Sonntag, 31. Jänner 2010

Winterpelz..

..der Reben im Sterngartlheurigen im Haselgraben bei Linz.

Vegebene Chance der ZEIT..

Lieber Herr Lechner,

fast schon ein Kompliment, in ihrem Artikel in der ZEIT-Online erwähnt zu werden. Bleibt eigentlich nur noch eines zu sagen - der Rest wurde bereits von etlichen Blogger-Kollegen kommentiert:

Der Link ist falsch!

Falls sie wider Erwarten doch mal was Nettes über mein vinophiles Engagement im Web berichten möchten, hier ist der korrekte Verweis zum Abtippen:


Und entschuldigen sie meine späte Reaktion, aber sie ahnen es sicher schon: genau, ich pflege auch noch zwischenmenschliche Kontakte (ungeheuerlich!) und verbringe meine limitierte Freizeit nicht vollends virtuell!

Zudem hätten sie mir bei sorgfältiger Recherche ein paar Klicks mehr verschafft. Ich sag's ja, eine vergebene Chance ;-)

Sonntag, 24. Jänner 2010

Erlöserweine

Erlöserweine, nein, das ist keine Betrachtung der Rolle des auch in der Heiligen Schrift vorkommenden Rebensaftes, wenngleich auch Wein in der Bibel direkt, aber auch in symbolischer Form, eine wichtige Rolle spielt.

Unter Erlöserweine verstehe ich schlichtweg Tropfen, die einmal *nicht* die gesamte Aufmerksamkeit aller am olfaktorischen Prozeß beteiligten Sinnesorgane erfordern, wo sich jeder Schluck erarbeitet werden muß, wo alle Bekannten lange schweigend gurgeln, um die Mineralik auf der Zunge erforschen, um dann ein "interessantes Exemplar" von sich zu geben. Erlöserweine sind ganz das Gegenteil davon: offen, ehrlich, unmittelbar ansprechend, geben nicht mehr vor, als sie zu bieten haben und erfreuen jedermanns Weingaumen mit seriöser Qualität! Also rundherum und vorbehaltslos zu empfehlende Weine.
Davon gibt es mehr als genug, hier exemplarisch zwei Beispiele, die mir letzte Woche untergekommen sind - je einmal in Rot und Weiß!

Bildquellennachweis: Weingut Hufnagel
  • Weingut Hufnagel, Zeigelt Classique Ried Gunderits 2008, Neckenmarkt, Mittelburgenland, Rubinroter Rand mit schwarzdunklem Kern, offene und zutiefst weiche und süßliche Nase, Weichsel und Kirschfrucht, dabei mit einer pikanten Würze unterlegt, das alles rinnt so saftig über die Zunge und den Schlund hinunter, daß der Schluckreflex unmittelbar die nächste Mundfüllung einfordert, sorry Leute, aber ist ein harmonischer Zechwein erster Güte, von dem auch die anspruchsvolleren Weinfreunde gerne eine zweite Füllung ihres Glases nehmen, das Beste kommt noch: der Preis, die Flasche um €5, Prost *(*)-**/***
Bildquellennachweis: Wein&Co
  • Quinta do Vallado, Vallado Branco DOC 2008, Douro, Portugal, diese weiße Cuvée aus Arinto, Gouveio, Rabigato e Vioshino zeigt sich mit einem hellen Strohgelb im Glas, leicht grünliche Reflexe, ein Bukett nach Blütenwiese und Bergkräutern, trocken und doch mit stoffig cremigen Gaumenschmelz ausgestattet, fast süffig, mit 12% Vol. der richtige Apero mit Volumen für die kalte Jahreszeit, ein toller Weißer aus dem Süden produziert von der Familie Ferreira, jetzt (aus)zutrinken, *(*)/***, €6

Samstag, 23. Jänner 2010

Weinviertler DAC Spielereien

Das Weinviertel - weites Land - trägt mit über 16000ha Anbaufläche mehr als die Hälfte zur Weinbauregion Niederösterreich und fast zu einem Drittel der Gesamtanbaufläche des Weinlandes Österreichs bei.

Bildquellennachweis: www.weinviertel.at

Freilich ist diese Größe nicht ohne Gefahren. Noch immer gibt es Massen von nichtssagenden Zechweinen, die meisten in Litergebinden, einige (noch immer) im Doppler, doch etliche auch mit konstanter, guter Qualität und auch immer mehr Vertreter mit wirklicher Klasse. Zurecht wird das Weinviertel als jenes Weinbaugebiet mit dem besten Preis- / Genußverhältnis im ganzen Land gehandelt. Und Entdeckungen sind garantiert! Auch wenn das Weinviertel in einigen Teilen noch recht beschaulich und vergessen wirkt, so ist es im qualitativen Bestreben doch ziemlich munter.

Noch kurz ein paar Gedanken zum österreichischen DAC-Konzept - eine gut geschriebene Zusammenfassung in 6 Teilen gibt's ua. bei Bernhard Fiedler auf seinem Blog zum Nachlesen und auch in Südtirol stößt das Konzept auf regionales Interesse.
Die Weinviertel DAC war die erste ihrer Art in Österreich, trat 2003 in Kraft, war umstritten und wurde ob des zukünftigen Erfolges teils kontroversiell diskutiert. Trotzdem sahen einige Betriebe es als Chance, mit Hilfe desr herkunftsorientern Systems etwas aus dem Schatten herauszutreten.
Weinviertel DAC-Weine gibt es nur aus der Rebsorte Grüner Veltliner, in einer einzigen qualitativen Kategorie, also ohne eigene Reserve. Vermarktet wird der Weinviertel DAC als "der pfeffrigste Veltliner Österreichs".

Genau da, nämlich im letzten Punkt liegt meiner Meinung nach der Schwachpunkt.
Daß die Weinviertler Vertreter dann aber bewußt auf das berühmte Veltlinerpfefferl als Werbeslogan gesetzt haben, ist als Differenzierungsmerkmal in der leicht bis mittelschweren Veltlinerkategorie durchaus nachvollziehbar, entspricht aber leider nur selten der Realität.
Denn nur einige, wohlgemerkt, vom DAC-Gesetz wegen von einer Kostkommission sensorisch zu beurteilenden Weine entsprechend den vorgegebenen, sortentypischen Attributen fruchtig, würzig, pfeffrig. Wo bleibt da die Herkunftstypizität, welche die DAC suggeriert?

Gerade Weine aus der Rebsorte Grüner Veltliner können sich äußerst vielschichtig und wandlungsfähig präsentieren. Vom einfachen Zechwein, der ua. mit Hilfe von Reinzuchthefen von Zitrus über Apfel, Birne hin zu Stachelbeere das volle Aromenspektrum annehmen kann, bis hin zur reifen Spätlese mit seinen Gelbfrucht- & Tabaknoten ist alles drinnen. Soweit noch kein Problem, denn dieses Phänomen trifft auch andere (DAC)Weinbaugebiete, in denen der Grüne Veltliner als DAC firmieren darf. Auch wenn diese Eigenschaft das Wiedererkennungsprofil für Konsumenten natürlich nicht unterstützt. Anders sieht das aus, wenn spezifische Ausprägungen - wie eben das Pfefferl - als sortentypisches Geschmacksprofil auch per Gesetz verankert wird.

Also liebe Kostkommissionen, nehmt eure Aufgabe ernster, raus mit den nach Eiszuckerl schmeckenden Stachelbeervertreter! Und ich fordere eine Würze- bzw. Pfeffergarantie! Es soll auch drin sein, wofür Werbung gemacht wird!
Oder aber die mögliche Bandbreite der Rebsorte zum Vorteil nutzen! Dann aber bitte weg mit dem Slogan und her mit einer Reserve-Kategorie.

Genug geschimpft. Prüfen wir doch einmal nach, wie sich die fünf Vertreter so schlagen, 3 davon iÜ. mit den Weihen des SALON versehen, einer als Sieger eine Verkostung eines Wochenmagazins. Mitgenommen habe ich die Weine Ende August aus dem Weinquartier in Retz, verkostet wurden sie bereits im Dezember.


Die SALON-Weine:
  • Weingut Josef Ecker, Grüner Veltliner Classic DAC 2008, Weinviertel, blasses Strohgelb, in der Nase hübsche Birnenfrucht, harmonisch, guter Extrakt im Glas, balanciert am Gaumen, durchaus mit mundfüllender Struktur, sauber, aber kurzer Abgang, den Druck ein wenig vermissend, wirkt ein wenig wäßrig, säuremäßig eher auf der mild harmonischen Seite, zeigt andererseits jedoch viel saftigen Trinkcharme, pas male, *(*)/***
  • Weingut Hebenstreit, Grüner Veltliner Strasser DAC 2008, Weinviertel, helles Strohgelb mit zart grünen Reflexen, kompakte Veltlinernase, Apfel, tiefe Würze, mit der Luft kommt die Exotik in Glas, hat Extrakt und zeigt Tiefe, mundfüllend und harmonisch, unmittelbar ansprechend im Trinkfluß, balanciert, blitzsauber und aus einem Guß, eine Entdeckung, völlig zu Recht im SALON vertreten, ein Bravo an den Erzeuger, *(*)-**/***
  • Weingut Pfaffl, Grüner Veltliner Haidviertel DAC 2008, Weinviertel, ein Vertreter von schweren Lössböden, helles Strohgelb, sehr attraktive und frische Aromatik, Banane, Exotik, Würze, mit gutem Willen auch das vielgerühmte Pfefferl, zeigt eine gute Balance, für 12% Vol. gute Struktur, lebendige Säure, fein, läßt am zweiten Tag aber bereits deutlich nach, der Wein wird in seiner Grundtendenz flach, lasche Säure, mittelmäßig, *-*(*)/***
  • Weingut Hofbauer-Schmidt, Grüner Veltliner Ried Hochstrass DAC 2008, Weinviertel, Sieger der 2008er-profil DAC-Verkostung, sehr feine Nase, apfelig, herber Grundcharakter, am Gaumen jedenfalls sehr feingliedrig, die 13% Vol. könnten für ein wenig mehr Mundfülle sorgen, wirkt richtig knochentrocken, der Wein hat einfach eine gewisse Sperrigkeit, bei Gott kein gewinnendes Wesen und ich vermisse die Trinkigkeit, allenfalls für die Sommerterrasse geeignet, aber da steht der für diesen Verwendungszweck doch hohe Alkoholgehalt entgegen, so sehen für mich keine Siegertypen aus, auch wenn ich mir die Tatsache in Erinnerung rufe, daß viele dieser Weine bewußt auf frühen Trinkbarkeit getrimmt werden, (*)-*/***
..und dann bleibt noch ein Exemplar übrig..
  • Weingut Prechtl, Grüner Veltliner Classic DAC 2006, Weinviertel, helles Strohgelb, indifferente Nase, etwas Blumenwiese, floral gemischt mit exotischen Noten im Hintergrund - gelbe Birne? - im Mund fast ausufernd breit, konturlos, erst hernach im Abgang kommt die Säure, naja, ich glaube, man hört die Enttäuschung über den Basiswein des Veltlinerspezialisten Prechtl, (*)-*/***
Licht und Schatten liegen eng zusammen - wohl ein Abbild der wunderbar reizvollen, weiten Landschaft des Weinviertels?!

Montag, 18. Jänner 2010

Nachtrag Triple V

Hab' ich's doch gewußt, daß sich in den Untiefen meines Kellers bei den unzähligen Verkostungspaketen noch eine Flasche Van Volxem Saar Riesling 2005 findet. Dieser fehlende Jahrgang ließ meine geplante 5er-Vertikale zu einer Viererpack-Verkostung - eben mit '05er-Lücke - schrumpfen.

Dafür kann ich jetzt neben dem einfachen Saar Riesling auch gleich die Notiz des Rieslings Alte Reben aus gleichen Jahrgang frei Haus mitliefern!
  • Van Volxem, Saar Riesling 2005, 12%, schönes, vor allem klar leuchtendes Goldgelb im Glas, zeigt anfangs gleich gereifte Petroltöne, nicht übermäßig, aber für mich schon einen Tick zu viel, die Nase ist aber am dritten Tag komplett differenziert von diesen balsamischen Noten, dafür kommen süßliche, kandierte exotische Fruchtkomponenten zum Vorschein, komplexe Aromen wechseln sich sekündlich ab, Champignons, Kleber, Feuerstein, fast üppiger, hedonistischer Fruchtschmelz am Gaumen, jedoch immer die Balance haltend, die sich dann mit der feinziselierten Säurestruktur im Abgang zu einem trockenen Nachgeschmack mit mineralischer Ader fokussiert, ist spannungsgeladen, das gibt dem Wein einen erstaunlichen extra Kick hintennach, auch in dieser Phase weist der Wein vollends zu überzeugen, prachtvoll, setzt nahtlos am hohen '04er-Standard an, **-**(*)/***
  • Van Volxem, Riesling Alte Reben 2005, kräftig und strahlend leuchtendes Goldgelb, auch hier sind die 4 Jahre auf der Flasche bereits in der Nase präsent, aber auf eine sehr angenehme Weise, ein reifer Riesling mit Anklängen an Wachs, Honig und einem Tupfer Petrol, sehr balanciert im Mund, zeigt trotzdem "Öl", ist mit einer inneren Spannung gesegnet, die den Trinkfluß zuträglich ist, tänzelnde Säure im ziemlich langen Nachgeschmack, wer's gerne ein wenig reifer hat, für den ist dieser Wein jetzt à point, *(*)-**/***

Freitag, 15. Jänner 2010

Verspäteter Neujahrswunsch

Liebe Weingärtnerinnen, Weinbauern und Winzer,

wenn ich einen verspäteten Neujahrswunsch äußern darf - der iÜ. so neu nicht ist - und mir desöfteren schon sauer aufgestoßen ist - dann ersuche ich euch alle um etwas mehr Verläßlichkeit im Umgang mit den "Neuen Medien".

Im Jahr 2010 kann doch nun wirklich keine Person mehr behaupten, daß e-Mail und Web erst in den letzten Jahren entstanden sind und die rasche Verbreitungsgeschwindigkeit des Mediums nicht abzusehen war. Zumal im Vorjahr 2009 die elektronische Post - kurz e-Mail - in Deutschland ihren 25. Geburtstag feierte.

Interessanterweise gibt es doch eine große Anzahl an Betrieben, welche perfekt auf der Tastatur des virtuellen Marketings zu spielen imstande sind, die eine ansprechend gestaltete Homepage ihr eigen nennen, welche für uns Weinkonsumenten informativ und aktuell gestaltet wird. So soll's sein!

Auf der anderen Seite stehen Erzeuger, welche zwar nach dem "me too"-Motto auch einen "Eintrittspunkt" im Web besitzen, diese aber dem Irrglauben aufgesessen sind, daß es mit dessen einmaligen Erstellung dann auch schon getan ist. "Content" ist für diese Personen ein Fremdwort, ebenso die Tatsache, daß man diese Art an Informationen und deren Einbindung heutzutage fast an jeder (virtuellen) Ecke preisgünstig als Dienstleistung beziehen kann. Die Ausrede: "Meine Kernkompetenz ist der Wein & nicht das Web" greift also zu kurz!

Richtig ärgerlich wird es aber, wenn selbst renommierte Winzer mit ansonsten tadellosen Internetauftritt auf Anfragen oder Bestellungen per e-Mail nicht reagieren. Mehrmaliges Rückfragen inklusive zwecklos.
Liebe Leute, schaut euch doch bitte einfach einmal die vorbildlichen, weil für Kunden völlig transparenten, Bestellsysteme der großen Handelsgesellschaften bzw. weltweit tätigen Paketversender im Internet an. Es würde schon reichen, nur einen Bruchteil dieser umfassenden Informationen (Serviceorientierung!) für die eigene Umsetzung mitzunehmen.

Eine kurze Rückmeldung, daß die Bestellung eingetroffen und in Bearbeitung ist, kann doch wirklich nicht zuviel verlangt sein, oder? Ebenso einmal die Antwort(!) auf eine Anfrage für den interessierten Weinfreund, ob noch ein älterer Jahrgang eines bestimmten Weines verfügbar ist, oder die eine bzw. andere Hintergrundinfo zu einer Flasche wie zB. Technische Daten.

Gute Weine finden sich heutzutage mehrere und auch die Konsumenten sind viel flexibler in ihrem Kaufverhalten geworden, ein wenig Kundenorientierung könnte also einen entscheidenden Beitrag zu (m)einer Folgebestellung beitragen..
..Anno 2010!

Mittwoch, 13. Jänner 2010

Weinrallye #29 - Schweizer Varietäten

(1) Prolog

Ausrichter der 29. Runde der Weinrallye ist Robert Sprenger vom Blog lamaicucina und er hat sich diesmal ein Weinthema zu seiner Heimat ausgesucht:

Schweizer Weine bzw. Weine aus dem (italienischen) Valtellina

Ein wenig verhext ist es schon mit den Weinrallyethemen, den bereits Iris hat zur 8. Runde mit "Etikettentrinker - Alles für's Auge" ein Thema vorgegeben, das ganz oben auf der Liste für meine eigene Rallye stand.
Und nach der Durchführung dieser habe ich Rallyevater Thomas eigentlich auch bereits ein Thema für meine zweite (Sommer)Rallye vorgeschlagen, das ihr sicherlich bereits erraten habt: Genau, Schweizer Wein wär's gewesen, genauer gesagt: Autochthones Schweiz - bezogen entweder auf Wein bzw. Rebsorte oder aber - um dem Thema etwas mehr Spiel in Richtung Breitenwirksamkeit zu geben - Essen.

Und jetzt?
Nun hat sich Robert dieses Thema bemächtigt! Aber wie heißt es so schön: Wer zuerst kommt mahlt zuerst :-)
Natürlich sehe ich das mit zwei lachenden Augen, kommt doch nun diese spannende Rallye
  • erstens viel früher,
  • zweitens mit einem waschechten Schweizer als Initiator,
  • drittens Dank Robert's populärem Blog wahrscheinlich mit einer ungleich größeren Reichweite, als ich sie jemals auch nur ansatzweise erreichen hätte können und
  • viertens, nun, jedenfalls von einem Namenskollegen!
Also ran an's Thema und das mit Schwung und Elan!


(2) Also, dann mal ganz von Vorne..

Schweizer Produkte haben in unzähligen Bereichen einen wohlklingenden Namen:
  • bei Banken,
  • bei Uhren,
  • Präzisionsmaschinen im optischen und mechatronischen Bereich,
  • Käse und Schokolade,
  • die Schweiz als Synonym für Berge, Sauberkeit und Lebensqualität,
  • ...
Die Liste ließe sich mit Sicherheit noch weiterführen, aber Wein? Die Schweiz und Wein?

Mal ehrlich, was fällt euch denn zu Schweizer Wein spontan so ein?
Pinot Noir von Gantenbein vielleicht? Und dann etwa noch der "Eidechsliwy" Aigle les Murailles von Henri Badoux mit der grünen Eidechse am Etikett? Chasselas vielleicht noch! Achso, der zuletzt genannte ist eh' ein Wein aus dieser Rebsorte, aha, na dann!
Und weiter?

[Stille..]

Naja, das war dann ja wohl eher dürftig..


(3) Ein paar Fakten

Historisch gesehen ist die Schweiz jedenfalls ein Weinland mit Tradition, denn bereits 500 vor Christi kamen nachweislich die ersten Weinlieferung von Marseille nach Basel.
Interessant - und selbst den wenigsten Schweizern bewußt - ist auch die Tatsache, daß in *jedem* Kanton der Schweiz Weinbau betrieben wird (nur nach der Menge darfst du nicht fragen ;-).

Der Schweizer Wein bleibt wohl schon aufgrund seiner geringen Produktionsmengen ein Minderheitenprogramm. Die Weinanbaufläche der Schweiz beträgt mit 15.000ha weniger als ein Drittel der österreichischen Fläche. Zwei Drittel davon nimmt alleine die französische Westschweiz (Wallis, Waadt, Genf) ein, das verbleibende Drittel teilen sich die deutschsprachige Ostschweiz (Zürich, Schaffhausen, Garbünden, Aargau, Thurgau, St.Gallen und Basel) und die italienischsprechende Südschweiz (Tessin).

Zudem wird die größte Menge der Produktion von den Eidgenossen selbst im Land konsumiert, so daß die Chance auf eine gute Flasche im Ausland verschwindend gering ist. Spricht das nun für die Qualität oder nur für ein gesundes Nationalbewußtsein?
Wahrscheinlich ist es nur die logische Folge der Verquickung zweier Umstände: der kleinen Produktion und des großen Weindurstes der Nachbarn.
Liegen doch beim Weinverbrauch die eidgenössischen Konsumenten mit 36 l pro Kopf in der Statistik noch deutlich über jenen der Österreicherinnen und Österreicher (mit knapp über 30l), importieren aber immerhin 2.2% der gesamten Weltweinproduktion und das bei gerade etwas über 0,11% der Weltbevölkerung. (Quelle: ÖWM Doku 2009)

Wer auf dem Artikel über den "Weinbau in der Schweiz" auf Wikipedia nachsieht, wird feststellen, daß sich dort ziemlich viele (nur mir?) unbekannte Rebsorten im Anbau befinden. Oder schon einmal was von einem Doral gehört? Oder schon einmal einen Räuschling, Solaris oder Johanniter getrunken? Auch bei den roten Rebsorten liest sich die Liste wie ein Who-is-Who der Unbekannten: Gamaret, Garanoir, Ancellotta, Bondola, Maréchal Foch, Dakapo, Léon Millot, Carminoir, Galotta, Plant Rob
ert (ist da wer Led Zeppelin-Fan?) usw. um nur einige zu nennen, die teilweise auch schon bei Robert's Einführung in den Schweizer Weinbau beim Rallyeaufruf Erwähnung fanden. Einige davon - nicht alle - sind echte schweizer autochthone Rebsorten!
Klar, bedeutende Mengen dieser Weine gibt es nicht, nicht mal in der Schweiz selbst. Aber mein Bild über den schweizerischen Weinbau, vor allem als Weinland mit einer großen Vielfalt, hat es doch nachhaltig verändert.

Die Schweiz - ein Weinland? Jawohl, und was für eines!


(4) Und selbst?

Bisher hatte ich durchwegs positive Erlebnisse mit den Schweizer Weinen: köstlichen Waadter Chasselas in einer Fischtaverne direkt am Lac de Neuchâtel (Neuenburger See), rote Cuvées aus dem Wallis und auch den einen oder anderen guten Schluck aus den uns allen bekannten globalen weißen Weinsorten wie Chardonnay bzw. Grauburgunder aus dem Kanton Zürich ist schon mit Genuß durch meine Gurgel geflossen.

Und auch der distinguierte Weinshop der Martel AG ist mir während meines 14-tägigen Aufenthaltes in
St. Gallen gut in Erinnerung geblieben.

Vor gut einem dreiviertel Jahr habe ich dann einen Schweizer Arbeitskollegen genötigt, mir je eine weißes und rotes Exemplar dieser "unbekannten" Rebsorten mitzunehmen. Am Zugersee beheimatet, in unmittelbarer Nähe des Mövenpick-Weinkellers in Zug, ließ er sich 2 Flaschen empfehlen, von denen mir der Weiße ein bisher unbekanntes, neues Geschmackserlebnisse bescherte und der Rote sich mit großem Genuß trinken ließ. An dieser Stelle sei dir, lieber Paul, nochmals herzlich dafür gedankt! Und alles Gute für deinen neuen Job!


(5) Die Weine

Lange geschwafelt, jetzt sollen endlich die beiden Weine für sich sprechen dürfen..

  • Staatskellerei Zürich (2), Chorb Rheingau Solaris 2007 Demeter, eine in unseren Breitenkreisen gänzlich unbekannte, weiße Rebsorte, welche 1975 am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg neu gezüchtet würde, hier in einer nach Demeter biodynamischen Form angebaut und vinifiziert, mit kräftigem Strohgelb, neutrale und zurückhaltende Nase, leicht angedeuted rieche ich grüne Äpfel, etwas Ringlotten, weiße Blüten, insgesamt ein eher schweres Bukett, am Gaumen dann kräftiges Volumen, ein bißchen zuckrig, aber auch zu einem Großteil ins doch recht harmonische Gesamtbild eingebunden, zu scharfen, asiatischen Gerichten gut passend, ein bißchen vergleichbar mit einem restsüssen Muskateller, gehört gut gekühlt getrunken.
    Auch wenn dise Art der Weinstilistik nicht unbedingt zu meinen bevorzugten gehört - und ich bin süßen Weinen durchaus zugetan - so bescherte mir der Solaris zumindestens ein Geschmackserlebnis, daß ich bisher so in meinem Weinleben nocht angetroffen habe. Dieser speziellen Weine werden sich wohl ihre Liebehaber suchen (und auch finden) und entziehen sich daher jeglichem Bewertungsmaßstab!

  • Staatskellerei Zürich, Gamaret 2006, die schwere Flasche in eleganter Aufmachung (mit Siebdruck direkt auf Flasche) unterstreicht den Prestigecharakter dieses Weines, kräftige, dunkle Farbe, das Bukett dieses Weines erinnert mich zuallererst einmal sofort an einen österreichischen St. Laurent in burgundischer Ausbaustilistik (wie es sie zB. in der Thermenregion rund um Tattendorf gibt), tief würzig, fast teerig, ein wenig Lakritz, minimal moussierendes und nicht störendes(!) C02, strömt ruhig und harmonisch den Gaumen entlang, sehr zivil und balanciert bei angenehmen 12.5% Vol. , mittelgewichtig und richtiggehend saftig, wiederum kräftige Würzearomatik, welche auch den Abgang dominiert, guter Nachhall, wirkt alles aus einem Guß, meine liebe Renate und ich finden den Wein unmittelbar ansprechend und äußerst gelungen, **/***
(6) Konklusio

Schweizer Weine sind es wert probiert zu werden!
Schade nur, daß dies wohl nur direkt im Lande möglich ist. Obwohl, der Mövenpick-Weinshop ist rund um die Uhr verfügbar, auch von den Nachbarländern Deutschland und Österreich aus..
..und René Gabriel freut sich ganz sicher ob eurer Bestellung! Auch wenn er nicht mehr als Chefeinkäufer für dieses Unternehmen tätig ist ;-)

(7) Post Scriptum

Wem die Neugierde gepackt hat und bereits ganz am Anfang meines Beitrags wissen wollte, was sich
wohl für ein Inhalt in dieser prachtvoll farbigen Schweizerweinflasche befindet, dem kann ich nur ein's empfehlen:

Stay Tuned & Keep on Reading This Blog!

Montag, 4. Jänner 2010

Blaufränkisch Klassik 2007 (2)

Uwe Schiefer schaut meistens grimmig drein - muß er aber gar nicht.
Denn die Weine des Autodidakten und Weinakademikers sind alles andere als grimmig. Anspruchsvoll vielleicht und eigenwillig, ganz sicher aber fokussiert und mit Vision!

Zitat aus der treffenden Charakterisierung einer großen österreichischen Weinhandelskette:
"Querdenker, Rebell, Sturschädl, Rotwein-Wegbereiter, Purist, Fanatiker, Philosoph: Jeder hat so seine eigene Bezeichnung für Uwe Schiefer aus dem Südburgenland. Eines muss man ihm auf jeden Fall zugute halten: Nämlich dass sein Engagement und seine Qualitätsgetriebenheit Anfang bis Mitte der 90er Jahre der einzigartigen Rotweinlage Eisenberg wieder den Ruf gebracht hat, den sie in Wirklichkeit auch verdient – nämlich unvergleichlich zu sein... Doch auch, was seine Weine betrifft, ist Schiefer eigenwillig. „Ich will Wein machen und keine Marmelade einkochen“, so das Credo des Winzers. Dass Puristik bei ihm kein Lippenbekenntnis ist, schmeckt man an den Weinen an, die bereits eine eingeschworenen Fangemeinde unter den Weingenießern haben..."

Unbestreitbar ist Uwe Schiefer der Shooting Stars der österreichischen Weinszene der letzten Jahre: 94 RP-Punkte für seinen Top-Blaufränker Reihburg '06, der '07-Vertreter ist lt. Gault Millau bester Rotwein Österreichs, Salzburger Festspielwein '08, ja sogar bis zu den Guten Dingen bei manufactum hat er's geschafft.

Solides, beständiges Handwerk, das Potential des unvergleichlichen Eisenberg-Terroirs, eine eigenständige Handschrift samt einem Schuß Avantgarde, all das ergibt ein erschmeckbares Bild der Vision von Uwe Schiefer.


Verschwommene, konturlose Weine? Nicht bei Schiefer!
  • Uwe Schiefer, Blaufränkisch 2007, Südburgenland, zeigt ein jugendliches Rot, feine fruchtbetonte Nase nach Zwetschken, ein wenig Kirschfrucht im Hintergrund, viel Würze, geht schön auf im Mund, blitzsauber, nervige Säure und zivilisierte Gerbstoffe, balancierter, ja richtiggehend saftig fließend, zugänglicher Trinkspaß, kühler Trunk, im Abgang mit viel Würze gesegnet, leicht feurig, guter Basisstoff, *(*)/***, € 9
  • Uwe Schiefer, Blaufränkisch Eisenberg 2007, Südburgenland, dunkles Purpur, gebündelter Aromatik, Würze, schwarzer Pfeffer, Schokotouch, wirkt engmaschiger am Gaumen als der Vorgänger, jedoch nicht ohne Spiel, die rote Frucht vorhanden, aber zugunsten der Würzearomen im Hintergrund, feine Säure-Gerbstoff-Balance, korrespondierender, harmonischer Abgang, ebenfalls zugänglicher Stil, aber mit einer Stufe höher auf der "Anspruchsleiter", *(*)-**/***, €12
Die beide Weine fügen sich also stimmig in mein gewonnenes Gesamtbild ein, denn auch der Szapary '02 und '03-Blaufränkisch konnten mich im Juli '09 bereits überzeugen. Uwe Schiefer-Weine? Jederzeit gerne wieder!

Im dritten Teil geht's ab ins Blaufränkischland, Teil 1 zum Nachlesen: Blaufränkisch Klassik 2007 (1)