Sonntag, 29. Oktober 2006

Ja, Rheingau!

Tja, man muß ja auch einmal Glück haben bei einer Dienstreise und die Reisestelle bucht einem ein Zimmer mitten in den Reben in Hallgarten im Rheingau. Gleich oberhalb so bekannter Lagen wie Oestricher Doosberg und Lenchen. Dann noch strahlender Sonnenschein, 23°C und ein oder zwei Stunden früher Schluß als geplant und man kann noch sich den umliegenden Sehenswürdigkeiten wie dem Östricher Schiffsladekran (mit persönlicher Führung :-), Schloß Johannisberg (die erste Spätlese der Welt) und Schloß Vollrads (die älteste Weinerzeugende Famile - von Greiffenclau) widmen. Wobei ersteres perfekt renoviert (samt einer touristischen Heerschar von japanischen Rieslingfetischisten) und zweiteres mit Tresterduft im stimmungsvollen Innenhof in der Abendsonne für Ritterromantik sorgte. Daß dann dort im Gutsrestaurant auch noch vorzüglich im herrlichem Ambiente Essen war, war mehr als nur ein perfekter Abschluß zu einem Tag. Schade, daß der Abend nichtmehr die Terasse erlaubt hat, den IMHO alleine für diese lohnt sich die Rückehr. Ja, Rheingau, du siehst mich wieder!

Donnerstag, 12. Oktober 2006

Preiswerte Weine...

...gibt es wohl einige. Wobei preiswert nicht für jedermann gleich ist. Spannend wird's aber dann, wenn hervorragende Qualität zu einem - sagen wir mal - mehr als günstigen Preis angeboten wird. Als Beispiel aus der Vergangenheit fällt mir da der Basis-GV Wagram 2001 von Franz Anton Mayer ein, welcher um knapp über drei Euro!!! sowas von lecker und trinkanimierend war, daß ich mich - Verzeihung - dumm und deppert hätte saufen können. Ich gätte für diesen Wein auch glatt das Doppelte bezahlt. Leider hat dieser Wein in den nachfolgenden Jahren zwar eine konstant gute Qualität gebracht, aber für mich nicht mehr jenes absolute Schnäppchen. Die Preise sind nachwievor bei den Weißen sehr, sehr moderat.
Als aktuelles Beispiel möchte ich Quinto do Novals Maria Mansa 2000 erwähnen. Dieser Rotwein des legändären Portwein-Herstellers aus Tinta Roriz und Touriga Franca, teilweise im Barrique ausgebauten Weines ist ein absoluter Traum:
Dichte, dunkle Farbe, intensives und überschwängliches Bouquet nach Dörrzwetschken, fester und robuster Körper, am Gaumen zur Nase korrespondierende Rumtopfaromatik mit viel Würze, massig wundervoll reife Gerbstoffe, gute Fruchtsüsse, dabei aber nicht so pappig wie es Parker liebt ;-), auch nach dem dritten Glas ist mein Verlangen nach diesem Wein noch nicht gestillt, ein Traum mit gutem Abgang. Pfuuuhhh, ganz klar die Höchstnote ***/***.
Und das Beste kommt noch. Euro zehn. Rufzeichen. Locker das doppelte wert. Gaumen, was willst du mehr?
Auch der Brampton OVR 2003 von Rustenberg ist - in Aktion um €12 erstanden, regulär €15 - ein Wein mit gutem P/L-Vergältnis, wenngleich es auch von seiner unmittelbar ansprechenden Art es mehrere gleichgute Vertreter aus seinem Herkunftsland Südafrika gibt:
Violetter Rand, herrlich kräuterwürzige, vom Merlot dominierte Nase, der Gaumen fein, spürbar Alkohol, mit fruchtsüßem, mittellangem Abgang mit Himbeernoten, fein *(*)/***.

Terroir + Heymann Löwenstein

In der Ausgabe 4/06 der Zeitschrift vinaria gibt es ein Interview mit dem "Terroiristen" Heymann Löwenstein (hier wieder der Hinweis auf seine äußerst interressanten Artikel, welche in einschlägigen deutschen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden).
Interssanterweise - und das war für mich ein wenig überraschend - propagiert Heymann Löwenstein fast eine konstruktivistische Sichtweise des Begriffs Terrior. Kein verteufeln von Reinzuchthefe und Zuckeranreicherung oder dergleichen. Puhh - gerade von ihm als Vorreiter dieses Gedankens hätte ich eher eine messerscharfe Abgrenzung des Begriffs erwartet. Ja, ja so kann man sich täuschen. Seine Weine schmecken mir trotzdem ganz hervorragend und sind als zum Weitersinnieren über den Begriff Terroir ja bestens geeignet. Prost!

Montag, 9. Oktober 2006

Schmerzensgrenze

Wo liegt d(e)i(n)e Schmerzgrenze?

Habe vor etlichen Tagen Tage das Angebot zur 2.Tranche von Mövenpick zur Bordeaux 2005 Subskription bekommen und über die Preise der Premiere Crus bin ich so in's Sinnieren gekommen. Von den hohen Preisen zu den Kultweinen, dann über (gemachte) Marken (= brands) und Gragenweine - was im übrigen beides eine sehr hohe Affinität zu Kultweinen aufweist - weiter zu Terroir - auch hier gibt es Kultweine - wieder zurück zur Preisgestaltung durch ein limitiertes Angebot um letztendlich für mich zu der Frage zu kommen: wieviel Geld muß man in die Hand nehmen, um einen Spitzenwein erstehen zu können?
Ich wage einmal für mich eine Aussage: um zehn Euro finde ich immer wieder Weine, welche Weinen, die das Dreifache kosten, die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte - das funktioniert aber leider nicht, da ein Gutteil dieser Weine bereits rot sind :-), und so bleiben diese inkognito!
Bei Weißweinen bin ich leichter zufriedenzustellen. Hier gibt es immerwieder herrliche österreichische Weine um weniger als Euro Fünf. Zum Glück bin ich Österreicher :-)

Montag, 2. Oktober 2006

Kulinarische Impressionen vom Neusiedlersee

Mit den kulinarischen Bewertungen halte ich es analog zu den Weinbeschreibungen: mit Vorsicht zu genießen! Dies insbesonders in der Spitzengastronomie, denn erstens halte ich nichts von steifer Förmlichkeit und distinguiertem Ambiente, zweitens nichts von übereifigem Personal, drittens nichts von zu kleinen Portionen - auch wenn ich gerne 5 Gänge zu mir nehme und es somit schätze, daß nicht das übern Teller hängende Schnitzel den Maßstab setzt - und viertens schon gar nichts von einer unverschämten Weinpreiskalkulation, welche sich dank der Mündigkeit der Konsumenten zumindestens in Weinregionen zum Glück (noch) nicht etabliert konnte.
Rusterhof (Rust): nettes Ambiente, sehr gutes Knoblauchstangerl!, die Sulz leider etwas zu kalt aus der Kühlung, das Fleisch sehr fest, aber gut mariniert, gute Rindsuppe mit viel Schnittlauch, originell aus der Mülipitschn serviert, der Zander mit Grammelkraut und Kartoffelspitz recht cross, aber etwas fad im Geschmack, das Kraut bißfest, aber etwas zu lau, Backhenderl im Stroh ganz ok, mit Filet im Tambouriteig samt scharfer Süßsauer-Sauce, dazu ein rescher GV von Liegenfeld aus Donnerskirchen. Nette Bedienung mit Schmäh, alles in allem gutes P/L mit punktuellen Verbesserungsmöglichkeiten, **/***.
In Weiden am See "Zur blauen Gans": die hatten zu Mittag eine volle Terrasse und somit ein richtig gutes Geschäft. Sei ihnen vergönnt. Spricht vielleicht auch für die gebotene Qualität. Für uns war's nichts, denn nur 1 Fischgericht und der Rest Fleisch ist so meine Sache nicht, ebenso bin ich nicht gewillt für eine Hauptspeise zu Mittag über zwanzig Euro auszugeben. Also weiter!
Tja und so zog es nach Podersdorf in Josef Lentschs Wirtsstube "Zur Dankbarkeit". Sehr bodenständig, die Qualität ordentlich, die Gerichte halt ein wenig uninspiriert und auch für das Auge sehr einfach am Teller. Auch das Service eher wortkarg und der Teller kam auf den Tisch geknallt. Ein bodenständiges Gasthaus. Lentschs 2004er Grauburgunder war hingegen schlichtweg sensatonell gut und mit 12 Euro (zum mitnehmen) fair bepreist, macht in Summe */***.

Geht's immer nur mir so oder ist es wirklich so schwer alles so halbwegs auf die Reihe zu bekommen?

Impressionen vom Neusiedlersee

Statt Steirischem Herbst war diesmal Burgenland angesagt, genauer gesagt ein Wochenende in Rust im Mooslechners Bürgerhaus. Über die Qualität des Wetter - annähernd sommerliche Temperaturen mit viel Sonnenschein - sowie jene der Unterkunft kann nur Positives berichtet werden. Von der Kulinarik kann man dies nicht behaupten - siehe nächsten Blog.
Bei unserer Reise von West ans Ostufer des Neusiedlersees begaben wir uns auch auf die Suche nach den architektonischen Highlights der Region - Dank großzügiger EU-Förderung und Promotion auf Hochglanzseiten in den einschlägigen Fachzeitschriften sind diese Bauwerke ja bereits über die Grenzen hinaus bekannt. Man muß ja auch mal Glück haben! So eine Förderung muß Leo Hillinger in Jois bei seinem Kellerbau verabsäumt haben zu beantragen - wie sonst wäre es zu erklären, daß er für eine halbstündige Betriebsbesichtung drei Euro pro Person verlangt und für jedes Kostschluckerl seiner Weine Euro nullvierzig? Sorry, vielleicht ist es ja aber auch nur ein genialer Marketinggag des findigen Leos, nur leider hat er bei den Besuchern nicht allzugroßen Anklang gefunden - sie wendeten stante pede
nach Sichtung dieser "Eintrittsbedingungen".
Ganz anders - aber architektonisch sehr gut gemacht - das Weinkulturhaus in Gols mit Verkostungsschwerpunkten jedes Wochenende und einer fast unüberschaubaren Anzahl von Weinen der örtlichen Winzer. Wie gut, daß es da die Pannobile-Jahrgangs-Kiste mit den 9 Weinen aller Mitglieder gibt - da weiß man gleich, wohin man greifen muß! Dankeuch, ihr lieben Pannobilewinzer!
Den Neubau der Judith Beck am Ortsende von Gols finde ich auch gelungen, auch wenn ich mir ihr hübsches Logo irgendwo gut sichtbar gewünscht hätte.
Nicht minder beeindruckend dann das Schloß Halbturn, eine prachtvolle Anlage. Im eigenen Verkostungsraum befinden sich auch wertvolle Antiquitäten, zB. hundertjährige Glasschalen aus Böhmen oder ein "alter Kasten" mit dem kleinem Preisschild von einundzwanzigtausend. Euro natürlich. Pfuh. Da nimmt sich der Preis einer Flasche Pinot Noir Schloß Halbturn 2004 mit Euro 36 als wahre Okkasion aus, oder? Freilich, den Fehler zu machen und zu fragen, ob es denn diesen Wein zu verkosten gibt - so wie ich das in Österreich halt gewohnt bin - den sollte man dort nicht machen. Huuh - wie konnte ich nur, der heilige Pinot vom Carlo Wolf! Nochdazu wo man zu jedem Pinot zwei Imperial Rot dazu nehmen muß - den gibt es glückerlicherweise dann aber schon zu verkosten. Ich erinnere mich aber diesen Wein schon deutlich billiger in den unendlichen Weiten des Webs entdeckt zu haben. Ehrfürchtig verlassen wir diese adelige Stätte, nicht aber ohne einen Blick in die schloßeigene Brennerei geworfen zu haben - illegaler Weise!
Duch den Schloßpark zurück zum Parkplatz, gegenüber dem Fußballplatz, mit grölenden Fans
beim Bierstand fällt uns der Abschied nicht schwer und weiter nach Frauenkirchen in die Basilika. Ein Traum, der helle Innenraum. Pflichtbesuch! Nach einem kurzen Blick in Sailers Vinothek weiter zum Tomatenkönig Stekovics. Ein renoviertes Haus mit leicht verwildertem "Vorgarten" direkt neben der Bahn - habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Wir dürfen mit eine Gruppe Wiener - offensichtlich mit der Schwester des Hausherren bekannt - mitverkosten, "wauns scho do satz". Und los geht's reihum mit Köstlichkeiten wie U-Murken, Tomatenchutney mit Chilli, in Wollschweinfett angebrutzelten Paprikastücken und zufällig entstandener Tomatenmarmelade (auch scharf zu haben) - alles in allem ganz köstlich und mit vier, fünf Euro preislich noch gerade erträglich. Es ist nach sechs und mein Magen beginnt zu knurren. Ab nach Podersdorf zur "Dankbarkeit". Abendausklang wieder im Bürgerhaus in der Zigarrenstube mit einer dicken Robusto und einer Flasche von Becks Pannobile 2003 - alles in allem ein erlebnisreicher und gelungener Tag!