Sonntag, 25. Mai 2008

Heiliger Urbanus im Doppelpack

Zum heutigen Urbanststag können fast nur Weine vom Emmerich Knoll aus Loiben in der Wachau in Frage kommen. Das Weingut Knoll bedarf wohl keiner weiteren Vorstellung, spielt es doch gemeinsam mit Hirtzberger und FX Pichler in der absoluten Top-Liga der österreichischen Weine. Knoll-Weine weisen allesamt ein sehr gutes Lagepotential auf - allen voran natürlich die (sehr schwer erhältliche) Vinotheksfüllung.
Das in den 1960iger Jahren gestaltete Etikett zeigt den Heiligen Urbanus - Schutzpatron der Weinbauern - aus der Loibner Kirche. Das Etikett genießt bereits Kultstatus - eine geglückte Verbindung von Corporate Identity und Traditon!
  • Grüner Veltliner Smaragd, Ried Kreutles 2004, tut sich anfangs schwer, braucht viel Luft, leichter Reifeton, balsamische Noten, aber auch Mineralik, wirkt ein wenig flach, am zweiten Tag taut der Kreutles dann richtig auf, zeigt helle Noten, präsentiert sich zart würzig, beginnt fast zu singen, plötzlich ist auch eine feine Säure da, fokussierter Abgang, macht Spaß, **/***
  • Grüner Veltliner Smaragd, Ried Loibenberg 2004, blasses Goldgelb, sofort offen und von Anfang an voll da, tabakkig, mit Würze, Ringlotten, wirkt rund und harmonisch am Gaumen, alles ist gut miteinander verwoben, nuanciertes Säurespiel, mittellanger Abgang, ein Winner vom ersten Moment an, **/***

Samstag, 24. Mai 2008

Rosato im Doppelpack

Die bisherigen Roséweine wußten eigentlich alle zu gefallen - mal sehen, ob das Gesetz der Serie auch bei den beiden toskanesischen Gültigkeit beweist ;-)

Castello di Ama, Rosato 2006 (Sangiovese), Toskana, lt. Beschreibung einer österreichischen Weinhandelskette "der heimliche Star des Weinguts".
Dunkles Rosé, (endlich mal) Würze und Frucht halten sich vorbildlich die Waage, blitzsauber, angenehme Säurestruktur trotz teilweisem malokatischen Säureabbau, schöner Sommer-Terassenspaß, nicht zuviel versprochen
, *(*)/***

Badia a Coltibuono, Cetamura 2006, Toskana, die Farbe hat eigentlich schon mehr vom Rotwein als vom Rosé, zart süßliche Nase, kräuterwürzig (ja!), korrespondierend am Gaumen, leicht herb, knochentrocken im Finish, eher kurz, die Herbheit bleibt, ein perfekter Starter mit zivilen 12 Vol. % in der sommerlichen (Nachmittags)Hitze, auch dieser Rosé weiß zu gefallen, *(*)/***

Hip-Hip-Hurra, weiter so :-) und auf geht's zu den 2007er Vertretern der Rosés!

Bildnachweis: Castello die Amo & Badia a Coltibuono

Donnerstag, 22. Mai 2008

Peter Lehmann "Martini Rose" retasted

Daß Peter Lehmanns Wildcard Rosé nicht gerade mein Fall war, habe ich ja schon im letzten Posting kundgetan.
Daß sich Dinge des öfteren durch bloßes Zuwarten zum Positiven wenden, ist auch kein Geheimnis. Auch nicht die Tatsache, daß heutzutage die Wenigsten noch Zeit & Muße haben, zuzuwarten. Beim Wein schon gar nicht!
Daß aber gerade Weine manchmal durch Oxydation erst genießbar wird, durfte ich bei diesem Rosé erfahren - wie schon einmal bei einem Südafrikaner, der seine Bitternis erst nach einer Woche verlor, oder einen Südwestfranzosen, welcher erst nach einer Woche in der Karaffe ob seiner monströsen Gerbstoffe zum Zungenschmeichler mutierte, oder dem Elsässer Riesling, der seinen extremen Petrolmantel erst nach 5 Tagen abwarf - und so präsentiert sich der

Wildcard Rosé jetzt mit schön süßer Pikanz, auch wird die Rebsorte (Cabernet Sauvignon) erriechbar, zarte Cassisnoten mit leichter Würzigkeit, hat definitiv mehr von einem Roten als von einem Weißwein (und so soll's auch sein), angenehme Säurestruktur, wirkt balanciert und hat nichts mehr von seiner "aufgesetzten Künstlichkeit", ein mehr als passabler Trinkwein, da muß ich beim Griff in die Bewertungskiste nicht lange überlegen, *(*)-**/***

Freitag, 16. Mai 2008

Martini-Freaks - hier ist euer Sommertraum!

Auf geht's zur nächsten Runde Rosé, diesmal mit einem Vertreter eines neuen Landes und Kontinents - Australien! Ob ich mir einen (natürlich produzierten) erfrischenden und zugleich anspruchsvollen Sommerrosé erwarten darf? Ich bin skeptisch.

Peter Lehmann, Wildcard Rosé 2006 aus Cabernet Sauvignon Trauben, Australien, 12.5 Vol.%, also bei diesem Wein farblich von Rosé zu sprechen wäre eine glatte Untertreibung, das ist schon kräftiger Rotstich - Fuchsia Pink lt. Lehmann Homepage?! In der Nase sehr intensive, aber aufgesetzte Fruchtaromatik, am Gaumen dann eine sich explosiv ausbreitende Süsse, anfangs wow! dann gleich uuah!, mollig rund mit einer sehr zarten Säure (da habe ich mir eigentlich viel mehr erwart), im Abgang dann Wermuth-ähnliche Stilistik, unkomplizierter Spaßwein, der mich aber, obwohl nicht schlecht gemacht, aufgrund meiner persönlichen Präferenzen vor dem 2. Glas höflich, jedoch bestimmt no-thank-you sagen läßt.

Wer Freunde hat, die Martini Bianco mögen - und schon immer einen Flascherl gesucht hat um sie zum zum Weintrinken zu animieren, der möge seine Suche für beendet erklären! Hier ist er, der ultimative Sommerwein für Martini-Liebhaber, aber Hände-weg für Freunde einer herb-fruchtigen und knackigen Weinstilistik, (*)/***

Bildnachweis: Peter Lehmann

Donnerstag, 15. Mai 2008

Günstiger Pinot Noir?

Einen guten Pinot Noir für unter €10 - eine fast unmögliche Aufgabe? Eben nur nur fast - und es geht noch € 3 günstiger!

Die Burgundermacher, Der Pinot Noir 2005, Thermenregion, Cuvée aus einem Gemeinschaftsprojekt von 8 Pinot-verliebten Winzern der Thermenregion, sehr transparente, Richtung Granatrot gehende Farbe, herrliche Pinotfrucht mit viel Würzearomatik, Fruchtsüsse, offene & warmherzige Stilistik, den Mund gut ausfüllend, rund, hervorragend (aus)balanciert, zartes Tannin, süffiger Trinkspaß, ein unkomplizierter, aber göttlicher Tropfen und lachhafte €7, eine perfekte rote Wahl zu leicht scharfem asiatischen Essen, so macht österreichs meist unterschätzte Weinregion doppelt Spaß, **/***

Dem prachtvollen 2005er Jahrgang sei Dank!

Mittwoch, 14. Mai 2008

2005er mit Sinnesrausch

Daß das Weinjahr 2005 nicht nur im Bordelais gute Weine entstanden ließ, sondern sich auch abseits der bekannten französischen Gebiete hervorragende Tropfen finden lassen, hat unsere diesjährig letzte VHS-Verkostungsrunde mit dem Folgethema "Frankreich - Streifzug abseits der bekannten Regionen" zu Tage gebracht.
Mein Enthusiasmus lag auch darin begründet, daß ich keinen einzigen Wein (nicht nur die 2005er) mit weniger als *(*)/*** Sternen bedacht habe, ein Umstand, der in den letzten 5 Jahren meiner Teilnahme an diesen Verkostungen noch nie eingetreten ist.

Durchgängig famoser Stoff - fast alle Weine meines Wissens noch (bei K&U) erhältlich - bedenkenlos zugreifen!
  • Domaine Michel Bailly, Sauvignon Blanc Les Vallons 2006, Pouilly-Fumé, Loire, Strohgelb, Cassis, viel Mineralik, sehr reif, druckvoll, gute Säurebalance, cremige Textur, schön, € 13, *(*)/***
  • Domaine Huet, Chenin Blanc Clos di Bourg 2005, Tourraine, Loire, Notiz als Addendum zur 10. Weinrallye
  • Domaine Rijckart, Traminer Côtes du Jura Sarres 2004, Jura, ein Traminer der Kontroverse, denn dieser Wein hat so rein gar nichts von einem "klassischen" Traminer, Goldgelb, intensive & eigenwille Nase, weißer Pfirsich, dann wieder brotig, extrem straff am Gaumen, fokussiert, wirkt sehr karg, etwas käsig, Quitte, eine schroffe und massive Säure trifft den Gaumen, sehr schlank, aber harmonisch im Abgang, sehr individuell, ein Wein zum Sich-Beschäftigen, auf alle Fälle komplex und diskussionswürdig, € 18, *(*)/***
  • Domain Nicolas Croze, Notre Dame de Mélinas 2005, Côtes du Rhone, Cuvée aus Grenache, Syrah, Cinsault und Mourvedre, violett, herrliche Gewürznoten durchströmen meinen Riechkolben, sehr feingliedriger, graziler Wein mit lebendiger Säure, frisch, trotzdem feine Fruchtsüsse zeigend, trinkanimierend, endlich ein Roter für die Sommertrasse! Ein Preis-Leistungshit um € 9, **/***
  • Domaine Alary, La Font d'Estévenas 2005, Côtes du Rhone Village, Cuvée aus Syrah & Grenache, tiefschwarzes Violett, süße Gewürze, rauchig, rund, Harmonie, wird gut getragen von einer nervigen Säure, dicht, füllig mit reifen Gerbstoffen, ein echter Schleckerwein mit äußerst ausbalancierten 14 Vol.%, gutes Potential samt super Preis-Leistung zeigend, € 13, **(*)/***
  • Patrick Ducournau, Tannat Chapelle Lenclos 1999, Madiran, einer meiner Lieblingsrebsorten (und angeblich die einzige, die bei der richtigen(!) Dosis lebensverlängernd wirkt), tiefschwarz, balsamische Noten, Teer, ledrig, wiederum herrliche Säure, reifes und ausbalanciertes Tannin, da schnalzt die Zunge, wirkt naturgemäß härter & "hantiger", aber auch seriöser, definitiv kein Faserschmeichler, aber mir schmeckt's, konträrer Kommentar meiner Sitznachbarin: "Medizin schmeckt halt nicht anders!" ;-), € 16, *(*)/***
  • Clos Marie, Pic Saint Loup L'Olivette 2005, Coteaux du Languedoc, jugendliche Farbe, unerhörte Kräuterwürzigkeit, Oliven, mürbes Tannin, rund, fast süffig, feste Struktur, macht bereits viel Spaß, Harmonie, seriös & ernst im Abgang, € 14, **/***
  • Domaine Alquier, Les Premières 2005, Faugéres, Rubinrot, geschliffene Nase, leichter Alkohol riechbar, etwas Kräuter, zarte Mineralik, schön kräftige Säure, superbes Tannin, lebhafter Wein, wunderschön, und das ist die Basisqualität der Domaine! €13, *(*)/***
  • Domaine de la Janasse, Chateuneuf du Pape 2005, dunkkles Rubin, Zwetschke, prachtvolle Fruchtsüsse, Dialog zwischen fokussierter Kraft & Eleganz, wirkt fast spielerisch, balanciert, wiederum viel Kräuterwürze, hurra, da geht die Post ab, sensationeller Stoff, € 28 **(*)/***
  • Remy Pedreno, Clos de la Belle 2005, Vin de Pays du Gard, Remy Pedrenos letzter Jahrgang, ab dann gab's / gibt's nur noch Roc Anglade-Weine, 100% Syrah, Violettschwarz, animalische Noten, konzentriert, herrlich kühl, prachtvolle Nase, fruchtsüss, wundervolle Fülle, weich & harmonisch, sehr, sehr guter Wein, € 32, **(*)/***
  • Domaine de la Tour du Bon, Saint Ferreol 2004, Bandol, dunkler Kern, hat eine eher verschlossene Nase, süsse Anklänge, Rumtopf, würzig, kräftige Struktur & Statur mit 14,5 Vol.%, macht Spaß, ganz hervorragend gelungen, € 29, **/***
  • Domaine de la Garance, Bruixas 2000, Vin de Liqueur Languedoc, ein auf 16 Vol. % gespriteter Wein, würdiger, balancierter Ausklang des Abends, weich und rund, ein richtiges "Betthupferl", € 16 und ohne Wertung

Samstag, 10. Mai 2008

Weinrallye #11 - Ganz in Rosa

"..Niko liebt das Zeug.." und da kann ich Nikos Weinwelten als Gastgeber dieser Weinrallye nur zustimmen :-)
Meine bisheriger Erfahrungen mir Rosé (1 | 2 | 3 | 4) waren bisher alle recht positiv - auch wenn ich eingestehen muß, daß dies meistens hübsche Südfranzösinnen waren (beschwingt leicht und doch mit dieser besonderen, charaktervollen Note!) und ich mich daher mit Nikos Vorgabe in heimischen Gefilden zu verweilen, so gar nicht anfreunden konnte!

Aber was macht denn eigentlich (für mich) einen guten Rosé aus?
  1. Farbe:
    Mehr als jeder andere Wein lebt der Rosé von seiner Farbe. So ein Farbtupfen im Glas an einem sonnendurchfluteten Tag, das hat schon was - und es ist Balsam für meine Seele, micht mit den Lichtreflexion im Glas zu spielen. Nebenbei macht einem dieses Spiel den Mund ziemlich wassrig äh weinig ;-) ganz zu schweigen von den herrlichen Farbnuancen, welche Rosé zu bieten hat, Genuß für ALLE Sinne!
  2. Nase:
    Wie wie für jeden Wein gilt auch für den Rosé: fade Nase - fader Wein!
  3. Struktur:
    Damit mein ich Struktur aus Elementen der roten Rebsorten - und das kann ja nur das sein, was der weißen Traube gänzlich fehlt, nämlich Gerbstoffe! Nicht im Überschwang, aber merkbar sollen sie schon sein.
  4. Säure:
    Naja, das ist nun nicht wirklich Rosé-spezifisch, aber unumgänglich für jede Art von Wein. Säure ist die Seele des Weins und ist daher beim Rosé ebenso von Nöten wie bei einem knackigen Weißwein.
Bei den heimischen Vertretern fehlt's mir meistens an der Struktur, entweder zu flach, zu brav oder zu sauer, ohne eigenen Charakter und von Würze ohnehin keine Spur - Weine, die versuchen, everybodys darling zu sein - was naturgemäß für anspruchsvolle Weinkonsumenten nicht befriedigend sein kann.
Dabei hat Österreich mit dem Schilcher aus der Blauen Wildbacher-Traube einen höchst vergnüglich und universellen Rosé! Und wenngleich dieser Wein auch noch immer zu unrecht obgleich seiner forschen Säure für viele Gaumen gewöhnungsbedürftig bleibt - obwohl diese inzwischen international übliche Werte angenommen haben - gibt's doch wenige Weine, welche zu einer guten (steirischen) Jause auf der sommerlichen Terasse mehr Spaß machen!

Für die Rallye habe ich einen Schilcher aus dem Supermarkt aus der Südsteiermark erstanden, also nicht aus dem klassischem Schilcherland um Stainz, den das ist die Weststeiermark.Weingut Strauss, Schilcher Classic 2007, Gamlitz, kräftiger Rotstich, schon die Nase vermittelt einen herben Grundton, zarte Erdbeernuancen, rote Früchte, mit viel Fokus, hat durchaus Gewicht, mit rassiger, aber zivilisierte Säure im Abgang ausklingend, blitzsauber, *(*)/***

Im übrigen gibt's einen lesenswerten Bericht über das Schilcherland in der Ausgabe 2 / 2008 der österreichischen Weinzeitschrift vinaria - für die Region Schilcherland gibt's als Startpunkt auch eine eigene Website.

Für die Rallye wär es aber doch schön einen Vergleich zu haben und so fiel die Wahl beim Weinfachändler um's Eck noch auf einen "klassischen" Rosé eines renommierten Winzers:

Fred Loimer, Rosé (vom Zweigelt) 2007, Kamptal, Nomen est Omen für diesen Wein, denn sein Farbe entspricht genau seinem Namen, Rosa pur, in der Nase Erdbeeren, Automatenkaugummi (jaja, genau die runden und bunten Kugeln, an denen die Kids manchmal noch immer so schwer vorbeikommen), lebendig mit knackiger Säure, stimmig, im Abgang finden sich dann doch ein paar zarte Gerbstoffe, unkompliziertes Trinkvergnügen auf einer handwerklich soliden Basis, *(*)/***

Konklusio?
Loimers Rosé hat meine Erwartungshaltung gegenüber österreichischen Roséweine wiederum gefestigt:
Zu gut, um nicht getrunken zu werden, aber mit zuwenig eigenem Charakter um im Langzeitgedächnis zu bleiben, für eine lustige Runde unter Freunden gerade recht.
Zur Jause würde ich aber zum Schilcher greifen, der durch seine "strengere" Art und fokussiertere Säure an einem heißen Tag für mich einfach das passerenden Gegengewicht abgibt. So findet sich eben für jeden das Passende :-)

Und: Der südfranzösische Rosé! Er lebe hoch!

Freitag, 9. Mai 2008

Parasitäre Weinkritiker

Jancis Robinson hat ihre Weinschreiber-Kollegen bei einer Konferenz in Spanien als "parasitär" bezeichnet und sie aufgerufen, "mehr Demut zu zeigen und ehrlicher zu sein".

Und erntet Zustimmung in den Kommentaren! Full Story gibt's auf Decanter.com.

Montag, 5. Mai 2008

Spargelwein

Wie unschwer an den zahlreichen Postings zum Thema zu erkennen ist - es ist Spargelzeit und jeder hat wohl so seinen Favoritenwein zum noblenm Gemüse (abhängig von der Zubereitung).

Spargel gibt es bei uns meistens in mehreren Varianten - parallel, nicht sequentiell ;-)
Als da wären einmal lauwarmer Spargalsalat aus weißem und grünen Spargel mit Sauce Vinaigrette
bzw. Spargel auf Mailänder Art, leicht angebraten, mit zerlassener Butter und Parmesan (hmmm :-)und dann ganz klassisch mit Sauce Hollandaise, Schinken bzw. Prosciutto (1|2) und möglichst frischen Erdäpfeln - Heurigen!

Die Herausforderung ist es also einen Wein zu finden, der alle Varianten gleichermaßen gut begleitet. Die kritische Sache dabei ist eher die (Balsamico-saure) Vinaigrette. Neben den üblichen Verdächtigen - wie zB. einen reiferen Weißburgunder bzw. fülligen Grünen Veltliner - kommt mir da eine weiter heimische autochtone Rebserte - der Neuburger - in den Sinn.
Eine Rebsorte, welche ihre Vorzüge nicht marktschreierisch in den Vordergrund stellt, sondern ihre Qualitäten als Speisenbegleiter im Stillen offeriert . BTW, wenn sich eine Rebsorte ohne Reue zum Wiener Schnitzel eignen soll, dann der Neuburger!

Zu Unrecht haftet dem Neuburger noch ein etwas altmodisches Bild an, durch unsicheren Ertrag und der ihm manchmal anhaftenden Ausdruckslosigkeit (braucht unbedingt höhere Graduationen und 2 Jahre Flaschenreife) avancierte der Neuburger nicht gerade zum Liebkind der Winzer und Konsumenten. Immerhin nimmt diese Rebsorte noch 2,26% (Quelle: ÖWM) der österreichischen Weinanbaufläche in Besitz, vorwiegend in der Wachau (so zB. Neuburger 1000 Eimerberg von Klarl Lagler aus Spitz) und der Thermenregion.

Weingut Karl Alphart, Neuburger Hausberg 2005, Thermenregion, Strohgelb, harmonische, aber bzgl, der Aromen für mich nicht leicht zu beschreibende Nase, feinwürzig, wirkt noch sehr frisch, zeigt sich am Gaumen mit guter Fülle, rundherum balanciert mit harmonischer Säure, saubere Vinifikation, guter Sortenvertreter einer leider vergessenen österreichischen autochtonen Rebsorte,*(*)/***

Neuburger Hausberg 2006, Strohgelb, wundervolle Nase, anfangs nussig, dann Zitronenmelisse, schotige Aromen, gemüsig, geht prachtvoll auf, dann tabakig, zarte Orangenzesten, ein wenig Holz?, offenbart minütlich neue Facetten, mundfüllender Wein, cremig rund, fast weich, den ganzen Gaumen auskleidend, anschmiegsame Säure, ein ganzer Prachtkerl, stellt den Vorgängerjahrgang gnadenlos ins Abseits, ein perfekter Begleiter zum Solospargel mit Hollandaise, Bravo! **/***

Um knapp über €7 hat sich dieser Wein mehr als nur ein Platzerl im Keller verdient!

Bildnachweis Alphart Neuburger Hausberg: Weinwelt Interspar, Spargel (c) vinissimus 2008

Samstag, 3. Mai 2008

Burgendland in Weiß.Rot.Süß

Die Präsentation ausgewählter Weine des Burgenlands im Linzer Design Center liegt ja jetzt schon ein paar Tage zurück. Ich konzentriere mich in meiner Zusammenfassung auf jene Weine (in zufälliger Reihenfolge), die mir positiv in Erinnerung geblieben sind.
  • Als Einstieg der Muskat Ottonell Sekt 2006 von der Sektkellerei Szigeti, gute Muskataromatik, viel Volumen, aber auch CO2,
  • Günter Triebaumer, Rust, ein herrlicher Furmit 2007, eine leider viel zu unbekannte und unterstätze Rebsorte (im trockenen Ausbau!), Heu, Blumenwiese, Äpel, vielschichtig & mit wundervoller Säure, ein Winner ebenso der Muskateller, steirische Stilistik, viel Zitrus, knochentrocken, gelungen & macht Spaß (meinte auch kürzlich die Zeitschrift vinaria),
  • Merlot Schneiderteil 2005, Esterhazy Wein, viel Frucht, gute Struktur und Trinkanimo, auch der Estoras 2006, eine Cuvée aus 2/3 Blaufränkisch und Cabernet zeigte sich fruchtbetont, hatte Charme, aber auch viel Tannin, etwas austrocknend hintennach,
  • Weingut Feiler-Artinger, fruchtig-süß der Blaufränkisch 2006, mit weichem Tannin, macht Spaß, ebenso der röstige Cabernet Sauvignon 2005, feste Struktur gepaart mit feiner Säure, harmonisch & gut,
  • die Weißen aus der 2006er-Serie der Leithaberg-Winzer waren für mich die überzeugensten Weine - eine durchgehend feine Serie (annähernd) aller beteiligten Betriebe. Nirgendswo in Österreich gibt es derzeit soviel gebündeltes Terroir. Interessant war's die Silistikunterschiede der Chardonnay und Grüne Veltliner-Weine auf unterschiedlichem Boden (Urgesteinsböden - Kalk, Schiefer) zu erkosten. Bester Vertreter für mich war der Chardonnay von Hans Nittnaus, extreme Mineralik, sehr lebendig, perfekt balanciert mit dem richtigen Säurebiß, ein sehr, sehr guter Wein, ebenso der vom Weißburgunder LeithabergWeingut Prieler, Mineralik, Feuerstein, feine Blance, nervige Struktur, fast ähnlich der Grüne Veltliner vom Weingut Sommer in Donnerskirchen, gut auch die Vertreter vom Weingut Nehrer in St. Georgen, Erbhof Bayer in Donnerskirchen, Birgit Braunstein aus Purbach, eher internationale Stilistik mit gut eingebundenem Holz, ebenso der etwas lebendigere Leithaberg Weiß des Weingut Gmeiner aus Purbach (alle Chardonnay), die Cuvée aus Weißurgunder & Neuburger(!) vom Weingut Tinhof und Toni Hartls Cuvée aus Chardonnay und Grünem Veltliner in einer bemerkenswerten Harmonie, die Vorzüge beider Sorten vereinend.
    Von den roten Leithabergweinen konnte mich keiner so wirklich überzegen, zu karg & schlank sind manche Weine, unbalanciert mit überprportional viel Tannin, gesamtheitlich gesehen zu unheitlich die Stilistik, viele (derzeit) ohne Balance, akzeptabel die Weine der Weingüter Mariell, Hartl & (na klar :-) Nittnaus.
  • Weingut Strehn, Deutschkreutz, ein feiner Blaufränkisch Joseph 2005, erdig & dunkelwürzig, engmaschig & mineralisch
  • im guten Mittelfeld waren die Weine von Weniger, Frau Weninger wirkte zum Schluß der Veranstaltung sehr müde, am Besten gefiel mir der Pinot Noir Kalkofen 2005, sehr sortentypisch und mit guter Länge,
  • sehr fein - wie immer - präsentierten sich auch die Weine quer durch die Bank vom Weingut Giefing in Rust, Notizen bereits am PlusCity-Festival gepostet,
  • und als guter Abschluß ein mit viel Holz und kräftiger Struktur versehener Blaufränkisch Juwel 2004 von einem verwaisten Stand des Rotweinguts Prickler in Lutzmannsburg, zu Recht im Salon 2007 und mit viel Potential.
Resumierend vermerke ich , daß mich viele rote Weine nicht überzeugen konnten und angesichts der Preisschilder der Weine frag' ich mich schon, woher die Winzer die Chuzpe nehmen, so an der Preisschraube zu drehen. Einigen Konsumenten fehlt anscheinend der internationale Vergleich, denn sonst würden sie ihr Geldbörsel desöfteren im Hosensack belassen. Erwähnenswert aber auch, daß genügend burgenländische Weingüter existieren, die gute Weine zu sehr fairen Preisen vertreiben.

Somit sollte die Überschrift des Blogeintrags eigentlich folgendermaßen lauten:

Weiß ja! rot schwierig und süß - leider aus ;-)

Donnerstag, 1. Mai 2008

Aprilweinliste

  • Weingut Adam-Lieleg, Mukateller Landessieger 2006, Südsteiermark, leichte Muskatanklänge, die vibrierende Primärfrucht hat der Kunstoffkork bereits vernichtet, dennoch ist die Traubensorte noch leicht zu erkennen, auch noch alles in guter Balance, */***
  • Weingut Angar Clüsserath, Riesling Steinreich 2006, Mosel, Zitrus, Zitrus, Zitrus, handwerklich sauber gemacht und doch hat dieser Wein mein Erwartungen nicht erfüllt, es fehlt ein kleines Extra, das der soliden Langeweile gegenübertritt, schade, vielleicht reüssiert die nächste Flasche? */***
  • T-FX-T Arachon Evolution 2000, Mittelburgenland, aus einem auch in Österreich sehr gutem Jahr, Cuvée mehrheitlich aus Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon, komplexe Nase, Liebstöckel, Heidelbeeren, Hustensaft, leichte Würzigkeit, am Gaumen fein, nicht fett, wirkt gut strukturiert mit reifem Gerbstoff als Rückrat, in einer Blindprobe würde ich auf einen klassischen Bordeaux tippen (was durchaus in der Intention der Dame - (T)ibor nach den Initialen ihres viel zu früh verstorbenen Mannes - und der 2 Herren (FX) Pichler & Manfred (T)ement liegen dürfte) - hat auch noch genügend Potential für ein paar weitere Jahre, **/*** (Verkostungsnotitz 1999).
  • Leo Aumann, Harterberg 2002, Thermenregion, eine herrliche Brillanz im Rubin zeigend, strahelend, der hat was, was Geheimnisvolles, was Magisches, aber auch was abstoßendes, viel Edelhölzer in der Nase, dunkle Sauerkirsche, noble Würze, hat was verschlossenes, was Verborgens, unheimlich konzentriert, am ersten Tag durch die forsche und schneidene Säure untrinkbar, wäre da nicht diese Nase, süß-saure Pikanz mit feinem Tannin im Abgang, ein Wein zum Beschäftigen, zum Beissen, ein Wein der Kontraste, stößt ab und zieht trotzdem magisch an, und das alles trotz Plastikstöpsel, oder gerade deswegen? **/***
  • Peter Skoff, Muskateller Classic 2007, Gamlitz, Südsteiermark, Blasses Strohgelb, viel Zitrus, klar, zeigt sich sehr offen und rund, harmonisch weich mit milder Säure, passabler Wein (vinaria titulierte: Mainstream-Muskateller?) zur Jause, aber definitiv kein Aperitifmuskateller - da fehlt die vibriernde Frucht, die messerscharfe Kontur, eine nervigere Säure und der knochentrockene Abgang, */***
  • Winzerin Birgit Wiederstein, Zweigelt Classik 2003, Carnuntum, Rubin mit dunklem Kern, der heiße Jahrgang kann nicht geleugnet werden, gekochte rote Früchte, zarte Würze, ein wenig Rumtopf, alles in Balance, am Gaumen erstaunlich frisch, sehr rund, leicht nussig ausklingend, die letzte Flasche, der 12er-Karton hat viel Freude gemacht und auch die Folgejahrgänge sowie der große Bruder Rubin Carnuntum haben mir immer gefallen, *(*)/***
  • Hans Pitnauer, Merlot Quo Vadis 2003, Göttelsbrunn, Carnuntum, beginnendes Granatrot am Rand, feine würzige Aromatik, Minze, wirkt kühl & frisch, sehr geschliffen am Gaumen, füllig, ja fast feurig, wiederum viel, viel Würze, rote Fruchte, feuriger Abgang, hat Noblesse und Pep zugleich, wunderschöne Stilistik, das sind die Weine, wo ich froh bin, auch eine internationale Rebsorte aus Österreich im Keller zu haben (obwohl ich noch nie verstanden haben, was Weinbauern dazu bringt, Rebsorten, welche nur in jedem zweiten Jahr die Reife erlangen in Österreich anzubauen), toller Wein von einer tollen Winzerhand aus einem tollen Jahr, **(*)/***
  • Weingut der Stadt Krems, Grüner Veltliner Wachtberg 2003, Kremstal, aus über 40 jährigen Rebstöcken, Goldgelb, helle Noten, Mineralik pur, komplexe Nase, ein wenig Pfeffer, hat Kraft im Überfluß, 14,5 Vol.%, jedoch balanciert bis ins letzte, intensive Aromatik, strömt so wundervoll den Gaumen entlang, ein toller Wein, war die letzten zwei Jahre im Dornröschenschlaf, ist jetzt wie Phönix aus der Asche entstiegen und hat alle Anlagen für ein weiteres langes Leben - und ich hab' noch 3 Magnums dieses herrlichen Stoffes im Keller :-), ***/***