Nach den ersten Vorboten des kommenden Frühlings sind die letzten Tage wettermäßig wieder etwas durchwachsener und so habe ich im Keller nach ein paar reiferen Flaschen der Marke "5 Jahre +" Ausschau gehalten, die den vergangenen Winter "unbeschadet" - weil nicht im "zu konsumieren"-Regal gelandet sind - überstanden haben.
Ohnenhin war ich in der Vorwochen nicht gerade vom Weinglück verfolgt:
- Ein Weinfreund, der mir 2 Flaschen überließ ("was hältst du denn von diesem hier?") - einer davon ein ziemlich unreifer 08er Cabernet Sauvignon aus einer österreichischen Weißweinregion! Was motiviert eigentlich Winzer in Langenlois zum Anbau dieser Sorte? Das können entweder nur die Forderungen penetranter Stammkunden sein oder maßlose Selbstüberschätzung..?!
- 2 Flaschen mit geschäumten Kunststoffkork, beide gut unter einer Kapsel versteckt und beide inzwischen überreif an der Grenze zur Antrinkbarkeit, lasch und fad (05er Veltliner Grande Reserve vom Weingut Forstreiter in Krems und ein 06er St. Laurent vom Weingut Mauß)
- und dann noch 2 Korkschleicher (01er Chianti Classico Riserva Rocca Guiccarda von Barone Ricasoli und ein 05er Grüner Veltliner Schweren Zapfen vom Weingut Fritz, Kremstal)
Man muß ja gelegentlich auch mal Glück haben!
- Alexander von Essen, Capaia 2004, tiefdunkle Farbe mit granatrotem Rand, eine wirklich tiefe, extrem kräuterwürzig geprägte Nase, feste Faßbrandnoten, aber auch die Cassistöne der Rebsorte sind noch da, ein wenig Balsamik, reife Gerbstoffe bilden das Fundament, auf dem Fruchtsüße und Säurestruktur ihr durchaus stilvolles Erscheinungsbild aufbauen, mittelgewichtig am Gaumen, aber durchaus kraftvoll, sauber und in Summe sehr ausgewogene Stilistik ohne Ecken und Kanten, die feingliedrige Säure verleiht dem Wein fast eine vitale Leichtfüßigkeit, der Abgang könnte ruhig etwas länger anhalten, aber was für ein Vergleich zu früheren (rauhen und unbalancierten) Flaschen, ein Phönix aus der Asche, kein komplexer Wein, aber mit schönem Trinkfuß der Marke Winterwärmer, **-**(*)/***
- Weingut Dreisiebner-Stammhaus, Morillion Hochsulz 2005, Südsteiermark, helles Strohgelb, sehr reife, anfangs aber feinziselierte Frucht, geht dann mächtig im Glas auf, intensive, aber niemals breite Anklänge an Litschi und Fisalis, kandierte Ananas im Hintergrund, das Holz gut verwoben, das Mundgefühl doch eher schlank, zarte Mineralik, engmaschige und lebendig Säurestruktur, die im Abgang richtiggehend elektrisierende Wirkung zeigt, also eine beispielgebende Wirkung einer gebündelte Mineralik, fokussiert und blitzsauberer Abgang! **(*)/***