Sonntag, 28. September 2008

Das Getränk zur Wahl..

Österreich hat gewählt und anstatt eines tiefschwarzen Rotweins ist (zumindestens einmal) heute blauer Curacau und orangefarbener Bolero angesagt. Letzterer ist übrigens besonders wandlungsfähig und (als Instantgetränk) in (fast) allen Farbschattierungen erhältlich ;-) Auch grüner Absinth ist heute nicht wirklich auf Zustimmung gestossen.
Da lob' ich mir (m)einen feinen, politisch neutralen Weißwein - ganz patriotisch natürlich Grüner Veltliner - als Getränk der Stunde. An die Nebenwirkungen der zukünftig möglichen Mixvarianten mag man dabei noch gar nicht denken!

Tücken des Schraubverschlusses

An-und-für-sich bin ich ja ein Verfechter des Schraubverschlusses - einfach, praktisch und gut.
Aber das Ding hat auch seine Tücken! Nämlich immer dann, wenn die Kapsel nicht fest genug am Flaschenhals sitzt und durchdreht. Und das ist mir bereits mehrmals passiert - meistens fangt sich die Kapsel aber und bietet dann genügend Widerstand dem Aufdrehen gegenüber - wobei bei der letzten Flasche richtiggehend Gewalt notwendig war, um den Schraubverschluss von der Kapsel zu trennen. Ohne meine orangefarbene Schraubhilfe aus Weichgummi - ursprünglich für bockige Gurken-, Marmeladen- & sonstige Schraubgläser angeschafft - wäre die Flasche nicht zu knacken gewesen!
Ich tippe da einmal auf Einstellungsprobleme beim Applizieren des Verschlusses bei der Abfüllung - vielleicht liegt's ja auch nur an Toleranzproblmen einzelner Flaschen? Auf alle Fälle ist's nervig!

Freitag, 26. September 2008

Ein Liter Schwarz

Wieder einmal etwas aus dem Restflaschenregal einer großen österreichischen Weinhandelskette ... und meine erste Flasche des berühmt berüchtigten Johann „Hans“ Schwarz, Fleischhauermeister aus Andau im Seewinkel, auch liebevoll "the butcher" genannt, und dessen Wein so schmecken sollen wie er selbst aussieht - kräftig.

Grund zuzugreifen war eigentlich die Literflasche, welche unter Weinfreunden schon seit langer Zeit mehr keinen rechten Zuspruch findet - vom Doppler, der Austromagnum, gar nicht zu sprechen!

Weingut Johann Schwarz, Cuvée "A Liter Schwoaz" 2006, Neusiedlersee, leuchtendes Strohgelb, volle Nase, viel Würze mit ein wenig Zitrustouch, Grapefruit und Orangen, zart süßliche Frucht, am Gaumen viel Volumen, kein "Waserl", aber immer mit balancierter Säure ausgestattet, wahrscheinlich in gebrauchten Barriques ausgebaut, für Liebhaber etwas kräftigerer Weißweine macht diese Literware definitiv Spaß zu trinken, *(*)/***
Da keine Rebsorten angegeben sind geb' ich einfach mal meinen Tipp ab: die Würze kommt vom Grünen Veltliner - oder einer anderen "schmeckerten" Rebsorte wie zB. Sauvignon Blanc - und das Volumen vererbt der Chardonnay. Das richtige Ergebnis ist wie immer unter Zuhilfenahme der stets freundlichen Frau Google in erahrung zu bringen: Chardonnay, Sämling und Sauvignon Blanc, die genaue Verteilung bleibt Geheimnis des Herrn S.

Bildnachweis: Weingrube.com

Donnerstag, 25. September 2008

Der Cabernet, der Merlot sein wollte..

Es war einmal ein frisch gefüllter, junger Cabernet Sauvignon des Jahrgangs 2006, welcher als Österreicher ein bißchen neidisch auf seine potenten Kollegen aus der "Neuen Welt" schielte. Und weil er als Junger eben ein wenig ungestüm war, entschloß er sich zu einer Reise nach Chile, wo er einen Kollegen namens Merlot kennenlernte, dessen opulente Fruchtsüsse gepaart mit der peffrigen und feurigen Würze ihn besonders in seinen Bann zog. Da er noch als unetikettierte "Greenbottle" durch die Lande zog, beschloß er fortan, sich als Merlot zu tarnen.

Johann Gisperg, Cabernet Sauvignon 2006, Thermenregion, rubin mit bereits in Granatrot gehende Ränder, sehr zivile Nase, etwas Rauch und selchige Noten, die Frucht ganz im Hintergrund, am ehesten noch zarte Weichselaromatik erkennbar, am Gaumen eine angenehme Weichheit, aber mit viel fokussierter Struktur, tolle Würze, viel weißer Pfeffer, ganz und gar ein chilenischer Merlot, wird von feinstem Tannin und fester Säure in den langen Abgang getragen, jung, mit Potential, jetzt schon mit viel Genuss, aber Sortencharakter ist derzeit nicht vorhanden, *(*)-**/***

Sonntag, 21. September 2008

Bordeaux 2005 (3)

Im dritten Teil meiner Jahrhundertjahrgangseinkäufe gibt es ein Wiedersehen mit einem "alten Bekannten" und ein "neues Gesicht" im Glas.

Château Charmail 2005, Crus Bourgeois Supérieurs, Haut Médoc
Ein Blend aus 45% Merlot und 35% Cabernet Sauvignon, der Rest ist Cabernet Franc und Petit Verdot, relativ dunkles Rubin, die Nase sehr verhalten, Röstaromen dominieren, dahinter Rumtopf & Dörrzwetschke, breit angelegt und etwas alkoholisch, auch am Gaumen leicht brandig und ingesamt sehr leichtgewichtig, dabei rund, fast weich, leicht austrocknende Gerbstoffe dominieren den Abgang. Am 2. & 3. Tag ein wenig Edelhölzer, leicht parfumiert, der Alkohol ist deutlich harmonischer eingebunden, ebenso wirkt der Wein am Gaumen jetzt voller, wiederum kräftiges, trockenes Tannin, das sich aber mit der Zeit einbinden wird. Weit besser als am ersten Tag.
Naja, das ist trotzdem nicht gerade das, was ich erwartet habe und schon gar nicht was ich bisher von Eigentümer Olivier Sèze verkosten konnte, die 90 Parker und 18 Gabriel-Punkte für den 2005er erscheinen mir (derzeit) zu hoch, schließlich kratzt der Wein preislich bereits an der € 30-Marke, verrückt! Wie immer aber kann es sein, daß sich der Wein gerade in einer schwierigen Phase zeigt.
Derzeit ist er jedenfalls ein sehr roher Bursche ohne wirklichen Charme, fast ein wenig zuviel des Guten bei der Extraktion, ohne jegliche Frische und Trnkfreude, an der Grenze der Überextraktion. Ich behaupte, er leidet an den Folgen des (zu) guten Jahrgangs, fraglich, ob sich das zukünftig alles zu einer Balance zusammenfindet? */***

Château de Crabitey 2005, Graves, Pessac-Léognan
Eine warme Empfehlung des Weinhändlers meines Vertrauens während der Subskriptionsphase (ja genau der, welcher auch den Veyry empfohlen hat), leuchtendes Rot (zwischen Purpur und Rubin) mit dunklem Kern, am ersten Tag noch etwas verkapselt, aber bereits mit Druck, das Potential nur angedeutet, am zweiten Tag dann wie verwandelt, zeigt sich subtil und nuanciert, mit Frucht und Holz in perfekter Symbiose, viel Preiselbeeraromatik, rotbeerige Würze, tief, am Gaumen ein Schmeichler, weich aber nicht lasch, perfekte Säurestruktur gepaart mit einer feinen, reifen Menge an Gerbstoff, harmonisch und seidig lange auf der Zunge ausklingend, das ist wahre Klasse, so muß Bordeaux-Wein aus einem guten Weinjahr sein, hat zum Phélan-Ségur eine gewisse Affinität, bravo, zeigt sich auch noch am Tag 3 fein, die Nuancen sind aber dahin, **(*)/***

Für Interessierte gibt es hier Teil 1 & 2 nachzulesen.

Montag, 15. September 2008

Weinrallye #15 - Urlaubsweine

Gastgeber der 15. Weinrallye ist diesmal Go to Rio und der Name ist Programm bei dieser Rallye - es geht nämlich um Urlaubsweine!

Normalerweise gibt's für die Auswahl unserer Urlaubsdestinationen nur eine *einzige* Vorbedingung - es muß eine Weingegend sein. Das war bisher eisernes Gesetz und ergo eine Konstante. Eben bisher. Denn aufgrund der nicht allzu beständigen heurigen Witterung wollten wir diesmal so richtig viel Sonne tanken und ich wieder einmal meinen Artverwandten - den Fischen - im Meer lauschen . Eine (für mich) landschaftlich reizvolle Insel mit Charisma abseits des großen Massentourismus fand sich auch bald - Kárpathos.

Nun gibt es auf der dodekanischen Insel Kárpathos nur sehr wenig Wein, liegen doch die großen Weinbauinseln Kreta und Rhodos in unmittelbarer Nähe und von diesen beiden stammem i.d.R. auch die Hausweine der Tavernen. Berauschende Qualitäten darf (von diesen Weinen) nicht erwartet werden, die Weißen sind meistens zu warm, ohne Frucht, eher breit und lasch, die Roten allesamt oxidativ, bestenfalls süffig, manchmal aber auch bitter und herb - kein Wunder bei Weinen, welche aus dem 5l Plastikkanister aus dem auf der Insel omnipräsenten Cola bzw. Pepsi-Kühlschrank ausgeschenkt wird. Naja.
Am ehesten wird man bzgl. Weinanbau auf Kárpathos im höchstgelegensten Ort der Insel - in Othos - fündig und das in Mengen, welche meistens nur für den eigenen Hausgebrauch reichen. Trotzdem wird dieser als Rosé- bzw. Rotwein in einigen Mini-Markets zum Kauf angeboten. In Pigadia habe ich mir dann eine Flasche mit um wohlfeile € 4,70 mitgenommen. Die Erwartungen waren auch aufgrund der leichtgewichtigen 11.5% Vol. - welche mich zuerst zögern ließen, kamen mir doch gleich "Himbeerwasserln" á la Vernatsch/Trollinger in den Sinn - nicht allzu hoch gesteckt.

Kárpathos Dry Red, ohne Jahrgangsangabe, die Farbe Rubin mit Übergang zum Granatrot, die Nase zart mit Kräutern unterlegt, Duft nach (welken) Rosen, gebrühte schwarze Teeblätter, wirkt sehr oxidativ, am Gaumen dann überraschend balanciert, weiches Tannin, ein g'schmackiger Zechwein ohne Anspruch, aber viel besser als die 2 Flaschenweine aus Kreta, welche wir vorher erstanden hatten, *(*)/***.
Meine lokale Recherche nach der auf der Insel vorherrschenden Rebsorte(n) blieb ohne Erfolg, die befragten Einheimischen zuckten nur mit den Schultern! Lapidarer Kommentar eines Karpathioten(?!): roten bzw. weissen Wein zu bestellen sei völlig ausreichend!

Erwähnenswert ist noch mein Kampf mit einem Allzweckwerkzeug samt Korkenzieher, welches ich, nachdem ich meinen Pulltap zu Hause vergessen habe, mit dem Wein im Supermarkt um einen(!) €uro erstanden habe - das Szenario war also fast vorprogrammiert. Nach 15-minütigem Kampf mit dem Gerät und dem Korken hab' ich's dann doch noch geschafft (wie heißt es so schön in einem Werbespot: was wären die großen Dinge des Lebens ohne die Kleinen?) und konnte mir einen abendlichen Schluck genehmigen :-)

An einem der schönsten Strände der Ostküste - Achata Beach - wurde im Reiseführer erwähnt, daß der Wirt der Taverne besonders stolz auf seinen guten Retsina ist. Da meine letzte Erfahrung mit geharztem Wein über 20 Jahre zurücklag - und ich überdies Retsina als etwas aufdringlich und penetrant im Geschmack in Erinnerung hatte - war's an der Zeit, diese Nuancen einem erneuten Test zu unterziehen.
Retsina wird entweder sortenrein aus der einheimischen Rebe Savatiano gewonnen, oder mit Assyrtiko bzw. Rhoditis zwecks Säureerhöhung verschnitten. Ursprünglich diente das beigemengte Kiefernharz der längeren Haltbarkeit des Weines - auch antiseptische Wirkung wird diesem ja nachgesagt - heutzutage erfolgt die Beimischung nur mehr des typischen Geschmacks wegen.
Und siehe da, ich wurde mit einem überaus feinen und überraschend frischen Wein belohnt, mit Abstand der beste Wein des Urlaubs. Fortan habe ich in jeder Taverne nur noch Retsina bestellt, ua. auch den verbreiteten Retsina Malamatina - keiner hatte dabei jedoch die Feinheit der "Achata-Spielart".

Zur Verfikation habe mir ich ein 0,5l-Flascherl mitgenommen und siehe da, auch in einem vernünftigen Weinglas verliert dieser Wein nichts von seinem Charme!

Greek Cellars Kourtakis, Retsina Onomasia Kata Paradosh (= Traditionelle Bezeichnung Retsina), Epitrapezios Oinos (= Qualitätsstufe Tafelwein), klares Strohgelb, sehr fein nuancierte Nase, balsamische Noten, das Harz nur ganz zart angedeutet, am Gaumen frisch und leicht, etwas wässrig, aber sehr balanciert, mit Kieferharzaromen fein ausklingend, ein gschmackiger Sortenvertreter, geschmacklich und mengenmäßig (für zu zweit) absolut perfekt zur Jause in der griechischen Nachmittagshitze - ach, wie fehlt mir die! **/***

Wer sich mehr über griechische Weine informieren möchte, findet einen guten Einstieg bei der Wikipedia-Übersicht Weinbau in Griechenland.

Dienstag, 9. September 2008

Heimischer Rosé - der allerletzte Versuch!

Ich schätze Martin Nigls Weine - vor allem seine Grünen Veltliner. Schon die beiden Basisweine - Gärtling & Kremser Freiheit - besitzen Finesse und etwas mehr als nur eine glockenklare Fruchttiefe. Seinen beiden Weine Senftenberger Piri und Privat sind Stammgäste in meinem Keller.
Die Latte für seinen Rosé aus der Zweigelt-Traube lag also naturgemäß nicht am untersten Limit.

Nigl, Zweigelt Rosé 2007, Kremstal, ein Sommer-Rosé-Leichtgewicht mit 11,5% Vol., eine kräftig dunkles Farbe, im Glas springt dir dann das Fruchtzuckerl entgegen, flüssiger Kaugummi in Reinstform, am Gaumen kurz zart mollig - da dachte ich schon, aha, Rosé mit zarter Restsüsse, das passt zu diesem Auftakt, warum auch nicht - aber noch bevor ich den Satz im Geiste zu Ende sprechen konnte, hat mich schon die Trockenheit des Weins und die Gummibärliaromatik eingeholt - Uahh. Wenigstens sauber viniviziert, das war's dann aber auch schon! (*)/***

Für einen trockenen Apertif viel zu "chemisch" und jene Wenigen, welche sich mit einen halbsüssen Rosé anfreunden können, werden durch den trockenen Abgang vor den Kopf gestossen.

Eins ist somit klar.
Die österreichischen WinzerInnen haben's rosémäßig verbockt. Kein einziger Wein konnte (mich) überzeugen, kein einziger Versuch auch nur qualitativ annähernd in der Nähe der bisher probierten Rosés aus Südfrankreich, Spanien und der Toskana. Das war der letzte österreichische Rosé für lange Zeit - Schade eigentlich!

Bldnachweis: Weingut Nigl

Samstag, 6. September 2008

Designer-Weine?

Das hat uns Weinfreunden noch gefehlt - Diesel-Weine und in Schirmständern vergorene Weine?! Verrückte Weinwelt. Nachzulesen im Artikel der schaufenster-Beilage Nr. 36 vom Fr, 5.9. der österreichischen Tageszeitung Die Presse.

Liebe Jungweintrinker..

..falls ihr je wieder einmal überlegt, ob der Vorjängerjahrgang einer guten Flasche Grünen Veltliner noch genießbar ist - zB. bei einer Bestellung im Restaurant - so denkt einfach an die Worte von Roman Pfaffl, der zur Zeit die Jahrgänge 1987 und 1993 seines GV Hundsleiten als am Besten befindet - nachzulesen hier.
Das nenn ich eine Ansage - der Mann spricht mir aus der Seele, auch wenn ich keinen 87er Veltliner mehr im Keller habe - nur mehr eine 86er Auslese ;-(
Und ja, natürlich ist mir klar, daß es nicht zulässig ist, von einer Lage einer Rebsorte eines Erzeugers auf die Allgemeinheit zu schließen (siehe Deduktion - Induktion) - aber trotzdem!

Donnerstag, 4. September 2008

Der "Tod in Bordeaux"

Die Weinkrimis von Paul Grote wurden schon in einigen Blogs erwähnt, so zB. bei Swetlana Kittkes myexperience4u, bei Joachim von bestebioweine und in Bernhard Fiedlers Weinblog.

Nach der "Verschwörung beim Heurigen" war mir klar, daß Paul Grote für dieses Werke eher keinen Literaturpreis gewinnen würde, aber das ist ja auch nicht die primäre Intention eines solchen Buches. Eine gute - soll heißen spanndende - Unterhaltung auf möglichst hohen Niveau - gut recherchiert - erwarte ich mir aber bei (Krimi)Romanen allemal.

"Tod in Bordeaux", das erste Buch der nunmehr bereits 5 Werke umfassenden Weinkrimireihe und ist leider nach dem gleichen vorhersehbaren Muster gestrickt wie die "Verschwörung beim Heurigen".
  • Eine weininteressierte Person im "besten" Alter als Hauptfigur,
  • von sympathischer Natur, aber in unglücklicher Beziehung lebend, mit detektivischem Spürsinn und festem Charakter und im entscheidenenden Moment mit (Super)Mannskräften ausgestattet,
  • die Handlung ist auf den ersten Seiten soweit umrissen, daß man den weiteren Verlauf auch ohne hellseherisches Talent vorhersagen kann,
  • das Ganze gewürzt mit einer Love-Story als Nebenhandlung und
  • dazu ein paar Fakten aus dem jeweiligen Weinbaugebiet garniert mit sozial- & gesellschaftspolitischen Begebenheiten.
Dann alles einmal gut durchgerührt und fertig ist das Werk!
Ein gutes Glas Bordeaux hätte dem Autor vielleicht inspiriert, dem Roman ein bisschen mehr Komplexität in seinem Muster zu verleihen, so wie es ein guter Wein eben im Glas minütlich neue Facetten zeigt.
Risiko birgt das Werk für den geneigten Leser aber keines, denn im Gegensatz zum Werktitel ereilt den Leser höchstens der Schlaf durch aufkommende Langeweile beim Lesen.

Ich muß dem Buch aber zugestehen, daß es Aspekte bordelaiser Verhältnisse gut zu vermitteln vermag, obwohl ich nicht beurteilen kann, in wieweit sie auch der Realität entsprechen, da ich selbst noch nie im Bordelais war. Vorstellen kann ich mir's aber allemal. Daß es eine Szenerie zwischen den großen klassifizierten und den unzähligen kleinen, hart arbeitenden Weinbaubetrieben zeichnet, die nur in eingeschränktem Ausmaß vom Ruhm der Premiers und (Super)Seconds profitieren, daß mancherorts Mißgunst und Neid gegenüber Zugewanderten herrscht und daß eine gut geölte Marketingmaschinerie Besucher den Gedabken des "grand terroirs" verkaufen, der sie so über den einen oder anderen getätigten Kunstgriff wie zB. chaptalisation bze. le concentrateur gütlich hinwegsehen lässt.
Auch geben ein paar kleine Wendungen den Buch auf den letzten Seiten endlich jene Spannung, die ich auf den Seiten davor vermisst habe.

Wie immer gilt es aber, sich selbst ein Urteil zu bilden.

Tod in Bordeaux,
Rowohlt Taschenbuch
ISBN 3-499-23744-X

Mittwoch, 3. September 2008

Die Monatsweine vom August

  • Mezzacorona, NOS Teroldego Rotaliana Riserva 2001, Trentino, Italien, leuchtendes Rubin mit dunklem Kern, rotes Beerenkonfit, Bittermandeln, wirkt etwas erdig, Teer, balsamisch, geschliffen im Mund, wirkt frisch und wird fein von der Säure getragen, merklich Gerbstoffe im Abgang, schön zu trinken, feuriger Abgang wieder mit Bittermandelgeschmack, *(*)/***
  • Laurenz V (Moser), Friendly Grüner Veltliner 2006, Sproß der Lenz-Moser-Dynastie, lt. Auskunft des Weinhändlers stammen die Reben dieses Weins aus Kamptaler Weingärten, die zugehörigen Weine werden vom Kellermeister des Lenz Moser-Stammhauses Ernest Grossauer vinifiziert, strohgelb, hübsche, ganz saubere Birnennase, zart exotisch, Zitrus, gutes Mundgefühl, dabei immer frisch und trinkanimierend, ein balancierter Sommerwein, *(*)/***
  • Vigna Petrussa, Schioppettino (Ribolla Nera) 2000, Colli Orientali, Friaul, aus leicht angetrockneten Trauben (Appassimento) produziert, granatrot, Sauerkirsche, Dörrzwetscke, ein wenig Rumtopf, herrlich süsse Würzigkeit im Glas, am Gaumen warm vom Alkohol, schönes Volumen, aber insgesamt von einer kräftigen Säure getragener Wein, guter Abgang, Süßholzwurzel, individueller Wein, hat eine gewisse Affinität zu gereiften Nebbiolo-Kreszenzen, *(*)/***
  • P. & R. Gauthier, Jour de Soif Cabernet Franc 2005, AOC Bourgueil, Loire, Bio ECOCERT, leichtendes Purpur, anfangs fruchtdomiert ähnlich einem Beaujolais-Villages, verschlossen & schlank mit etwas Süßholz am Gaumen, am zweiten Tag an dann von einer tiefen Würzigkeit geprägt, Johannisbeeraromatik (Cassis), saftige Struktur vermittelt wiederum den herrlichen 2005er-Trinkspaß, ein phantastischer Sommerabend-Terassenwein, zeigt eine perfekte Reife in allen Belangen, schöne Tanninstruktur, Wein mit Anspruch, bravo, **/***
  • Brolio, Rocca Guicarda Chianti Riserva 2003, Toskana, balsamische Noten, mineralisch, für einen Toskaner feinziselierte Nase, gute Balance zwischen einer herben Strenge und saftigen Stilistik, feste Gerbstoffe, Brolio entäuscht nie, wie immer ein guter Weinwert, *(*)/***