Donnerstag, 26. November 2009

Zur historischen Bedeutung des Weins..

..anhand einer Menükarte samt Weinbegleitung des österreichischen Kaiser Franz Josefs I zu einem Galadiner zu Ehren des Schahs von Persien.
Die damalige Rangordnung beim Wein rund um die Jahrhundertwende (1905) wird klar ersichtlich:

  • Deutschland bei Weißwein in Form von Rheingauer- & Moselwein
  • Frankreich bei Prickelnd (Champagne) bzw. Rotwein (na klar, natürlich aus dem Bordelais)

Gesehen bei der oberösterreichischen Landesausstellung 2009 "Mahlzeit" in Stift Schlierbach

Zum Glück hat sich das Blatt 1955 beim Österreichischen Staatsvertrag gewandelt, bei dem der Ausschank von Wachauer Weißwein der Lage „Dürnsteiner Katzensprung“ zum Fisch und Rotwein aus Retz zum Rindsfilet das (neue) österreichische Selbstverständnis bei Wein einläutete. Eine Flasche des Roten liegt übrigens noch im Retzer Kellerlabyrinth. Und wenn man dem Mythos Glauben schenken darf, "dann war der österreichischer Wein für das Erreichen der russischen Zustimmung zum Staatsvertrag nicht ganz unbeteiligt".

Österreichs Donauperle bleibt mir aber schleierhaft. Sicherlich war dies das offizielle "Begleitwasser" - mit Sprudel versetztes - damals noch in Trinkwasserqualität A vorhandens - Donau(quell)wasser ;-)

Montag, 23. November 2009

Triple V - Van Volxem Vertikale vom Saar-Riesling '04'06'07'08

Roman Niewodniczanski und sein Weinprojekt Van Volxem muß nicht mehr vorgestellt werden. Wer bis dato noch nichts von diesen Köstlichkeiten von der Saar gehört hat, kann sich via verfügbaren YouTube-Videos (1|2|3|4) einen ersten Eindruck verschaffen. Zielstrebig verwandelte er alte und brachliegende Steillagen mit teilweise biblisch altem Rebmaterial zu flüssigem Hochgenuß und vehalf so der Region zu neuem Ansehen.

Alle bisher von mir verkosteten Van Volxem Weine überzeugen durch ihre Cremigkeit und brillieren durch eine in dieser Preisklasse fast unübertroffenen Mundfülle, Mineralik und Komplexität. Mit einem, pardon zwei Worten ausgedrückt: hedonistische Harmonie!

Auch die Bloggerkollegen können Niewodniczanskis Weinen viel abgewinnen.


  • Van Volxem, Saar Riesling 2004, 12%, mittelkräftiges Goldgelb ziert diesen 5-Jährigen, eine feine Melange aus Gelbfrucht, Exotik, zarten Honignoten und Mineralik durchströmt meinen Riechkolben, öffnet sich ganz prachtvoll, offener Fruchtcharme am Gaumen, die Anfangs saftige Stilistik im Spiel mit harmonisch balancierter, aber schon noch nerviger Säure, die Süße weicht im Abgang einem trockenen, mittellangen Finish, das wieder deutlich wahrnehmbare mineralische und salzige Anklänge auf der Zunge hinterläßt, exemplarischer Riesling, denn mehr Wein in dieser Preisklasse gibt's fast nicht, **/***
  • Van Volxem, Saar Riesling 2006, leider einer Flasche Beeinträchtigung, mit deutlich riechbarem und noch viel schlimmer schmeckbaren Kork! Einer der wenigen Flaschen, die mich jährlich mit der TCA-Problematik treffen. Trotzdem wage ich eine Aussage über die Grundcharakteristik des Weins - er wirkt fokussierter und schlanker, ohne daß aber dabei aber die typisch cremige Saftigkeit verloren geht! o.W. Hier die Notiz vom Februar 2008
  • Van Volxem, Saar Riesling 2007, Goldgelb, wirkt schlanker, fokussierter, aber auch (noch?) "schwieriger" als die Vorgängerjahrgänge, behält dabei aber immer auch diesen saftige Grundton voller Cremigkeit, diesmal noch mit packendem Säurespiel als Gegenspieler, reife, gelbe Früchte gepaart mit der gewohnten Mineralik, schöpft noch nicht sein wahres Potential aus und offenbart daher für mich noch nicht den vollen Trinkfluß, der in zwei bis drei Jahren voll da sein wird, *(*)/***
Nun bin ich prinzipiell davon überzeugt, daß 1-3 Jahre Flaschenreife jedem seriös erzeugten Wein zwecks Harmonie gut tut. Auf den 2008er Jahrgang vom Saar Riesling kann das aber *nicht* zutreffen, denn aufregender kann sich dieser Wein gar nicht mehr präsentieren!
  • Van Volxem, Saar Riesling 2008, helles Goldgelb (oder kräftiges Strohgelb), das ist ein 3-Komponenten (Mineralik, Süße, Säure) - 2-Schichten (Süße, Säure)-Wein, aber der Reihe nach:
    in der Nase ergreift sofort eine durchdringende Mineralik Besitz, dahinter ein wenig gelbe Früchte, wie immer anfangs sehr cremig, die Süße und Säure braucht aber 1 Tag um zueinanderzufinden (wirken anfangs wie in zwei getrennten Schichten), hat eine dichte, innere Spannung, die Mineralik tänzelt spürbar auf der Zunge, wirkt hinten hinaus ziemlich gebündelt, ebenso im Abgang, das ist eine famose Stilistik, welche bei meinen Geschmacksnerven sofort ins Schwarze trifft, dieser junge Wein ist nach 1-2 Stunden in der Karaffe voll da und offen, so intensiv fokussiert habe ich Van Volxems Saar-Riesling noch nie erlebt, wahrscheinlich auch ein Verdienst des Jahrgangs, Trinkspaß pur, auch wenn dem Wein (noch) jegliche Komplexität und Vielschichtigkeit fehlt, ein Danke an das Team von Roman Niewodnieczanski! **/***
Ein wenig Zuwarten lohnt sich also meistens bei diesen Weinen - wenngleich das selbige für den Internetauftritt des Weinguts nicht (mehr) geltend gemacht werden kann :(
Ein paar Infos zu den teils historischen Lagen würden jeden Weinfreund freuen. Andererseits bin ich gerne bereit, auf diese Zeilen zu verzichten, solange sich die Qualitätskurve der Weine in diesem Ausmaß kontinuierlich anhält!

Samstag, 21. November 2009

Martini-Gans + Wein 2009

Tolle Stoffgänse - auch käuflich bei Simone Schermann zu erwerben!

Heuer hatte ich zur Martini-Gans eine satte Auswahl an passenden Weinen. Mehrmals habe ich meine Liste mit dem 3er Vorschlag umgeschmissen. Zur Disposition standen ua.
  • Stefan Langs Blaufränkisch Reserve 1997 aus dem Mittelburgenland,
  • ein Nebbiolo Corte della Meridiana 1999 von Conte Sertoli Salis aus dem Veltlin,
  • San Giusto a Rentennanos Percarlo 1999, Toskana,
  • Château La Croix de Gay 1999, Pomerol, Bordeaux
  • der Le Cèdre 1999 von Chateau du Cèdre, aus dem Cahors und
  • vom Neusiedlersee ein Pinot Noir 2001 vom Altmeister John Nittnaus.
Dazu kam, daß ich am Vortag auf einer Weinmesse war und dabei einige rote Jungweine entdeckte, die ich mir durch ihre Frucht, Zugänglichkeit und weichen Gerbstoffen ebenfalls als eine viable Option für die Gans vorstellen konnte. Das machte mir die Entscheidung bzgl. der Weinauswahl nicht leichter.
Letztlich faßte ich den Beschluß, die 3 Weine mit den *unterschiedlichsten* Charakteren und mindestens 10 Jahren am Etikett zum Essen auszuwählen - und ich habe es nicht bereut.

Alle Weine wurden 2 Stunden im vorhinein dekantiert, in einer bauchigen Schiffskaraffe gut durchlüftet und die gereinigte Flasche zurückgefüllt. Der Percarlo hingegen wurde bereits am Vortag geöffnet, zu neugierig war ich auf seine Form und wollte einfach ein Glas davon verkosten.
Die Gäste konnten im Vorfeld die 3 Weine probieren, den größten Zuspruch bekam dabei der Percarlo, obwohl dieser meiner Meinung nach noch im Tiefschlaf weilte. Aber Geschmäcker sind verschieden und das ist gut so, ermöglicht es doch ein friedvolle Koexistenz mehrerer Weinuniversen :-)

Meine persönliche Präferenz liegt noch immer auf Weinen mit nerviger, dh. deutlich wahrnehmbarer Säurestruktur und merkbaren Gerbstoffen. Ich lege aber Wert darauf, daß das Rückgrat des Weines von der Säure und nicht vom Tannin dominiert ist. Die Säure fungiert als perfekter Fettspalter und hat einen äußerst positiven Einfluß beim Verdauen des doch nicht leichten Fleisches. Zudem offerieren gerbstofflastige Weine oftmals einen sehr fruchtsüßen Gaumen, den ich in Kombination mit der in Summe mollig runden Zubereitungsart der Gans als nicht so harmonisch empfinden: Serviettenknödel, in Rotwein gedünstetes Blaukraut mit Maroni und das Ganserlfleich, alles mit einem zart süßlicher Geschmack im Grundton behaftet. Das verlangt ja förmlich nach einem Gegenpart in Form von Säure!



  • Conte Sertoli Salis, Corte della Meridiana, Valtellina Superiore 1999, lohfarben, herrlich orange Ränder, gereift, Dörrobst in der Nase, durchmischt mit Balsamik im Hintergrund, Leder, tiefe Würze, ein warme Grundstilistik mit süßem Fruchtkern, korrespondierend am Gaumen, Süße, Säure und die Gerbstoffe in guter Balance, anfangs nicht allzu lang und (solo genossen) etwas austrocknend im Nachgeschmack, geht dann prachtvoll am Gaumen auf, zeigt Struktur, bleibt jedoch immer mit Finesse behaftet und burgundischer Affinität, ein feiner Fettlöser für die Gans par Excellence, **-**(*)/*** (Nachlese Veltlin in wein.pur)
  • Rotweingut Stefan Lang, Blaufränkisch Reserve 1997, Mittelburgenland, enorme Farbtiefe, noch immer violetter Farbstich am Rand, annähernd schwarzer Kern, viel Extrakt im Glas, weiche Brombeernoten, in der Nase ätherisch leicht und weit offen, Schokotouch, Rumzwetschke, süßlicher und stoffiger Fruchtgaumen, etwas Alkohol merkbar, dann mit merklich Gerbstoff behaftet, das Glycerin trägt einem in den harmonischen Abgang, teerige Balsamik im langen Nachgeschmack, welke Schwarzteeblätter und Säure, steht vital im Glas, daher für mich *die* Überraschung des Abends, welche noch dazu ein harmonisches Geschmacksbild mit der Gans einging, **-**(*)/***
  • San Giusto a Rentennano, Percarlo 1999, Toskana, beginnendes Granatrot mit schwarzem Kern, in Summe sicherlich die intensivste Aromatik aller 3 Weine, anfangs jedoch sehr zurückhaltende Nase, leicht süßlich, unendlich tiefe balsamische Noten, teerig, ätherische Obertöne schwingen mit, Minze, Eukalyptus, feines Fruchtspiel im Mund, kurz, dann abrupt massives und sperriges Tannin, wirkt hart im Abgang, ungehobelt, etwas austrocknend. Tag 3 offenbart dann weiter Facetten, de Wein gewinnt im großen (Burgunder!-)Glas, die Nase ruhig und getragen, ätherisch schwebendes Orangenöl, im Wechselspiel mit Teer, am Gaumen ein echter Kraftprotz, der seine 14.5% Vol. nicht verleugnen kann, für diese Stärke jedoch überaus harmonisch, und nicht ohne Finesse, die Gerbstoffe nun balancierter mitintegriert, feine Säures begleitet den langen Abgang nach Orangenzesten, viel Spiel im Mund und eigentlich 5 Jahre zu früh geöffnet - hat Potential für die nächsten 10 Jahre!
    Das ist der Stoff für Geduldige, für jene, die sich jeden Tag glasweise hedonistisch und suchend der Metamorphose hingeben, welche dieser Wein zu bieten hat, die pure Maskulinität, von allem im Überfluß, sogar von schwebend leichten Elfentönen. Dieser Wein ist eine wahre Freude und Genugtuung nach dem enttäuschenden '98-Vertreter, **(*)/***
Zum Abschluß gab's dann noch als "Gaumenrevitalisierer" ein Glas von Günter Triebaumers Moscato 2008, Neusiedlersee-Hügelland, helles Strohgelb, fein intensive Muskatnase, feine Perlage, obwohl deutlich auf der süßen Seite (des Lebens) eine gelungene Marriage aus Restzucker und Säure, blitzsauber vinifiziert, homogene Gaumenstilistik mit wunderbar feingliedrigem Nachgeschmack, wer braucht da noch Asti Spumante? *(*)/***

Die positive Überraschung des Abends war für mich sicherlich der 10-jährige Blaufränkisch. Hatte keine überzogenen Erwartungen an diese Flasche aus dem tollen 97er-Jahr gehabt, zeigte doch der 97er Blaufränkisch Exklusiv voriges Jahr bereits deutlich malzige Aromen. Mit dem Reserve wurde ich jedoch eines besseren belehrt, die Flasche wahrscheinlich in der Form ihres Lebens! Aber wie heißt es so schön: man muß ja auch einmal Glück haben :-)

Für das nächstes Jahr habe ich schon ein paar Ideen. Aber wer weiß schon, was ich bis dahin in den Untiefen meines Kellers finde?

Ganserl-Nachlese:
Gans 2006 | (Martini)Gans 2007 | (Weihnachts)Gans 2007 | Martinigans 2008

Dienstag, 17. November 2009

Universum Weinviertel (ORF TVthek)

Ein neues Feature des Österreichischen Rundfunks (ORF) - die TVthek - ermöglicht bereits ausgestrahlte (und womöglich verpasste) Sendungen des ORFs auch noch ein paar Tage später via IP-Streaming sich anzusehen. Aufgrund der anfallenden Datenmengen ein zeitlich beschränktes Angebot.

Also nicht zögern und sich noch schnell den Universum Beitrag über das österreichische Weinviertel - ein Landschaftsjuwel ersten Ranges - mit einem guten Glas Weinviertel DAC Grüner Veltliner zu Gemüte führen.

Montag, 16. November 2009

Blaufränkisch Klassik 2007 (1)

Am Anfang war der Blaufränkisch, und dann kam lange nichts. Die geschilderten persönlichen Erfahrungen von wein.pur-Autor Alexander Magrutsch kann ich gut nachvollziehen, denn auch heute noch genießen Hans Iglers Blaufränkische der Ried Hochberg der Jahre 1992 und 93 in meinen Erinnerungen Kultstatus. Ein harmonisches Gleichgewicht aus Frucht, Würze, von Säure und Gerbstoffen waren die damaligen Erfolgskomponenten, denen selbst der Basisqualität des Weinguts um damals umgerechnet €5 erstaunliches Lagerpotential bescherte.

Dann kam die Zeit, wo ich mich mit der Sorte Blaufränkisch sehr schwer tat. Das waren die Zeiten, wo kräftige, tiefdunkle und voll Würze und Holzaromen strotzenden Weine in aller Munde waren. Das alles konnte neben den eingebürgerter Rebsorten wie Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon auch der heimische Zweigelt viel besser.
Ausgedient hatten die einfachen, oftmals hellroten Säuerlinge. Im Wandel befand sich auch mein Weingeschmack. Es war die Zeit, in der mir bewußt wurde, daß ich niemals der Fruchtgilde huldigen würde, die Zeit der Erkenntnis von Mineralik, strukturunterstützender (Holz)Würze, Lager- & Tertiäraromen. Der fruchtdominierte Blaufränkisch (in den Basisqualitäten) entsprach jedenfalls nicht gerade dieser Stilistik. Zum Glück, denn nicht jede Rebsorte läßt sich bedingungslos auf den jeweiligen zeitgeistigen Weingeschmack zurecht biegen!

Erst über die Erfahrung, daß die fette und holzertränkte Weine auf Dauer nur Ermüden hervorrufen und ergo nicht der Weinweisheit letzter Schluß sein können, meiner steigender Wertschätzung gegenüber regionaler Authentizität, wieder der globalen Gleichmacherei, gegenüber dem Pinot Noir und der Tatsache, daß sich die Ausbaustilistik der Rotweine einiger Winzer doch grundlegend zu mehr Feinheit, Finesse und zu mehr Trinkbarkeit verändert hat, rückte den Blaufränkisch wieder zurück in mein Interessenfeld.
Blaufränkisch hat - falls durch diese noble Ausbaurichtung geprägt - das Potential, die jeweiligen Boden und Klimabedingungen im Wein präsent zu machen, wie zB. die Weine der Leithabergwinzer und oder die Exemplare um den Eisenberg im Südburgenland oftmals beweisen. Terroir pur sozusagen.

Für mich also wieder einmal höchste Zeit einen Blick auf die 2007er-Qualitäten der Blaufränkisch-Basisweine einiger burgenländischer Weinbauern zu werfen. Daß diese nach dem im pannonischen Raum geernteten '06er-Superqualitäten kein leichtes Spiel haben, macht die Sache reizvoller, denn durchwachsenen Jahren trennt die Spreu vom Weizen und nur Topbetriebe können auch in mittleren Jahren sehr gute Weine erzeugen, wobei 2007 im Burgenland so schlecht nicht war. Und gerade die Basisweine als "tragende Sockel" der Betriebe sollten dem Konsumenten zuverlässiges und beständiges Trinkvergnügen garantieren.

Bildquellennachweis: Krutzler

Beginnen möchte ich meine mehrteilige Reise am bereits erwähnten Eisenberg, genauer gesagt im Ort Deutsch-Schützen. Das Weingut Krutzler ist - zusammen mit dem Nachbargut Schützenhof - bildete vor mehr als 15 Jahren die qualitative Speerspitze des Südburgenlands.

Einiges hat sich geändert seit damals!
In den letzten Jahren hat die Region um den Eisenberg einen feinen Aufschwung erlebt. Die Weinidylle, diverse Vinotheken, Weingüter wie Polczer, Vinum Ferrerum, Kopfensteiner, Uwe Schiefer - dem die nächste Folge gewidmet sein wird - und Wachter-Wiesler sind im Spitzenfeld der österreichischen Weinszene aufgetaucht.

Bildquellennachweis: Krutzler

Von den beiden Brüdern Reinhold und Erich Krutzler übernahm Reinhold zur Jahrtausendwende das Kommando im Betrieb, Erich gründete gemeinsam mit Winzerkollege Roland Velich das Projekt Moric, führte anschließend in Slowenien das Weingut des Stiftes Admont Dveri Pax und gründet 2006 gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth Pichler ein eigenes Weingut.
2002 erfolgte eine Bereinigung des Sortiments im Weingut Krutzler. Seit damals sind die ehemals getrennt ausgebauten Blaufränkisch-Lagen Bründlgfangen, Eisenberg und Weinberg in den Weinen Blaufränkisch (Classic) und Reserve aufgegangen.
Der Bründlgfangen war mir stets ein wohlschmeckender Begleiter in den Anfangstagen meiner Weinneugierde. Zusammen mit dem Eisenberg wies er mir den Weg in Sachen Mineralität im Rotwein - auch ohne diesem Begriff damals zu gebrauchen bzw. die näher zu verstehen.
Somit freue ich mich, wieder einmal den aktuellen Basiswein des Hauses mit seiner derzeitigen Stilistik verkosten zu können. Hinsichtlich seines qualitativen Entsprechens brauche ich mir bei den Weinen von Reinhold Krutzler wahrlich keine Sorgen zu machen.

Weingut Krutzler, Blaufränkisch Klassik 2007, Südburgenland
, jugendliches Violett mit Wasserrand, sehr präzise, fruchtbetonte Nase, rote Beeren, richtiggehend "weinig", und auch mit diesem sehr markanten Terroirnote des Eisenbergs behaftet, die sich für mich ein bißchen wie eine Mischung aus mineralischen Noten und rohem Fleisch darstellen, anfangs eine sehr burgundische Stilistik, schlan
ker Gaumen, mit präsenter Säure, legt der Wein dann über die Stunden im Glas kräftig zu, gewinnt an würziger Aromatik, das Mundgefühl wird voller, die Gerbstoffe weicher, die säurebetonte Stilistik im Abgang bleibt jedoch und sorgt für einen frischen Trunk mit Anspruch und leicht herben Unterton, insgesamt stimmig und ein feiner Trinkbegleiter, auch für laue Sommertage leicht gekühlt wärmstens zu empfehlen, *(*)/***


Wachter und Wiesler, das sind ursprünglich zwei Weinbaufamilien mit Weinbautradition, die ab 1990 ihre Zusammenarbeit im Weingarten intensivierten. Durch die Heirat von 2 Familienmitgliedern - Gerda Wachter und Josef Wiesler - wurden beiden Familien miteinander verbunden und so war es wohl der logische Schritt, beide Weingüter zu einem einzigen Betrieb zusammenzuführen. Die gesamte Weinproduktion wurde in das Weingut Wachter verlegt - der damit freigewordene Keller der Familie Wiesler in der Riede Ratschen wurde in ein Restaurant umgebaut, das die Gerda Wiesler und Thomas Wachter seit Oktober 2007 als Wachter-Wieslers Ratschen führen.
Ein Lichtblick, denn ich kann mich noch an eine Weinreise 1996 an den Eisenberg erinnern, wo wir abends nach dem Weineinkauf ob unserer verzweifelten Suche nach einer offenen Gaststätte wirklich geglaubt haben, die Gegend in finsterer Nacht mit knurrendem Magen verlassen zu müssen :-)


Bildquellennachweis: (c) Steve.Haider.com, Wachter-Wiesler

Béla-Jóska“ - der Wein zu Ehren der beiden Väter Adalbert & Josef - wird aus 15 bis 20 Jahre alten Blaufränkisch-Rebstöcken gewonnen, wurzelt tief in in den eisenhältigen Lehm- und Schieferböden und steht seit 1992 auf der Weinliste. Traditionell nennt man sowas.

Wachter-Wiesler, Béla-Joska 2007, Südburgenland
, schönes Kirschrot mit Wasserrand, erfreut mit einem erdigen Grundton, herzhafte Würze im Dialog mit rotbeerigen Fruchtaromen, auch ein wenig Zwetschke, zeigt sich dank 13-monatigem Ausbau im großen Holzfaß weich am Gaumen, mit feiner Balance und leicht feurigem Abgang, sehr schön die eisenhaltigen Terroirnoten der Ried Weinberg erschmeckbar, alles in Harmonie, ein handwerklich guter Blaufränkisch in bester Winzertradition
, jetzt und in den nächsten 5 Jahren mit Genuß zu trinken, *(*)/***Gerhard Hofer hat's im Schaufenster der Tageszeitung Die Presse - Rubrik "Im Keller" treffend formuliert:
"Das ist ein sehr guter Rotwein, der eigentlich zu jeder Gelegenheit passt. Quasi der VW unter den Blaufränkisch. Zuverlässig, aber nicht überkandidelt."

Auch wenn ich überzeugt bin, daß eine fokussierte Stilistik möglich wäre und die Lage noch besser transportieren könnte. Der '06-Vertreter - so habe ich von einem Winzerkollegen aus Neckenmarkt gehört - der hat das! Aber das ist vielleicht auch nicht jedermanns Sache.

Mein Dank gilt dem Weingut Wachter-Wieser und wine-partners für die Bereitstellung der Kostflasche des Béla-Joska.

Samstag, 14. November 2009

Autochthones Italiens, die nächste..

Neues Jahr zur VHS-Weinrunde, die "alten" - weil gewohnten - Gesichter und alten Themen in neuer Interpretation. Kurz und knackig Erwähnenswertes aus der nächsten Runde des Klassikers Autochthone Rebsorten Italiens.
Wirkliche Highlights blieben aus, nichts-desto-trotz gab's einige empfehlenswerte, weil höchst individuelle Weine abseits des Bekannten:
  • Laura Aschereo, Vermentino Pigato 2007, Ligurien, helles Goldgelb, intensive, florale Nase, brotig, aber auch kräuterwürzig, am Gaumen trocken und schlank, herb im Abgang, mit einem zarten Bitterl behaftet, individuelle Ausprägung, mit einer guten Stoffigkeit im Nachgeschmack, *(*)-**/***, €17
  • Sartarelli, Tralivio 2007, Verdicchio dei Castelli di Jesi, Marken, sattes Strohgelb, intensive Aromatik, anfangs Molke, dann im Wechselspiel mit Gemüse, Sellerie, das gefällt mir und macht die Sache spannend, mittelgewichtig am Gaumen, hat viel Extrakt, Alkohol am Gaumen gut integriert, viel Süße vom Glycerin auf der Zunge, im Abgang etwas feurig, gutes Preis-Leistungs- bzw. Genußverhältnis, **/***, €7
  • Illuminati, Montepulciano d'Abruzzo Ilico 2007, Abruzzen, Jugendliche Farbe, violett mit dunklem Kern, erdig und würzig, hat die 3S - Süße, Struktur & Säure, der Alkohol ist merkbar, der Wein jedoch homogen, hat Charme und Herz, ein ehrlicher, stringenter Wein und eine Top-Leistung für den kleinen Geldbeutel, *(*)/***, €7
  • Illuminati, Montepulciano d'Abruzzo Pieluni Riserva 2007, Abruzzen, mein derzeitiger Champ im Flaschengewicht
  • Sartarelli, Passito 2007, Verdicchio dei Castelli di Jesi, Marken, aus angetrockneten Trauben, Goldgelb, kühl, wachsig, Lanolin, wirkt sehr balanciert und gar nicht süß, etwas strukturlos im Mund, feiner, wiederum balancierter und sauberer Abgang, etwas kurz, *(*)/***
Autochtones Italien zum Nachlesen: 2008 (Valtellin) | 2007 (Piemont)

Montag, 9. November 2009

Alle Jahre wieder..

Jedes Jahr das gleiche Trauerspiel - Anfang November beginnt pünktlich die Werbemaschinerie mit ihren Slogans "Alles für's Fest" - im Fall des Falstaffs-Magazins sogar mit Rechtschreibfehler :-(
Hoffentlich ist das nicht der Vorbote der neuen Ausrichtung des Magazins, das ja mit dem PR-Berater Wolfgang Rosam einen neuen Herausgeber hat.
Weihnachten - ein Fest des Genußrausches für alle Mitglieder der Spaßgesellschaft und Event-Society?

Wer öfters guten Wein genießt, der beschenkt sich regelmäßig selbst und kann sich daher frei von Konsumzwängen dem eigentlichen Sinn von Weihnachten widmen - wenngleich es jetzt doch noch ein bisserl zu früh dafür ist.

Sonntag, 8. November 2009

Neuer Champion..

..in der nach oben offenen, freien Weinflaschen-Gewichtsklasse ist das Weingut Illuminati mit seinem Wein, dem Pieluni, einem Montepulciano d'Abruzzo Riserva 2003.
Schwarzviolette Farbe, Frucht und Würze im Einklang, eine unheimliche Dichte bereits beim Riechen, enorme balsamische Aromen nach Ruß und Teer, reife Gerbstoffe umspielen harmonisch die Zunge und sorgen mit den süßen Fruchtnoten am Gaumen für einen tolles Weinerlebnis, konzentrierter Stoff für kalte Herbst- & Winterabende, **/***

Er verdrängt somit Südafrikas Capaia und holt mit 40g Vorsprung auf den 1200g schweren - natürlich leeren - Vorgänger den (zugebernermaßen fragwürdigen) Titel zurück nach Good Old Europe.

Samstag, 7. November 2009

#PauLi

Eine wirklich nette Idee, die Thomas da gehabt hat - an alle Interessenten eine Postkarte (1|2) von der diesjährigen Europäischen Weinbloggerkonferenz aus Lissabon zu senden. Gratis & Frei Haus :-)
Und da ich mich über Postkarten genauso freue wie Thomas, habe ich natürlich von seinem Angebot Gebrauch gemacht. Zumal ich so meine - zugegebenermaßen schon einige Jahre zurückliegenden - Erinnerungen an diese Stadt auffrischen kann.

Am Donnerstag ist sie bei mir eingetrudelt und mit der "Veröffentlichung" der Postkarte möchte ich mich auf diesem Weg bei ihm bedanken. Danke Thomas!

Addendum 16.11.09:
Dank Iris #PauLi-Beitrag kann ich nun auch den Mitunterschreiber Oscar identifizieren - Oscar Quevedo vom gleichnamigen Douero Weingut.

Donnerstag, 5. November 2009

Wonneschauer

Prinzipiell bin kein Freund von süßen und womöglich auch noch galligen Mehlspeisen - Pikantes liegt mir mehr. Auch wenn ich einer Kreation á la Gurkerl-Chili-Torte durchaus was abgewinnen kann, so gibt es doch das eine oder andere Dessert, das mich frohlocken läßt. Kuchenartiges in Kombination mit herber Scholokade zum Beispiel. So gehören Marmorgugelhupf, die Sachertorte und die (italienische) lauwarme Schokotarte zu meinen All-Time-Favorites.

Vor kurzem haben wir bei der Linzer Genußmeile Schokotartes in Miniaturausführung entdeckt. Die SchokoTaler der Kremstaler Hofbäckerei sind kleine Köstlichkeiten, ein wenig herb und doch leicht süß, innen immer noch ein wenig fest & teigig und bieten so einen herrlichen Genuß, noch dazu in der richtigen Portionsgröße, sodaß ich auch ein zweites und drittes und .. ohne Reue verschlingen kann.

In Kombination mit einer Beerenauslese-Cuvée 2005 vom renommierten Illmitzer Süßweinpapst Kracher wurde dies zu einem fulminanten Wochenendebeginn vorm kleinen Freitag-Nachmittagsschläfchen :)
War mir die nach Orangenzesten und Honigaromen duftende Cuvée aus Welschriesling und Chardonnay solo genossen insgesamt doch noch zu sehr auf der süssen Seite, ohne Gegenpart, offenbarte der goldgelbe Nektar in Kombination mit den kleinen Tartelets ein himmlische und harmonische Kombination. Der mit über 100g /l doch kräftige Restzucker des Weins wurde perfekt abgepuffert, war nur mehr in Nuancen erahnbar, eine feinziselierte Säure kam zum Vorschein und ein stimmiges, stringentes Geschmacksbild zur Symbiose beider Beteiligter stellte sich am Gaumen ein. Eine Wucht, **/***.

Warum gibt's nicht öfters Süßwein in dieser Kombination? Wieso - gibt's doch jetzt..

Mittwoch, 4. November 2009

Mineralik im Wein (II)

Mineralität im Wein beschäftigt viele Weinfreunde - so auch mich. Puzzleteil um Puzzleteil heißt es dazu zusammenzutragen, denn selbst die Fachwelt kann - Stand heute - noch nicht wirklich Licht in deren Enstehung bringen und einige Weinfreunde kapitulieren vor der Komplexität der Materie. Vom "Terroir-Terror" kann man dann lesen - zugegebenermaßen amüsant formuliert.

Aber auch im Ausschlußverfahren lassen sich Halbwahrheiten wie "Mineralik im Wein kommt von den Mineralien - logisch!" widerlegen - siehe dazu den interessanter Artikel (via dem Blog-Beitrag von Michael Liebert) zum Thema "Mineralität" im Rahmen des Annual Meetings der GSA (Geological Society of America) im Kontext der Vortragsreihe "Terroir—The Relationship of Geology, Soils, Hydrology, and Climate to Wine".

Lesenswert ist auch der Fachartikel "Der Ursprung des Aromas" auf der Homepage von Schneider-Önologie, der Mineralität im erweiterten Umfeld von "Terroir & Hefen" sieht.

Offenbleibt jedenfalls noch immer die Frage "Woher kommen die mineralischen Aromen?" und welche Komponenten, Einflußgrößen und Prozesse sind an ihrer Entstehung beteiligt?
Ich lausche mit Neugierde..

Update: Eckhard Supps - wie immer ausführlich erläuterte - Ergüsse zum Terroir..