Mittwoch, 31. März 2010

Weinverkostungstermine in Linz im April

Die alljährlich stattfindende Jahrgangspräsentation der Steiermark am 7. April (16-21h) im Linzer Palais Kaufmännischer Verein. Zur Verkostung kommen neben den Weinen des neuen Jahrgangs diesmal auch die Lagenweinen der vorangegangenen Jahre.

Erstmalig gibt es eine gemeinsame DAC Jahrgangspräsentation der niederösterreichischen Regionen Traisental, Krems- & Kamptal am Dienstag, 20. April im Design Center Linz (ab 16h öffentlich, vorher Fachpublikum), welche Dorli Muhrs Wine-PR-Team Wine & Partners ausgerichtet wird. Rund 600 Weine von 150 Betrieben gibt es zu verkosten - es heißt also früh anzufangen ;-)

Am Freitag den 24. April findet wiederum von 14-21h die traditionelle Linzer Frühlingsweinkost der ARGE Weinpromotion / Klaus Stummvoll im Palais Kaufmännischer Verein statt. Wie immer gibt es vom OÖ Sommeliersverein einen besonderen Gast, diesmal das Weingut Reichsrat von Buhl aus Deidesheim / Pfalz.

Dienstag, 23. März 2010

Weinrallye #31 - Faszination Wein

Weinrallye-Gastgeber ist diesmal Bernhard Fiedler vom Grenzhof im burgenländischen Mörbisch. Sein Thema ist ein äußerst vielschichtiges:

Faszination Wein

Also eigentlich ist dies ein Thema, für eine ganze Weinrallye-Serie und viele Bloggerkollegen könnten wahrscheinlich ganze Bände zu den mannigfaltigen Aspekten des Rebensaftes verfassen - die mit eigenem Weinbaubetrieb sowieso.
Einige der wesentlichen Bereiche hat Bernhard ja schon kurz angerissen:
  • Kulturelle und geschichtliche Hintergründe des Wein(baus),
  • Wein als bedeutender Wirtschaftsfaktor,
  • Die Fähigkeit des Rebensaftes über Jahrzehnte zu altern,
  • Soloweine und Wein als Speisenbegleiter,
  • Den örtlichen Gegebenheiten (Boden, Klima, etc.) Ausdruck zu verleihen - i.A. als Terroir - die schmeckbare Herkunft - bezeichnet,
  • und, und, und ...
Was mich persönlich angeht, so ist es die Varietät, die Vielschichtigkeit des Weines, die mich an diesem Getränk so fasziniert. Und dies inkludiert selbstverständlich all jene vorher genannten Aspekte!
Es ist wie bei den Musik und der Sprache. Das Alphabet, die Noten und Buchstaben bzw. Rebsorten selbst sind endlich und beschränkt und doch lassen sich damit immer wieder neue syntaktische, sprich Sprachen, Musikstile, Klone & Kreuzungen und erst recht semantische völlig neuartige Ergebnisse erzielen!

Das Produkt aus

"Rebsorten weltweit" x "Anzahl der Winzer" x "Jahrgänge"

ergibt doch bereits eine ziemlich unüberschaubare Anzahl an Weinen, die wir durch unsere durstigen Kehlen rinnen lassen können, und kein einziger gleicht dem anderen!
Aber selbst ein einziger, winziger Punkt in diesem dreidimensionalen Weinhimmel spannt selbst wiederum einen eigenen Raum auf:

"Weinstilistik & -verständnis des Weinbauers" x "Reifezustand des Weins" x "Sensorik"
(bzw. organoleptische Erfahrung, Fähigkeiten & Vorlieben des Verkosters)

Dies alles ergibt in Summe eine Dimension, die so gewaltig und facettenreich ist, daß all jenen, die auf der Suche nach den Tiefen des Wein sind, ganz sicherlich niemals in ihrem (hoffentlich langen) Weinleben fad wird.

Diese Komplexität und Tiefe zu erschließt sich dem Weinfreund nicht unmittelbar. Wer aber Neugierde und Aufgeschlossenheit mitbringt, dem sind ganz wunderbare Erlebnisse hinter den mannigfaltigen Türen des Weinkosmos ganz sicher. Nicht nur mit Wein selbst, sondern auch den Menschen, die dahinter stehen. Kulturgut Wein! Das allein ist immer Grund genug, den nächsten Schritt zu gehen.
Das dies alles ganz und gar nichts mit "trockener Materie" zu tun hat (außer bei den Bodenanalysen ;-), liegt in der Natur der Sache und verleiht doch der Sache ungeheuren Spaß, nicht wahr?

Also, ran an den Korkenzieher - die nächste Flasche wartet schon!

Und weil's keine Weinrallye ohne einen Weinrallye-Wein geben kann, möchte ich hier eine Flasche eines Exemplars vorstellen, der aus einer Region kommt, die imagemäßig bezogen auf Qualität bei Weinfreunden wohl den absoluten Tiefpunkt erreicht hat und normalerweise sich nur im €2-3 Preiregal der Diskonter wiederfindet: Soave

Umso mehr war ich erstaunt, welch prachtvolles Trinkvergnügen mir dieser Wein aus dem "Dreimäderlhaus" Tessari bereitet hat. Das Weingut Suavia (der alte lateinischer Name für Soave) zeigt, welch tolle Qualität die Graganega, der autochthonen Rebsorte des Veneto, hier mit fast 50 Jahre alten Rebstöcken in vulkanischem Gestein zu liefern imstande ist.
Keine Frage, dieser Wein hat völlig zurecht die Tre Bicchieri im Gambero Rosso erhalten!

Bildquellennachweis & Weinbezugsquelle: Superiore.de

Azienda Agricola Suavia, Soave Classico "Monte Carbonare" (der Name ist ein Hinweis auf die dunkle Vulkanerde) DOC 2007, Venetien, Strohgelb, intensive Aromatik, helle Blüten, mineralische Noten, zeigt eine wunderbare Finesse am Gaumen, toller, spannungsgeladener Dialog zwischen Extrakt und nerviger Säure, blitzsauber, top Stilistik mit Anspruch, **(*)/***, €10

Totgesagte (Weinregionen) leben eben länger - auch das eine Facette der Faszination Wein!

Freitag, 19. März 2010

Neulich im Zug

Auf dem Weg nach Stuttgart habe ich das österreichische und ab München das deutsche Weinangebot der jeweiligen Bahn studiert. Ins Auge gesprungen sind mir gleich 2 wesentliche Unterschiede:
  • Während die angebotenen heimischen (A) Weißweine allesamt 2008er Jahrgänge sind, gibt es bei den Nachbarn noch Rheingauer '06er Riesling bzw. '07er Weißburgunder aus Rheinhessen,
  • zudem sind bei der ÖBB die Weine in 0,375 Halbflaschen erhältlich, wohingegen es bei der DB nur das bekannte Viertele in Flaschenform gibt. Die Preisdifferenz ist (normiert auf gleiche Menge) marginal teurer.
Sieht also auf den ersten Blick gar nicht nach dem üblichen "Jungweintrinken" aus - oder ist das bloß ein Restposten, den die DB seit Jahren erfolglos versucht, an den Kunden zu bringen?

Qualitativ kann ich nichts einbringen, dazu hätte es des Selbstversuchs bedurft und an diesem Abend waren wir alle auf Weißbier eingeschworen. Extra für Österreich abgefüllt, so scheint es zumindestens bei der ÖBB, denn mit einer "0,33l-Miniflasche" Paulaner würd' sich ein echter Bayer wohl niemals zufrieden geben. Oberösterreicher ebensowenig ;-)

Donnerstag, 18. März 2010

Ironically

Gestern abend hat's mich erwischt - mit einem Hexenschuss. Ironischerweise auf dem Weg zu einer Tanzperformance. Und das, obwohl ich eh nur auf dem Zuschauersessel Platz genommen habe.
So muß ich heute aufgrund meiner Bewegungsunfähigkeit auch eine meiner liebsten Veranstaltungen, dem Linzer Weinfrühling im Alten Rathaus, unbesucht vorbeiziehen lassen.
Das tut weh! Mental gesehen und zusätzlich zu den ohnehin vorhandenen physischen Rückenschmerzen :(

Dienstag, 9. März 2010

Grüner Veltliner DAC Weinviertel

Da war ja ziemlich was los, auf der diesjährigen Vorstellung der Weinviertler DAC-Weine im Linzer Design-Center. Ein ganz ähnliches Bild wie bei der Burgenlandpräsentation. Da frage ich mich, wovon dieses (wachsende)(lokale) Interesse am Wein wohl genährt wird? Die Winzer jedenfalls freute der Ansturm.

Bildquellennachweis: Weinviertel DAC

Es war meine erste Weinviertel DAC Verkostung. Und diesmal ein Pflichttermin. Denn das, was ich im Herbst des Vorjahrs in der westlichen Region des Weinviertels um Retz gesehen und erlebt hat, nahm mich unmittelbar gefangen. Ruhe, weites Land, freundliche Leute, gute Weine - Entschleunigung für Geist und Körper. Zuneigung und Liebe auf den ersten Blick.

Das Weinviertel ist immer ein bißchen auch eine Reise in vergangene Tage, in Zeiten, wo Weininteressierte stolz vom "ihrem" Weinbauern erzählen, regelmäßig dort zu Besuch erscheinen und mehr oder weniger intensiv am Winzer(familien)leben Teil nehmen.
Von diesem persönlichen Nahverhältnis ist auf einigen Ständen viel zu spüren. Ein wenig zuhören offenbart auch gleich die Erwartungshaltungen vieler Besucher:
  • ein wenig über den neuen Weinjahrgang und seine die Eigenheiten plaudern,
  • ein paar saubere, frische Glaserl Wein zu trinken bzw. zu verkosten und so
  • die besten Bouteillen um anständige €5-6 zu finden.
So einfach ist das für die Meisten.

Da ist es einleuchtend, daß für viele Betriebe der mit dem 2009er erstmals auftauchende DAC Reserve zum Problem wird. €12 (und darüber) soll sie kosten, eine Flasche der Reserve. Viele Betriebe haben keinen Wein in dieser Liga im Angebot. Und selbst wenn - ihr Kundenstock wär nicht bereit soviel für eine Flasche "Grünen" auszugeben!
Und somit wird's wohl zukünftig eine Zwei-Klassen-Weingesellschaft geben, im schönen Weinviertel.

Das Weinviertel zu verstehen ist nicht schwierig und das ist gut so! Da stehen Landwirte & Weingärtner an den Ständen, keine Marketingprofis. Ein flüchtiger Blick auf kräftige Arbeitshände genügt - Winzer und Winzerinnen mit Leib & Seele. Das macht mir diese Region doppelt sympathisch. Zudem gibt es immer noch tolle Weinqualitäten zum konkurrenzlosen Preis zu entdecken!

Der Jahrgang 2009 selbst ist sehr gut gelungen, und das, obwohl es Herausforderungen zur Genüge gab:
  • einen langen Winter,
  • Verrieselung im Frühjahr, besonders bei den Burgundersorten,
  • einen feuchter Sommer - in einigen Regionen ergoß sich an einem Tag streckenweise die Regenmenge eines Jahres und
  • Hagelschäden, die teilweise lokal furchtbar wüteten!
In Summe sorgte das bei einigen Betrieben für eine Halbierung(!) der Erntemenge! Wäre da nicht ein traumhafter Altweibersommer und Herbst gewesen, welcher der Aromenausbildung förderlich war, würde wohl keiner ein lachendes Gesicht machen? So aber waren alle durchwegs angetan, sogar begeistert, von den Qualitäten, die dieser Jahrgang anzubieten hat.

In Summe gibt es somit die Grünen Veltliner in einigen feinen, jedoch unterschiedlichen Stilistiken:
  • Schlanke, saubere, den Appetit stimulierende, auch von nerviger Säure getragene Fruchtbomben (der Klassiker sozusagen) wie zB. der DAC Hundspoint vom Weinhof Edlinger oder der DAC Classic vom Weingut E. Gruber (beide aus Röschitz)
  • Jene wunderbar balancierten Exemplare, von nichts zu wenig oder zuviel vorhanden war, in sich stimmig und alle mit einer Extraportion Finesse ausgestattet, zB. der DAC Classic und DAC Steinparz vom Weingut Hindler (Schrattenthal), der DAC vom Weingut Seher (Platt) bzw. DAC von Josef Seifried (Oberstinkenbrunn) sowie der DAC Ausstich vom Weingut Setzer (Hohenwart)
  • Einige, bei denen die höhere Reifere (zum) auch deutlich in der Stilistik durchschlägt, schön am Gaumen zu erfühlen beim DAC Blickenberg vom Weinbau Greilinger (Schöngrabern) oder den beiden DAC Weinen Classic und von der Riede Steinviertel von Heinzl-Gettinger (Deinzendorf) oder aber auch beim Weingut Schwarzböck aus Hagenbrunn mit dem GV der Ried Schachern, ganz extrem diesmal die die barocke, opulente Stilistik bei den Pfaffels (Stetten) mit DAC Zeiseneck und DAC Haidviertel und auch der DAC vom Schloß Bockfließ von sandiger Lage. Am Besten von allen ein paar Flaschen kaufen, weglegen und sich in 5 Jahren daran erfreuen!
  • Und dann gibt es da noch den Wein der Veranstaltung, welcher abseits der Primärfrucht Aromatik, Balance und Finesse und zudem auch noch eine Spannung in Form von puren mineralischen Noten in Glas bringt: der DAC Phelling vom Pollerhof in Röschitz aus 30-40 Jahre alten Rebbestand ist mir mehr als nur positiv im Gedächnis geblieben!

Da sollte für jeden was dabei sein - auch für jene, die auf der Suche nach dem vielbeworbenen Pfefferl sind.. ;-)

Samstag, 6. März 2010

Jungweindiskurs

Dirk Würtz sinniert laut über den (deutschen) Jungweinwahn (1|2).

Nichts wirklich Neues in Österreich, denn gerade der Spätwinter, die Zeit der meisten Jungweinverkostungen, macht dieses Thema jedes Jahr wieder hoch aktuell!
Ich habe schon im Vorjahr darüber geschrieben und auch einen ganz simplen Lösungsansatz aufgezeigt, der auf Seiten der Konsumenten
und der Winzer eine Win-Win-Situation schafft - und dies ganz ohne Bevormundung.
Zudem
sehe ich es als mündiger Konsument mit einem breiten Grinsen im Gesicht, ermöglicht doch der Jungweinwahn einen alljährlichen Abverkauf des Vorgängerjahrgangs im Fachhandel, der es einem Weinfreund zu günstig(er)en Konditionen ermöglicht, sein Weinregal aufzufüllen.

Grundsätzlich muß man – und das geht auch aus obigem Beitrag von Dirk bzw. dem Diskurs bei Bernhard Fiedler hervor – zwischen zwei Betrachtungsweisen unterscheiden. Zum einen geht es darum, wann der aktuelle Weinjahrgang in den Markt Eingang findet, zum anderen geht's um die Thematik des „gereiften Weines“.

Mir geht’s persönlich mehr um’s erstere, denn ob man gereifte Weine bevorzugt oder nicht, und ab wann überhaupt ein Wein als gereift zu bezeichnen ist, all das ist in erster Linie eine Frage des persönlichen Geschmacks. Dies am Etikett einer „Weinkennerschaft“ dingfest zu machen, ist meiner Meinung nach eine unzulässige Vereinfachung.
Wenn die Liebe der Winzer zu den eigenen Kreszenzen so weit geht, daß sie ein paar Kartons für Freunde älterer Weine beiseite legen, freut mich das. Als Muß sehe ich dies aber nicht, denn wir Weinfreaks pflegen unsere Meriten ja lieber doch im eigenen Keller!

Zweiteres ist da vom Thema her schon weitaus spannender!
Ein wenig ist das Geschrei der Winzer aus Verbrauchersicht natürlich auch
perfide. Stehen doch zum einen hinter dem möglichst raschen Verkauf auch wirtschaftliche Interessen, auf der anderen Seite machen jene Weine, bei denen ein Zurückbehalten zugunsten weiterer reife Sinn hat ohnehin nicht das wirtschaftliche Fundament eines Betriebes aus. Also warum nicht einfach (zu)warten mit den guten Tropfen? Und wozu dann all die zahlreichen Faßproben?
Erziehungsarbeit leisten zudem hier auch die Winzer selbst. Wurden nicht jahrelang die kaltvergorenen Reinzuchthefe-Exemplare als das Non-Plus-Ultra des kommenden Sommers proklamiert? Kein Wunder, daß die Gaumen der Konsumenten mit einer "anderen" Stilistik gar nichts mehr anfangen können! Besitzen diese Weine doch nicht mehr die vordergründige (eindimensionale), aber als makellos wahrgenommene Schönheit der Jugend. Leise Zwischentöne im Wein erfordern zudem neben Zeit und Reife(!) auch mehr Kennerschaft als die primärfruchtige Aromabomben.

Was ich wirklich nicht verstehe, ist warum die Jungweinverkostungen oftmals terminlich noch im tiefen Winter liegen.
Hier wär’s an der Zeit, organisatorisch was zu ändern, machen doch im lauen Frühling angesiedelte Präsentationen deutlich mehr Lust auf frischen Weißwein und zudem hätten die Weine auch weitere 2 Monate Zeit für ihre Entwicklung. Gerade beim Stelvin ist doch ein füllfertiger Wein ungleich wichtiger - nein kritischer - als beim Naturkork.
Und daß es Weinbauern gibt, die ihre Weine aufgrund des Kundenverlangens früher füllen, obwohl sie wissen, das der Wein noch deutlich Zeit zum Ausreifen brauchen würde, verstehe ich ohnehin nicht wirklich. Möchte denn nicht jeder gerne seine Arbeit vom Vorjahr im bestmöglichen Zustand herzeigen?
Aber da die meisten Konsumenten ohnehin nur einfach eine gutes Glas Wein genießen möchten, ohne den Wein zu zerlegen und zu analysieren, kaufen sie das, was verfügbar ist. Und dies ist nun mal der allerorts als "neu" angepriesene Jungwein. Paßt doch ganz gut in der Schnellebigkeit unserer Welt, wo doch "neu" immer besser als "alt" ist! Genußnivellierung vom Fließband ;-)
Daß natürlich auch einige Weine auf gute Trinkbarkeit im Frühling - und damit zu Lasten der Haltbarkeit - hin vinifiziert werden, um bei den Tastings der Fachmagazine besonders gut abzuschneiden, ist eine weitere Facette in dieser Diskussion.

Andererseits orte ich auch eine gewisse Diskrepanz in den Aussagen zur Verkaufbarkeit von "Altweinen". Behaupten die einen (Winzer), daß sich immer nur der aktuelle Jahrgang unters Volk bringen läßt, haben gute Gastronomiebetriebe (zugegebenermaßen meistens im gehobenen Segment) bzw. Winebars meistens kein Problem, auch den Vorgängerjahrgang (oder älter) zu vertreiben. Beratung durch fachkundiges Personal trägt natürlich dazu bei.
Aber und zu treffe ich auch auf Winzer, die berichten, daß nicht alle Länder, in denen sie exportieren, auf den aktuellen Jahrgang fixiert sind. So fragen niederländische Importeure schon gerne mal nach dem ältest verfügbaren Wein und auch in Hamburg scheint man diesbezüglich etwas offener zu agieren.
Im Supermarkt sieht das ganz anders aus. Jedenfalls würde ich dort aufgrund der oftmals schlechten Lagerbedingungen wie Wärme, Neonlampen, usw. ohnehin keinen älteren Jahrgang erwerben wollen.

Ob jemand den Wein lieber jung oder gereift trinken mag, soll jeder für sich entscheiden. Jedenfalls hat es was, wenn die Reifeentwicklung eines tollen Tropfens über mehrere Jahre verfolgt werden kann - das gilt für Weißwein genauso wie für den Roten. Aber auch ein frisch-fruchtiger Jungwein zu den ersten Sonnenstrahlen genossen, ist nicht zu verachten. Warum sich auch entscheiden, wenn man beides haben kann?
Das einzige, wofür ich wirklich eintrete, daß die Winzer ihren (Weiß)Weinen die notwendige Entwicklungszeit geben und sie erst dann in den Handel bringen. Genauso wie:

Der Vergleich vom Aktuellen zum Vorgängerjahrgang macht die meisten (meistens ;-) sicher, zu welcher Flasche sie greifen sollen!

Donnerstag, 4. März 2010

Der Februar

Zuallererst einmal drei Vertreter aus dem heißen österreichischen '03er Jahr..
  • Weingut Ehn, Grüner Veltliner Oberer Panzaun 2003, Kamptal, helles Strohgelb, mächtiger Extrakt im Glas, von Anfang an die pure Mineralik, etwas "schwere" Nase mit dezenten Fruchtaromen nach Litschi und Honig, wachsig, weißer Pfeffer, am Gaumen spannungsgeladend, vibrierend und fordernd, ein Pfau, der diesem anfangs so reduktiven Wein (die Hausstilistik!) entstiegen ist, ganz und gar faszinierend, was die Geschwister Ehn da an Qualität aus dem hochgelobten Jahr '03 in die Flasche gezaubert haben, schlank und druckvoll fokussiert im Abgang, bleibt prickelnd und nervig auf der Zunge haftend, ein Wein, der erobert werden möchte und beileibe nicht "eberybodys darling" ist - und trotzdem ein Sieg auf ganzer Linie, Respekt!, **(*)/***
  • Weingut Ehn, Grüner Veltliner Harein 2003, Kamptal, ein wenig schmutziges Strohgelb, zeigt im Aromenprofil alle sortentypische Merkmale, reife gelbe Früchte, auch zarte tabakige Noten, insgesamt aber viel verschlossener als der Obere Panzaun, jedoch ebenfalls mit feinem Fokus ausgestattet, mittelgewichtig, harmonische Säure, steckt da vielleicht (mit den Jahren) doch noch mehr drinnen? Ich werd's nicht erfahren, war die letzte Flasche, *(*)-**/***
    Im direkten Vergleich der beiden Veltliner im Segment um die €10 gewinnt die Spitzenlage Oberer Panzaun. Hier können die 40jährigen Reben ihr volles Potential ausspielen, wohingegen der Harein erst 1999 neu ausgepflanzt wurde. Bemerkenswert auch, daß bisher alle noch in meinem besitz befindlichen 2003er Weißweine eigentlich eine tolle Performance hatten (Pannobile vom Heinrich, Wachtberg vom Weingut der Stadt Krems, usw.)
  • Tegernseehof, Famileie Mittelbach, Grüner Veltliner Bergdistel 2003, Wachau, kräftiges Gold, Extrakt, aber auch Säurezacken am Glasrand lasen auf einen spannenden Dialog hoffen, in der Nase zuerst reife Frucht, viel Exotik, zeigt sich beim ersten Schluck in einer harmonischen Verfassung, gesegnet mit einer lebendigen Säurestruktur, nach 10 min im Glas fällt der Wein zusammen, wirkt etwas müde und lustlos, wobei die Säure in feiner Dosierung sehrwohl noch vorhanden ist, aber die Frische fehlt jetzt einfach komplett, ist am Gaumen aber viel vitaler, zu Penne mit dreierlei Käsevariation und viel schwarzem Pfeffer ein angenehmer Speisenbegeleiter, wirkt rund und hat was von der "Altersweisheit", macht Spaß, seine Zeit ist aber gekommen, *(*)/***
Der Rest in Weiß..
  • Stift Altenberg, Grüner Veltliner Hohenstein-Limberg 2008, Weinviertel, die von Ewald Gruber betreuten Weingärten des Stifts Altenberg haben den falstaff Chefverkoster Peter Moser zu sensationellen 93 Punkten für diesen Wein um weniger als €9 animiert, ich bin gespannt:
    Helles Goldgelb, schöner Extrakt im Glas, die Nase anfangs mostig, Speckbirne, gelbfruchtig, durchsetzt mit mineralischen Noten und Anklängen von Tabak, ein feiner Sortenvertreter der grazilen Art, zeigt sich im Mund von nerviger, aber auch geschmeidigen Seite, recht balancierter, leicht würzig-pfeffrige Komponente am Gaumen, die Mineralik dominiert zu Beginn des Abgangs, der Rest ist dann leider etwas kurz, nichts-desto-trotz eine delikate Trinkstilistik, *(*)/***
  • Weingut Christmann, Riesling Gimmeldingen 2007, Pfalz, strohgelb im Glas, prachtvolle Rieslingnase nach Steinobst, die Marille schwebt förmlich, glockenklar, fokussiert, am Gaumen straff, nervige Säure, unheimlich feiner Trinkfluß, zieht in einem durch, toller Stoff, **/***
  • Holger Koch, Grauburgunder Holzfassedition 2006, Baden, helles Goldgelb, spontanvergoren, attraktive Nase, am ehesten nach Quitte, viel Extrakt, zeigt enormen Trinkfluß, viel Schmelz am Gaumen, harmonisch, feine Balance, hat gerade die richtige Portion "Vitalität" respektive Säure, blitzsauber, **/***
  • Waterford Estate, Sauvignon Blanc 2006, Stellenbosch, Südafrika, Strohgelb, zeigt eine delikate,weil nicht aufdringliche Aromatik, reifer weißer Hollunder, süßlich, würziger Paprika, viel Extrakt im Glas, am Gaumen eher schlank und rassig gehalten, delikater Trinkfluß, knochentrocken, animierende Stilistik, *(*)-**/***
Und ein einzelner Roter..
  • Casa Lapostolle Merlot Alexander 2006, Rapel Valley, Chile, tiefrote Farbe, schwarzer Kern, so typische, weil aromenintensive "Neue Welt"-Nase, vielschichtige Gewürze, zeigt eine feine Struktur im Mund, hier merkt man richtig den betriebenden Aufwand im Weingut, alles richtig zu machen, wirkt fast zivilisiert für seine 14.5% Vol., erzeugt mächtig Druck am Gaumen, durchaus präsentes Tannin, niemals plump und sehr ansprechend, *(*)-**/***