Montag, 20. April 2009

Stelvin ohne Fehl & Tadel?

Durchdrehen war ja schon des öfteren mal bei mit Stelvin verschlossenen Flaschen.
Aber ein Aufdrehen des gesamten Stelvins ohne Beschädigung ist mir neu - wirkt fast wie ein überdimensioniertes Alkohol-Verhüterli ;-)
Das waren wohl die ersten Versuche mit dem alternativen Flaschenverschluß bei diesem renommiertem Weingut mit nicht ganz perfekt eingestellten Maschinen.

Tenuta Cappezzana, Chardonnay Bianco di Toscana 2006, Toskana, Goldgelb im Glas, prachtvoll greifte Aromatik, anfangs Wachs, Propolis (Honig), Blütenaromatik, weckt eher Assoziationen an einen guten Chenin Blanc (das gibt's ja öfters, zB. Grüner Veltliner als Sauvignon Blanc, ..) im Hintergrund "helle" Exotik, macht Lust auf den ersten Schluck, voller Kraft am Gaumen, viel Extrakt, dabei schön harmonisch, einmal mehr ein Hedonistenwein aus dem Bilderbuch und ein erneutes Beispiel, wie fein integriert 14 % Vol. sein können, eine echte Überraschung, wenngleich in dieser Verfassung auch niemals sortentypisch! Wer reifen Chenin Blanc liebt, dem empfehle ich diese Flasche!
Erst am zweiten Tag offenbart sich dann eine klarere Stilistik, welche der Stilistik der Rebsorte Chardonnay schon eher gerecht wird.. , Schnäppchenpreis € 7, leider beteits ausverkauft :-( - schade **/***

Dienstag, 14. April 2009

Weinrallye #22 - Regionales

Die Weinrallye #22 ist wieder einmal bei ihrem Initiator Thomas vom Winzerblog angelangt und hat widmet sich den "Regionale Spezialitäten".

"Es ist alles erlaubt, Bier, Wasser, Schnaps, Tee, Kaffee oder Limo, völlig egal was, Hauptsache es ist flüssig, trinkbar und wurde in eurer Region produziert. Selbst Milch ist dieses Mal erlaubt, wenn ihr sie denn als eine Regionale Spezialität bezeichnen würdet."

Lieber Thomas,
im Kontext des Slow Food ein Thema zu wählen, das ist gewiß sehr interessant, besonders für die unzähligen Food-Blogger. Zu Milch und Limo habe ich aber im Kontext einer *Wein*rallye nur sehr bescheidene Assoziationen! Aber ich freue mich natürlich schon auf die anderen kreativen Beiträge..

Also, ich habe mein Statement kundgetan und dabei wollen wir es auch belassen. Ich bin da vielleicht ein wenig zu weinpuristisch unterwegs, aber Tee, Kaffee oder Limo haben meiner Meinung nach in einem Weinblog nunmal nichts verloren - Bier und Schnaps eigentlich detto.
Andererseits lockert ein alternatives Thema zwischendurch vielleicht die Rallye ein wenig auf, schlägt ein paar Brücken zu anderen Bloggebieten und man bekommt hernach wieder richtig Biß für ein ordentliches Wein-Thema.
Ohnehin scheint's manchmal etwas Off-Topic bei den Blogs zuzugehen, warum auch nicht. Solange Winzer Twitter-Anleitungen (2) verfassen, kann Milch auch durchaus in WeinBlogs eine (Haupt?)Rolle spielen!

Glücklicherweise bin ich in der Lage, meinem eigenen Blogcredo Wein treu bleiben zu können und ein regionales Produkt mit zumindestens teilweisem Bezug zum Wein vorstellen zu können!

Traditionell sind weite Teile meiner Heimatregion - dem Öberösterreichischen Zentralraum - getränkemäßig ganz eindeutig dem Bier zugeneigt. Das Innviertel besitzt heute - durch die Historie und der Nähe zu Bayern bedingt - unzählige Brauereien und auch das nördlich gelegene Mühlviertel ist seit einigen Jahren als Hopfenlieferant für Österreichs Premiumbiere gut im Geschäft.
Das war nicht immer so, denn auch Weinanbau wurde in Öberösterreich betrieben - sogar im großem Stil. Insbesonders entlang der Donau - ua. im klimatisch begünstigten Aschach, das in seinem Stadtwappen Weinreben trägt - betrieben bereits die Römer Weinbau. Die kleine Eiszeit ein paar Jahrhunderte später sorgte jedoch dafür, daß Mitte des 18. Jhdts die wirtschaftliche Bedeutung des Weinbaus in dieser Region zum Erliegen kam. Zudem gab es in Form von Most, Branntwein und eben auch dem Bier genügend Alternativen an anderen alkoholischen Getränken. Die steuerliche Begünstigung von Bier und Neuzüchtung von widerstandsfähigen Obstsorten für den Apfel und Birnenmost tat ihr übriges zur Verdrängung des Weinbaus aus Oberösterreich.
(Quellenangabe: OÖ-Geschichte)

Most (1|2|3) erfreut sich auch heute noch in allen Varianten (mild - resch - süß) großer Beliebtheit - davon legt auch die liebevolle Bezeichnung "Mostschädln" als Synonym für die Oberösterreicher Zeugnis ab.

So möchte ich für diese Rallye einen (in Form von externer Zusetzung von Kohlensäure als "Frizzante" veredelten) Apfelmostes aus einer heimischen Apfelsorte vorstellen, der nochdazu auch als regionaler Getränkebotschafter der Linzer Kulturhauptstadt 2009 ausgewählt wurde.

Wilfried Hirschvogel (2), Der Brünnerling, ein mit süßem Apfelmost und Zugabe von Kohlensäure versehener Cidre, appetitliche vom Most getragene Nase - eben aus natürlich regional heimischen Apfelsorte Brünnerling (2) - sehr sauber und strömend, zeigt auch am Gaumen hervorragende Balance, wirkt rund, cremig, samtweich im Abgang, dabei immer der Mostgeschmack präsent, durch die präsente Kohlenssäure wirkt der Apfelwein lebendig, sehr süffig zu trinken, ein hervorragender Terrassenspaß zu den bei uns derzeit vorherrschenden Sommertemperaturen von 25°C, welcher nochdazu mit seinen luftigen 3.5 % Vol. auch ohne Reue als Durstlöscher in größeren Mengen genossen werden kann, *(*)/***

Wer sich für weitere regionale Spezialitäten aus Oberösterreichisch interessiert, dem darf ich das gut gemachte Portal Genussland Oberösterreich empfehlen - viel Spaß beim Entdecken!

(Bildquellennachweis des kleinen 0.2l Brünnerlings: genussbox)

Samstag, 11. April 2009

TYA 1999 (2)

Für diese Art des "Ten-Years-After-Wettstreits" - der ja eigentlich gar keiner ist - habe ich mich ganz bewußt gegen eine länderspezifische Zusammenfassung entschieden. Und auch gleich gegen einen direkten Vergleich der Weine. Warum?
Um 10 Jahre als Wein gut durchzustehen, da braucht es schon gewisser Anlagen hinsichtlich Qualität. Jeder Wein soll diese also mitsamt seinen Eigenheiten, Ecken und Kanten - soferne noch vorhanden - voll in einem Solo auspielen können. Soll sein Steherqualitäten beweisen und bekommt genügend Zeit zu Scheinen. Gut Ding braucht zuweilen eben Zeit. Und diese Zeit sollen nicht nur die Weine haben - Zeit, sich zu öffnen. Nein diese Zeit nehme auch ich mir ganz bewusst - auch als Wertschätzung gegenüber den Produzenten dieser Tropfen. Nicht nur bei den 10-jährigen Weinen, nein, auch bei jungen Weine, nehme ich mir in diesem Blog meistens länger Zeit für einen Wein als allgemein üblich im Weinjournalismus - zumindestens 3 Tage. Wie oft schon hat mich ein Wein oftmals mit (s)einer vielfältigen Entwicklung und Verwandlung überrascht! Zeit auch, die innerlich "entschleunigt". Es reicht eben vollkommen, sein Publikum im zweiten oder dritten Akt zu verzaubern. Im ersten muß nur ein Spannungsbogen etabliert werden - eine Spur für ein verdichtetes Finale gelegt werden. Schade für jene, welche in der ersten Pause entäuscht das (Schau)Spiel schon verlassen.

Und zweitens habe ich Lust auf Abwechslung. Abwechslung die heißt: heute ein Franzose, morgen ein Italiener und übermorgen vielleicht ein Vertreter aus Österreich. Ein homogener Mix macht doch die Sache erst spannend - die Vergleichbarkeit der Stilistik oder Rebsorten hin oder her!

Anforderungen an einen 10-jährigen Wein in der € 20-30 Preisklasse?
Ganz klar: Homogenität, Balance, Komplexität und das alles fein verwoben! Noblesse statt Kraft und Charme statt rüpelhafter Vordergründigkeit.. .

  • Hans & Christine Nittnaus, Comondor 1999, Neusiedlersee, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Zweigelt, beginnender, wässriger Granatrand, im Kern fest und dunkel, tief kräuterwürzige Nase, ein klassischer Bordeaux-Blend, rotbeerige Komponenten, Himbeere, süßliche, balsamische Textur, präsentiert sich äußerst geschmeidig am Gaumen, mittelgewichtig mit engmaschigen, reifen und gut integrierten Gerbstoffen, viel Fruchtsüsse, lebendiger Säure, harmonischer Abang, ein prachtvoller Essensbegleiter mit Potential für weitere 5 Jahre, **-**(*)/***
  • Niepoort, Redoma Tinto 1999, Duero, sehr verhaltene Nase, süßlich dominierte kräutrige Noten, etwas Klebstoff, der Alkohol merklich riechbar, nicht ganz in Harmonie, fängt sich aber gut am zweiten Tag, wirkt kompakt, ist mir persönlich aber zu sehr von einem süßlichen Grundton geprägt, feines, harmonisches Tannin im Abgang des Weins, wirkt insgesamt noch sehr juvenil, kein schlechtes Exemplar, ganz im Gegenteil, trifft nur nicht ganz meine präferierte Stilistik, *(*)/***
  • La Magia, Brunello 1999, Toskana, Granatrot mit orangem Rand, sehr ruhige strömende Nase, verführerisch, deutlich von Teer und balsamischen Noten getragen, ein wenig Parfum, sehr viel Fruchtsüsse, rotbeerige Würze, Anklänge an schwarzen Pfeffer, eher schlanker Körper, seidige Säure, die mächtigen, etwas spröde Gerbstoffe überrollen anfangs den Gaumen und hinterlassen im Finish ein austrocknendes Mundgefühl, am dritten Tag ist dann alles in Balance, hat diesen so gebietstypischen warmen Charakter, seidiger Trinkfluß, die Gerbstoffe sind nun gut verwoben, teerige Würzigkeit, die Nase strömend, viel Volumen, Süße, macht auch solo genossen viel Spaß, harmonischer Abgang, so soll Brunello sein! **-**(*)/***
  • Fattoria di Felsina, Fontalloro 1999, Toskana, schon dem Ziegelrot sehr nahe, feine, verwobene Nase, gute Fruchtsüsse, Gewürze, am Gaumen eher schlank und kurz, aber sauber, Säure und feine Gerbstoffe, wo bleibt die "eiserne Faust im Samthandschuh"? Der Wein wirkt ermüdet, das ist sicherlich nicht der Höhepunkt dieses Weins, schade, denn gerade den Fontalloro habe ich bisher immer als als Steher in Erinnerung, ein ordentlicher Essensbegleiter, aber mehr schon auch nicht, ce domage! */***

Donnerstag, 2. April 2009

März

  • Segura Viudas, Cava Brut Reserve Heredad, die Flasche ist mit ihrer aufwändigen Machart und Verzierung schon eine Klasse für sich, Brut Reserve Heredad ist eine Cuvée aus Macabeo und Parellada, kräftiges Strohgelb, braucht viel Luft, gereifte, volle Stilistik, aber noch mit einer appetitlichen Frische in der Nase behaftet, voll am Gaumen, die Perlage ist etwas verhalten, alles in cremiger Balance mit dem für Cava so typischen herb trockenen Abgang, gut, *(*)/***
  • Weingut Ebner-Ebenauer, Grüner Veltliner Alte Reben 2007, Weinviertel, aus über 50-jährigen Rebmaterial, sehr blasses Strohgelb, etwas vordergründige, fruchtige Nase, paprizierende Würze, etwas Feuerstein, Mineralik, das Teilbarrique hervorragend integriert, am Gaumen fein, mittelgewichtig, behält immer seine frische Lebendigkeit, hat noch nicht ganz seine Harmonie erreicht, ein angenehmer Wein mit juvenilem Charme, wenngleich auch von den österreichischen Weinmedien aus meiner Sicht etwas überbewertet, da fehlt einfach Druck und Spannungsbogen, *-*(*)/***
  • Schlumberger, Sparkling Rosé Vintage Brut 2006, Österreich,der Schlumberger Sparkling ist ein Klassiker der österreichischen Sektkellereien, umso erfreulicher, wenn jetzt auch eine Schwester in Rosé verfügbar ist! Zarte Zwiebelschalenfarbe, fein fruchtige Aromatik, etwas verhaltenes Mousseux, am Gaumen durchaus voll und gut auskleidend, ausgewogen und harmonisch, ohne Ecken und Kanten, rund, nicht allzu zu trocken, sogar einleichtes Süsserl ist vorhanden, bemerkenswert langer Abgang, macht Spaß und erfreut meine Lust nach Rosé, **/***
  • Walter Buchegger, Grüner Veltliner Pfarrweingarten 2005, Kremstal, schönes Gold, für einen gereiften Grünen Veltliner so typische Aromen von gelben Früchten und Tabak, sehr weiche Stilistik mit milder Säurestruktur, ein harmonischer Schmeichler mit eher internationaler Stilistik, warmer, mittellanger Abgang, eine Wucht zum lauwarmen Artischockenaufstrich, verleiht dem Wein eine Spannung zwischen Süße und Säure, allerdings hätte ich mir einen deutlicheren stilistischen Unterschied zu Buchegger's Gebling (siehe meine Gebling Vertikale 2004-2007) erwartet, der so nicht eingetreten ist, **/***
  • Laurel Glen Vineyard, Reds 2006, Lodi, USA, tiefdunkles Purpur, eigentlich brauch ich nur die Rückenetikette zu zitieren: "Dark, spicey, exotic, opulent, delicious.", wer würzig-saftig-süffige Fruchtbomben mit gutem Gerbstoffgerüst mag wird mit dieser Cuvée sicherlich glücklich! Ich jedenfalls liebe dieses mit 14.5 % Vol behaftete, aber trotzdem so fabelhaft balanciert und zivilisierte Frucht-Würze-Monster! **/***
Bildquellennachweis: Segura Viudas

Mittwoch, 1. April 2009

Abhilfe zur heimischen (Wein)Wirtschaftskrise?

Nachdem die Krise immer mehr österreichische Unternehmen in immer stärkerem Maße trifft - und dies gilt gleichermaßen auch für die heimische Weinwirtschaft - haben Printmedien nun den Slogan "Kauf OÖ" (OÖ = OberÖsterreich) ausgerufen.
Unsere Wohnstrasse geht ab sofort mit gutem Beispiel voran und erklärt sich hiermit zur "Rioja-freien Zone" und gelobt, ab sofort nur mehr heimischen Kreszenzen zuzusprechen.


Nja - erwischt - ich hab geschwindelt :-(
In Wirklichkeit können meine Nachbarn nicht mehr tatenlos zusehen, wie ich allwöchentlich mit meinen genossenen Weinflaschen die Glas-Sammelcontainer überflute und proklamierten hiermit kurzerhand ein "Weinflaschen-freies Gebiet".
Auf Bierflaschen gibt's nämlich Pfand und somit keine Verstopfung der Container, so der Tenor der umliegenden biertrinkenden Anrainer. Ein durchaus einsichtiges Argument!