Freitag, 28. Mai 2010

DAC - Quo vadis?

Im Rahmen der Vorstellung der DAC Krems-, Kamp- und Traisentalweine gab es auch ein von wine & partners organisiertes Fachseminar zum Thema "DAC -was soll das?".
Sepp Mantler, Markus Huber und (ein leider nicht erschienener) Fred Loimer sollten dabei die Protagonisten ihrer jeweiligen Heimatregion sein und neben betriebswirtschaftlichen auch geschichtliche Aspekte der DAC beleuchten.

Frau "Fred Loimer" Dorli Muhr von wine & partners

Unbestritten ist, daß die Region - im Gegensatz zur Rebsorte  - ein einzigartiges - weil nicht austauschbares - Unterscheidungsmerkmal ist. Deswegen hat ua. die Zuckerpyramide als Qualitätskriterium ausgedient. Soweit d'accord!

Das daran geknüpfte Beispiel, daß alle großen Weine der Welt als Synonym für ihre Region stehen - zB. die Premiers Crus im Bordelais, Romanée-Conti, Sassicaia & Ornellaia, Mondavi, um nur ein paar davon zu erwähnen - hinkt, da alle diese Weinregionen erst im Schlepptau des Betriebes, sprich der Marke(!) ihren Ruf etabliert haben.
Nun existieren in obigen 3 österreichischen Weinbaugebieten wirklich hervorragende Betriebe, diese aber mit internationalen Größen auf eine Stufe stellen zu wollen, erscheint mir alleine schon aufgrund der Größe (und somit Exportmöglichkeit) unangebracht - auch wenn die Qualitäten dies durchaus verdienen.

Zudem gibt es noch einige weitere Punkte, die das Konzept DAC bzw. seine Umsetzung nicht stringent erscheinen lassen:
  • Der Heimmarkt ist imstande, zwischen den Weinregionen zu unterscheiden und daher ist eine übergeordnete DAC zur Konsumentenorientierung innerhalb von Österreich nicht notwendi
  • Im Gespräch mit den Winzern, die eine nicht unbedeutende Exportquote aufzuweisen haben, ergibt sich ein ähnliches Bild, wenngleich auch aus unterschiedlichen Gründen. Die Importeure verlangen nach "Blaufränkisch" und "Grünem Veltliner", der Betrieb und die Marke ist dabei wichtig, die Region aber bereits hinderlich. Man ist schon froh, wenn das kleine Österreich als Weinbauland permanent in den Köpfen der ausländischen Konsumenten verankert werden kann, da ist für Regionsbezeichnungen kein Spielraum mehr. Also wieder kein Argument für die DAC.
  • Am ehesten glaube ich an den Erfolg der DAC, wenn der der Konsument mit dieser eine entsprechende Stilistik verbinden kann. Dies ist IMHO am ehesten bei den neuen DAC Leithaberg  - das Terroir soll hier mit *mehreren* Rebsorten transportiert werden - und DAC Eisenberg / Südburgenland, in eingeschränktem Maß auch bei der DAC Mittelburgenland (für Blaufränkisch) möglich. Zu abhängig ist aber iA. der Gesckack von der Betriebsphilosophie, zu unterschiedlich die Arbeit der Kostkommision zB. bei den DAC Weinviertel-Weinen.
  • Zudem gibt es jetzt noch mit der Lagenklassifikation der Traditionsweingüter ein (zugegebenermaßen kleines) AlternativParallelsystem. Steht dies für sich alleine? Ist da die Verbindung zur DAC? Ergibt das für den Konsumenten ein homogenes Bild?
Daß es trotzdem eine richtige Entscheidung ist, Krems-, Kamp- und Traisentalweine gemeinsam zu positionieren, liegt allein schon an der Ähnlichkeit der drei Regionen im historischen, kulturellen und geologischen Kontext. Ob die richtige Klammer dafür aber die DAC ist, sei dahingestellt. Zumindest aber ist es ein naheliegender Schritt.

Nachlese zu DAC auch bei Bernhard Fiedler (1|2|3)

Montag, 24. Mai 2010

Weinrallye #33 - Die Zusammenfassung

Hier also die Zusammenfassung der 33. Weinrallye in aller Kürze:

Nathalie von cucina-casalinga hat die "Süßwein-Metamorphose" durchlebt, liebt Moscato d'Asti und neuerdings auch den Rosenmuskateller. Wie sehr, das läßt sich unschwer auf dem Foto ihres Beitrags erkennen - die 0,375l-Halbflasche in einem *großen* Bordeaux-Glas genossen - daß kann nur wahre Liebe sein!

Harald vom Weingut Steffens-Keß beweist uns allen eindrucksvoll, daß "Just-in-Time-Wine-Deliveries" nun auch bei der Weinrallye kein Ding der Unmöglichkeit mehr sind. Gemütlich auf der Terrasse wird Harald samt fachkundiger Begleitung nach einem Morio Muskat und Gewürztraminer vom Diskonter aber erst mit echtem "MM" - dem Mosel-Muscateller - wirklich glücklich. Das verstehen wir alle!

Alexander - der Ultes - hat einen harten Wochenendbeginn und arbeitet Samstags vormittags und nachmittags - echter Einsatz in Zeiten des Aufschwungs! Andererseits brachte er mich als Serien-Blogbeitrag-Verfasser fast zur Verzweiflung, denn kaum hatte ich einen Beitrag von ihm in der Rallye-Beitragsliste veröffentlicht, gab es im Genussblog-Ticker auch schon den nächsten!
Mann Alexander, musst du aber durstig gewesen sein! Gleich 7 (deutsche und italienische) Weine (Sauvignon Blancs 1|2|3|4, 2 Gewürztraminer 1|2) an einem Tag - Respekt! Für den abschließenden Muskateller gab's dann auch (m)ein "…uuauhh, …aahh, welch ein Hochgenuß" als Kommentar! Applaus für dein Arbeitspensum und die "große Anstecknadel in Rebblattin" ;-) für dich, lieber Weinfachberater, als fleißigster Weinrallyeschreiber dieser Runde!

Robert - Mr. Lamiacucina - schaudert's vorm vielen Alkohol zB. der Weine aus der Neuen Welt. Spritzig und fruchtig leichten Muskateller findet er in Ordnung. Ebenso den "Schwarzen Turm in Colterenzio"- ich auch! Seine Essenspaarung dazu - samt tollen Fotos - habe ich diesesmal allerdings schmerzlich vermisst!

Hurra - erstmalig ein Gastbeitrag auf diesem Blog! Peter Züllig wurde ja schon bei der letzten Rallye von Iris vorgestellt und bringt mir nicht nur die mir bisher unbekannte kalligraphische Graffiti-Höhlenmalerei-Kunst eines A.R. Penck näher, sondern auch zugleich eine neue Auslegung der beiden Begriffe "Aroma- & Nasenwein" als "physisch dreidimensional wahrgenommener Farbenraum".
Toll und wieder einmal ein schönes Beispiel für die Vielschichtigkeit und die manchmal eben nur *scheinbar* widersprüchliche Komplexität des Weins!

Der Schnutentunker überrascht uns mit (s)einem Bußbekenntnis, Bukettsorten in erster Linie zu Fischfond, Saucen oder Marinade zu verarbeiten. Eine Schande! Zur Buße schnell 3 Flaschen von dem köstlich Zeugs getrunken!
Seine pointiert dargebotene Geschichte mit grausamen Anfang, überraschendem Mittelteil - samt österreichischen Muskat Ottonel als Protagonisten - nimmt aber dann zum Glück doch noch einen versöhnlichen Ausgang. Eine "Success-Aroma-Story", bei der ich mich zudem auch einmal mit stolzgeschwellter Brust als Superheld fühlen darf. Robert der Weinretter - Dank dir, lieber Schnutentunker - komm', ich lad' dich auf ein Glaserl ein!

Thomas - der Weinrallye-Begründer - hat wieder einmal ein großes Herz bewiesen und seinen geplanten Weinrallye-Wein, einen seiner Beschreibung nach wunderbar köstlichen, südafrikanischen Hanepoot verschenkt. Einfach so! Was soll man da sagen. Und tröstet sich nun mit einem mittelprächtigen Elsäßer Gewürztraminer. Kein Blumenstrauß, nur ein Sträußchen! Armer Thomas!
Zum Ausgleich darfst du auch wieder die nächste Runde der Rallye ausrichten, da findet sich dann schon was Leckeres bei dir im Keller, oder?
Doch nicht genug. Er "opfert" auch noch einem 25-jährigem Muskateller, mit einem klein wenig wehmütigen Blick zurück in die Vergangenheit. Auch wenn der Wein selbst nur mehr ein schwaches Lebenszeichen in sich trug, können wir uns trotzdem an den zwei tollen Fotos dieses Weines erfreuen. Wie immer lesenswert!

Marqueee überspringt seinen Schatten und testet alkoholisch-brandiges Rosenparfumwasser. Nein, wir sind hier bei keinem Rasierwasser-Einkaufstest der "Gray Panther"-Zielgruppe gelandet, sondern sprechen über Gewürztraminer! Dank der Klasse und des Könnens eines Ausnahmewinzers von der Nahe ist doch noch ein Genuß daraus geworden.

Stefan von den "beiden singenden Weingötter" von Baccantus philosophiert bei den Aromasorten über Analogien zur "Kunst des Parfumierens" und - man lese und staune - erledigt sich elegant des Beschaffungsproblems eines geeigneten Weines mittels Aufzug. Das ist wahrer Luxus - ein Aufzug in den eigenen Weinkeller! Zu toppen wäre das nur noch mit einem persönlichen Liftboy ;-)
Da der Lieblingstraminer nicht (mehr) verfügbar ist, muß kurzerhand ein balkonientauglicher Spargel-Muskateller her. Nebenbei gibt's eine kleine Abhandlung zur Artenvielfalt der Muskatrebe. Unterhaltung samt Bildung - eine feine Mischung!

Und auch  Jürgen von PRObioWEINerfreut sich an der österreichischen Spezialität Muskat Ottonel und erzählt die Geschichte von einer hartnäckigen Winzerin, die ihr Töchterl unbedingt an den Mann bringen möchte.. .

Der EDEKA-Fritz hat ein tolles Foto vom Weinkeller seines Ladens auf seinem Blog. Daß aber von den 900 permanent im Sortiment befindlichen Weine nur weniger als 1% an Aromasorten verfügbar sind, erfüllte den Weingott mit solcher Trauer, daß er ihm flugs ein Paket mit einer tollen Flasche Wein schickte. Da staunte der Fritz nicht schlecht, fand sich doch ein feiner "Neuseeländer aus der Pfalz" im Karton wieder, welcher "..am Gaumen explodiert.." und mit "..cremige Süße.." "die Stachlbeeraromen begleitet..".
Lieber Fritz, was wünscht du dir noch mehr? Ab ins Sortiment damit!

Auch Clemens ist überzeugter "Aromenweintrinker" - belohnt er doch damit des öfteren seine Nase. Und falls er sich jemals für einen "Wein für die Insel" entscheiden müsste, wäre das ein Muskateller. Das Gefühl, "puren Wein" und "Wein aus Trauben" zu trinken, das vermittelt Clemens diese Sorte. Ganz klar, so soll, nein muß! diese Rebsorte auch sein!

Bernhard vom Grenzhof Fiedler versorgt die Weinrallyeteilnehmer wie immer mit einer spannenenden Hintergrundgeschichte rund um die österreichische Aromenspezialität "Muskat Ottonel". Wer also wissen will, was Mode, Rüben- & Vanillezucker, Tortenbacken, Blei, die Renaissance und Aufklärung zusammen alles mit Wein im Allgemeinen und Bukettreben im Speziellen zu tun hat, dem sei Bernhard's Beitrag zur Lektüre wärmstens empfohlen.

Swetlana beweist wieder einmal eindrucksvoll ihr Multitalent. Champignonsleague-Finale-schauen, kochen, fotografieren, genießen und bloggen parallel - Respekt!
Sonntag 2 Uhr in der Nacht beim Betrachten der Bilder von Swetlanas Menüfolge fängt mein Magen so laut zu knurren an, sodaß der Rest meiner Famile sogleich putzmunter wird. Edelster Sauternes zu Foie Gras, Berliner Schnitzel mit Spargel & Hollandaise (es lebe das Multikulti-Europa!), sautinierte Erdbeeren und zum Abschluß feinster französischer Käse. 4:0 gewinnen die Franzosen das Spiel um die Gaumenfreuden, wen interessiert da noch Inter (Mailand)?

Auch Iris vom Weingut Lisson schaffte es schlußendlich noch über die Zielline - ich frage mich, ob das vielleicht mit dieser Schnecke auf ihrem Blog zusammenhängt? Nein, nein, die viele Arbeit im Weingarten.. .
Jedenfalls dürfte die dritte Dame der Runde ebenso wie Swetlana eine Vorliebe für den süßen Stoff aus Sauternes haben - noch dazu beide mit einer Flasche aus dem hochgelobten Jahrgang 2000! Sie schwärmt von einem Korb voll Fruchtaromen, Streicheleinheiten, erotischen Gefühlen für Geschmacksnerven (stehen die dann stramm oder wie?) und Umarmungen der Zunge - das stell' sich mal einer bildlich vor!
Bloß tut sie das alles nur im Geiste ihrer Erinnerungen an das vor 3 Jahren genossenen Exemplar, aber lest doch selbst...

Schlußendlich ist da noch mein eigener Beitrag, der ein Zeugnis in 2 Teilen (1 & 2) meines Muskatellerwahnsinns der vergangenen Wochen ablegt.

***
Abschließend gibt's wie immer eine kleine Weinrallye-Statistik:15 Blogs samt einem Gast nahmen an dieser Rallye teil und posteten dabei insgesamt 25 Beiträge. Nicht schlecht! Nochmals ein herzliches Dankeschön an euch teilnehmenden Weinenthusiasten!

Nach Rebsorten sortiert ergibt sich folgende Aufstellung:
  • (7) Sauvignon Blanc (4 x der Ultes, Fritz, mit Sémilion von Swetlana und Iris)
  • (6) Gelber Muskateller (Steffens-Keß, der Ultes, Winzerblog, Baccantus, Clemens, vinissimus)
  • (5) Gewürztraminer (Steffens-Keß, 2 x der Ultes, Winzerblog, Marqueee)
  • (3) Muskat Ottonel (Schnutentunker, Jürgen, Bernhard)
  • (1) Morio Muskat (Steffens-Keß)
  • (1) Rosenmuskateller (Natalie)
  • (1) Orangenmuskateller (vinissimus)
  • (1) Merlot & Cabernet Franc (Dank Peter Züllig)
Damit ist die 33er-Rallye Geschichte, der Troß zieht weiter! Freuen wir uns alle auf deren Fortsetzung, die wieder unter Thomas Lipperts Fittichen stattfinden wird.

Sonntag, 23. Mai 2010

Weinrallye #33 - Die Beitragsliste

Die Ausgabe 33. Weinrallye (welch eine Ziffernkombination!) - Aromatische Weine - Weine aus Aromasorten - ist pünktlich gestartet und inzwischen haben die meisten lesens- & sehenswerten Beiträge auch meine Zielflagge erreicht!

Von der Nacht & Vormittagsschicht:
Die Mittagsschicht:
Die Nachmittagsschicht:
Die Abend- & Nachtschicht:
Und auch heute Sonntag Montag ist für etwailige Nachzügler noch ein prächtig guter Tag!

Falls ich in der Eile jemanden unabsichtlich untern Tisch habe fallen lassen, so bitte ich gleich um Deine Nachsicht und einen kleinen dezenten Eintrag als Kommentar - und einen ersten herzlichen Dank Euch allen!
        (Erstmalige Veröffentlichung: 10:10h - Update 24.5. 20:00h)

        Samstag, 22. Mai 2010

        Weinrallye #33 - (Gelber) Muskateller (2) - Die Weine

        Und hier sind sie nun, die zur 33er-Rallye verkosteten Muskateller-Exemplare..

        • Weinmanufaktur Krems, Muskateller 2008, Krems, helles Strohgelb, intensive, laute Muskatnase, am Gaumen saftig, dem Mund ausfüllend, Zitrus, etwas breit, aber harmonische Säure, kurzer, leicht diffuser Abgang, insgesamt aber ein sauber vinifizierter Wein ohne großen Anspruch, der durchaus seine Freunde findet, mit €4.50 zudem sehr preiswert, *-*(*)/***
        • Weingut Gross, Muskateller STK 2008, Südsteiermark, recht blasses Strohgelb, deutlich wahrnehmbare und typische Muskatellerfrucht, die jedoch irgendwie lasch und kraftlos wirkt, über die Zunge läuft dann nur ein müder Wein, dem die innere Spannung und der Fokus fehlt, bestenfalls kann man dieses Exemplar als rund und mit "internationaler Stilistik" attributieren, für meinen Geschmack fehlt eine nervige Säurestruktur und der Wein wirkt insgesamt viel zu breit. Für eine STK und von Gross, einem der anerkannten Größen der Region enttäuschend, */***
        • Weingut Wohlmuth, Muskateller Steinriegel 2008, Südsteiermark, helles Strohgelb, einmal eine feine, nicht so vorlaute Nase (obwohl ich im Sommer genau dieser knackig-frischen Muskateller-Stilistik sehr viel abgewinnen kann), Blüten, feine traubige Textur, am dritten Tage dann Mandarinen und ätherisches Orangenöl, Noblesse, mächtiger Extrakt im Glas, wunderbar anschmiegsam am Gaumen, sehr balanciert, die Säurestruktur ganz harmonisch verwoben, durch-und-durch stringentes Exemplar, mustergültiger Lagenwein aus den steilen Schieferböden Kitzecks, **-**(*)/***
        • Sepp & Maria Muster, Muskateller 2006, Südsteiermark, helles Strohgelb, eine sehr gelassene Nase, so wohltuend grundverschieden von den primärfruchtigen und kaltvergorenen Muskatellerkollegen der Region, statt dessen eine (ätherisch) verwobene, komplexe Nase, kühle Mentholnoten(!) wechseln mit Zitrusfrucht, rosa Grapefruit, ganz zart parfumiert, am Gaumen fast cremig, ruht in sich, und ist trotzdem so lebendig, dabei harmonisch über die Zunge gleitend und mit feiner Säure im Abgang ausgestattet, ein sehr angenehmer, blitzsauberer Wein, der beim genuß die Welt kurz innehalten läßt, eine so ganz andere, nämlich reduktive und langsame, so bekömmliche Interpretation dieser Rebsorte, auch wenn viele wahrscheinlich diese Stilistik nicht der Muskatellertraube zuordnen könnten, unbedingt probieren! **-**(*)/***
        • Zehnthof Luckert, Gelber Muskateller 2009, Franken, Strohgelb, blitzsaubere und knackige Traubenfrucht, nicht ganz so laute Muskataromen, dafür vibrierende Frucht und etliche Würzenoten aufweisend, zart parfumiert nach Rosen, fast Traminer-like, wirkt am Gaumen fokussiert, aber doch mit saftigem Spiel, Blutorangen tauchen auf, hat eine gewisse Cremigkeit am Gaumen, mineralisch hintennach, prachtvoller, salziger Nachgeschmack, trinkanimierend, und mit guter Länge, mustergültiges Exemplar vom Muschelkalkboden mit Anspruch, grandios und sicherlich mit dem Steinriegel vom Wohlmuth und jenem von Sepp Muster der beste Muskateller in meinem bisherigen Weinleben, kaufen, kaufen, kaufen! **(*)/***
        • Weingut Regele, Muskateller 2008. Südsteiermark, blasses Strohgelb, frische Nase, in keiner Weise vorlaute, sondern sehr traubige Aromen, mittelgewichtig, schöne Balance, unkomplizierte, trinkfreudige Muskatellerstilistik, welche zur Bruscietta einen feinen Begleiter abgab, blitzsauber, *(*)/***
        • Weinbauschule Silberberg, Muskateller Kitzeck 2008, helles Strohgelb, Südsteiermark, sehr filigrane Aromatik, parfumiert, Rosenwasser, Zitrus- & Orangenzeste, "er"riechbare Mineralik, anfangs schlank und fokussiert am Gaumen, wird im Mund dann aber richtiggehend saftig, zarte Zitrus im Abgang, aktiviert den Speichelfluß :-), blitzsauber, durchaus langer Abgang, Mandarinennoten im Nachgeschmack, macht Spaß, ein Exemplar, daß eigentlich jedes Jahr zu den gesetzten Muskatellern zählt, **/***
        • Vorspannhof Mayr, Muskateller 2009, Droß, Kremstal, helles Strohgelb, intensive und ganz sortentypische Ausprägung, Mandarinennoten, ein sehr saftiges Exemplar mit ganz feiner Balance, ich würde es als "fokussierte Stilistik mit Spiel" bezeichnen, durchaus mit Volumen und auch im Abgang beachtlich, harmonisch und trinkfreudig, da gibt's nichts zu meckern! Sieger der Vinaria (3/10) Muskateller-Verkostung, **/***

        • Quady Winery, Orange Muscat 'Essensia', Central Valley, USA, wunderbar intensiver Duft nach kandierten Orangen und Orangenzesten, wirkt sehr balanciert, ja richtiggehend frisch, und dies trotz seiner 15%. Vol., wird im Mund von einem feinen Süße-Säure-Dialog getragen, fast süffige, trinkfreudige Stilistik, macht Spaß, ist mit Eur 11 zudem recht preiswert und ein idealer Begleiter zu allen zartherben Schokoladen(desserts), **-**(*)/*** (Bezug via K&U)
        (Orangen)Schokolade und süßer Muskateller - eine himmlische Vermählung

        Nachlese: Muskateller-Verkostungsnotizen vom Sommer 2009

          Weinrallye #33 - (Gelber) Muskateller (1)

          Ja, ich habe mir den lautesten aller Aromasorten ausgesucht - den Gelben Muskateller.

          Nicht, daß ich eine der anderen aromatischen Rebsorten - wie zB. den Traminer oder die Scheurebe - weniger gerne mag, auch gibt es weitere heimische "schmeckerte" Rebsorten, die nicht so bekannt sind und es ebenfalls verdienen vorgestellt zu werden (das kommt schon noch!), aber der Muskateller ist da bei mir doch ein wenig der "primus inter pares", da diese Rebsorte in den letzten Jahren bei mir ein bißchen zu kurz gekommen ist.
          Umsomehr freue ich mich daher, zuletzt wieder einige hervorragende Exemplare - diesmal abseits der Südsteiermark - gefunden zu haben. Und wie heißt es außerdem so schön:
          Alte Liebe rostet nicht!

          Auch wenn die frühlingshaften - Temperaturen diesmal noch nicht im erwarteten Ausmaß eingetroffen sind, verspürte ich in den letzten Wochen doch fast unbändige Lust auf etliche Flaschen dieser Varietät. Und so habe ich doch etliche Flaschen (m)einer strengen Gaumenprüfung unterzogen ;-)

          ***
          Vor einigen Jahren auch als Hoffnungsträger in Deutschland proklamiert, gehört diese Rebsorte in Österreich inzwischen wohl schon zum Standardrepertoire der meisten Weinbaubetriebe - und ja: auch abseits der (Süd)Steiermark - obwohl er flächenmäßig nur knapp 450ha aufzuweisen hat. Das entspricht nicht ganz einem(!) Prozent der österr. Gesamtanbaufläche aller Rebsorten.
          Und auch bei unseren Nachbarn in Deutschland ist die Tendenz steigend, auch wenn's prozentmäßig mit 0,2% und absolut mit 175ha doch deutlich weniger als in Österreich ist.
          (Quelle: Statistik 2009-2010 Deutscher Wein)

          Betrachten wir die Zunahme des Muskatellers im Zeitraum 1999-2009, so fällt diese mit etwas mehr als 300ha gar nicht mal so klein aus. Das ist flächenmäßig hinter Sauvignon Blanc (~470ha) und Chardonnay (~390ha) der dritte Platz. Anteilsmäßig betrachtet liegt der Muskateller mit Zuwachsraten jenseits der 300% sowieso unangefochten an erster Stelle!
          • In der Weinbauregion Niederösterreich +380% (~200ha) --> Weinbaugebiet Weinviertel mit 550% (92ha)
          • In der Weinbauregion Burgenland +400% (~60ha)
          • In der Weinbauregion Steirerland +100% (~180ha)
          Vergleicht man die Zahlen aller Aromasorten, so ergibt sich derzeit folgendes Bild in den heimischen Rieden:
          1. Sauvignon Blanc, 780ha = 1.5%
          2. Scheuebe / Sämling 88, 510 = 1%
          3. Muskat Ottonel, 475ha = 0.9%
          4. Muskateller, 450ha = 0.9%
          5. Traminer, 400ha = 0.8%
          6. Bouvier, 340ha = 0.6%
          Zum Vergleich der Stockerlplatz, der - na wem schon? eh klar - dem Grünen Veltliner mit 17150ha = 32,6% gebührt.
          (Quelle: ÖWM Doku Weinland Österreich 2009 - Teil 1, Zahlen gerundet)

          *** 
          In letzter Zeit höre ich immer öfters den Satz: "Am Muskateller habe ich mich aber schon sattgetrunken!"
          Papperlapapp! Muskateller ist toller Stoff - doch die wenigsten sind sich seiner stilistischen Varianz bewußt (und süffeln immer nur das gleiche verwaschene Fruchtzeugs). Ein *wirklich* gut gewonnener (nicht gemachter!) Muskateller weiß immer zu überzeugen!

          Daß es allerdings Personen gibt, die diesen Wein komplett ablehnen, habe ich mit der aus Südfrankreich stammenden Cousine meiner lieben Renate erlebt.
          Wir hatten an einem warmen Sommertag Cous-Cous mit gebratenem Gemüse, dazu fand ich einen Gelben Muskateller vom Weingut Adam-Lieleg - dem damaligen steirischen Landessieger 2006 - geradezu prädestiniert. Denkste! Zuerst war's still lange, dann kam ein böser Blick und dann erschallte ein fast in beleidigter Stimme intonierter Ruf "Was soll *das* sein?"
          Das traf mich wie der Blitz, unvorhergesehen, denn eigentlich kannte ich bis dato keine Personen, die dem Muskateller feindlich gesinnt sind ;-)

          Also noch mal: Papperlapapp!
          Muskateller ist toller Stoff! Und wo sonst bekommen wir dermaßen viel (animierenden) Geschmack und Trinkspaß mit 11.5% bzw. 12% Vol.? Das soll mir einmal eine(r) sagen!

          Aus meiner Sicht wird die Hälfte (oder mehr?) aller produzierten Muskatellerweine dem Potential der Rebsorte nicht gerecht und das aus vielfältigen Gründen: zu süß, zu schlaff, zu wenig expressive Frucht, ohne Spannung, keine Typizität usw..
          Die Produktion folgt hier zumeist dem "Me Too"- Gedanken der Winzer, um Kundenanfragen á la "Warum habt ihr eigentlich keinen.." zu befriedigen. Denn das habe ich schon öfters gehört. Per se auch nichts Verwerfliches! Um aber einen wirklich guten Muskateller zu erzeugen, braucht es 2 wesentliche Faktoren:
          • ein wenig Herzblut und Verliebtheit der Sorte gegenüber und
          • den richtigen Standort, oder aber - um wieder einmal einen viel strapazierten begriff zu verwenden: Terroir
          Nun, um ehrlich zu sein, ist das für jede Rebsorte unabdingbar, um einen *wirklich* guten Wein zu keltern, aber Muskateller ist heikel: die Schalen sind dünn, die Rebsorte ist anfällig für etliche Krankheiten und reift zudem sehr spät (siehe dazu auch den Muskateller-Artikel in der Vinaria 3/10). Durchaus möglich, daß aufgrund der intensiven Aromatik die stilistische Varianz, die feine Geschmacksnuanciertheit dieser Rebsorte von den wenigsten Personen wirklich wahrgenommen wird. Die zusätzliche Komplexität im Muskateller schaffen nur die wenigsten Winzer und es ist gerade dieser Teil, dem größenteils vom der richtigen Standort abhängt.

          Bisher habe ich sehr oft die Erfahrung gemacht, daß bei Muskateller (mehr oder weniger) immer wieder die gleichen (bekannten) Erzeuger punkten. Dies ist für mich ein weiterer Hinweis darauf, was eine wichtige Rolle beim Muskateller die Lage spielt, denn die meisten Vertreter werden wohl alle gleich "technisch" (soll heißen: kühle Vergärung mit Reinzuchthefe) produziert. Mit zunehmender Anbaufläche kommen aber auch sehr gute Vertreter aus Regionen, die bisher nicht wegen des Muskatellers am Radarschirm der Konsumenten sind.

          Also versuche ich hier einmal meine ganz persönlichen Steigerungsstufen der Kategorie "(Gelber) Muskateller" zu formulieren:
          • Typ A1 - Der Messerscharfe
            Er braucht eine klare, expressive, ja vibrierende Frucht, muß ganz fokussiert sein, nervige, rassige Säure aufweisen, ist eher schlank am Gaumen, knochentrocken im Abgang, auch Zitrus ist zulässig, aber sollte nicht vorherrschend sein. Das ist der Apertif-Klassiker schlechthin!
            Nachteil: treten oftmals mit lautem TamTam auf und sind am zweiten Tag nur mehr müder Aufguß ihrer selbst!
            Gute Exemplare kommen zB. von Vorspannhof Mayr (Kremstal), Weinbau List (Südost-Steiermark), Erwin Sabathi und Adam-Lieleg (beide Südsteiermark)
          • Typ A2 - Der Komplexe
            Ist eine direkte Weiterentwicklung des Typs A1, besitzt also alle seine positiven Attribute, zeigt sich aber nicht mehr ganz so expressiv und laut in der Nase, zumeist mit zusätzlicher Aromatik wie Mandarinen, Orangenzesten, Rosen (-duft & -holz) behaftet. Hat einen volleren Körper mit deutlich mehr Substanz und Extrakt am Gaumen vorzuweisen, ist trocken - klar! - wirkt aber nicht knochentrocken, idealerweise mit mineralische Noten versehen. Muskateller mit richtigem Anspruch für die verwöhnte Weinzunge! Hält locker - mit gleichbleibender Qualität - ein paar Tage.
            Beispiele dafür kommen vom Weingut Harkamp (Muskateller Steil), Wohlmuth (der Steinriegel) (beide Südsteiermark) und dem Zehnthof Luckert (Franken)
          • Typ A3 - Der Geheimnisvolle
            Komplexe, vielschichtige Aromen, die expressive Frucht ist bei diesem Typus so gar *nicht* im gewohnten Ausmaß vorhanden und das macht so ein Exemplar wahrscheinlich auch für ausgewiesene Wein(schlau)füchse schwer als Muskateller erkennbar. Nichtsdestotrotz hat diese Stilistik immer neue Facetten für die Nase parat und das macht ihn wirklich interessant. Bis dato kenne ich nur einen Wein, der diese Art bedient hat: jener 2006er(!) Muskateller vom Bio-Betrieb Sepp Muster (Südsteiermark), ganz eigen, die mir aber unheimliche Trinkfreude beschert hat, zumal der Wein ganze 10 Tage wie eine Eins im Glas gestanden hat.
          • Typ B - Der mollig Runde
            Zeigt viel traubige Frucht und ist mit einer deutlichen Restsüße versehen. Wer jetzt bereits verächtlich den Mundwinkel hochzieht, den lade ich ein, einmal die verzückten Gesten zu studieren, welche sich bei einem solchen Wein - zB. als Abschluß eines üppigen Festschmauses - zum Regenerieren der Geschmackspupillen auf den Gesichtern der Gäste einstellen - und das nicht nur auf jenen der Frauen!
            Ein frisch schäumender Moscato d'Asti ist diesbezüglich die Krönung! Exemplare in still zB. von Franz Anton Mayer (Donautal), Landauer-Gisperg (Thermenregion) und schäumend: Muscato von G. Triebaumer (Rust) oder eben aus der Region um Asti
          • Typ C - im Spät & Auslesebereich
            das Feine bei diesen Exemplaren ist die Tatsache, daß neben einem Süß-Säure-Dialog auch noch die aromatischen Komponenten mitspielen und so eine erlebnisreiche Melange als Mundgefühl erlebbar wird - aromatischen Feuerwerk sozusagen.
            Erwähnenswert zB. Rosenmuskateller (aus Südtirol), Moscatel Tardia (Spanien) oder Orangenmuskateller (USA) und Beerenauslese Muskat Ottonel zB. vom Kracher (Neusiedlersee)
          Bei den Verkostungsnotizen vom letzten Jahr (zur Rebsorte Muskateller) habe ich bereits auf einen weiteren, unterschätzten Aspekt dieser Rebsorte hingewiesen - jener der ausgezeichneten Lagerfähigkeit!
          Auch wenn das Reifepotential für Typ A1 nur eingeschränkt gilt, ist es doch einmal einen Versuch wert, ein gutes Exemplar nicht gleich in den ersten 6 Monaten nach Füllung hinunterzugurgeln. Wobei, das darf - und soll - ein Jeder halten wie er will!

          Zusammenfassen halte ich den Muskateller für eine rundherum tolle Rebsorte mit vielen (sommerlichen) Vorzügen, auch wenn es viel zu wenige Exemplare gibt, die hinter der Primärfrucht noch weitere Geschmackserlebnisse offerieren können.

          Der Sieger meiner verkosteten Weine jedenfalls kommt nicht aus Österreich und das war für mich doch einigermaßen überraschend.
          Ohne Übertreibung kann ich behaupten, daß mich nicht nur die Silvaner vom Zehnthof Luckert begeistern, nein, der Muskateller aus der Sulzfelder Lage Maustal ist schlichtweg das beste jemals von mir getrunkene Exemplar aus dieser Rebsorte. Neben zwei weiteren aus Austria ;-) - Punkt.

          Gastbeitrag von Peter Züllig zur 33. Weinrallye

          Von der Nase eines Weins zum Wein in der Nase - Ein Erlebnis mit einem Wein

          Es ist nun schon fünf Jahre her und der Duft ist immer noch in meiner Nase. Der Duft eines Weins, der mit einem Schlag ein Hotelzimmer verwandelt hat, von einem modernen, komfortablen, mit allen praktischen Annehmlichkeiten ausgestatteten Raum zum Schlafen, in einen Ort des Geniessens.

          In meiner Weinagenda steht zu diesem Wein in der Rubrik „Geruch“: „Nuss, Lakritze, Waldbeere, Holunder, betörend in der Nase“. Mehr nicht! So oder ähnlich ist oft verzeichnet, nach dem Genuss eines guten, charakteristischen Weins. Unter „Vorkommnisse“ hingegen: „Wohnen im Art'otel (Penck) in Dresden“.

          Dass sich die Nase heute noch daran erinnert, dass dieser Wein – es war auf der dreitägigen Reise weissgott nicht der einzige – in der Nase geblieben ist, bis heute, und wohl immer bleiben wird, das konnte ich damals noch nicht ahnen.

          Die Geschichte: Zum Geburtstag meiner Frau lade ich sie nach Dresden ein, nächtliche Fahrt mit dem Schlafwagen. Als besondere Überraschung: Ein Zimmer im Art'otel, Dresden, ausgestattet mit den Originalwerken des bekannten Dresdener Künstlers A. R. Penck. Es ist einer der „Lieblingskünstler“ meiner Frau.

          Zweite Überraschung: Im Gepäck eine Flasche Ausone 1992, mit der um Mitternacht im engen Zugscoupe angestossen werden soll. Es ist der „Lieblingsbordeaux“ meiner Frau, der leider inzwischen so teuer und rar geworden ist, dass selbst ein 92er etwas ganz Besonderes ist.

          Hier im Bild der 93er, der 92er ist ja getrunken!

          Doch es kam alles anders. Um Mitternacht schliefen wir beide den Schlaf der Gerechten und als wir gegen Mittag – es war ein eiskalter Wintertag – im Hotel endlich das Zimmer beziehen konnten, da war der Ausone noch immer im Gepäck, gut durchgeschüttelt, viel zu kalt und gar nicht das, wozu wir Lust hatten.

          Am Abend dann, die Stadt lag schon ziemlich in unseren Beinen, das Essen in der hoteleigenen „Factory“ alles andere, als das versprochene kulinarisches Erlebnis, die Penck-geschmückten Räume schön aber kalt und nüchtern, da öffnete ich – leicht enttäuscht und deprimiert, denn Billete für die Semper-Oper konnten wir auch noch nicht ergattern – den Ausone 1992, inmitten der Betonwänden, die ihre Kälte durch modische Designerfarben verlieren wollten.

          Es war eher ein Verlegenheitstrinken. Was macht man in einem Hotelzimmer, wenn es draussen kalt und nass ist, zum Auftakt zu einer gemütlichen Geburtstagsfeier, mit nur einer Flasche Wein im Gepäck und ein paar Nüsschen in der Schale? Der 92er Ausone kam mir geradezu schäbig vor, inmitten der Originalwerke von Penck, in einer Stadt, die selbst an kalten Wintertagen Wärme und Geborgenheit ausstrahlt. Ich habe den Wein ein paar Jahre zuvor an einer Auktion ersteigert, für 99 SFr. (63 Euro), gerade Mal 17/20 Punkte bei Gabriel, 80/100 bei Parker. Da haben wir schon andere, bessere Weine im Glas gehabt, besonders an einem Geburtstag.


          Die Überraschung – heute würde ich sagen: die Sensation – kam unerwartet und total. Kaum war der Korken aus der Flasche,
          strömte ein unbeschreiblich warmer, angenehmer, würziger, erogener, blumiger, farbiger Duft in den Raum. Farbiger Duft? Tatsächlich, ich empfand das, was wir in der Nase als Raumgeruch wahrnehmen konnten, als ein Spektrum von Farben, – in Verbindung mit A.R. Penck, dem Künstler – sogar als Formen: schwerelos und doch körperlich, geschmeidig und doch voll Ecken und Kanten, voll Fratzen und schönen Gesichtern. Kein Aromenrad vermag das wiederzugeben, was den Raum erfüllte und wir physisch wahrnehmen konnten.

          Der Wein entwickelte sich auch im Gaumen – retronasal – die gleichen Aromen und so wurde ein Raum, eine Situation, ein Genussmoment – und nicht einfach nur ein Wein – zum unvergesslichen Erlebnis. Wir beide – meine Frau und ich – haben seither ein ganz anderes Verhältnis zur „Nase“ im Wein, weil der Wein wirklich in die Nase gekommen und hier auch geblieben ist.

          (Peter Züllig, Schweiz)

          Freitag, 21. Mai 2010

          Letzter Aufruf zur Weinrallye #33

          Auch wenn das Wetter sogar nicht sommerfrühlingshaft erscheint, vermag doch eine gute Flasche aus einer duftintensiven Rebsorte zumindest ein kleines Lächeln in unser Gesicht zu zaubern.
          In diesem Sinne hoffe ich, ihr habt schon das eine oder andere Glaserl genossen oder doch zumindestens eine Flasche für die Rallye kalt gestellt - die Terrasse (oder das Fensterbrett) reicht bei diesen Tempereaturen dafür allemal :-).

          Ich freue mich schon auf eure morgigen Beiträge!

          Samstag, 15. Mai 2010

          Weinrallye #33 - Erinnerung

          Noch eine Woche Zeit, um sich mit den entsprechenden Weinen für die Weinrallye #33 - Weine aus Aromasorten - einzudecken.
          Zur Erinnerung, die Rallye findet am Samstag, 22. Mai 2010 statt - und das bei jeder Witterung! Also keine faulen Ausreden ;-)

          Weinviertler Rieslingtriple

          Österreichs nördlichstem Weinbaugebiet - dem Weinviertel - fühle ich mich erst seit dem Vorjahr verbunden. Hier insbesonders dem westlichen Teil rund um Retz (1|2). Die Gründe für diese (derzeit doch recht innige) Verbindung sind mannigfaltig und liegen im Wesentlich an der zauberhaften Weite der Landschaft sowie der tollen Weinstilistik nebst höchst erfreulichem Preisgefüge.
          Zudem finde ich hier in der Rebsorte Riesling (am Ehesten) jenen Weintypus, den ich an deutschen Exemplaren aus dieser Rebsorte so schätze: messerscharf fokussierte Strahlkraft gepaart mit mineralischem Einschlag!
          Die nachfolgenden drei Vertreter aus dem SALON beweisen dies recht eindrucksvoll!


          • Weingut Studeny, Riesling Classic 2008, Obermarkersdorf, Weinviertel, Strohgelb mit leicht grünlichen Reflexen, anfangs sehr von Zitrusfrucht geprägt verändert sich die Nase im Laufe der Tage deutlich hin zu einem vielschichtigen Aromenspiel mit deutlich mineralischer Prägung, ein Hauch Apfel, Grapefruit, blitzsaubere Stilistik, gutes Mundgefühl, der nervigen Säure steht eine weiche Portion Extrakt gegenüber, sehr straffer, trinkanimierender Wein, gelungen, SALON 2009, *(*)/***
          • Respiz-Hof Kölbl, Riesling Galgenberg 2008, Röschitz, Weinviertel, helles Zitronengelb (Strohgelb mit ein wenig grünen Reflexen), zeigt sich vom ersten Riecher an mit einer straffen, mineralischen Stilistik, messerscharf am Gaumen, jedoch mit wundervollen Balance ausgestattet, viel Extrakt in Kombination mit nerviger Säurestruktur, die Fruchtaromen offenbaren sich erst am dritten Tag, Litschi, zarte Ananastöne, Feuerstein, Zitrustouch, trinkanimierend - da kommt der Speichelfluß in Fließen, die Zunge rollt über den Gaumen und das Hirn verlangt sogleich nach dem nächsten Schluck! Langer Abgang, endlich ein tolles Pendant zu meiner präferierten, deutschen Rieslingstilistik, prachtvoller Stoff und ein würdiger Vertreter des österreichischen Winzerhandwerks, zurecht ein SALON-Wein, **(*)/***
          • Winzerhof Stift, Riesling vom Urgestein 2008, Röschitz, Weinviertel, SALON 2009, Strohgelb, deutlich mineralisch dominierte Nase, fokussierte, Gesteinsnoten, florale Noten, zart würzig, kühler Hauch, im Mund dann erstaunlich saftig, ohne jedoch die Strahlkraft zu verlieren, fordernde, doch balancierte Säurestruktur, salziger Rückgeschmack, gutes Exemplar für Liebhaber der fokussierten Stilistik abseits der Primärfruchtbomben, **/***

          Freitag, 7. Mai 2010

          TYA 1999 (5) - Italien

          1999 war im Chianti Classico Gebiet ein hervorragendes Jahr, mit guter Bewässerung der Reben in der Wachstumsphase im Frühling, einem heißen, aber nicht allzu trockenem Sommer und einem Herbst, der mit Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht die Aromenausbildung in den Trauben fördert - sicherlich ein Vorteil bei der spätreifenden Sangiovese. Alles in allem also ein Grant für feine Weine? Mal sehen..
          • Tenuta di Capezzana, Trefiano 1999, Carmignano, Toskana, Trefiano, eine Einzellage rund um die gleichnamige Villa (Agrotourismo), Ziegelrot mit dunklem Kern, leuchtendes Granatrot am Rand, komplexe, verwobene Nase, anfangs rohes Fleisch ähnlich vielen Weinen aus dem Ribera del Douero, viele "helle" Noten, Mineralik, geschliffen, präsentiert sich warm und offen(herzig), exemplarische - weil reif, mürbe und nicht wie so oft in der Region austrocknende - Gerbstoffe, mittelgewichtig am Gaumen, balanciert, mit einer gewissen Feurigkeit im Abgang.
            Tag 3: Herzkirsche gepaart mit herrlich feiner Würzigkeit, Tannin und Säure halten sich harmonisch die Balance, saftig auf der Zunge, im Abgang fokussiert, einem gereiften Bordeaux nicht unähnliche Stilistik, das Lagerpotential erscheint mir ausgeschöpft, jetzt á point zu trinken, sollte sich problemlos die nächsten 3 Jahre auf diesem Niveau halten, , völlig untypischer Sangiovese mit einem kleinen Anteil von Cabernet Sauvignon, aber gerade deswegen so spannend, die richtige Mischung aus allem, sodaß man gerne ein drittes Glas genießt, Wein, der mit Genuß universell einsetzbar ist - Kategorie persönlicher Lieblingswein! **(*)/***, €23
          • Barone Ricasoli, Castello di Brolio 1999, Gaiole, Toskana, nun muß ich gestehen, ich habe mir zwar irgendwo Notizen zu diesem Wein gemacht, aber diese sind jetzt nunmal leider unauffindbar :( - und in meinem Gedächtnis finden sich nur noch einige Fragmente: ..warm und offen .. reif .. gute Balance zeigend .. viel Fruchtsüsse .. prachtvolle, vor allem sehr mürbe Gerbstoffstruktur .. macht Spaß zum Trinken .. aus einem Guß .. hat noch Potential für weitere 5 Jahre .. aber wie so oft bei den Toskanesen nicht wirklich vielschichtig .. **/***
          • Mazzei, Castello di Fonterutoli 1999, Castellina, Toskana, der Topwein des Hauses, Sangiovese mit 10-prozentigem Anteil Cabernet Sauvignon, noch sehr jugendliche Farbe, tiefer, dunkler Kern mit leichtem Granatrot am Rand, betörende Balsamik durchströmt den Riechkolben, ledrig, teerige Noten, tiefe Würze, engmaschig am Gaumen mit tollem süßem Fruchtspiel, eine feinkörnige Gerbstoffstruktur ummantelt fein pelzig die Zunge, das vitale Leben, zivilisierte Kraft im Glas, mittellanger Abgang, feinziselierte Säure gesellt sich im harmonischen Nachgeschmack dazu, hat sich bestens entwickelt, aber eigentlich noch zu jung, mit den beste Anlagen für die nächsten Jahre ausgestattet, tolle Leistung für einen Wein, von dem es jährlich bis zu 100.000 Exemplare gibt! **(*)/***

          Bereits verkostet und geposted wurden die folgenden 99er-Weine der Toskana:
          Bisher gesammelte Ergüsse der 1999er-Ten Years After-Serie..

          TCA & Kork

          Eine lesenswerte und in einigen Punkten für mich neue Betrachtungen zum Thema TCA & Kork in einem Artikel des Manager Magazins - gefunden via Weine & Feinkost Unterwegs, Christian Fenske.

          Mittwoch, 5. Mai 2010

          Würzburger Sylvaner

          Silvaner (Sylvaner) habe ich lange Zeit ausschließlich immer mit Südtirol, genauer gesagt dem nördlichen Eisacktal verbunden. In Deutschland war diese Rebsorte einmal mit einem Rebsortenanteil von 1/3 die dominierende Weinrebe. Heute erblüht der Silvaner hauptsächlich in den Weinbaugebieten Rheinhessen und Franken, sowie in Südtirol in der Gegend rund um Brixen.

          Jedenfalls beweist das nachfolgende 3er-Gespann des Zehnthof Luckert, mit seinen mineralisch geprägten, auf Muschelkalk kultivierten Reben, daß die Würzburger Silvaner (ja! - Bocksbeutelflasche :-) zu Recht als Heimat dieser Rebsorte gilt.
          Tolle Weine, welche zukünftig einen Fixplatz in meinem Keller zugesprochen bekommen!



          • Zehnthof Luckert, Sylvaner Alte Reben Sulzfelder Maustal 2007, Franken, helles Strohgelb, expressive und fokussiert Nase, Pfirsich, Marille, fast auch ein wenig Richtung Exotik, aber immer pointierte Stilistik, am Gaumen tänzelt dann die knisternde Mineralik auf der Zungenspitze, spannungsgeladen (wer jemals auf der Zunge eine 9V-Batterie angelegt hat, weiß was ich meine ;-), schlank bis mittelgewichtig, zeigt viel Trinkfluß, balanciertes Säurespiel, mustergültig, cremig weich mit viel Extrakt im Mund ausklingend, aber auch sortentypisch? **-**(*)/***
          • Zehnthof Luckert, Blauer Sylvaner Sulzfelder Maustal 2008, kräftiges Strohgelb mit hellem Goldreflexen, intensive Nase, gelbe Früchte, gebündelt - mit einer inneren Spannung - und trotzdem mit Spiel am Gaumen, ein feiner Dialog zwischen Zügel und Freiheit, einiges an Extrakt, anfangs cremig weich, dann spannungsgeladen (vulgo mineralisch) ausklingend, guter Abgang! Macht einfach Spaß! **/***
          • Zehnthof Luckert, Blauer Sylvaner Sulzfelder Cyriakusberg 2008, feines Strohgelb, Anklänge an Honig, Zitrustouch, ein zarter Würzehauch, die Mineralik nur dezent im Hintergrund, zeigt anfangs fast ein cremig weiches Mundgefühl, die Säure und Mineralik tritt erst im Abgang hervor, wieder die Zitrusnoten im Rückgeschmack, feine Quitte, spannungsgeladen hinten nach, wirkt zuerst recht kuschelig und läßt das Messerscharfe vermissen, braucht 3 Tage um zu erblühen und ist dann aber ein bißchen ein Wolf im Schafspelz, souveräne Silvanerqualität, **/***
          Von wegen - lieber Würtz - die Österreicher kaufen keinen Wein aus deutschen Landen ;-)

          Dienstag, 4. Mai 2010

          Jahrgangspräsentation DAC Krems-, Kamp- & Traisental

          Erstmalig gab es heuer eine gemeinsame DAC Jahrgangspräsentation der niederösterreichischen Weinregionen Traisental, Krems- & Kamptal im Linzer Design Center Linz.
          Mit 140 Betrieben war (fast) alles vertreten, was Rang und Namen in einer der 3 Weinregionen besitzt. Nach den wirklich übervollen Veranstaltungen des Jahrgangspräsentationen des Burgenlands bzw. DAC-Weinviertel ging es diesmal erfreulich beschaulich zu, was auch das eine oder andere vertiefende Gespräch mit den Betrieben zuließ.
          Nach gut 60 verkosteten DAC Weinen aus den beiden zugelassenen Rebsorten Grüner Veltliner und Riesling (und ein paar - aus DAC-Sicht - sortenfremden Exemplaren) kann ich für mich folgendes Resümee ziehen.
          • '09 präsentiert sich in Summe als Rieslingjahr - bei den meisten Betrieben ist der Riesling doch deutlich besser gelungen als der (in gleicher Qualitätsstufe korrespondierende) Grüne Veltliner - einige Ausnahmen bestätigen den Regelfall,
          • die Rieslinge der "Classic"-Linie zeigen sich mit guter Frucht, aromatischen Nuancen, balanciert, zwar rassig aber doch nicht mit jener schneidigen, jugendlichen Säure wie im Vorjahr und bereits mit gutem Trinkcharme ausgestattet, die der Grüne Veltliner teilweise doch (noch) vermissen läßt,
          • zudem existiert bei den Riesling-Exemplaren eine breite Masse an guten bis sehr guten Weinen, daher kann getrost von einem wirklich guten Jahr gesprochen werden.
            Ob der eine oder andere DAC Reserve einmal das Potential zum großen Wein hat, wird sich zeigen. Einem Überflieger im Jugendstadium bin ich nicht begegnet - knapp vorbei zumindestens, denn die Weine eines einzelnen Weingutes (Geyerhof) haben mich alle vollends überzeugt und bei beiden Rebsorten gleichermaßen!
          • Einige Betriebe prägen durch ihre Stilistik die Weine deutlich stärker (als dies der Jahrgang vermochte) und heben sich somit wohltuend von der breiten Masse ab - auch wenn diese durchaus einen (technisch einwandfreien und) gefälligen Stil respektive gute Weine offeriert.
          Kosttipps:
          • "klassisch" zB. von Birgit Eichinger, Riesling Gaisberg DAC 2009, der auch im profil DAC-Paket vertreten ist, wunderbar filigrane Nase, aromatisches Bukett, weißer Pfirsich, parfumiert, nervige Säure, gute Balance, Weingut Hiedler, Riesling Steinhaus DAC Reserve 2009, ganz ähnlich dem Gaisberg, jedoch zusätzlich mit mineralischer Prägung, Weingut Aigner, hier hat mir der Grüne Veltliner Weinzierlberg DAC 2009 sehr gut gefallen, wirkt bereits trinkfertig, mit Charme und guter Balance,
          • etwas "gelassener", runder und reifer zB. vom Weingut Rabl, Güner Veltliner Spiegel DAC 2009 & Vinum Optimum DAC Reserve 2009, etwas Tabak, reife Gelbfrucht, ein weiches und rundes Mundgefühl, harmonisch zu trinken, mollig ohne breit zu wirken, genauso die Weinpalette der Familie Kirchmayer,
          • vom Weingut Berger der Riesling Steingraben DAC Reserve 2009, feine Fruchtnoten, nicht aufgringlich, nervig, die klassischen Pfirsicharomen kommen erst am Gaumen, sehr balanciert und souverän,
          • im "High End"-Segment ist wie immer das Schloß Gobelsburg mit seinem Grünen Veltliner Lamm DAC Reserve 2008 vertreten, mächtiger Extrakt, druckvoll und gebündelt, beste Anlagen, großes Potential,
          • das Highlight der Präsentation war für mich Ilse Maier vom Geyerhof. Zum einen zeigten sich die Weine in bezug auf Sortenvergleich ebenbürtig, zum anderen lagen die Weine des Bioweingutes mit ihrer schneidig straffen und mineralisch geprägten Art genau auf auf meiner bevorzugten Linie. Die 5 degustierten Exemplare - GV Hoher Rain & Steinleithn, Rs Sprinzenberg, Johannisberg & Kirchensteig 2008 - spiegeln auf höchst individuelle Weise ihr Terroir wieder, niemals zuvor hatte ich das bei einem Betrieb (und dem Grünen Veltliner) so intensiv erlebt. Sie zeigten sich souverän, teilweise recht fordernd und eigenständig. Wie hat es ein Teilnehmer so treffend formuliert? Diese Weine waren in ihrer Kindheit (am Stock), wohlbehütet, brauchten niemals Furcht zu haben (Trockenstress, Nährstoffengpässe udgl. mehr), wuchsen in einer intakten Umwelt auf und deswegen sind aus ihnen heute vor Selbstbewußtsein strotzende, höchst individuelle Geschöpfe erwachsen. Biowein at its best!