, rihig strömend, ein herrlicher Trinfluß (nicht nur) für laue Sommerabende, ein Glücksfall für mich nochdazu zum Abverkaufspreis!, **/***
  • Holger Koch, Weißburgunder 2004, Baaden, zugängliche und runde Nase, sehr cremige Textur, zeigt über 3 Tage sich am Gaumen harmonisch, ein sicherer Wert, *(*)/***
  • Kellerei St.Michael, Eppan, Weißburgunder Schulthauser 2005, Südtirol, helle Aromatik, für den noblen Weißburgunder sehr expressive Nase, schöne Struktur, könnte etwas mehr Säure vertragen, angenehmer Sommerwein, *(*)/***, zwei würdige Vertreter dieser unterschätzten Rebsorte (Pinot Blanc)
  • Schloß Gobelsburg, Grüner Veltliner Tradition 2003, Kamptal, reif, kräftig würzige Nase, viel Struktur und Kraft am Gaumen, gebündelt, lang, schöner kann Veltliner fast nicht sein! **(*)/***
  • Masies d'Avinyo, Abadal 3.9 Reserva, Pla de Bages, balsamische Noten, Honigwaben, viel reifes Tannin, guter Körper mit einer superben Säurestruktur, das macht Lust auf einen zweiten Schluck, **/***
  • Terre degli Svevi, Aglianico Re Manfredi 1999, Basilikata, nach einer Flasche im Winterschlaft, hart und unzugänglich, präsentiert sich dieses Exemplar nun typisch italienisch, mit mürbem Tannin gepaart mit einem süssem Körper und einem langen Abgang, das ist Stoff mit Spaßfaktor, nicht umsonst ein tre bicchieri Wein, **/***

Freitag, 3. August 2007

Rosé (und Pizza!)

Heisse Tage sind ja förmlich prädestiniert für Rose-Weine. Ich find sie als bessere, weil geschmacksintensivere, Alternative zu Welschriesling oder Weinen der Kategrorie Steinfeder und bzgl. Alkohol spielen die Rose allemal in der gleichen, nämlich gemäßigten Liga.
Rose ist wieder im Kommen und das ist gut so. Rose, das hat was mit Urlaub in Südfrankreich zu tun, mit heißen Tagen samt lauem Lüfterl, lokalen mittäglichen Fischspezialitäten auf der Terrasse und der kräuterwürzigen Garrique.
Aus Österreich kann mich nur an zwei Roses erinnern, an einen herrlichen "Gleichgepressten" vom Cabernet Sauvignon von Lenz Moser (aus einem Jahr, aus dem diese urtypisch österreichische Rebsorte wieder einmal voll ausreifen konnte ;-) und einem in diversen Zeitschriften hochgelobten, für mich aber übersäuerten und faden 2005er Pink Bliss vom Winzerhaus Marienberg, Mad.

Gestern habe ich mir eine ziemlich scharfe (mit frischem Chilli) zubereitete Salami-Pizza reingezogen. Gusta habe ich immer auf einen frischen, eher säurebetonten Wein dazu, Grüner Veltliner kommt mit milderen Versionen der Salami-Pizza ganz gut, mit Schärfe i.A. aber schlecht zurecht. Also hab ich den Rose aus der Provence dazu probiert und ja, nicht nur die Schärfe steckte dieser Weg (was für knochentrockene Weine eher ungewöhnlich ist), nein, es entwickelt sich eine richtiggehende Harmonie und an der Frische mangelt es auch nicht. Der Wein? Ein 2005er Les Elegantes der Vigneron du Mont Sainte Victoire, Cotes de Provence. Aus dem Supermartktregal!