Montag, 21. Jänner 2008

Die Weinwelt - ganz schön wild!

Wie in meinem Blog "Reinzuchthefe" vorangekündigt, werden in der aktuellen Ausgabe der Weinwelt 2/2008 die Leser wie immer kurz und knackig mit den basic facts an die Sache - unter dem Titel Wild Things - an die Spontangärung herangeführt. Das dies dann natürlich nur einen Teil einer ohnehin konstruierten "Wahrheit" repräsentiert, liegt in der Natur der Sache.
Bis dato klafften die von der Weinwelt bewerteten und auch in meinem Verkostungshirn abgelegten Weine nicht allzusehr auseinander - soviele gemeinsame Weine waren es ohnehin nicht. Nun aber, wurden einige österreichische Weine, welche ich allesamt außerordentlich schätze, mehr als unter ihrem Wert geschlagen.
Es handelt sich um den Grünen Veltliner Tradition 2005 von Michael Mossbrugger, Schloß Gobelsburg und den Grauburgunder Graupert 2006 von Meinklang (Michelits). Nun, beim Graupert kann ich die mickrigen 82 Punkte insferne nachvollziehen, da dies ein Wein der Zeit ist, erst nach vollen 48 Stunden Luft fangt der Wein an sein wahres Potential zu zeigen und am dritten Tage ist er so richtig in Fahrt (Verkostungsnotiz vom September). Kaum ein Magazin kann bei der schieren Masse der Weinnotizen wohl mehr als ein paar Minuten Zeit für den jeweiligen Wein aufwenden, von einer "Seelenergründung" wie bei uns Weinbloggern ;-) erst gar nicht zu sprechen. Nochdazu stehen spontanvergorere Weine meistens an der Spitze der Qualitätspyramide eines Betriebs, sind also Weine mit Saft, Kraft und Potential - alleine schon deshalb brauchen diese eine differentierte Grundhaltung zur Verkostung.
Noch weniger verstehe ich die 84 Punkte des GV Tradition! Ein Wein, welcher bereits kurz nach dem Einschenken im Glas zu strahlen beginnt und in den letzten Jahren immer Top-Ergebnisse in den einschlägigen österreichischen Zeitschriften erreicht hat - ein seit seinem Erscheinen All-Time-High-Favorit meinerseits. Michael Mossbrugger ist zudem Falstaff Winzer 2006 und zuletzt auch Winner des schwedischen "Goldene Glas" - Gylenett Glaset - die höchste Auszeichnung, die einem Produzenten verliehen werden kann!
Auch dem Chardonnay Lores 2006 vom Weingut Reinisch - immerhin mit 88 Punkten versehen, würde ich aufgrund meiner Erfahrungen mit den Vorgängerjahrgängen gut und gerne 4 Punkte mehr vergönnen - ohnehine ein Faux Pas einen solchen Wein vor 5 Jahren ab Jahrgang zu öffnen!

Gewonnen hat übrigens - wahrscheinlich auch zu Recht - ein lieblicher Mosel-Riesling!

Sorry liebe Weinwelt, aber diesmal seit ihr nicht (ganz) in meiner Welt!

Donnerstag, 17. Jänner 2008

Wow mit Dow!

Ein Schlückchen Port zum Abschluß des Abends - einfach herrlich.
Die Anforderungen an ein solches Glas sind schnell mal formuliert: niemals aufdringlich oder gar schwer, sondern subtil, etwas Frucht, vielleicht mit kräuterwürziger Seidigkeit und fast schwebender Leichtigkeit, beschwingt den Tag beschließen, mit seidiger Pikanz und langem Abgang, eine harmonische Meisterkomposition - wär das fein!

Und genau das leistet Dow's Midnight Port. The perfect wine with wich to end an evening - das verspricht das Rückenetikett und dem ist vollinhaltlich zuzustimmen. Eine Empfehlung!

Aber Achtung! Zur Geisterstunde wird's schon mal unheimlich - oder lag das nur am himmlischen Port, warum die Flasche plötzlich unscharf und in doppelter Ausführung vorhanden war?

Sonntag, 13. Jänner 2008

Reinzuchthefe..

..ist ja gerade nicht sehr in dieser Tage. Wer was auf sich hält, trinkt (spontan ;-) spontan vergorene Weine! Sagen die Zeitschriften! Sagen die Weinjournalisten! Sagen die ambitionierten Weinfreunde! Die alle müssen es ja wissen.
Wer sich selbst ein Bild um das Duell der Wilden gegen die Zivilisierten machen will, der suche, finde und lese! Sage ich. Im Internetz. Punkt.
Daß dieses Thema den Zenith bzgl. Aktualität noch nicht überschritten hat, zeigt auch die Ankündigung zum Thema "Spontanvergärung" für die nächste Ausgabe der Zeitschriften weinwelt (2/08) und vinaria (1/08) - ich bin schon gespannt!

Samstag, 12. Jänner 2008

Comment on Weinrallye #7

Der Kaulwein-Weblog lud zur Weinrallye #7 mit Thema "Alles außer Glas - Trinkbare Weine aus Tetra Pak, Bag in box und Co." ein.

Nun habe ich meine - wohlgemerkt ein(1x)malige und erwartungskonform nicht wirklich positive - Erfahrung mit Wein aus dem Tetrapack schon zu Sylvester 1995 gemacht (damals ging's um eine Verkostung der allerbilligsten Weine) und schließlich soll man ja bekanntlich seine Nase nicht in alles Fremde stecken ;-) - darum hab' ich mich zu diesem Thema einmal in diskreter Zurückhaltung geübt.
Amusiert hat mich aber eine für mich bisher unbekannte, jedoch originelle Verpackungsform - der Wein im Instant-Plastikglas! Detailliert nachzulesen auf verkostet.de!
Danke liebe BloggerkollegInnen für diesen originellen Beitrag!

Bildnachweis: alfrescowines

Donnerstag, 3. Jänner 2008

Dezemberweinliste

  • Lenz Moser, Trockenbeerenauslese 2004 Prestige, ich tu' mich bei Süßwein immer schwer mit Weinbeschreibungen, wichtig ist mir vor allem das Gleichgewicht von Säure und Süße, diese TBA hatte das auch, war sehr angenehm zu trinken und ordentlich gemacht, den Preis mehr als wert, *(*)/***
  • Chateau d'Aurilhac, Cru Bourgeois 1999, Haut-Medoc, Bordeaux, schöne dunkelfruchtige Nase, aber auch viel Würze, das Holz schön integriert, Alkohol merklich, aber nicht störend, präsentiert sich im Mund sehr rund, harmonisch von vorne bis hinten, im Finish leicht austrocknendes Tannin, gute Preis/Leistung, *(*)/***
  • Schellmann, An der Südbahn 2005, Thermenregion, in das tolle Etikett, welches diese Cuvee aus Pinot Noir und St.Laurent ziert, bin ich richtig verliebt, rotfruchtige Nase, Erdbeere, auch eine Spur Mineralik (Eisen), einem Blaufränkisch vom südburgenändischen Weinberg nicht unähnlich, im Mund äußerst saftig, weiche Frucht, süffig, zugängliches, rundes Finish, gutgemacht, genauso wie die Homepage, ein Hit! **/***
  • Weingut Kummer-Schuster, Blaufränkisch Klassik 2007, SALON 2007, Neusiedlersee, herzhafte Kirschfrucht, noch voll in der Fruchtphase, mundfüllend, ansprechende und süffige Stilistik, gute Struktur mit feinen Gerbstoffen, seidiger Abgang, unmittelbar ansprechend, ein Preis- / Genuß-Hit, **/***
  • Weingut Kummer-Schuster, Rot vom Heideboden 2006, jugendliche Farbe, tiefe Nase, Würze, geschmeidig am Gaumen, wiederum diese saftige Textur, füllt den Mund gut aus, saftige, gute Säurebalance im Abgang mit feinem Tannin, **/***
  • Steininger, Grüner Veltliner Grand Cru 2003, Kamptal, beim Abziehen der Kapsel ein kurzer Schreck: Plastikkorken! Der Wein präsentiert sich gereift, aber iO, helles Goldgelb, brotigewürzige Anklänge, ein bißchen Wermuth, viel Extrakt, die Wucht des Volumens (14,5%) aber in Balance mit einer angenehmen Säurestruktur, harmonischer Abgang, nussig, frappierende Ähnlichkeit in der Stilistik mit dem DOM-Sekt, *(*)/***
  • Georg Wieder, Zweigelt Spiegelberg 2006, Mittelburgenland, sehr helle Farbe, naturgemäß noch voll in der Fruchtphase, am Gaumen füllig, eher die herbe Richtung, homogene, aber deutliche Säurestruktur, sauber, *(*)/***
  • Bio-Weingut Geyerhof, Weisser Burgunder Gaisberg 2004 halbtrocken, Kremstal, schönes Gold, bereits gereifter Noten merkbar, aber weitaus angenehmer als der bekannte (Riesling-)Petrolton, viel Quitte, am Gaumen mit leichter Restsüsse gut gepuffert, viel Volumen zeigend, die Mineralität direkt auf der Zunge spürbar, hat die Süsse perfekt "geschluckt", im Abgang herrliche Säurebalance, wundervoller Begleiter zu Thunfisch in Marsala, jetzt on Top, **/***
  • Clos l'Abeilley 2003, Sauternes, Frankreich, ja ich gestehe, die Versuchung war einfach zu groß, als ich bei der Neueröffnung einer großen Supermarktkette diesen Süßwein für weniger als € 10 in der Holzkiste entdeckte, die Erwartung war nicht allzu hoch gsteckt, alleine schon wegen des Hitzejahres - und meine Ahnung sollte mich nicht täuschen, der Wein war in Ordnung, sehr süß, eher pappig, ein Pendant zur Klebrigkeit zB. in Form eines leichten Körpers oder in Form von Säure war leider nicht vorhanden. Um das Geld gibt's österreichische Qualitäten, welche in der nächst höheren Liga spielen, zB. die ebenfalls im Supermarkt erhältlichen Prädikate von Lenz Moser oder Kaisergarten.
  • Masi, Grandarella 2001, IGT Rosso delle Venezie, vom Ziegel- ins Granatrot übergehend, tiefe, feurig-würzige Nase, sehr, sehr rund, ruhig und balanciert über den Gaumen fließend, samtig und doch mit einer gesunden Portion Gerbstoffen ausgestattet, bewundernswerte Säure im langen Abgang verleihen dem Wein fast eine gewisse Leichtigkeit, und das mit 14,5% Vol., aus angetrockneten friulanischen! Refosco und Carmenere-Weintrauben (appassimento), das richtige Kaliber für kalte Winterabende, das ist Amaronefeeling zum Sparpreis, **/***

Dienstag, 1. Jänner 2008

Prosit 2008..

..an alle durch den Rebensaft verbundenen Gleichgesinnten!
Die Thematik des Weins ist so vielschichtig und die Auswahl an gutem Wein war wohl noch nie so groß, sodaß der Gesprächstoff zumindestens im heurigen Jahr nicht so schnell knapp wird :-)

Bildnachweis: (c)2008 vinissmus

Gefeiert hat das Neujahrsschweinchen - die gute Tradition 2006 und 2005 fortführend und als Addendum zur Schaumweinrallye - mit einem Louis Roederer Brut Premier NV-Champagner und es schielt - so scheint's zumindestens - noch immer in Liebe auf den Korken. Stilistisch ein feiner Spagat zwischen fröhlich leichter Fruchtigkeit, ein wenig zitronig, und leichten Bisquittaromen, am Gaumen quicklebendig, quirlig, aber durchaus mit Seriösität! Ein Vertreter mit Klasse und IMHO der optimale Sommer-Freude-Freunde-Feier-Schampus - steht ab nun an am Stockerlplatz gemeinsam mit Pol Roger White Foil - und ein Platzerl ist noch frei ;-)

BTW, der Roederer machte auch zum geräucherten Friedrichs-Kodiak-Lachs eine akzeptable Figur, obwohl ich persönlich doch lieber zu einem Barrique Chardonnay greife, heuer war es eine Flasche 1994 Waterford Estate, Stellenbosch, Südafrika, die mich perfekte Gaumenfreude erleben ließ. Sehr harmonisch, das Holz mit der Sruktur des Weins als Ganzes verwoben , cremig rund, knochentrocken und sanft ausklingend, **(*)/***. In dieser Stilistik mit gleicher Qualität kenn' ich das sonst nur von Mulderbosch (ebenfalls Südafrika und ebenfalls 100% Chardonnay) und dem Imperial Weiß aus dem österreichischen Hause Schloß Halbturn (eine Cuveé, mehrheitlich Chardonnay mit SvB+Sem).

Addendum:
..und natürlich der Lores vom Reinisch und Tiglat von Velich und Gloria bzw. Tatschler von Kollwentz und und und..